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, Nr. 132. — 8. Jahrgang. mi> AMbote. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Furth, G ablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau. Abonnements: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 4b Pf. (Zutragen 15 Pf.) Jnfertionspreis: die schmale (Ispaltige CorpuSzeile) oder deren Raum 10 Pf. — Die 2spalti-, nehmen entgegen die Berlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und (auf Textbreite) unter Eingesandt 30 Bf. — Auf ^grotze Annoncen und Mederholunge» Rabatt. — obig "" ' ' ' gen Bororten, sowie sämmtliche Postanstalten. (PoftzeitungS-Preisv-rzeichniß: Nr. 1036. 13. Nachtrag.) (auf Textbreite) . , . . Annonce»-Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Duckdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). (D Weihnachten! So bist Du wieder nun gekommen in Deiner bunten Zauberpracht, Du Fest der- Liebe und der Freude, o heilige geweihte Nacht! Vom Duft des Tannenbaums umwoben, umstrahlt von heiter'm Kerzenschein, So ziehst Du wie seit tausend Jahren in Millionen Herzen ein. Es fällt von Deinem Märchenschimmer ein warmer Strahl in jedes Haus Und von der wahren Liebe Gaben bringst Du uns einen reichen Strauß, D'rum jubeln Alle Dir entgegen, und Jedes fühlt sich hochbeglückt Beim Schau'n der grünen Tannenzweige, die Liebe ja so schön geschmückt. „Den Menschen sei ein Wohlgefallen und Friede herrsch' auf Erdenrund", So frohe Botschaft ward den Hirten in heil'ger Nacht aus Engelsmund. Mög' dieses Wort auch heut erklingen, so weit man Christi Namen nennt, Mög' es vereinen und versöhnen, wo Haß und Streit die Herzen trennt! Wohl, sei uns Allen denn willkommen, o schönstes Fest der Christenheit, Gegrüßt, Du Fest der reinen Freude, Du holder Lenz zur Winterszeit! Bring' uns auf Deinen gold'nen Schwingen nur Friede, Freude, seel'ge Lust Und senke Deine milden Strablen in jede trostbedürst'ge Brust! B ckanntmachung. Vom 1. Januar 1884 an treten für die Berechnung des Wasserverbrauches und die Feststellung der freien Waffermengen in neuen Gebäuden folgende Bestimmungen in Kraft: 1. Sobald der Bau eines Hauses soweit vollendet ist, daß es in Be nutzung genommen werden kann, findet die Berechnung des Wasserverbrauches nach Maßgabe des Regulatives für die Benutzung der städtischen Wasserleitung in der Weise statt, daß bis zu dem Zeitpunkte, von welchem an das Haus zu der Wassersteuer eingeschätzt ist, das in demselben verbrauchte Wasser nach dem vollen Betrage von 20 Pf. für jeden Kubikmeter in Rechnung gebracht wird. Nach der Einschätzung treten die Bestimmungen des Regulatives in Kraft. 2. Die Bewohnerzahl eines neuen Hauses wird nach einem von dem Hausbesitzer bei ber Verwaltung des Wasserwerks einzureichenden Verzeichniß aszusühren sind, festgestellt. Die Zeii in welck Verzeichn! r desselben e bleibt dem Haus sich ergebende Be- olgenden Rechnungs der Einreichung dieser besonderen besitze» überlassen. Die aus einem solchen wohnerzahl wird von dem der Einreichung termine an bei der Bestimmung der freien Wassermenge berücksichtigt, während bis dahin die sreie Wassermenge nach dem Betrage der Wassersteuer festgesetzt wird. Diese besonderen Einwohnerverzeichnisse bleiben so lange maßgebend, bis die bei der alljährlichen, regulativmäßigen Einwohnerausnahmc ermittelte Bewohnerzahl der Berechnung zu Grunde zu legen ist. 3. Die vorstehenden Bestimmungen finden nur aus solche Neubauten Anwendung, welche auf einem bisher noch unbebauten oder durch Abbruch vollständig beräumten Grundstücke von Grund aus neu errichtet worden sind. Chemnitz, den 22. December 1883. Der Rath der Stadt Chemnitz. Vetters, Bürgermeister. Nau. B ekanntmachung. Diejenigen Ortsbehörden des hiesigen Verwaltungsbezirks, welche sich noch mit der in dem Erlasse der Königlichen Amtshauptmannschaft