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Nr. 154. — 4. Jahrgang. und Sladlbotr. Frei! Freitag, 4. J«li 1884. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Vororte: Mchemnih, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furch, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau. Abomiementsbestellungen, vierteljährl. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 45 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen > Insertionspreis: dir schmale (Ispaltige) Korpuszeile oder der« Raum 1b Pfennig«. — an die Berlagsexpedilionu. Ausgabestellen in Chemnitz «.obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- — Unter Nugesaudt pro Zelle 30 Pfennig«. — Auf große Auuouceu «ud Wiederholung« Rabatt. — zeige» nur b. d. Postanstalten—Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. ISO Pf.) bestellt werden. > «unouceu-Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — ««»gab« jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung, den Geschäftskreis des Gewerbschulinspektors betreffend. Vom 1. Juli 1884. Nachdem mit dem heutigen Tage die Stelle eines Gewerbschulinspektors mit dem Wohnsitze in Dresden errichtet worden ist, werden die dem Gewerb- schulinspektor übertragenen Obliegenheiten hierdurch zur Kenntniß der Be- theiligten gebracht. Der Gewerbschulinspektor hat alle vom Ministerium des Innern ihm übertragenen Arbeiten, welche da- Gewerb- und Handelsschulwesen berühren, emszuführen. Insbesondere liegt ihm ob: 1. die Begutachtung der bei dem Ministerium des Innern eingehenden Anträge aus Genehmigung oder Abänderung von Regulativen, Lehrplänen, Schulordnungen rc. 2. die Begutachtung der bei dem Ministerium des Innern eingehenden Gesuche um Beihilfen, 3. die Prüfung der Jahresberichte und 4. die Erhaltung des Verzeichnisses der Gewerb-, Landwirthschaft- und Handelsschulen ans dem Laufenden. Die Verpflichtungen unter l bis 3 erstrecken sich nicht auf die Kunst- zu Dresden und Leipzig, die technischen StaatSlehranstalten zu 3. Schmied Heinrich Franz Richter, geboren am 9. Februar 1856 in Crossen, 4. Schlosser Ernst Emil Otto, geboren am 9. April 1853 in Nieder-Rabenstein, 5. Kaufmann Julius Ziegert, geboren am 9. Juli 1854 in Coblenz, 6. Bäcker August Albin Richter, geboren am 25. Juli 1855 in Rittersgrün, 7. Strumpfwirker Ernst Louis Stendel, geboren am 2t. August 1852 in Altenhain, 8. Expedient Hugo Oskar Mäckel, geboren am 8. Juli 1855 in Chemnitz Lhemnitz, die Baugewerkenschulen, die landwirthschaftlichen Schulen, die Klöppel- und Echlingschulen und die Schisferschulen. Sr ist verpflichtet, alle gewerblichen und Handelsschulen, welche Staats- beihilsen erhalten oder solche nachsuchen, mit Ausschluß der vorstehend ge nannten, mindestens ein Mal im Jahre zu besuchen und über den Befund jedes Mal eine Registratur zu den Akten zu geben. ! Den Verwaltungen aller gewerblichen und Handelsschulen, ebenfalls mit Ausschluß der genannten, mögen sie Staatsbeihilfen erhalten oder nicht, hat er bei dem Entwürfe von Regulativen, Lehr- und Organisationsplänen, Schulordnungen rc., bei der Wahl von Lehrmitteln, bei der Aufstellung des Unterrichtsganges in den einzelnen Lehrfächern, bei der Einrichtung oder! Umgestaltung von Lehrwerkstätten, überhaupt bei allen ihren Bestrebungen, das Lehrziel in möglichst vollkommener Weise zu erreichen, auf ihren Wunsch ! und unter persönlicher Vernehmung an Ort und Stelle rathend zur Seite > zu stehen. > Gemeinden, Korporationen oder physische Personen, welche neue Gewerb- oder Handelsschulen einzurichten beabsichtigen, hat er auf ihren Wunsch durch Rath zu unterstützen. Aufträge, welche er von Kreishauptmannschakten oder von den durch das Gesetz vom 3. April 1380, gewerbliche Schulen betreffend, bestellten Aufsichts behörde» innerhalb des ihm zugewiesenen GeschäftSkreiseS empfängt, hat er, unbeschadet seiner dienstliche» Unterstellung unter das Ministerium des Innern, auszuführen. - -° - " — --- - Auf Grund der bei seiner Thätigkeit gewonnenen Erfahrungen hat er dem Ministerium des Innern Vorschläge zur Hebung des vaterländischen Gewerb- und Handelsschulwesens überhaupt oder einzelner Zweige desselben zu eröffnen. Dresden, am 1. Juli 1884. Ministerium des Innern. ». Nostitz-Wallwitz. GerSdorf. 