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bei res ml vei Er t<s Berufen nun Für .brotlose Künste" hat üer mockerne Mensch kein Verständnis mehr. auf- Vei gemeinsamer klrbeit lernt man sich am besten kennen der Der Zufall spielt uns einen Durchschnittsroman auS der Vorkriegszeit in die Hand. Lächelnd Müttern wir ihn durch. Was sind das doch für seltsame Typen, denen wir da begegnen! Gestern mögen sie noch Alltagsgesichter ge tragen haben, heute muten sie uns fast an wie Erscheinun gen aus dem Geisterreich. Und welch sonderbare Reden sie führen! So schwärmerisch, so romantisch, so sentimental! sie zu verdienen scheint. Aber diese An nahme täuscht. Die tatsächliche Entwicklung der Dinge widerlegt sie in entscheidender Weise. Die Zahl der Eheschließungen be rufstätiger Mädchen gestattet durchaus nicht Im Mittelpunkt steht natürlich das junge Mädchen, dem — nach all den tra gischen Verwicklungen, die die nötige Span nung erzeugen — im letzten Kapitel die Ver lobung winkt. Es verkörpert wohl am deut lichsten das Ideal einer Zeit, deren Erinne rung nur den Alteren von uns noch lebhaft vor Augen steht. Mag es nun Gretchen, Käthchen oder Hannelore heißen, Tochter eines Beamten, Gutsbesitzers oder Kauf manns sein, sein Lebensinhalt ist stets der Gleiche. Sein Wirkungskreis beschränkt sich auf seine engste Umgebung. Aber auch hier ist seine Tätigkeit sozusagen nur eine zu sätzliche; es „hilft": der Mutter im Haus halt, dem Vater bei der Bewirtschaftung seines Gartens, den jüngeren Geschwistern bei den Schulaufgaben. Sonst aber fertigt es endlos Handarbeiten für den Hamster kasten an, singt zur Laute, weil es eine „reizende Stimme" hat, beschenkt die Familie mit selbstangefertigten Bildchen und Brand malereien, weil es „so viel Geschmack" be sitzt, liest mit Vorliebe Gedichte. So füllt es seine Zeit aus, bis der Freiersmann kommt, der es einer rosaroten Zukunft ent- gegenführt. Heute liest niemand solche Bücher mehr und ständig verringert sich auch die Zahl der jungen Mädchen, deren Sehnsucht es ist, seinen Heldinnen zu gleichen. Das moderne von heiratslustigen bevorzugt werclen jene MSckchen, deren Verus sie für den hdusiichen Wirkungskreis besonders geeignet macht, wie Kinder gärtnerinnen, tzousgehtlfinnen, Krankenschwestern und dergt. ?>ü/rsr «-roF msn /unzre Lttdeäsn die Lä«, äeuie /ü/- da« Leben. Leben »tob i/me Lsü-aisausaioätea dadru-oä vs^- mindert? vis Leiterin einer LbeberetunAeteii« beentwortet bier dieseL>a^s au/ Srnnct ibror Aro/Ssn Lr- /kimuaAen und der Lirestaiisti^ de« ietrten daäo- /2n/i« in »sirr bssetdenswerisr kreise. Folgerichtig wird in den Ehewünschen neuzeitlicher Heiratskandidaten, so wett sie sich nicht auf die äußere Erscheinung der künftigen Lebensgefährtin beschränken, eine solche berufliche Vorbildung mehr und mehr gewertet; auch von den besonneneren Männern jener Kreise, für dre früher als Gattin nur die Haustochter in Frage kam und die das aus Broterwerb ausgehende Mädchen schon aus „gesellschaftlichen Gründen" grundsätzlich ablehnten. In- zwischen hat man nämlich einsehen gelernt, daß gründliche und im Berufsleben erprobte Kenntnisse ein mindestens ebenso gesundes Fundament für häusliches Glück abgeben wie die Anforderungen einer vergangenen Zeit. Man ver- langt auch, je nach der besonderen Einstellung, Überein stimmung oder Ergänzung der Arbeitsfähigkeit von rufsschulen, deren Besuch bekanntlich wäh rend der praktischen Lehrzeit vorgeschrieben ist, für die weiblichen Lehrlinge den haus wirtschaftlichen Unterricht eingeführt? Doch wohl unter Berücksichtigung