vom 16. Juni dieses Jahres erforderten Anzeige, die Beaufsichtigung des Zieh kinderwesens betreffend, im Rückstände befinden, werden hiermit veranlaßt, diese Anzeige nunmehr spätestens bis zum 2. Januar 1884, bei Vermeidung von 15 Mark Ordnungsstrafe, lanher zu erstatten. Chemnitz, den 19. December 1883. Die Königliche Amtshauptmannschast- Schwedler. F. Bekanntmachung. Die Tischler-, Schlosser« und Glaserarbeiten für das Schulgebäude an der äußeren Rochlitzerstraße sollen durch Submission vergeben werden. Blankette und Allsführungsbedingungen können gegen Vergütung der Schreibegebühren bei der Unterzeichneten Verwaltung entnommen werden, woselbst auch die Angebote, mit entsprechender Aufschrift versehen, bis zum 3. Januar 1884 einzureichen sind. Chemnitz, den 19. December 1833. Die Stadtbauverwaltung Hechler, Stadtbaurath. T. Bekanntmachung. Nachdem von den Vertretern der Höchftbesteuerten die Herren Moritz Gustav Wöstmann, ehemaliger Besitzer des Canzleilehngutcs Höckericht, Carl August Ferdinand Beyer, Handschuhfabrikant in Grüna, Carl Gustav Adler, Besitzer des Rittergutes Leukersdorf, Carl Louis Drechsel, Spinnereibesiber in Gornsdorf, Friedrich Adolf Ihle, Bleichereibesitzer in Wittgensdork, Friedr. August Pöhsch, Steinmetzmeister in Hiwersdorf, Wilhelm Rößler, Svinnereibesitzer in Altchemnitz, Fried. Franz Strobel. Mühlenbesitzer in Furth, Karl . ulius Tank ssn. Kaufmann in Limbach, Albert Voigt, Fabrikdirektor in Kappel, aus der Bezirksversammlung der Unterzeichneten Anitshauptniannschast theils bereits ausgeschieden sind, theils mit Ende dieses Jahres Wege» Ablaufes ihrer Wahlperiode auszuscheidcu haben, so macht sich die Vornahme ander weiter Wahlen demnächst nothweudig. Es ist deshalb zn diesem Behufe die gesetzlich vorgeschricbcne Liste der für die Wahl stimmberechtigten Höchstbesteuerteil ausgestellt worden und liegt dieselbe in der Canzlei der Unterzeichnete» Amtshaiipunannschaft vom 27. December dss. Js. bis zum 26. Januar nächsten Jahres zur Einsichtnahme aus. Etwaige Einsprüche gegen dieselbe sind nach 8 7 des Gesetzes, die Bildung von Bezirksverbänden betreffend, vom 2l. April 187l bei deren Verlust, wenigstens 14 Tage vor der Wahl, bezüglich welcher noch besondere Bekannt machung erlassen werden wird, bei deni Unterzeichneten Ämtshauptmann an zubringen Unter Verweisung auf die Bestimmungen des oben angezogenen Gesetzes wird dies andurch bekannt gemacht. Chemnitz, den 29. December 1883. Königliche Amtshauptmannschaft. Schwedler. A. 800. 1307. 1S07. 1642. 1745. 1849. 1870. 1066. 1792. 1805. 1820. 1859. 1356. lb30. 1571. 1605. Tageschronik. 25. December. Karl der Große in Rom gekrönt. Die österreichischen Vögte von de» Schweizern vertrieben. Diezmann von Meißen ermordet. Jsaac Newton geb. Doppelfriede zu Dresden. Erzherzog Johann resignirt als Reichsversveser. Vollendung des Mont-Cenis-Tunnels- 26. December. Wilhelm der Eroberer als König von England gekrönt. Ludwig XVI. vor der Barre zu Paris. Bayern zum Königreich erhoben. Polizeiministcr Fouchö gest. Arndt's 90. Geburtstag in ganz Deutschland gefeiert. 27. December. Goldene Bulle Carls IV. Die deutschen Fürsten protestiren Ferdinand I. Keppler geb. John Davis (Davis-Straße) gest. gegen die Wahl des Kaisers Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 23. December. Berlin. Der Kronprinz ist mit sämmtlichen Begleitern heute früh um 8 Uhr 22 Min. auf der Anhalter Bahn wieder in Berlin wohlbehalten eingetroffen. Zum Empfange waren erschienen: der Erbprinz von Meiningen, der italienische Botschafter Graf Launay, der spanische Gesandte v. Benomar, der Polizeipräsident v. Madai, der dienstthuende Kammerherr der Kaiserin, der Generalarzt vr. Wegner, der Staatssekretär Graf Hatzfeldt und die Offiziere der vierten Armee- Inspektion. Der Kronprinz wurde vom Publikum mit jubelnden Zu rufen begrüßt. — Der Kardinal Fürst Hohenlohe celcbrirte heute früh um 8 /z Uhr in der Hedwigskirche die heilige Messe. Berlin. Die „National-Zeitung" meldet, daß Puttkamer noch vor Jahresschluß nach Friedrichsruh reisen wird. Bekanntmachung. Mit Rücksicht darauf, daß von« 15. Januar bis zum 1. Februar 1884 wiederum die Anmeldung der Militärpflichtigen zur Aufnahme in die Recru- tirungsstammrolle zu erfolgen hat, werden die, die Stammrollen führenden Behörden aus die in 8 23 der Ersatzordnung enthaltene» Bestimmungen hiermit noch besonders aufmerksam gemacht und zugleich veranlaßt, gemäß 56 der Ersatzordnung durch öffentliche Blätter oder aus andere ortsübliche eise die zur Anmeldung zur Recrutirungsstammrolle verpflichteten Militär- Pflichtigen, sowie deren Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- oder Kabrikherren Rom. Der deutsche Kronprinz hat 3000 Frs. für die Armen Rom's gespendet. Petersburg. Ueber den dem Kaiser zugestoßenen Unfall meldet der „Negierungs-Anzeiger": „Gelegentlich der Hofjagd am 10. December (28. Novbr.) gingen die Pferde vor dem Schlitten des Kaisers durch und warfen den Schlitten um, wobei der Kaiser einen heftigen Schlag gegen die rechte Schulter erhielt, der zwar keinen Knochenbruch verursachte, aber die Knochenbänder beschädigte. Zuerst litt der Kaiser heftige Schmerzen, in Folge dessen er die Nacht uw ruhig verbrachte. Gegenwärtig haben die Schmerzen nachgelassen; allein der Entzündungszustand der rechten Schultertheile dauert noch fort. Die Krankheit des Kaisers erfordert ihrem Charakter nach absolute Ruhe des Patienten und zur völligen Heilung ist eine ziem lich lange dauernde Kur erforderlich. Der allgemeine Gesundheitszu stand des Kaisers ist ein durchaus befriedigender." Pera. Die Schule der deutschen Juden in Galata ist abge brannt. Bereits sind 18 Kinder als Leichen aufgefunden. Die neu en Gefolge der Franzosen in Tonkin. Nachdem schon seit einer Reihe von Wochen alle Verhandlungen zwischen Frankreich und China in der Tonkinfrage so ziemlich ins Stocken gerathen waren, sind nunmehr die Franzosen zu der ange drohten kriegerischen Aktion geschritten, und zwar mit gutem Erfolge. Sie haben, wie bereits telegraphisch gemeldet wurde, die im Norden von Tonkin gelegene Stadt Sontay in voriger Woche mit Sturm erobert und dabei den Chinesen und Annamiten den Ernst der Situa tion klar gemacht. Auf französischer Seite gab es beim Kampfe um Sontay gegen 3 0 Tobte und Verwundete, während die diese Stadt vertheidigendcn Annamiten, Schwarzflaggen und Chinesen über 1000 Mann verloren haben sollen. Jedenfalls ist cs beim Sturm um Sontay ziemlich heiß hergegangcn, denn sonst würden die Franzosen nicht 300 Mann verloren haben. In Paris wurde natürlich dieser längst erwartete Erfolg mit großem Beifall ausgenommen, er befestigte wesentlich die Stellung des Cabinets Ferry und veranlaßte die Kam- zur Befolgung der in 8 23 enthaltenen Bestimmungen'rechtzeitig aufzufordern. Zugleich werden die Herren Standesbeamten noch darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß 8 45, 7 der Ersatzordnung bis zum 15. Januar 1884 ein Auszug aus dem diesjährigen Sterberegister, enthaltend die Eintragungen von Todesfällen männlicher Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, anher einzureichen ist. Chemnitz, den 18. December 1883. Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission der Aushebungs-Bezirke Chemnitz-Land und Stollberg. Schwedler, Amtshauptmann, Geheimer Regierungs-Rath. Hecker. Bekanntmachung. Ans Anordnung des Königlichen Ministeriums de» Innern ist von der Königlichen KreiShauptmannschast zu Zwickau bestimmt worden, daß alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen der Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den 4. Tag (4 mal 24 Stunden) von der Stunde des eingetretenen Todes an im Sterbehause belassen werden dürfen, sondern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist zu entfernen find, um entweder beerdigt oder den Todtenhallcn übergeben zu werden. Zuwiderhandlungen hiergegen sind mit Geldstrafe bis zu 100 Mark, be ziehentlich im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft zu bestrafen. Indem man Solches andurch zur öffentlichen Kenntniß bringt, ergeht zugleich an den Herrn Bürgermeister zu Zwönitz, sowie an die Herren Ge meindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirks hiermit Veranlassung, für strenge Handhabung dieser Bestimmung Sorge zu tragen, insbesondere aber auch die Leichenfrauen ihres Ortes auf dieselbe aufmerksam zu machen- Chemnitz, den 20. December 1883. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Schwedler. S teckbries- Gegen die unten beschriebene, aus Hartmannsdorf gebürtige, daselbst zu letzt aufhältliche, ledige Auguste Pauline Wächtler, welche sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Betrugs verhängt. Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in die hiesige Gefangen- Anstalt abzuliesern. Chemnitz, den 21. December 1883. Königliche Staatsanwaltschaft. Lt.X.1M.21..83.VI 412. I. V.: Bachmann, Ass. Schütz. Beschreibung: Alter: 21 Jahre. Größe: 1,», w. Statur: untersetzt« Haare: blond- Stirn: breit. Augenbrauen: blond. Augen: grau. Nase und Mund: prop. Kinn: rund. Gesicht: rund. Gesichtsfarbe: gesund. — Kleidung: die Wächtler führt die durch Betrug erlangten Gegenstände: ein schwarz- und weißcarrirtes Kleid und schwarzen Stoffpaletot, mit Kragen und Ausschlägen von Silbervlüsch und mit zwei Reihen Heller Knöpfe, mögliche Weise noch bei sich. mern, auch die zu eite Creditvorlage für Tonkin im Betrage von 20 Millionen Franken mit großer Mehrheit zu bewilligen. Ob man diesen französischen Erfolgen eine Entscheidung in der Tonkinfrage beimessen kann oder ob dieselben nur das Signal für den Ausbruch des Krieges zwischen China und Frankreich abgeben werden, muß man abwarten. Das Streitobject zwischen der franzö sischen und chinesischen Regierung ist allerdings Tonkin selbst, resp. sind es die beiden tonkinesischen Städte Sontay und Bacninh, welche den Rothen Fluß beherrschen und die Chinesen hatten erklärt, daß die Wegnahme dieser beiden Städte durch die Franzosen China zum Kriege gegen Frankreich zwingen werde. Fraglich bleibt aber noch, ob chinesische Truppen bereits officiell am Kampfe um Sontay theilgenoinmen haben und ob es nicht nur chinesische Freischaaren ge wesen sind, die im Verein mit den Schwarzflaggen einen Theil Ton- kins besetzt hielten. Die chinesische Regierung könnte daher noch immer mit der verhängnißvollen Kriegserklärung an Frankreich zurückhalten und sich auf der Grundlage vollzogener Thatsachen mit dem franzö sischen Cabinet einigen und die Schwarzflaggen u>d annamitisch« chinesischen Freischaaren in Tonkin ihrem Schicksale überlassen. Wich tiger als das eroberte Sontay ist übrigens das am ander:.! Ufer des Rothen Flusses liegende Bacninh, welches die Franzosen auch noch nehmen wollen und worüber die Kriegs- und Friedensfrage zwischen Frankreich und China auf die härteste Probe gestellt werden dürfte. Aus der chinesischen Hauptstadt Peking liegen indessen noch gar keine Nachrichten über die Haltung der chinesischen Regierung gegen die französischen Erfolge in Tonkin vor, es könnte jedoch auch in Peking ein überraschender Entschluß gefaßt werden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der die Weihnachtszeit sonst mehr als die anderen Festzeiten des Jahres charaktcrisirende Mangel an Ereig nisse» macht sich diesmal nicht so bemerklich. Was die auswärtigen Angelegenheiten anbelangt, so erregt der Gang der Ereignisse in Ost- Asien und dann auch im Süden Egyptens immer mehr das allge meine Interesse und wird wohl das neue Jahr in seinen ersten Wochen