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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 15.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188311154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831115
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-11
- Tag 1883-11-15
-
Monat
1883-11
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 15.11.1883
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WMWWWW^MMMWWWWWWWWMW! ' > ^"(IWWWWWWWMWWMW WM Chemnitzer Anreige« und Stadtbvte. Nr. »». Donnerstag, 15. November. Seite 3. von ssoncerteu nur in Civilklcidcrn gestattet werden. Eine derartige Veränderung würde allerdings tief in die jetzigen Verhältnisse cin- schneiden und die Existenz mancher jetzt gut situirten Militärkapelle gefährde», wenngleich man es den Civilmusikern auch nicht verdenken konnte, wenn sie gegen die Konkurrenz, welche ihnen die Militär kapellen bereiten. Schritte unternommen haben. Hoffentlich leidet unter diesem Widerstreit der Interessen nicht die Pflege der Musik im Allgemeinen. — Ein Landtags-Veteran, Rittergutsbesitzer Adler auf Treuen, ist am 9. d. M. gestorben. Derselbe gehörte der deutsch konservativen Partei an. — Brand. Gestern Dienstag früh ist die Scheune der zwischen Siegmar und Stclzendsrf liegenden, der Stadt Chemnitz ge hörigen Jagdschenke niedergebrannt, ohne daß man das geringste von den sämmtlichcn darin lagernden Erntevorräthen retten konnte. Die Feuerwehren von Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Stelzen- dorf, welche bald zur Stelle waren, mußten ihre Thätigkeit auf die Erhaltung der Wohn- und Restaurationsgebäude richten. Wie der Brand entstanden, weiß man noch nicht. Der Pachter Mühlberg begann morgens 4 Uhr mit seinen Leuten zu dreschen und eine Stunde später, während des Kaffeetrinkeus, brach das Feuer aus. Zu erwähnen ist noch, däß bei diesem Brande die neugcgründete Feuerwehr Siegmar mit ihrer neuen Spritze zum ersten Male thätig war. — In Dresden konnte die Lutherfeier einen sehr traurigen Verlauf nehmen. Am Sonnabend Nachmittag gegen '/,5 Uhr zog eine finstere Wetterwolke mit wildem Sturme heran. Die wuchtigen Windstöße rissen die massigen Kreuzblumen von zweien der kleineren gothischen Seitenthürme der neugebauten Johannis kirche und die schweren Steinmassen stürzten mit donnerähnlichen Krachen auf das Pflaster vor der Kirche nach der Pillnitzerstraße herab. Man kann es ein außerordentliches Glück nennen, daß Nie mand von den zahlreichen Paffanten getroffen wurde, wäre es aber nur kurze Zeit später gewesen, wo der Festgottesdicnst beginnen sollte, so wäre sicher das Unglück entsetzlich gewesen. Da das Ereigniß so gnädig vorüberging, erlitt die Feier selbst keinen Eintrag, aber die Dresdner haben alle Ursache, dem Himmel zu danken, daß er sie solchermaßen beschirmte. — Sehr nobel machte sich in Dresden eine fein gekleidete Dame, welche vor einigen Tagen in einem Pferdcbahnwogen der Reichsstraße ihr Portemonnaies mit 105 Mark in Gold und Silber verloren hatte und dem gewissenhaften Conducteur, Nr. 74, als Finderlohn bei Zurückgabe des Portemonnaies nach Verlauf einer Viertelstunde ohne ein Wort des Dankes den Rücken kehrte und gravitätisch von dannen stolzirte. Daß die selbstverständliche Ehrlich keit von dergl. Beamten doch auch irgend einer klingenden Auf munterung wohl Werth