10. sämmtlich „ . Nr. 1 als beurlaubter Reservist i ohne Erlaubniß auSgewandert Nr. 2—8 als Wehrmänner der Landwehr i zu sein, Nr- 9 u. 10 als Ersatz-Reservist erster Klaffe ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen 8 360, Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Dieselben werden auf den l l. August 1884, Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht hier — Justizgebäude — zur Hauptver handlung geladen. Bei unentschuldiatem Ausbleiben werten dieselben auf Grund der nach 8 472 der Strafprozessordnung von den Königlichen Landwehrbezirkskommandos zu Chemnitz bez. Wesel ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden. Chemnitz, am 19. Juni 1884. Der Königliche Amtsanwalt. I. A.: Lechla. Bekanntmachung. Bon den Rechnungsübersichten der Stadt- und Schulgemeinde Chemnitz auf das Jahr 1883 werden Druckexemplare, soweit der Vorrath reicht, auf Verlangen in der Stadtbuchhalterei, Zimmer Nr. 44, unentgeltlich abgegeben. Chemnitz, am 28. Juni 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andre, Oberbürgermeister. 1. Schlosser Anton Paul Kinader, geboren am 11. April 1857 in Chemnitz, 2. Kaufmann Friedrich Ernst Otto, geboren am 2. April 1856 in Dresden, Bekanntmachung. Wegen Schleusenbaues wird die Uferstraße zwischen der Martinstraße und der Feldstrabe vom nächsten Montag, den 7. ds. MtS., für den Fähr verkehr bis aus Weiteres gesperrt. Chemnitz, am 2. Juli 1884. Das Polizriamt. Siebdrat- Vtr. stück Nr. 1029, II. Abtheilung des Katasters, Fol. 1960 deS Grund- (und Hypothekenbuchs für Chemnitz, welches Grundstück am 17. Mai 1884 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 42,000 Mark gewürdert worden ist, noth« wendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme aus den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. "hemnitz, am 21. Mai 1884. Königliches Amtsgericht, Abth. L. Nohr. Sch. Freitag, den 4. Juli 1884, von Vormittags 9 Uhr ab, sollen im Auktion-lokale des hiesigen JustizgebäudeS Stubenbecken, Treppen läufer, 1 Handdreschmaschine, 1 Manometer, 2 Stück Wasserträger«, 200 Stück 1 Handwagen, 1 Regulator, 4 Stück Rockstoffe gegen sofortige baare zahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgericht- Chemnitz. Gerber. Bekanntmachung. Diejenigen Lieferanten und Gewerbtreibenden, welche im Laus« des ver flossenen Vierteljahres Lieferungen und Arbeiten für die unterzeichnet« Ver waltung ausgesührt, darüber aber noch keine Rechnungen eingereicht haben, werden hierdurch zur baldigen Abgabe der Rechnungen aufgesordert. Chemnitz, den I. Juli 1884. Die Stadtbauverwaltung. Hechler, Stadtbaurath. Bekanntmachung. Die Unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von 8 11, Abs. 1 und 8 12 des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1873 die Druck schrift „Manifest des Kongresse- der Sozialistischen Arbeiter-Partei, abgehalten vom 26. bis 28. Dezember 1883 zu Baltimore, Md." verboten. Zwickau, am 30. Juni 1884. Königliche Kreishauptmannschaft. Leonhardi. Anger. Im Musterregister des Unterzeichneten Amtsgerichts ist unter Nr. 816 eingetragen: Richard Schilling in Grüna, ein Souvert, enthaltend 2 Hand schuh« (eingesetzter Daumen mit Gummizug), plastische Erzeugnisse, Fabrik nummern 116 und 117, angemeldet am 28. Juni 1884 Nachm- '/-3 Uhr. Chemnitz, am 1. Juli 1884. Königliches Amtsgericht daselbst. Ab theilung L. Nohr. Bon dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll den 12. August 1881 das zur Konkursmasse de- Bäckers Ernst Reinhold Scoppe in Löbnitz gehörige, in Chemnitz an der Reitbahnstraße gelegene Bäckereihaus- und Gartengrund Bekanntmachung. Laut der in dem Verordnungsblatte der Königlichen Kreishauptmannschakt zu Zwickau Nr. 6 beziehentlich 7 enthaltenen Bekanntmachungen sind in de« Hauptmarktorte Chemnitz folgende Durchschnittspreise für Fourageartikel er mittelt und sestgestellt worden ») für den Monat April dss- Jhrs. für den Zentner: Hafer 6 Mark 98 Pf., Heu 3-90 < Stroh 2 « 55 « und wird die- in Gemäßheit pot. III. i>) für. den Monat Mai dss. Jhrs. für den Zentner: Hafer 7 Mark 41 Pf., Heu 3 « 90 < Stroh 2 - 55 - der Verordnung deS Königlichen Kriegs ministeriums vom 22. Mai 1877 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 225 flg.) hiermit öffentlich bekannt gemacht. Chemnitz, den 27. Juni 1884. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Schwerster. TageSchronik. 4. Juli. 1187. Schlacht bei Liberias. 1715. Geliert geb. 1776. Die nordamerikanischen Kolonien erklären sich für unabhängig. ! 1807. Garibaldi geb. 1848. Chateaubriand gest. Telegramme -es Chemnitzer yknzeigerS. Vom 2. Juli. Hamburg. Bei dem Preisschießen der 7. Batterie des 24. Regiments im Bockstedter Lager krepirte gestern eine Granate. Von der Bedienung blieb ein Mann todt, ein anderer verlor den Arm. