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«MW" und Ktadtbolr. ltnparteiisches Tageblatt fir ShemnI- M »le Vororte: Mchemnih, Ateodorf, Bmrs»«rf, Furth, Gableuz, Gliisa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Rmftadt, Schllmm' Abonnements: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 45 Pf. (Zutragen 15 Pf.)! Jnsertionspreis: die schmale (Ispaltige Corpuszeile) oder deren Raum 10 Pf. — Die 2spaltiäe nehmen entgegen die Verlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und (auf Textbreite) unter Eingesandt 30 Vf. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. obigen Vororten, sowie sämmtlichc Postanstalten. (Postzeitungs-Preisverzeichniß: Nr. 1036. 13. Nachtrag.) j Annoncen-Annahme für de nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). Bekanntmachung, die Weihnachtssendungen betr. Das Reichs-Postamt richtet auch in diesem Jahre an das Publikum das Ersuche», mit den Weihnachtsversendungen bald zu beginnen, damit die Packetmassen sich nicht in den letzten Tage» vor dem Feste zu sehr zusammen drängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. Die Packete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Cigarrenkisten rc. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Packete muß deutlich, vollständig und haltbar hergeftellt sein. Kann die Auf schrift nicht in deutlicher Weise auf das Packet gesetzt werden, so empfiehlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Ani zweckmäßigsten find gedruckte Aufschriften auf weißem Papier. Dagegen dürfen Formulare zu Post- Packetadressen für Packetaufschriften nicht verwendet werden. Der Name des Bestimmungsorts muß stets recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. Die Packetaufschrift muß sämmtliche Angaben der Begleitadresse ent halten, zutreffendenfalls also den Frankovermerk, den Nachnahmebetrag nebst Namen und Wohnung des Absenders, den Vermerk der Eilbestellung u. s. w., damit im Falle des Verlustes der Begleitadresse das Packet auch ohne die selbe dem Empfänger ausgehändigt werden kann. Auf Packeten nach größeren Orten ist thunlichst die Wohnung des Empfängers, auf Packete» nach Berlin auch der Buchstabe des Postbezirks (6, IV., 80. u. s. w.) anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt eS wesentlich bei, wenn die Packete fran- kirt ausgeliefert werden. Das Porto für Packete ohne angegebenen Werth nach Orten des Deutschen Reichs-Postgebiets beträgt bis zum Gewicht von ö Kilogranim: 25 Pf. auf Entfernungen bis 10 Meilen, 50 Pf. auf weitere Entfernungen. Berlin IV., 4. December 1883. Der Staatssecretär des Reichs-Postamts- In Vertretung: Sachse. Freiwilliger Hausverkauf. Erbtheilungshalber soll den S. Januar 1884 10 Uhr Vormittags das zum Nachlass« des Bäckermeisters Carl Botthelf Kunze hier gehörige, in der Stadt Chemnitz unter Nr. 17 an der Mühlen- und Nr. 6 an der KarlS- straße gelegene Hausgrundstück Nr. 154, Abth. III des Brandcatasters, Fol. 6S1 des Brund- und Hypotheken-, Parzelle 848 des Flurbuchs für die Stadt Chemnitz, amtlich auf 35,650 M. geschätzt, an hiesiger Amtsstelle durch das unterzeichnet« Nachlaßgericht im Wege der freiwilligen Versteigerung verkauft werden. Tageschronik. 11 December. 1582 Herzog Alba gest. 1718 Carl XU. von Schweden gest. 1758 Theodor von Neuhoff, „König von Corsica" gest- 1792 Ludwig XVI. vor dem Convent. 1817 Max von Sckcnkendorf gest. 1839 Die 7 Professoren in Göttingen abgesetzt. 