ist, davon schien vorerwähnte Verliererin nicht die leiseste Ahnung zu haben. — Klauenseuche ausgebrochen. Unter den Rindvieh- beständcn des Wirthschaftsbesitzers Licberwirth und des Erbgerichts besitzers Scheidhauer in Hormersdorf ist die Maul- und Klauen seuche ausgebrochen. Die Kgl Amtshauptmannschaft bringt dies gesetzlicher Vorschrift gemäß zu öffentlicher Kenntniß. — Die Mehltheuer-Weidaer Eisenbahn wird endlich heute, am 14. Novbr., eröffnet. Bekanntlich wurde der Bau derselben von einer Aktiengesellschaft begonnen. Letztere trat die Bahn später an den sächsischen Staat für billigen Preis ab und^ dieser hat den Ausbau vollendet. — Ein Turnverein alsBrandgeschädigter. Bei dem Brande in Neustädtel wurde auch der dortige Turnverein schwer betroffen, da er ziemlich alles Turngeräthe, welches im Innern des mitverbrannten Steigerhauses ausbcwahrt war, durch das verheerende Element verlor. Namentlich ist der Verlust eines sehr schönen Pferdes zu beklagen, welches sich der junge Verein unter großen Opfern ge kauft hatte. Ein Hilfskomitee, welches einen Aufruf nach Außen hin ergehen lassen wird, hat sich sofort gebildet. — Bezüglich des Brandunglücks in Neustädtel ist weiter zu berichten, daß fünf Häuser und 4 Scheunen niederbrannten »nd 14 Familien zum Theil recht arme, obdachlos geworden; von denselben haben einige recht viel von ihrer Habe verloren. — EinAkt vandalischer Rohheit wird aus GroßröhrS- dorf berichtet. Daselbst war am Sonntag aus Anlaß der Lutherfeier eine Luthereiche gepflanzt worden. Am Montag früh fand man sie von ruchloser Hand am Stamme durchsägt vor. — Unglücksfälle. In Glauchau ist in der Nacht zum Dienstag der Webermeister Schick in die muthmaßlich unverdeckte Düngergrube des Hauses, in welchem er wohnt, gefallen und darin ertrunken. — Selb st morde. Aus dem Schloßmühlgraben in Glauchau hat man die Leiche der ledigen 18 Jahre alten N. von dort gezogen. — In Reudnitz bei Leipzig hat sich eine 30 Jahre alte Frau in ihrer Wohnung erhängt. Die Unglückliche litt schon seit 1'/, Jahren an einer schweren Krankheit. Vom Hofpredige* Stööker. Herr Hofprediger Stöcker hat abermals eine Niederlage erlitten und diesmal wohl die schlimmste von allen. Man erinnert sich noch, daß seine Anhänger vor einiger Zeit mit stolzem Selbstgefühl und großem Wortschwall die Neuigkeit verkündeten, ihr „zweiter Luther" sei von einem Kreise hochkirchlichcr Männer in London eingeladen, bald noch dem Luthertage daselbst einen öffentlichen Vortrag zu halten, und was mehr noch, in Anerkennung der großen Verdienste Stöckers habe der Lordmayor von London sich sofort bereit erklärt, für die Versammlung und den Stöcker'schcn Vortrag den vornehmsten Saal der englischen Hauptstadt, in Mansion House, dem Londoner Rath hause, herzugebcn. Das Alles war nicht etwa erfunden, sondern entsprach durchaus der Wirklichkeit. Kaum aber wurde der Beschluß des Lordmayors von London in England bekannt, so erhob sich an allen Ecken und Enden ein solcher Sturm des Unwillens über diese Taktlosigkeit, daß der Lordmayor nicht länger im Zweifel darüber sein konnte, er sei rücksichtlich der Person des Herrn Stöcker von jenen „hochkirchlichcn Männern" gröblich getäuscht worden. Inzwischen wurde er aber fortgesetzt von allen Seiten mit Protesten dergestalt bestürmt, daß er sich schließlich genöthigt sah, die Bewilligung