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W»^W»>WIWWW WWWWWWWMWW» Nr. S0. — 3. Jahrsms H k l Montag, 5. November 1SSS. unS KluMotr. ttttparteiisches Tageblatt ! IN c für Chemnitz und die Bororte: Aitchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Furth, Goblenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Abonnements: Vierteljahr!. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 45 Pf. (Zutragen Io Pf.) nehmen entgegen die Verlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und Obigen Vororten, sowie sämmtliche Postanstalten. (Postzeitungs-PreiSverzeichniß: Nr. 1038. l 3. Nachtrag.) Jnsectionspreis: die schmale (ispaltige) Corpuszeile ober deren Raum 10 Pf. — Di« 2spaiUge (auf Textbreite) unter Eingesandt 30 Vf- — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabat». Annoncen-Annahme für de nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). Tageschronik. L. November. »819. Damiette erobert. 1414. Anfang der Kirchenversammlung zu Constanz. 14SL. Hans Sach» geb. 1757. Schlacht bei Roßbach- 1807. Angelika Kaufmann gest, 1848. Hoinayr gest Ir 55. Schlacht bei Jnkermann. 1872. General Meade gest- Aus vr. L. Dverzier'S Wetterprognose. Nachdruck verboten. S. November. Montag- Kühl, rauh, noch windig; zu geringen Regenfällen örtlich geneigt, noch frostig. Frühmorgens nebelig, morgens trüb bis zn Nebelregen. Da der Nebelregen in Folge der Abkühlung fällt, könnte nach Ausscheidung des Wasserdampfes, zumal nach Norden zu das Wetter sich aufklären; nachmittags aufgeheitert, nach Süden zu bedeckt mit Niederschlägen; auch spätnachts, zumal nach Süden zu Nie derschläge. Das nächtliche Temperaturminimnm liegt vielfach unter Null. Die Wasserstände dürften demnächst fallen. <». November. Dienstag. Kalt, windig, veränderlich mit etwas Regen und örtlich Schneefällc» zumal in Nordwcst - Deutschland, nachts frostig. Frühmorgens nebelig bis aufklärcnd, ans Mittag zn trüb, nach Norden zu vielfach ausgeheilert, nachmittags allgemein kurze Zeit Neigung zur Aufklärung, abends bedeckt; in Nordenropa sind die Nachmittage mehr aufgeheitert. Der Slldwesten dürfte frostsrei werden. 7. Novri»l>rr. Mittwoch. Kalt, nachts Frost, stellenweise noch Schneefall bei nordwestlichen bis nordöstlichen Winden. Morgens nebelig trüb, - mit Neigung zur Aufbesserung besonders nachmittags. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 3. November. Verli». Das neueste Opus von August Bebel: „Die Frau >>t per Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft", ist auf Grund des Socialistengesetzes verboten worden. — Das zur Ruhmeshalle umge wandelte Berliner Zeughnus wird vom Montag ab dem Publikum geöffnet. Heute stattete der Kaiser demselben den ersten Besuch ab und sprach sich sehr anerkennend über das Geschaffene aus. — Erne stine Wegener ist an der Brightschen Nierenkrankheit, wozu eine Nierenentzündung getreten war, gestorben. Die Leiche trifft morgen hier ein, Dienstag findet die Beerdigung statt, die sich zu einer groß artigen Kundgebung gestalten soll. — Alle Meldungen wegen Ver hängung des kleinen Belagerungszustandes über Frankfurt a. M. sind mindestens verfrüht, da noch keinerlei Beschluß gefaßt ist. GlogOU In dem Proceß gegen Förster und Genoffen wurde