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Lakehurst schnell und sicher in die Halle gebracht wer den konnte, hat sich auch beim Start als sehr praktisch »erwiesen. Als das Luftschiff die schützende Halle ver lassen hatte, wurde es von heftigem Seitenwind gepackt und um 90 Grad herumgedreht. Der Ankermast machte die Drehung mit und hielt das Luftschiff automatisch fest, bis das Signal zum Aufstieg gegeben wurde. Don nernd sprangen die Motoren an und leicht erhob sich „Graf Zeppelin" in die Luft. sung des Flottenabrüstungsavkommens Montag nacht mit 282 Stimmen der Liberalen und der Arbeiter- oavtei gegen 201 Stimmen der Konservativen abge- ehnt. Der Erste Lord der Admiralität wies in der Aussprache darauf hin, daß der Vertrag auf dem Ge riete der Abrüstung eines bedeutsamen Schritt vor- vävts darstelle und die Festigung des Weltfriedens Prdere. Italiener fliegen Weltrekord. Di« Höchstleistungen i« Dauer, und Streckonflug gebrochen. Der bekannte italienische Flieger Major Mad- dalena hat in Begleitung des Leutnants Cecconi mit einem Savoia Marchetti-Flugzeug sowohl die Welt höchstleistung im Dauer- wie im Streckenflug aus ab gesteckter Bahn gebrochen. Die Italiener haben die von den Deutschen Risticz und Zimmermann im Juli 1928 aufgestellte DauerflughSchstleistung von 65 Stunden 38 Minuten und de» von den Franzosen Costes und Codos gehaltenen Streckenrekord von 8029 Kilometern 440 Metern gebrochen. Sinfiurz-Katafirophe in Genna. Stn Auswandererheim bis aus die Grund mauern zerstört. S« nächtlicher Stund« stürzte im Hafenviertel An Genna ein Answandererheim unter furchtbarem Getöse zusammen. Unter den Trümmern wurden etwa »g Verletzte hervorgezogeu, auch find bereits mehrer* Tote geborgen worden; etwa 40 Personen werden »och vermißt. Unter den Verletzten befindet sich auch der Kommandant der Feuerwehr Genuas. Nach dem Einsturz lag eine dicke Staubwolke kber de« Trümmern, aus denen Hilferufe und Ber- zweiflungsschreie in französischer, polnischer und ara bischer Sprache schallten. Allmählich gelang es, an die Verunglückten heranzukommen; dann aber mußten die Rettungsarbeiten unterbrochen werden, weil auch die Grundmauern einzustürzen drohten. Es handelt sich um ein fünfstöckiges Gebäude, das etwa 500 Auswanderern, größtenteils Polen und Arabern, Obdach bot. Der erste Einsturz erfolgte, als die Auswanderer sich zur Ruhe begeben hatten. Es war die Decke des Schlafsaals in der dritten Etage, die niederging und einen Teil der Auswanderer verschüt tete. Als die sofort alarmierten Rettungsmannschaf ten im Begriff waren, den Schlafsaal zu stützen, folgte «in zweiter Einsturz, durch den das ganze Ge bäude in Trümmer gelegt wurde. Nur die Grund mauern blieben stehen. Auslands-Rundschau. Nur ein Deutscher i« ostoberschlesischen Wojewovschaftsrat. In der zweiten Sitzung des ostoberschlesischen Sejm wurde die Wahl dos Wojewodschastsvates vor genommen. Die Hoffnung der Deutschen, einen zwei- len Sitz zu erwerben, wurde dadurch vereitelt, daß die polnischen Parteien von der Rechten bis zu den So zialisten einen gemeinsamen Block bildeten, und der einzige Vertreter der deutschen Sozialisten mit den polnischen Sozialisten zusammenstimmte. So erhielten die Sozialisten, die sonst keine Aussicht dazu hatten, einen Sitz im Wojewodschaftsrat. Keine Nachprüfung des KlotteuvertragS in Eugland. --- Das Unterhaus hat den konservativen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Prü- Sie Schönheiten Serkins. Historische, künstlerische und wirtschaftliche Werke. Auf einem Vortragsabend des Reichsbundes Deut scher Technik schilderte Professor Barth von der Tech nischen Hochschule und Landwirtschaftlichen Hochschule die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten der Reichs hauptstadt. Wie jede andere