des Mansion House wieder zurückzunehmen. Er thut dies in einer öffentlichen Erklärung, die folgenden Wortlaut hat: Als ich die Bewilligung für die Versammlung in Mansion House erthciltc, glaubte ich, dieselbe hinge mit der Lutherfcier zusammen, welche untrr dem Protektorat des Lord Shaftesbury veranstaltet werden sollte. Ich erfahre jedoch, daß der Haupt redner in derselben, ein gewisser Stöcker, das Haupt der Anti semiten Berlins ist und von den Juden als der Hauplhetzcr Deutschlands angesehen wird. Unter diesen Umständen muß ich die Bewilligung des Mansion House für die Versammlung wider rufen. da Stöcker ein Mensch ist, welchem kein Lordmayor im Mansion House zu sprechen erlauben würde Die Juden Lon dons gehören mit zu unseren gcachtetsten Mitbürgern, und ein Lordmayor kann ihre Gefühle gegen solche religiösen Hetzereien nicht unbeachtet lassen, ich aber am allerwenigsten, da ich diese Hetzereien immer verdammt habe. Fowler, Lordmayor von London. Diese öffentliche Erklärung des ersten und hervorragendsten Bürgers von England, wie man den Londoner Lordmayor mit Recht nennen kann, abgedruckt in den englischen Wcltblättern und mit ihnen über die ganze civilisirte Welt verbreitet, ist ein wahrer Keulenschlag gegen Herrn Stöcker und seine antisemitischen Christlich-Sozialen Schon die schlichte Unbefangenheit, mit welcher der Lordmahor den vielge priesenen „zweiten Luther" kurzweg „einen gewissen Stöcker"nennt, muß auf die „Reichsbotenmänner" geradezu betäubend wirken. Also weiter ist von dem Ruhme seiner Bierreden nichts über den Kanal gedrungen, als daß er der „Haupthetzer Deutschlands" sei. Und alles das muß er sich in einer amtlichen Erklärung bescheinigen lassen! Wahrlich, die Engländer lassen sich doch trotz Hofprediger-Titel und was sonst noch für Würden den „zweiten Luther" schmücken mögen, kein T für ein U machen. Wann wird nur endlich auch bei uns einmal die Zeit kommen, da man die oratorischen Ergüsse dieses „Haupthctzers Deutschlands" allgemein als das erkennen wird, was sie in Wahrheit sind — als eitel Wind! Vermischtes. — Ein seltener Fall konfessioneller Friedfertig keit, zur Nachachtung empfohlen. In Euerbach (Thüringen) feierte der protestantische Pfarrer Fleischner jüngst sein 25jährigcs Amtsjubiläum und der katholische Pfarrkuratus Schweinfest hielt ihm die Festrede. Er sprach: „Wir lesen in den heiligen Büchern des alten Bundes, daß einst von Gott dem Herrn an Abraham der Ruf erging, seinen Wohnsitz zu ändern. Mit ihm zog sein Weib und Alles, was sein war. Mit dem Wohnsitze änderte Abraham nicht seinen Beruf, er war und blieb Hirte. An seinem neuen Wohnsitze hatte sich ebenfalls ein Hirte niedergelaffen, seines Bruders Sohn Lot. Und Abraham sprach zu Lot: Möge doch nicht Streit fein zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Hirten, denn wir sind ja Brüder! — Und sie weideten nebeneinander ohne jeglichen Streit ein Jeder seiner Heerde. So erzählt die Bibel und ihre Erzählung hat uns alle jederzeit mächtig ergriffen. Wir wollen« festhalten auch in den Stunden dieses Festes. Vor 2.5 Jahren zog unser heutiger Iubel- pfarrer aus anderem Orte hierher als Seelenhirte. Und hier im neuen Berufskreise weidete und weidet neben ihm eine andere Heerde, ein anderer brüderlicher Seelenhirt, der katholische Geistliche. Sie übersetzten Abrahams Wort: „Möge nicht Streit sein zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Hirten und Heerden, denn wir sind ja Brüder!" 