Friedrich Förster wegen einfachen Bankerotts zu lötägiger Gefängniß- strafe verurtheilt, welche durch die Untersuchungshaft verbüßt ist. Alle übrigen Angeklagten wurden freigesprochcn. Die Kosten und Auslagen trägt die Staatskasse, theilweise auch von der gegen Fried lich Förster geführten Voruntersuchung. Nachrichten aus Chemnitz und Umgegend. d) Die Stadtverordnctcnwahlen sollen, wie man uns von unterrichteter Seite mittheilt, nicht am 20., sondern vielmehr am 27. d. M stattfinden. Für unmöglich hält man daher nicht, daß sich der Wahltermin bis Anfang December hinausziehen könnte. Zur Stellung der Parteien können wir Nachträgen, daß die Fortschritts partei in ihrer vorgestrigen Generalversammlung definitiv beschlossen hat, mit dem Arbeiterverein gemeinsam in die Agitation einzutretcn und zwar nur für Männer, welche durchaus unabhängig vom Rath wären Die Bezirksvereine sollen ebenfalls mit einer gemeinsamen Liste auf- treten, nachdem sich eine Einigung bezüglich der Forderung des westl. Bezirlsvereins, offen über die Candidaten abzustiinmen, hat erzielen lassen. Außer den statutenmäßig ausschcidenden Stadtverordneten werden, nie wir hören, noch die Herren Kaufmann Bach und Kauf mann Krumbicgel ausscheidcn, da beide bisher unansässig demnächst Grundstücksbesitzer werden. Auch Herr Appreteur Schönfeld soll die Absicht haben, aus dem Collegium auszuscheiden, ein Umstand, den man umsomehr bedauern würde, als Herr Schönfeld sich jederzeit als «in wackerer Vertreter der Bürgerschaft gezeigt hat. — Während der am 12. d. beginnenden und am 28. d. M. endigenden 4. Sitzungsperiode des hiesigen Schwurgerichts gelangen zur Berhandlung: 6 Fälle von Sittlichkeitsverbrechcn, 3 Fälle »on vorsätzlicher Brandstiftung, 2 Fälle von Meineid, je 1 Fall von ver suchtem Mord, — versuchtem Sittlichkeitsvcrbrechen und Körperver letzung, — Zeugenmeineid, Anstiftung zu solchem und Meineid, — Kindcstödtung, — Fälschung einer öffentlichen Urkunde in gewinn süchtiger Absicht, — Zeugenmeineid und Anstiftung zu solchem, — Anstiftung zum Zeugenmeineid, — Zeugenmeineid und Begünstigung, — gefährlicher Körperverletzung, bez. mit tödtlichem Erfolge, Wider stand gegen die Staaisgewalt und Diebstahl. —* Wir berichteten vorgestern, daß aus einer Zelle des Hedwigs- bades hier eine silberne Cylinderuhr mit goldener Panzerkette im Werthe von 153 Mark gestohlen worden sei. Der Dieb ist gestern Albend ermittelc worden. Bei einem Uhrmacher an der äußeren Johannisstraße erschien ein dem Uhrmacher bekannter junger Mensch, zeigte eine goldene Kette mit Medaillon vor und bat im angeblichen Aufträge seiner Mutter um Taxation der Kette. Der Uhrmacher behielt die Kette zurück und sagte, daß er dieselbe in die elterliche Wohnung bringen werde. Behufs genauer Taxation begab sich der Uhrmacher sodann zu einem Goldarbeiter, welcher die Kette sofort als Pie gestohlene erkannte. Der junge Mensch wurde heute früh betroffen und war auf Vorhalt geständig, die Uhr und Kette gestohlen und erstere durch einen Dienstmann auf hiesigem Leihhaus für 8 Mark verpfändet zu haben. — Heute Sonntag eröffnet Herr F. L. Beyreuther, der Be sitzer des Mvsellasaales das Vergnügungsetablissement Schloß Mira- mar, früher Kefselgarten, der durch Hinzunahme der