Landeshauptstadt, so führte er aus, hat auch Berlin eine ganze Anzahl historisch und künstlerisch wertvoller Bauten aufzuweisen. Be sonders hervorzuheben sind die Friedrich-Wilhelm-Uni versität, die Staatsoper, das Palais Wilhelms i., die Neue Wache, das Brandenburger Tor, das alte Museum, die Nationalgalerie, dste alte Königliche Bibliothek, die Hedwigskirche, die Parochialkirche, das Stadtschlotz, der Gendarmenmarkt mit dem Staat lichen Schauspielhaus und dem Fra-nzösischen und Deutschen Dom. Als schöne Architekturwerke in der engeren und weiteren Umgebung des Zentrums sind zu nennen das Schloß in Charlottenburg, das Schloß Bellevue, ferner die Schlösser in Niederschönhausen und Köpe nick. An neueren Werken aus der Vorkriegszeit haben wie die Städtische Oper, die Technische Hochschule und das Landgericht in Charlottenburg, das Naturhisto rische Museum, das Rudolf Virchow-Krankenhaus, das neue Rathaus in Schöneberg und viele andere. In der Nachkriegszeit hat Berlin schöne Zweck bauten erhalten, die vom Ausstieg deutscher Technik zeugen, so das Kraftwerk Klingenberg, die Fabrik gebäude in Siemensstadt, die Anlagen am Flughafen Tempelhofer Feld und am Westhafsn. Die Grünfläche« der ReichShauPtstabt. Berlin hat es verstanden, seine Schönheit durch zahlreiche Gartenplätze und schöne Anlagen zu ver vollkommnen, die Kinderspielplätze, Planschbecken und Ruheplätze für Erwachsene enthalten und mit schön- blühenden Blumen und Sträuchern versehen und von schaitenspendenden Bäumen umgeben sind. Groß steht Berlin da mit seinem 1000 Morgen großen Tier garten und dem Zoologischen Garten im Herzen der 5*"^- WMN ^d Enen der Friedrichshain und der PIanterwald rm Osten, der Humboldthain und der Schrllerpark rm Norden, der Treptower Park im Süd- «sten und der prächtige Biktoriapark im Südwesten. Die bedeutendsten neugeschaffenen Anlagen, wie Spielwiesen, Sportplätze, Rodelbahnen, Ruderteiche ksncüek'Lei' Ko nn voll lag ru lag mstu gsscdstN. Omcb rüs wsttvoüe ^uoksi-kaväiswog äsi- bssts uoü gssüoässw Lysate tür acdwa Kaliss. Ok. 1-3 fr M3 II08 ^3089611-30^ 1 pkunöpLket 55 Pfennig. Roman von Fr. Lehne. 15. Fortsetzung Nachdruck verboten „Das denke ich gar nicht! Ich will nur nicht, daß du wieder Schulden machst und meine Freunde anborgst, wie du es schon einmal getan! Den Betrag habe ich sofort zurück bezahlt, ebenso wie ich auch die Rechnung deines Schneiders noch bezahlt habe! Ich mache dich darauf aufmerksam, daß es das letztemal gewesen ist! Ich geb« dir mehr als reichlich — bequem müßtest du auskommen —" „Nach deiner spießbürgerlichen Meinung vielleicht! Wie du siehst, ist es aber nicht der Fall!" versetzte sie leichthin. „Dann wirst du dich daran gewöhnen müssen! Oder wäre es dir angenehm, wenn ich, der Rechtsanwalt Bernauer, in der Zeitung veröffentliche, daß ich für die von meiner Frau gemachten Schulden nicht aufkomme?" Ueberlegen lächelnd fixierte er sie; er stand an seinen Schreibtisch gelehnt, mit verschränkten Armen — unnahbar für sie. Sie ballte die Hände zu Fäusten und drohte: „O, du, du! — Du treibst mich zum Aeußersten!" „Bitte! — Doch gebe ich dir zu bedenken, daß auch mein« Geduld ein Ende hat! Noch trägst du meinen Namen —" „Ich denke auch nicht daran, ihn abzulegen! Ich weiß wohl, du rechnest doch damit und hoffst darauf! Nein, mein Freund, den Gefallen tue ich dir nicht!" rief sie, höhnisch triumphierend; mit lauerndem Blick betrachtete sie ihn, kannte fletsch seinen geheimen großen Wunsch, endgültig durch das von ihr getrennt zu »ein. Er sch: - einen.' Augenblick und Th vor sich nieder; 'ne scharfe Falte stäMzwischen sen Brauen. „So werd« ich dies auch zu ertrügen wissen! Es wird ael^n, da ich ja nicht die Absicht habe, mich wieder zu ver heiraten. Doch mache ich dich darauf auft day ich ganz unnachsichtig