der Tatsache, daß aus den Verkäuferinnen, Expedientinnen, Stenotypistinnen usw., die sie heranbilden, später größtenteils Hausfrauen werden, die sich dann auch aufs Nähen, Kochen, Plätten, so wie auf die wichtigsten Erfordernisse häuslicher Gesund heitspflege verstehen müssen. Aber sind nicht überdies Grund auf verändert. Sicherlich erscheint auch ihm die Ehe erstrebenswert, aber es betrachtet sie nicht mehr als die einzig mögliche Art der Versorgung. Auch wenn es nicht gezwungen ist, sich frühzeitig sein Brot selbst zu ver dienen, will es auf sich gestellt sein. Es „hilft" nicht mehr, es arbeitet genau so wie seine männlichen Jahrgangs kollegen. Hat es wirklich Talente, so nutzt es sie aus. Sonst aber vertrödelt es nicht seine Zeit mit Dilettieren. Es häkelt keine Deckchen, die der neuzeitliche Haushalt als überflüssige Staubfänger verpönt. Es ist Ärztin, eine wertvolle Kraft im kaufmännischen Betrieb, gelernte Päda gogin oder besucht eine landwirtschaftliche Schule, kurz, es ist ein ernster Mensch. Daß die Entwicklung sich in diesem Sinne vollzog, ist hauptsächlich als Folge der wirtschaftlichen Verhältnisse an zusehen, wenden hier wohl die unentwegten Verehrer der „guten alten Zeit" ein und sie fahren fort: ^,Jst damit nicht derjenige Typus der weib lichen Jugend verloren gegangen, der die beste Gewähr für spätere hausfrauliche und hausmütterliche Eignung bot? Wurde denn nicht durch die Entthronung der Haustochter der stärkste Anreiz zur Familiengründung preisgegeben? Kann der Mann, der sich nach einer gemütlichen Häuslichkeit, nach dem Behagen des eigenen Heimes sehnt, bei dem Ehebund mit einer aus dem Berufsleben kommenden Frau alle diejenigen Annehm lichkeiten erhoffen, die ihm die innerhalb der Familie erblühte und auf den späteren Wirkungskreis vorbereitete Haustochter mit Sicherheit in Aussicht stellte?" Wer solche Frage aufwirst, ist gewöhnlich von vorn herein der verneinenden Antwort sicher, die Mädchen hat den Kampf ums Dasein zielbewußt genommen. Und es hat damit seine ganze Wesensart von Kenntnisse in Warenkunde, Buchführung, Geldeinteilung und vielen anderen Fächern ebenso unentbehrlich für eine ordentliche Haushaltsführung? Es ist also ein Trugschluß, anzunehmen, daß solche Frauenberufe keinerlei Beziehung zu dem mit der Ehe verbundenen häuslichen Pflichtcnkreis aufweisen. Der gesunde Menschenverstand lehnt ihn mit vollem Recht ab, Wie die Praxis beweist. Er hat sogar herausgefunden, daß durch sichere Beherrschung der Buch führung und anderer Büroarbeiten die Ehefrau für ihren Gatten zu einer sehr erwünschten Gehilfin werden kann, zur Mitarbeiterin, deren Leistungen er nicht selten höher veranschlagt, als den früher üblichen Zuschuß zum Familienverbrauch, den die Haustochter oft aus dem Elternhause empfing- Hauptsächlich fällt diese Möglichkeit, sich von unerwünschter Arbeit zu entlasten, für solche Männer ins Gewicht, die dem Geschäftsleben und den wirt schaftlichen Fragen des Alltages nicht allzu gewandt gegen über stehen: so begrüßen es besonders Akademiker mit großer Genugtuung, wenn ihre Ehe frauen infolge entsprechender Vorbildung und berufliche Erfahrung befugt sind, die Verantwortung für die gesamte Geldeintei lung und Verwendung auf sich zu nehmen, eine Verantwortung, die die Haustochter von ehemals mit vollem Recht abgelehnt haben würde, weil sie ihr in keiner Weise ge wachsen sein konnte, so lange für sie im Familienzimmer jener Jsolierschcmcl bereit stand, den nur Schönfärberei in einen Thron verwandeln konnte. Den veränderten Zettverhältnissen sich anpassend, hat