Winklcrschcn Villa mit Gärten bedeutend vergrößert worden ist. Die vielen in 1 Aussicht genommenen Verschönerungen und Bauten werden zwar noch ziemliche Zeit in Anspruch nehmen, indessen wird das renom- mirte Lokal auch unter seiner neuen Leitung nur Gutes und Vor zügliches bieten. —5. Der Jahrmarkt hat seinen Einzug wieder in Chemnitz ge halten und uns so viel gebracht, woran sich Herz und Mund kann laben, daß cs wohl für Manchen wünschenswerth sein dürfte, wenn wir eine kurze Zusammenstellung hier folgen lassen. Von hiesigen Vergnügungen dürfte Wohl das erste der Mosella-Saal sein, welcher eine Anzahl neuer Specialitäten ersten Ranges engagirt; auch Herr JunghanS im Trianonsaal hat für den Jahrmarkt neue Kräfte heran gezogen. Herr Neinboldt hat sein Figuren-Theater im eigens dazu erbauten Theaterhaus eröffnet Sämmtliche Tanzlokale haben Sonn tag, Montag und Dienstag öffentlichen Ball, zum Theil mit voran gehendem Concert. Mehrere Singspielgesellschasten suchen das Publi kum in heitere Stimmung zu versetzen, u. A. im Hotel de Saxe, Kaisersaal, Gohliser Restaurant rc. Auch alle anderen Restaurants haben sich durch Anschaffung bester Getränke und Speisen, wie der Jnseralentheil lehrt, lzum Jahrmarkt gerüstet. Auf dem Neustädter Markt haben eine große! Anzahl auswärtiger Sehenswürdigkeiten sowie auch die Caroussels, Schaukeln rc. ihre Aufstellung genommen. Er- wähnenswerth ist die nur noch bis ri. dss. geöffnete Scholz'sche Me nagerie, ein amerikanischer Floh-Circus von W Müller, div. Pano ramas, Kunst-Ausstellungen, sowie auch eine Bude mit verschiedenen Naturwundern. Die üblichen Riesendamen fehlen natürlich auch diesmal nicht» auch sind Schnell-Photographien, Schieß-SalonS rc. zahlreich vertreten. Nun wählet und behaltet das Beste. —ä. Mosella. Von Woche zn Woche bringt die Direktion des Mvsellasaales Neues, und ist auch jetzt der Bestich desselben sehr zu empfehlen. Herr Bellini, einer der besten Equilibristen der Gegenwart, bietet fast allabendlich neue Productiouen und erntet durch sein Flaschenbalanciren und sonstige Jongleurstücke vielfachen Beisall. Ganz besonders lebhaft wird sein Spiel mit einer Kanonen- dlgel-beklatscht. Zn allen seinen Exercitien zeigt er eine Sicherheit und Eleganz, die nur wenigen Jongleuren eigen ist und nur Jahre lange Ucbung mit sich dringt. Die Oornet-ä-kistoii-Virtuosinnen Frau Spindler und deren 11jährige Tochter ernteten bei ihrem ersten Auftreten sehr lebhaften Beifall und mußten mehrfach den Hervorrufen Folge leisten. Der kunstvolle Bortrag beider entbehrte nicht eines kraftvollen Tones und mit großer Leichtigkeit brachten sie die schwierigsten Passagen zu Gehör und empfingen den verdienten Beisall. Frl. Schneider und Herr Antonetti haben sich als Duettisten längst zu den Lieblingen des Publikums gemacht, wie Herr Oh aus allabendlich als Dame vielfachen Applaus erntet. Letzterer bringt als alte Bettlerin eine vorzügliche Leistung auf dem Gebiete der ernsten Lieder zu Gehör, was zu den heiteren Chansonnetten, die er zunächst singt, einen anheimelnden Gegensatz bietet. Die vom ge- sammten Personal ausgeführte burleske Scene „Der bettelnde Student" ward rxact gespielt und erregte wieder Heiterkeit. Frl. Carina und Herr Hirschberg verstehen