1871 Zusatzvertrag zum deutsch-französischen Frieden- Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 9. December. Wien. Der Hofschauspieler Leuchert, ehemals berühmter Helden darsteller des Josefstädter Theaters, 51 Jahre alt, tödtete sich durch einen Revolverschuß. Motiv: unheilbare Krankheit. Konstantinop el. Die Pforte sandte strenge Befehle nach Hedschas, um die Nachrichten über die großen Siege des Mahdi zu dementiren; auch wurden die Behörden Mekka's und Medina's auf gefordert, wachsam zu sein, um den Eintritt der Boten des Mahdi in die heiligen Stätten zu verhindern. Türkische Kriegsschiffe sollen nach Suakim, als dem nächsten türkischen Hasen, abfahren. Sevilla, 10. Dec. Vorm. Der Kronprinz ist von Montpensier begleitet in San Lucar angekommen. Gestern trat in mehreren Provinzen Spaniens starker Schneefall ein, so daß die Telegraphen verbindung vielfach gestört wurde. An der Mittelmeerküste fanden heftige Stürme statt. Barcelona, 10. Dec Vorm. Die Offiziere des eingetroffeneu deutschen Geschwaders wurden von den Behörden und von der Be völkerung aufs Freundlichste und Zuvorkommendste empfangen Kairo, 10. Dec Vormittags. Nach weiteren Nachrichten haben sich 500 Negertruppen und 200 Baschibosuks, welche von Mahmud Pascha gegen einen in der Nähe Suakims erschienenen Trupp Auf ständiger entsandt wurden, nur fünfzig, wovon die Hälfte Offiziere ist, gerettet Die Bestürzung ist groß, da die geschlagenen Truppen zu dem besten Theile des egyptischen Heeres gehörten. Man ist be sorgt, daß die Wiedereröffnung der Straße von Suakim nach Berber und die Wiederherstellung der Verbindung mit Baker Pascha kaum möglich sein wird. London, 10. December, Vorm. Nach einer Meldung aus Hongkong ist am 3. Dec. ein von Annamiten und Chinesen auf Haiphong beabsichtigter nächtlicher Angriff durch den Ausfall der Fran zosen unter Coronats Befehl vereitelt worden, wobei die Annamiten und Chinesen zersprengt wurden und etwa 50 Todte und 100 Ver wundete zurücklassen mußten. Die Franzosen hatten 2 Verwundete. Der deutsche Kronprinz in Spanien. Bei seiner Abreise auf dem Madrider Südbahnhofe sagte der Kronprinz zu König Alfons, welcher ihm glückliche Reise wünschte und ihn bat, die Kronprinzessin zu grüßen: „Wer weiß, wenn ich nach Hause komme, ich werde wohl vorher noch die halbe Welt zu durchreisen haben." Die Ankunft des hohen Gastes in Sevilla erfolgte am Sonn abend Vormittag 10 Uhr. (In Cordoba war er früh 6 Uhr ein getroffen und daselbst von den Behörden am Bahnhofe empfangen worden. Auch hatte hierbei das Militär Spalier gebildet und die daselbst aufgestellte Kapelle die preußische Nationalhymne gespielt). Am Bahnhofe begrüßte ihn der Herzog von Montpensier, bei welchem ^doch der Kronprinz seines Jncognito's wegen nicht Wohnung nahm Derselbe stieg vielmehr im Hotel de Madrid ab. Auf dem Wege hahin — die Fahrt wurde in einem offenen Galawagen zurückgelegt — begrüßte die zahlreich anwesende Bevölkerung den Kronprinzen mit sympathischen Zurufen. Dieser nahm nach dem Dejeuner von den Sehenswürdigkeiten Sevilla's die Kathedrale, die Börse, das Haus des Pilatus, sowie das von Murillo gestiftete und durch seine Meister werke geschmückte Hospital de la Caridad in Augenschein. — Ein Empfang des deutschen Kronprinzen auf der Reise durch den Süden Spaniens seitens der Präfecten wird in keiner Weise stattfinden, da der Kronprinz sein Jncognito streng zu wahren wünscht. Die überraschende Nachricht, daß der deutsche Kronprinz sich von Genua nach Rom begeben würde, um dem Papste einen Besuch ab zustatten, wird von der „Nordd. Allg. Ztg." halb und halb dementirt. Wenigstens schreibt das officiöse Blatt in seiner Abendnummer vom 8. December: „Die Nachricht aus Madrid, wonach Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit der Kronprinz beabsichtige, sich von Genua nach Rom zu begeben, um dem Papste einen Besuch abzustatten, ist aus der Luft gegriffen. Bei