25 Jahre hindurch in die Praxis, in ihr Leben. Sie waren alle Zeugen. Als zeitlicher Hirte dieser brüderlichen Heerde muß ich diesem Verdienste unseres Jubilars heute diese öffentliche Anerkennung zollen. Man braucht ja seine Grundsätze nicht aufzu geben, um im Frieden zu leben, sondern lediglich nach dem Spruche des alten Kirchenvaters zu verfahren: „In nothwendigen Dingen Einigkeit, in zweifelhaften Freiheit, in allen aber Liebe." Und das hat unser Jubilar verstanden. Mein Spruch gilt dem freudigen viv-tt, störest, eresent gegenseitiger Friedfertigkeit, moderner ausgedrückt Toleranz, diesem edeln Charakterzug in dem Leben und der Thätig keit unseres Jubilars!" — Ein herrschaftliches Gericht. Auf einem Rittergute in der Nähe von Glogau hat sich der Wirthschaftsinspektor bei Ueber- nehmen de- ihm zuseinem Gebrauche angewiesenen Gartens verpflichten müssen, keinen Spargel darin zu bauen — weil Spargel ein herr schaftliches Gericht sei. Eine Aristokratie der Gemüse, .deren Genuß bürgerlichen Zungen versagt bleibt, — ist in der That einer Er findung deS 19. Jahrhunderts würdig. Gerichtsballe. —tr. Strafkammer UI. vom 12. Novbr. Der Fleischer Carl Eduard Päßler aus Oberlungwitz (50 Jahre und noch unbestraft) war der fahrlässigen Körperverletzung! angeklagt Er wurde jedoch freigesprochcn, da sich ihm eine Verschuldung nicht Nachweisen ließ. Der Strumvfwaarenfabrikant Friedrich Hermann Lämmel «uS Neu kirchen (43 Jahre alt und noch unbestraft) wurde wegen eines Vergehens nach 8 135, 146, 2 der Gewerbeordnung mit 10 Mk. Geldstrafe und den Kosten des Strafverfahrens belegt. Der Handarbeiter Johann Ferdinand Morgenstern aus Eppendorf (60 Jahre alt und schon mehrfach vorbestraft) war eines Verbrechens nach 8 176, 3 des Reichsstrasgesetzbuchs angeklagt und für schuldig erachtet, wurde er zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust vcrurtheilt. Der Schlossergcselle Carl Ernst Pilz aus Scharfenstein (22 Jahre alt) war des im Rücksalle verübten Diebstahls angeklagt. Der gegenwärtig im Zuchthaus detinirte Angeklagte wurde heute aber von dem ihm Bei gemessenen freigesprochcn. Die Dienslmagd Auguste Minna Nestler aus Frohnau (19 Jahre alt und bereits vorbestraft) war eines im Rückfälle verübten Diebstahls be schuldigt. Es mußte jedoch die heutige Verhandlung behufs Vorladung weiterer Zeugen vertagt werden. Strafkammer '. vom 13. Novbr. Der Handarbeiter Friedrich Paul Wagner aus Altendors (>9 Jahr alt und »och unbestraft) wurde wegen eines schweren Diebstahls unter Annahme mildernder Umstände zu 4 Monaten Gesängniß vcrurtheilt. Die Tagearbeiterin Amalie Pauline Marie Zetzsche aus Audigast bei Pegau (31 Jahre alt und schon mehrfach vorbestraft) wurde trotz ihres frechen Leugnens wegen eines im Rücksalle verübten Diebstahls zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Stellung unter Polizeiaufsicht verurthcilt. Der Maurer Carl Oswald Wolf aus Königswalde (36 Jahre alt und schon vielfach vorbestraft) war beschuldigt und geständig, zwei im Rück salle verübte Diebstähle verübt zu haben. Er wurde zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und zur Stellung unter Polizeiaufsicht verurthcilt. Die H.mdelsfran Auguste Wilhelminc gesch. Schubert geb. Zicrold