es gut, das Publikum zu amüsiren und ist es letzterer namentlich in der burlesken Scene als Harpagon, wo er demselben manches Lachen abgewinnt. Frl. Elliot war leider bei ihrem ersten Auftreten von der weiten Reise etwas unpäßlich und konnte daher mit der Stimme nicht recht durchdringen. Heute und morgen Abend treten noch mehrere neuengagirte Kräfte zum ersten Male auf. Während des Jahrmarktes finden täglich 2 große Extra vorstellungen statt. —r. Reinbold's Kunst-Theater. Da unser Georgs platz nun einmal nicht auserlesen war, ein Gotteshaus zu erhalten, so ist er jetzt doch wenigstens durch einen Kunsttempel beglückt worden Herr Reinbold hat daselbst für sein Kunst- und Figuren-Theater einen Salon, nach Vorschriften der Behörde und Baufachleute mit allen Vorsichtsmaßregeln zur Sicherheit des Publikums, erbaut und besitzt Chemnitz dadurch das einzige, permanente Kunst-Theater in Sachsen. Gleichzeitig empfiehlt Herr Reinbold den» geehrten Publikum sein neueröffnetes Theater-Restaurant. — Blinde Pas sagiere. Auf dem hiesigen Bahnhof traf vorgestern früh ein von Leipzig mit nach Chemnitz transportirter Künstleiwagen ein, dessen Inhalt während des Jahrmarktes auf dem Neustädter Markte ausgestellt werden sollte. Da der Bahnhofinspektion der Wagen nicht recht geheuer vorkam, unterzog sie den Inhalt desselben einer genauen Untersuchung und siche da, man fand zwei männliche Individuen, die aus Sparsamkeit die Reise als blinde Passagiere im Künstlerwagen versteckt, mitgemacht hatten. Die In spektion übergab die Männer, die angeblich in dem Künstlergeschäft mit thätig waren, ohne Weiteres der Polizei, die in dem Einen dieser beiden, einen von einer auswärtigen Behörde steckbrieflich ver folgten erkannte und wurden beide wegen des ausgeführten Betrugs der Justizbehörde überliefert. — Altendorf, 3. November. Wie anderwärts, so sind auch in hiesigem Orte Vorkehrungen zu einer würdigen Feier des Luther- festeS getroffen worden. Für Freitag Abend ist zur Vorfeier von sämmtliche« Vereinen des OrtcS ein Fackelzug angesetzt. Am Bor mittag des 10. November findet für die oberen vier Elasten hiesiger Schule ein Festactus statt, an welchen sich die Vcrtheilung von Luther-Denkmünzen an alle Kinder der Schule schließt. Diesem folgt am Abende desselben TageS ein Kinder-Concert unter Mitwirkung des Männcrgesangvereins im Saale des Deutschen Hofes, welches hauptsächlich in Aufführung von aus das Fest bezüglichen Gesängen und Declamationen bestehen wird. Höher belief sich der Procentsatz der Dienstuntüchtigen nur in Bayer», nämlich im Bezirke des I. Armee-Corps auf 31,2 unh in dem de» 2. Armee-Corps auf 34,9 Proc. — Der Tischler Franz in PoberShau, welcher aE S des von ihm gekauften alten Schulhauses zuerst als „verdä^»" und deshalb wegen Verdachts der Bräüdstistung gesäns wurde, ist schon am andern Morgen.wieder steige.