sie ihn darum verlassen und ihr behütetes und umhegtes Dasein mit einem Leben vertauscht, das schon frühzeitig Celbstvcrantwortung erfordert. Richt zum eigenen Schaden, aber auch nicht zu dem jenigen des Mannes, der erst Dank dieser Wandlung in der Ehe- und Hausfrau die Wirkliche Lebenslameradin findet. ». K- einmal üblich ist, viel zwangloser, als im bloßen Familienverkehr von ehemals. Ver käuferin und Büroangestellte wissen daher sehr genau, daß sie ihre Heiratsaussichten durchaus nicht ungünstiger einzuschätzen brauchen als die beruflose Haustochter. Und auch hierin gibt die Statistik ihnen recht. Die Zahl der selbständigen und angestelltcn Kaufleute, die ihre Lebenskamcraden unter den Berufsgenossinnen wählen, ist auf fallend groß (im Jahre 1928 waren es 41 Prozent). Aber auch unter den Angehörigen anderer Berufe gibt es viele, die auf "die kaufmännische Ausbildung und Erwerbs fähigkeit der künftigen Ehefrau großen Wert legen. Wie erklärt sich das? Hier handelt es sich doch um ein Arbeitsgebiet, das an scheinend zu dem häuslichen Wirkungskreis der Frau nur wenige Beziehungen auf weist; folglich ein Zweifel darüber erlaubt erscheint, ob die immerhin notwendigen Fähigkeiten zur Führung eines geordneten Haushaltes vorhanden sind. Und dennoch traut man offenbar der Verkäuferin, Lage ristin, Büroangestellten usw. in dieser Hin sicht nicht weniger zu als der Haustochter oder den aus anderen Arbeitsgebieten zur Ehe gelangten Mädchen. Mit Recht? Eigentlich ja. Wozu haben denn die Be Ehefrau und läßt seine Wahl durch solche verstandes mäßigen Erwägungen stark mitbestimmen. Aber freilich, stärker als diese, wirkt noch immer bat der Gattenwahl die Macht der Gelegenheit selbst und eben diese Gelegenheit ergibt sich aus der gemeinschaftlich«» Arbeit von Männern und Frauen, wie sie in den meisten den Rückschluß, daß deren Heiratsaussichten schlechter sind als sür die berufslosen Haustöchter. Im Gegenteil. So lückenhaft die Ehestatistiken des letzten Jahrfünfts in dieser Beziehung auch sind, eines lassen sie doch ganz klar erkennen: daß die berufsfähigen und vor allem be rufstätigen Frauen bei den heiratsfähi gen Männern sogar im erheblichen Matze be vorzugt sind. Greifen wir einige Zahlen zur Illu stration heraus. Von 1VO Mädchen, die in den Jahren 1927/1928 in Bayern heirateten, waren rund 81,5 Prozent berufstätig; in Berlin rund 80 Prozent (darunter — auch das ist interessant — 21,3 Prozent kaufmännische Ange stellte, 14,6 Prozent weibliche Lehrlinge und Handwerks gehilfinnen, 12,5 Prozent Hausangestellte). Betrachtet man das ganze Berufsproblem der Frau, wie es hier geschieht, ausschließlich vom Standpunkt der Ehe aus, so kommt man freilich insgesamt zu dem Er gebnis, daß im Durchschnitt diejenigen am besten abschnei den, deren Berufstätigkeit zum „ureigentlichen Betäti gungsgebiet' der Frau, dem häuslichen Bereich, in nahen Beziehungen stehen. An solchen Berufen ist wahrlich kein Mangel. Man denke vor allem an die Hausgehilfinnen und Hauspslegerinnen für Stadt und Land. Diese häus lichen Erwerbstätigketten sind allerdings schon von jeher als „Durchgangsberufe" gewertet worden; so selbst verständlich durften ihre Anwärterinnen auf spätere Hei ratsgelegenheit zählen. Aber auch Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendletterinnen erwerben ja mit ihrer Berufausbtldung zugleich die denkbar beste Vor bereitung für einen späteren häuslichen Wirkungskreis; und das Gleiche läßt sich, wenn auch aus einem ganz anderen Gesichtspunkt, von der Krankenschwester und der Wohlfahrtspflegerin behaupten.