sein werbe, wenn du deinen Lebenswan del nicht danach hältst! Meinen Namen, den du ja leider trägst, hast du zu respektieren — ich würde dir im anderen Fall jedes Existenzmittel entziehen —" Sie lächelte in unbeschreiblicher Weise und zog die Ober lippe ein wenig von den Zähnen zurück. . ,. „Diese Drohung schreckt mich nicht! Ich würde schon mein Durchkommen finden!" „Das steht bei dir! Doch sage ich dir schon heute, daß jeder deiner Schritte bewacht wird — ich lasse meinen Na men nicht in den Schmutz ziehen! Die ganzen schweren Fol gen hättest du zu tragen! Jetzt bitte ich dich ernstlich, da du erreicht hast, was du wolltest, dieses für beide ^eue doch so peinlich« Zusammensein zu enden —' „Ich gehe schon! Du hast wahrhaftig nicht nötig, mir die Tür zu weisen! Früher aber konntest du nicht ohne mich sein —" „Besitze doch nicht die Geschmacklosigkeit, dich immer darauf zu berufen, was früher war!" entgegnete er kalt, das „Früher" ist ganz bei mir ausgelöscht — ganz!" be tont« er nachdrücklich. Und seinem harten, verschlossenen Gesichtsausdruck sah sie an, daß er die Wahrheit sprach. Er drückte auf einen Knopf an seinem Schreibtisch. Gleich darauf trat sein Bureauvorsteher aus dem Nebenzimmer ein. „Wollen Sie die Dame nach einem Wagen geleiten, Huschke!" Schweigend verneigte sich der ältere sympathisch« Mann mit einem verstohlenen Blick des Mitleids in das ernste Ge sicht seines Brotherrn, dessen unglückselige Eheverhältnisse er ja so genau kannte und so sehr bedauerte. Leichenblaß wurde Nora Bernauer und aus ihren Augen sprühten Zornesblitze. Es sah aus, als wolle sie sich auf den Mann stürzen, der da in kalter Ruh« vor ihr stand. Stürmisch wogte ihre Brust .Sie öffnete den Mund zu einer heftigen ausfallenden Erwiderung; doch angesichts der bei den Männer, die in kalt ablehnender Haltung dastanden, i jeder Zoll offene Feindseligkeit, zog sie e» vor, zu schweigen; t und Badeanstalten dienen der Erholung und körper lichen Ertüchtigung aller Volkskreise. Erwähnenswert sind der Lietzenseepark und der Volkspark Jungsern- heide in Charlottenburg, der Volkspark Wuhlheide in Treptow, der Schulenburgpark in Neukölln, der V»lks- park auf dem Tempelhofer Feld und der Sta-dtpark zu Neukölln, der Volkspark Rehberge im Bezirk Wed ding, der Volks park zu Mariendorf, der Volkspark zu Köpenick und andere ähnlicher Avt. Tropengewächs« im stci«er>»en Meer. Zur Belehrung der der Natur entfremdeten Stadt- Bevölkerung dienen der Botanisch« Garten in Dahlem, wo außer den Freilandgewächsen in riesigen Glas häusern tropische und subtropische Vegetationen ge zeigt werden, ferner der botanische Schulgarten in Blankenfelde. Berlin kann stolz sein auf seine großen öffent lichen staatlichen Wälder, die etwa 100 000 Morgen umfassen. Die die Wälder durchziehenden zahlreichen Wasserläufe und Seen verleihen dem Landschastsbilde ein reizvolles prächtiges Aussehen. Sie Snitzere-Pseise. Ihre Herstellung anS der Heidekrautwurzel. Die französische Stadt Saint Claude ist der Mit telpunkt für die Erzeugung der berühmten und von allen Pseifenraucheru geschützten Bruyere-Pseife. Die ser Name bedeutet auf deutsch nichts anderes als Heide kraut oder Erika, deren Wurzeln ungeheure Dimen sionen annehmen können. Wurzelstämme von 100 Pfund Gewicht sind nicht selten; man hat aber auch schon solche vom zehnfachen Gewicht gefunden. Sie bestehen aus einer außerordentlich harten, polierbaren Masse, die rings von einem dichten Gewebe feiner Wurzeln um geben ist. Nach Mitteilungen von L. Reverchon wurden in der französischen Jurastadt 1927 etwa 45 Millionen Pfeifen im Gesamtwert von 90 Millionen Franken er zeugt. Die Zahl der Fabriken betrug fast 100; sie beschäftigten 5000 bis 6000 Arbeiter. Im Jahre 1914 wurden auf der ganzen Welt 65 Millionen Pfeifen er