-,,... Zweifellos liegt hier böswillige Brandstiftung vor und ge hoffentlich, den Brandstifter noch ausfindig zu machen. — Ein hoffnungsvolles Bürschchen ist der 11 Jlchrt alte Wilhelm Michael in Stvllberg. Derselbe hat sich, nachdem'^ seinen Eltern entlaufen, lange umhergetrieben und nach eigeuM <M ständniß im Linse dieses Jahre- 4 Brände angelegt. Mau hat Grund, anzunehmen, daß die Zahl seiner verbrecherischen HmÄbmgmz namentlich in Bezug auf Brandstiftung, eine erheblich größere ist. — Unglücksfälle. Bon einem Kirmeßfest zuäickkehrend, iU am Reformationstag Abends der Gutsbesitzer Julius Müller cmS- Johmen bei Rötha bei dem herrschenden Nebel in di« Pleiße aa» rathen und darin ertrunken. — Im III. Brückenbergschachte,, ^ Zwickau verunglückte am Mittwoch Nachmittag der Zimmerling Johann Georg Heinrich Riedel aus Groban tödtlich, indem er Le»» Anschlägen von Schachtleitungsbäumen in's Tiesste stürzte. — Selbstmorde. Am 3l. Octbr.schnitt sich der im Armen-' Hause zu Glauchau untergebrachte, schon seit langer Zeit vollständig, erblindete Handarbeiter R. von da die Pulsader am lirS«« Arm vollständig durch, ebenso brachte sich derselbe einen tiefen Schnitt am Unterleib- bei, so daß der Tod nach einigen Stunden eintrat. Hilst lvsigkeit und Schwermuth mögen das Motiv zu dieser Thal ge» wesen sein. — In Lunzenau wurde am Donnerstag früh im Garten seiner Mutter, der BäckerSwittwe W., der 23 Jahre alte Bäckergeselle W. erschossen aufgefunden. In einem zurückgelaffenen- Briefe giebt der Verstorbene Lebensüberdruß als Motiv des Selbst» mordS an. .... .!, ,, Gerichtsballe. Sächsisch <S. — Als dauernd untauglich zum Militärdienst wurden im König reich Sachsen zurückgestellt im Jahre 1881 30,8 Proc. aller vor den Ersatzbehörden zur Untersuchung gekommenen Gestellungspflichtigen, —tr. Strafkammer 11 vom 1. November. Der Nadelfabrikank Gottlob Heinrich Dietrich aus Stvllberg, dessen Sohn, der, Nadel macher Gustav Emil Dietrich daher und der Nadelmacher Carl Hermann Scheidthaner daher standen unter der Anklage, am 27. December v- I sich einer versuchten Erpressung und des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht zu haben- Dietrich jun. hatte am 29 August v. I. bei dem Pfandleiher Kuhniß in Stvllberg eine von seinem Vater zu Weihnachten 1881 als Ge schenk erhaltene Ancreuhr sür 6 Mark versetzt. Am ersten Weihnachtsfeier» tag« v. I. fragte Dietrich sei» seinen Sohn nach dem Verbleib der ihm am vorhergegangenen Weihnachtsfeste geschenkte» Uhr nnd da mußte Dietrich jun» zugebcn, daß er sie bei Kuhniß versetzt habe. Dietrich svn erklärte sich be reit, die Uhr einznlöscn, als aber der mit der Einlösung betraute Sohn de» Erstere» zu Kuhniß kam, erfuhr er, daß dieser die Uhr verkauft habe. ES wurde endlich der Käufer der Uhr ausfindig geinacht und derselbe erklärte sich bereit, die Uhr herauszngebcn, wenn er den Kaufpreis von 8 Mark zu rückerstattet und von Kuhniß eine schriftliche Erklärung darüber erhalte, daß Dietrich jun der frühere Besitzer der Uhr sei. In dieser Sache bemühten sich die drei Angeklagten gemeinschaftlich zu Kuhnitz und zwar um deswillen» weil es sich um die Agnoscirung der Uhr handelte, die dem Scheidthaver gleichfalls bekannt war. Kuhniß behandelte jedoch die Leute ironisch und ertheilte die gewünschte Erklärung nicht. Er wurde wegen des Verkauf» einer nur verpfändeten Uhr angezeigt und vom Schöffengericht zu Stollberg zu 1 Woche Gefäugniß verurtheilt. , In der Berufungsinstanz wurde er jedoch von dieser Anklage fr ei ge sprochen, während er in einem anderen Falle von der Strafkammer des hie sigen Landgerichts am 24. October d. I. wegen