aus Oberwic senthal (55 Jahre alt) wurde wegen zweierZalldesrandationen und wegen Urkundenfälschung mit > Woche Gesängniß belegt. Außerdem wurde im Urihell bedingt, daß die Angeklagte die defraudirtc» Zollbeträge mit 14 Mk. 30 Pf. und 3 Mk. 30 Pf. zu hinterlcgen hat. Schwnrgerichtssitzu ngen. —tr. Vom 13. Nvbr. Vorm- Der Fabrikschlosser Oskar Hermann Martin aus Niederrabcn stein (1859 geboren) wurde gemäß des die Schuldfrage verneinende» Wahrspruchs der Geschworenen von der Anklage der versuchten Nothzncht sreigesproche». Vom 13. Novbr. Nachm. Der Eisendrehcr Louis Richard Queck aus Chemnitz (Schloß), >854 geboren und Vater eines Kindes, 2 Mal wegen Diebstahls vorbestraft, war des versuchten Mordes angeklagt Queck ist seit >876 verheirathet mit der 30 Jahre aiten Marie Emilie geb. Pühler. Bereits seit einige» Jahren hatten sich in dieser Ehe Differenzen entwickelt, die schließlich so groß wurden, daß die vcrehel. Oneck am 30. Juni d. I. ihren Ehemann verlasse» wollte. Queck kam am selbigen Tage Nachmitttags gegen 3 Uhr nach Hause. Er hatte am Vormittag seine Arbeit eingestellt und war in verschiedenen Kneipen gewesen. Als er in seine Wohnung trat, sah er, daß seine Frau batte eine» Schlosser holen lasten, der den von Queck verschlossenen Nähtisch öffnen sollte. (Queck hatte das Möbel verschlossen, damit seine Frau nichts hcransnehincn konnte) Es entspann sich wieder ein kleiner Wortwechsel, schließlich aber ging Queck in die an das Wohnzimmer stoßende Schlajkammer. Nach Verlaus einiger Zeit trat er wieder in die Wohnstube und aus seine Frau zu, ihr eine Pistole entgegenhaltend und — wie er selbst angicbt — sagend: „Sieh' her, Jda, so weit hast Du es mit mir gebracht." Er will diese Worte gesagt haben, um seine Fran daraus hinzuweise», daß sic schuld sei, wenn er sich erschieße. Als er ihr die Pistole hingehalten, sei dieselbe nicht geladen gewesen Auch habe er nicht beabsich tigt, seine Frau zu erschießen; er habe nur sich selbst tödten wollen, was auch seine Bestätigung gesunde» hat, denn er begab sich »ach der Begegnung mit seiner Frau wieder in das Schlafzimmer, wo er sich einschloß, nach sei ner Angabe erst die Pistole lud und dieselbe alsdann nach seinem Kopfe ab schoß. Er verwundete sich nur stark. Als nun Queck mit der Pistole vor seiner Ehefrau gestanden hat, soll er nach Angabe der Letzteren versucht ha ben, den rechte» Lauf der Pistole, welcher aber versagt habe, auf sie abzu- schießen. Das Gewehr habe geknickt, und hieraus folgerte sie, daß ihr Mann dasselbe auf sie losgedrückt habe. Oueck leugnete dies entschieden und behauptete fest, daß er die Pistole erst kurz vorher in der Kammer geladen habe, als er den Schuß aus dem linken Laufe des He- lochrcs ans sich abfcnerte. Es konnte dieser Umstand auch in der heutigen Bewcisausnahme nicht näher festgestellt werden, denn aus der Zeugenaus sage der vcrehel. Queck, die allein gegen ihren Ehemann belastend auftrat, ging nicht hervor, daß der Angeklagte mit geladenem Gewehr vor ihr gestanden, bez. daß sie gewußt, ob das Gewehr damals schon geladen war. Herr Oberstaatsanwalt Schwabe begründete die Anklage. Er legte aber das Hauptgewicht nicht auf die Bejahung der den versuchten Mord betreffenden Schuldfrage, sondern neigte zu der Ansicht hin, daß hier nur ein versuchter Todtschlag vorliege. Auch trat er der Annahme