einer etwaigen Reise unseres Kronprinzen nach Rom könnte es sich selbstverständlich in erster Linie nur um einen Besuch bei dem Könige von Italien handeln." Hiernach zu urtheilen, würde sich demnach der Besuch des Kronprinzen in Rom bestätigen, nur mit dem Unterschied, daß der hohe Herr zunächst nicht im Vati kan, sondern nur im Ouirinal erscheint; die weiteren Nachrichten hierüber sind abzuwarten. In Genua wird der Kronprinz am 16. d. M erwartet, wo selbst er diesmal ebenso wie auf der Hinreise nach Spanien im könig lichen Schlosse Wohnung nehmen wird. In Rom trifft er voraus sichtlich am 17. oder 18. d. M. ein. Freihän-lerifche Strömungen in Nord- Amerika Vergangenen Montag wurde der Congreß der Vereinigten Staaten von Nordamerika eröffnet. Die demselben zugegangenen Mittheilungen der Regierung enthalten diesmal zwei hochwichtige Ankündigungen, und zwar richtet sich die eine gegen den Bimetallismus, Während die andere eine Herabminderung der Einfuhrzölle in Aussicht nimmt. Die im nächsten Jahre stattfindende Neuwahl des Präsidenten macht sich durch beide Schriftstücke, und zwar besonders durch die zweite, bemerkbar; denn bei dem bevorstehenden Wahlkampfe werden jedenfalls die beiden Schlachtrufe „Freihandel" und „Beibe haltung der Schutzzölle" eine hervorragende Rolle spielen. Was diesen Wahlkampf anlangt, so lenkt sich jetzt schon das allgemeine Interesse auf ihn. Bemerkenswerth ist, daß der republikanischen Regierung und einem Senat, in dem die Republikaner eine nur geringe Majorität haben, ein Repräsentantenhaus gegenübersteht, in welchem die Demo kraten vollständig herrschen, und daß zum Präsidenten des Repräsen tantenhauses ein freihändlerischer Demokrat, und zwar gerade deshalb, weil er Freihändler ist, gewählt werde. Daraus geht zur Genüge hervor, daß die Demokraten bei der nächsten Präsidentenwahl den Freihandel auf ihre Jahne schreiben werden. Auch die Republikaner werden sich, das ist die Folge davon, nicht durchweg auf den protektionistischen Standpunkt stellen, vielmehr der Herabsetzung der Einfuhrzölle einigermaßen das Wort reden. Der Grund für eine Herabsetzung der Schutzzölle liegt in der äußerst günstigen Finanzlage der Vereinigten Staaten. Die Einnahmen wachsen stetig an und die Schuldentilgung schreitet rüstig vorwärts. Man weiß in der That nicht recht, was man mit den Einnahme- Ueberschüssen anfangen soll. Einer Bertheilung derelben an die einzelnen Staaten, wie bei uns in Deutschland, stehen verfassungsrechtliche Be denken entgegen und auch ein weiterer Vorschlag dahingehend, die Auflagen auf Sprit und geistige Getränke herabzusetzen, scheiterte an der überwiegend templerenzerischen Gesinnung der Nordamerikaner. In dem Hause ist bisher die Bäckerei in schwunghafter Weise betrieben worden; Die Besichtigung derselben ist jederzeit gestattet. Alles Nähere können Reflektanten aus dem Anschläge am Gerichtsbrete ersehen, auch wird an Unterzeichneter Stelle sowohl, als von Herrn Rechtsanwalt Jrmscher hier jede gewünschte Auskunft ertheilt werden. Bietungslustige wollen sich am 9. Januar 1884 Borinittags 10 Uhr an Amtsstelle pünktlich einfinden und des Weiteren gewärtigen. Chemnitz, den 1. December 1883. nigliches Amtsgericht, Abtheilung L. eher. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute auf tzolium 328 die Firma Carl Bergert in Ersenschlag und als deren Inhaber der Strumpfwaarensabrikant Herr Carl Wilhelm Bergert daselbst eingetragen. Chemmtz, am 7. December 1883. Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. ohr. Tr- Es bleibt daher, wenn Ueberschüsse nicht angesammelt werden Zsollen, schließlich nichts anderes übrig, als durch Herabminderung der Ein gangszölle die Einnahmen der Bereinigten Staaten zu verringern und dieser Gedanke dürfte umsomehr die Wahrscheinlichkeit der Verwirk lichung für sich haben, als in dieser Richtung eine immer merklicher werdende Bewegung durch die Union geht. Die Forderung einer Herabsetzung vieler Tarifpositionen oder gar des Ueberganges zum Freihandel hat auch schon bei den Wahlen in den einzelnen Staaten in den demokratischen Wahlprogrammen eine große Rolle gespielt. Für die nächste Präsidentenwahl werden nun die Demokraten, die Vertreter des Freihandelsprincips, das Hauptaugenmerk auf die ackerbauenden Staaten des Westens richten;, denn hier, wie auch in den südlichen Ackerbau- und Plantagen-Staaten waltet ganz ent schieden die freihändlerische Richtung vor. Der Süden gehört den Demokraten ohnehin schon und wenn die freihändlerische Bewegung daselbst nicht schon längst größere Dimensionen angenommen hat, so erklärt sich dies daraus, daß auf die demokratische Partei im Norden Rücksicht genommen wurde, welche es bisher nicht für angezeigt ge halten hat, ihre Sache schlechtweg mit der des Freihandels zu identi- ficiren. Diese Haltung schien ihr geboten, weil sie ja allenthalben, also auch in Gegenden, wo die schutzzöllnerische Richtung vorwiegt, den Republikanern Abbruch zu thun suchte. Man ersieht also, daß demnächst jedenfalls auch in den Ver einigten Staaten, die um die politische Macht kämpfenden Parteien, die wirthschaftspolitische Frage auf ihre Fahne schreiben werden. Der Entschluß der Demokraten und die vorsichtige Haltung der Republikaner sprechen jedenfalls dafür, daß die freihändlerische Be wegung in Nordamerika ein Faktor geworden ist, mit welchem ge rechnet werden muß. ' Wie auch die Entscheidung zwischen beiden Parteien sein möge, die Entwicklung der Dinge in Nordamerika ist derartig, daß die Exportländer Europas große Hoffnungen an dieselbe knüpfe i dürfen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Preußische Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag nach zweitägigen erregten Verhandlungen den Antrag des Abgeordneten Stern auf Einführung des geheimen Wahlmodus bei den preußischen Landtags- und Conimunalwahlen abgelehnt, und zwar mit 202 gegen 163 Stimmen. Gegen denselben stimmten ge schlossen die beiden conservativen Fraktionen und die Nationalliberalen, für denselben ebenso geschlossen die andern Parteien. Aus der De batte, die zum Theil in einen» Tone geführt wurde, wie er glück licherweise in den Räumen des preußischen Abgeordnetenhauses nur selten zu hören ist, ist am Meisten die Erklärung oder vielmehr die Drohung des Ministers von Puttkammer hervorzuheben, die preußische Regierung würde unter Umständen beiin Bundesrathe die Einführung des öffentlichen Wahlmodus auch für die Reichstagswahlen bean tragen. Wir fürchten, daß Herr v. Puttkammer hiermit seine Waffe der radicalen Agitation in die Hand gedrückt hat, welche besten» gegen die Regierung gebraucht werden wird, wie denn überhaupt in Deutschland diese Worte des Ministers vielfach großes Befremden erregt haben. Am Freitag lenkten die Verhandlungen nach den vor hergegangenen erregten Debatten wieder in das ruhigere Fahrwasser der Budgetberathung ein. Ohne wesentliche Discussiontz wurden das Extraordinarium der Forst- und Domainen-Verwaltung und die Ein nahmen der landwirthschaftlichen Verwaltung genehmigt. Eine längere Debatte, die wieder sämmtliche Gebiete der Landwirthschaft streifte, wurde bei der Berathung der dauernden Ausgaben, 8,150,538 M. verursacht, doch wurden schließlich die sämmtlichen hierauf bezüglichen Capitel bewilligt, An» Sonnabend fiel wegen des katholischen Feier tages (Maria Empfängniß) die Sitzung aus.