Unterschlagung eines bei ihm versetzt gewesenen Wintcrrocks zu 3 Wochen Gesängniß verurtheilt worden ist- Im Februar d. I. zeigte nun Kunisi die Angeklagten an, daü sie am 27. Decbr. v. I. die Uhr mit den Worten: „Die Uhr her, oder Sie sollen sehen, was passirt!" von ihm hätten erpressen wollen, und Laß sie sich trotz mehrfacher Aufforderung aus seiner Behausung nicht entfmttz hätten. Er erhielt auch heute diese Behauptung aufrecht und wurde darin vom seiner Ehefrau unterstützt. Die Angeklagten stellten aber ihre Schuld in ÄbM rede und der Gerichtshof sprach dieselben frei, da er ihnen mehr Glaub würdigkeit bcimaß, als den vereideten Kuhniß'schen Eheleuten. Knhniß ist wegen Meineids und versuchter Anstiftung zum Meineide bereits in Unter suchung gewesen, und wenn letztere auch rcsnltatlos verlaufen ist, so deprimirte nach der Ansicht des Gerichtshofs die frühere Verwickelung des Zeugen K«ch- niß in solche Angelegenheiten dessen Glaubwürdigkeit in so bedeutendem Maße» daß zu einer Verurtheilung der Angeklagten nicht zu gelangen war. Der Dicustkuecht Friedrich Moritz Jobst aus Ob erlichten au wurde Wege» eines Verbrechens nach 8 17S.3 des Reichstrafgcsetzbuches zu6 Woche» Gesängniß verurtheilt. Strafkammer I. vom 1. Novbr- Der Handarbeiter Johann Davil» Skorl aus Penig «>834 geboren und wiederholt vorbestraft) wnrde Wege» Diebstahls im Rückfalle zu 9 Monaten Gesängniß und 3 Jahren Ehr verlust verurtheilt. Der Wirthschaftsgehilfe Ernst Hermann Louis Magier aus König S- Walde (30 Jahre alt und noch unbestraft) wurde wegen unbefugter Ausübung der Jagd mit 50 Mk, Geldstrafe, eventuell 10 Tagen Gefängnis« belegt. Strafkammer IV. vom 2. Novbr- Der Handelsmann Friedrich Eduard Richter a»s Tannenbcrg (noch nicht vorbestraft) ist am 15. August d. I. vom Schöffengericht zn Annabcrg wegen einer Beamtcnbeleidiaung «nit 3 Wochen Gesängniß belegt worden Er wendete hiergegen Berufung ein und heute wurde die Strafe in 300 Mk Geldstrafe verwandelt, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 3 Wochen Gesängniß treten- Christiane Wilhelmine verehel.Mauermann aus Ch«mnitz(5l Jahr alt und wegen Beleidigung einmal vorbestraft) ist vom hiesigen Schöffen gericht in der Sitzung vom 29. August d. I «oegen einer dem Gemeinde- Vorstand Maschkc in Sablenz brieflich zngcfügten Beleidigung mit l Woche Gesängniß belegt worden- Ihre hiergegen eingelegte Berufung wurde verworfen- Der Maurer Hermann Wenzel Just in Chemnitz ist vom hiesigen Schöffengericht in der Sitzung vom 25. Juni d I- wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt zu 2 Wochen Gesängniß verurtheilt worden. Seine hiergegen eingelegte Berufung wurde verworfen. Der Colporteur Friedrich Otto Küttner ans Annaberg (26 Jahre alt und noch unbestraft) stand am 1. August d I. vor dem hiesigen Schöffen gericht unter der Anklage im Juli d. I. an zwei verschiedenen Sonntagen Holz gehackt und dadurch sich der Sonntagscntheiligung schuldig gemacht zu haben Er wurde sür schuld! eventuell 2 Tagen Haft nnd in« er Berufung ein, die jedoch heute v nicht unerheblich vermehrt, z»m— Anzahl Zeugen veranlaßt hatte, rr. nnd zu nur 4 Mk. Geldstrafe, >>» rurtheilt Trotzdem aber wendete 'e, wodurch sich die Kostenrechnung gte die Vorladung einer größere» Öko,.