zeugt, davon allein in Saint Claude 28 Millionen, in U. S. A. 17 Millionen und der Rest in Deutsch land, Oesterreich und Italien. Die Erzeugung bietet viele Schwierigkeiten. Eine große Wurzel rst natürlich nie vollkommen, sondern enthält viele brüchige Stellen, Spalten und Risse, so daß man oft aus einem Wurzelstock von 50 Kilo gramm nur eine einzige tadellose Pfeife herausarbeiten kann, die dann 50 bis 75 Franken kostet, während schlechte schon für 5 Franken zu haben sind. Vor 25 Jahren, als etwa 2500 Arbeiter jährlich 30 Mil lionen Pfeifen erzeugten, gab es sogar billige Exem plare für 60 Centimes; berücksichtigt man die gesun kene Kaufkraft der französischen Währung, so ist der Unterschied freilich nicht allzu groß. 1926 verwendete man in der Stadt 150 000 Ton nen der Wurzeln, die aus Südfrankreich, Korsika und einigen italienischen Provinzen eingeführt wurden. Diese Wurzeln sind vielfach 100 Jahre alt, es gibt «Her auch zwei- und dreihundertjährige. Sie werden vor ihrer Verarbeitung von allem anhängenden Bei werk befreit und gereinigt; dann schneidet man aus Ihnen unregelmäßig geformte Blöcke heraus, die nach Ihrer Güte sortiert, gekocht, getrocknet und mehrere Jahre durch besondere Verfahren „gereift" werden. Aus 300 Kilo ausgewählten Wurzeln bekommt man aus diese Weise Klötzchen für etwa 144 Pfeifen — Unter denen nur fünf fehlerlos sind. Trocknet man das Holz mehrere Jahre, so bekommt es eine eigenartige „Blume". Aehnlich wie beim Wein spricht man auch in Diesem Fall von einer Creszenz. Aus den Blöcken werden dann durch Drechslerarbeit die Pfeifen ge arbeitet und gebohrt; am unteren gebogenen Teil wird «in Mundstück aus Horn, Elfenbein, Bernstein, Kno chen oder Ebomt angesetzt. Schließlich werden noch alle keinen Risse durch einen hitzebeständigen Kitt verklebt; die Pfeifen werden aus Hochglanz Poliert; dann erst wandern sie in die weite Welt. Die Stadt Saint Claude ist nun durch die Tat- sache, daß die Pfeife von der Zigarette immer mehr verdrängt wird, in eine Krise gestürzt worden. Bisher war England das Paradies der Pfeifenrancher; aber sie fühlte sich ihrer selbst nicht sicher genug; sie zittert« vor Erregung — ihr Gatte hatte eine Art an sich, di« sie rasend machte. Außerdem legte ihr die Anwesenheit des Bureau- Vorstehers doch einen gewissen Zwang auf. „Ich danke dir! Doch bitte, bemühe meinetwegen Herrn Huschke nicht, Bruno!" sagte sie, bemüht, ihrer Stimm« einen leichten Klang zu geben, was ihr aber nur schlecht ge lang; man hörte das Gezwungene darin. Bruno Bernauer machte einige Schritte nach der Tür hin. „Bitte —!" In höflicher Verneigung stand er da, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als dieser beredten Aufforderung zu folgen. Mit hochmütig zurückgeworfenem Kopf und fest zusam- mengepreßten Lippen rauschte sie an ihm vorbei, ihr folgt« der Bureauvorsteher, der sie nicht aus dem Auge ließ keine ihrer Bewegungen entging ihm. Und als sie draußen an der Tür der Privatwohnung klingeln wollte, sagte er in nicht mißzuverstehender Weise: „Bitte, gnädige Frau —", und wutschnaubend mußte si« ihm folgen. Sie hatte eben in diesem Haus« keinen Willen mehr und keine Geltung! Indessen saß Bruno Bernauer vor seinem Schreibtisch, in trübes Sinnen verloren. „Es ist doch schwer!" murmelte er. Dann seufzte er tief und schmerzlich auf und griff nach einem Aktenstück, in dessen Studium er sich vertiefte. * * * „Ich hoffe, Fräulein Engel, daß Sie sich in meinem Hause bald einleben werden! Wie schon gesagt, liegt mir in der Hauptsache daran, daß Ihre besondere Fürsorge meinem Töchterchen gehört! Die Köchin und das Stubenmädchen sind gut geschult und schon lange in meinem Dienst, so daß Sie durch die Anforderungen des Haushaltes nicht zu sehr in Anspruch genommen werden." sFortjetzung folgt.) '