mildernder Um stände nicht entgegen, ja befürwortete dieselbe sogar, da der Angeklagte offen bar von seiner Ehefrau fortgesetzt gereizt worden war. Der Vertheidlger, Herr vr. Enzmann von hier beantragte, nachdem er das Unklare in der Sache hervorgehobc» und die Glaubwürdigkeit der vcrehel. Oueck in verschie dener Hinsichten scharf beleuchtet hatte, die Verneinung sämmtlicher Schuld fragen, eventuell aber Bejahung der auf versuchten Todtschlag gerichteten Frage unter Annahme mildernder Umstände Die Geschworenen bejahten aber die letzterwähnte Schuldfrage unter Ausschluß mildernder Umstände und deshalb wurde Queck wegen versuchten Todtschlags zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurthcilt- Auf diese Strafe wurden ihm 3 Monate Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. Verantwortlicher Redacteur: Franz Götze in Chemnitz Gingesandt. Klage einer Concertbesucherin. Kann es wohl eine größere Unhöflichkeit von Seiten der Männer uns Frauen, den, schwachen Geschlecht, gegenüber geben, als in unserer Gegenwart zu rauchen? — In unserem Heim können wir es üns wohl verbitten, oftmals auch verbieten, aber in den Concerteu ist unsere Macht zu Ende. Da sitzen wir häufig in einem Tabaksqualm, der so dicht ist, daß die Gasflammen, wie im Nebel, nur einen schwachen röthlichen Schein von sich geben, und der Rauch treibt unS die Thränen in die Augen. Oft wundern sich die Wirthe, daß die Concerte schwach besucht sind; ist es uns aber zuzumuthen, daß wir uns anrauchen lassen? — Nein! Folglich bleiben wir Frauen zum großen Theil den Cmicerten fern. Wenn die Herren aber so Aick- sichtslos sind in, von Berühmtheiten veranstalteten, Concerten, wie dem des Maurice Dcngrcmvnt, zu rauchen, so ist das geradezu em pörend. Jedenfalls war es sehr gerechtfertigt, daß Herr Dir. Schindler vor das Publikum trat und dasselbe aufforderte, das Rauchen z« unterlassen, da Herr Dengremont sich sonst entschieden weigere, auf- zutreten. Tiefe Aufforderung wurde von dem Auditorium, nament lich auch von vielen anwesenden Herren, sehr beifällig ausgenommen. Ob es nun eine gerechte Forderung des berühmten Geigers war oder nicht, bleibt sich meiner Ansicht nach gleich; jedenfalls konnten aber die Herren auf die auftretende Sängerin Rücksicht nehmen, denn deren Stimmritzen sind eher geneigt vom Cigarrenrauch zu leiden, als die Violinsaiten der Dengremont'schen Geige. Auf uns ehrsame Bürgers frauen und -Töchter nehmen die Männer nun einmal keine Rücksicht; hoffentlich kommen aber bald einmal mehrere Direktoren und Wirthe auf den glücklichen Gedanken, für die Concerte ein Rauchverbot,u erlaffen, und sie können sicher sein, daß ihre Concerte oftmals bester besucht find, als es jetzt manchmal der Fall ist. Eine oftmals angerauchte Concertbesucherin. Familirnnachrichten sus Chemnitz und Umgegend. Geboren: Eine Tochter Herrn Premierlieutenant Vogel, Leipzig- Gohlis. Verlobt: Fräulein AlmaUngcr mit Herrn Hermann Marbach, Kappel. Fräulein Johanne Driver mit Herrn Heinrich Schneider. Vermählt: Herr Max Krause mit Fräulein Martha Gerste. Herr Ferdinand Böhme mit Fräulein Helene Lindemann. Herr Max Baumgärtel mit Fräulein Martha Roth. Gestorben: Herrn Anton Ulrichs Sohn Paul (1 Jahr 6 Mon.). Herr Wilhelm Ferd. Frohberg, Webermeister. Herrn Hermann HeinigS Söhnchen Rudolf (1 Jahr). Herrn Richard Flades Tochter Katharina (5 Mon.). Herrn Postsecretär Zimmermanns Söhnchen Franz (3 Jahre). Vereins-Anzeiger. Chemnitzer Kraft-Club I. Heute Mittwoch Generalprobe im Reichs adler, Martinstraße 29. Mendelssohn. Von jetzt ab die Uebungen regelmäßig Mittwochs im Victoria-Hotel. Christbaum. Montag 19. November Abend-Unterhaltung in Stadt Mannheim- Ortsverein der Kaufleute und Techniker. Freitag Abends 8 Uhr Versammlung im Hotel „Union" Wiesenstraße- Verein f. Chemnitzer Geschichte. Freitag, den 16. Novbr., Abends 8 Uhr im Börsensaal Vortrag des Realschuloberl. vr. Kirchner über: „Ein Chemnitzer Superintendent im Anfang des 17. Jahrhunderts." Vergnügungs-Anzeiger. Mittwoch, den 14. und Donnerstag, den 15. November. Mvsella. Täglich Künstler-Vorstellung. Gasthaus zur Linde, Trianonsaal. Täglich Künstler-Borstellung. Bellevue. Donnerstag Karpfcnschmaus. Bavaria. Mittwoch Schlachtfest- Eszterhazy-Keller, Poststraße 54. Ausgezeichnete Weine, gute Speisen. Gasthaus Stadt Zwickau. Ausgezeichnete Biere, gewählte reichhaltige Speisenkarte. Gerichtshalle. Feine Biere, reichhaltige Speisenkarte. Guten Mittagstisch. Gobliser Bier-Restaurant. Echt Münchener Pschorrbräu, goldgelbe Gohliser Biere. Reichhaltige Speisenkarte. Guten Mittagstisch. Heng st's Restaurant, Fcldstr- Vorzügliche Speisen und Getränke. Johannisgarten. Helles Winterbier aus der Nürnberger Actienbier- brauerei, Pilsner, Schloßlager. Restaurant Göthegarten. Mittwoch Schlachtfest. Restaurant zum alten Fritz, Wiesenstraße 15. Donnerstag solenne- Abendessen » 1a oart«. Restaurant z. Kronprinz. Mittwoch Abend Kaffeeschmaus. Schützens Hof, Marktgäßchen 5b. ff. Lichtenhainer, Culmbacher Bayrisch, reichhaltige Speiscnkarte. Schützenhaus Altendorf. Donnerstag Schlachtfest, von 4 Uhr an Well fleisch, Abends SchweinSknochcn mit Klößen- Waldschlößchen- Mittwoch großes Extra-Abonnement-Concert. Tarif für das Drvfchkenfuhrwerk in Chemnitz. »n Fahrgeld ist u entrichten: 4c. Für ein« Tonrsakirt >. im innern oder äußern Droschkenbezirk 2. auS dem innern in den äußern Droschken» bezirk mit Ausnahme d«S neuen Fried. Hofs u. umgekehrt . . 8. auS dem innern Droschkenbezirk nach dem neuen Friedhof oder dem Altchemnitzer Bahnhof und umgekehr . . . . 4. auS dem äut-ern durch den innern in den äußern Droschkenbezirk v. Für eine Zcitfahrt 1 im innern oder äußern Droschkenbezirk bis zu 30 Minuten und mindestens . . über 30 und bis 45 Minuten Zeitdauer über 45 und bis 60 Minnten Zeitdauer und für jede weitere angeiangen« Zeit dauer von 15 Minuten mehr . , . . 2 nach dem Landbezirk, wenn die Fahrt nicht tm Landbezirk beendigt wird, b>S zu einer Stunde und mindestens . . . lowie für jede w-itere auch nur ange fangene Viertelstunde 3 Für «ine nach 8 L2 deS R gulativS vor her bestellte, im innern oder äußern Droschkenbezirk endigende Nachtzcitsahrt bis zu einer Stund« und mindesten- sowie für jede weiter« auch nur ange- tangene Viertelstunde Läßt der Fahrgast die Jeitfahrt zu 2 und S im Landbezirk endigen, so hat er noch außer»«», für di« Rückfahrt zu ver güten N«rl«i«en ' 1 I » 4 M. M- Vf- M. p,. di 50 60 80 1 — 60 — 80 1 " 1 25 — 75 1 — l 25 1 50 1 — 1 50 2 — 2 50 _ 75 «0 1 I 20 l lO 1 20 1 40 I 60 1 40 1 50 l 80 2 — — 30 — 85 — 40 — 45 1 60 1 90 2 20 2 50 — 40 — 50 — 55 — 80 4 — 4 -- b 6 1 — 1 — I 25 1 50 so 60 60 60
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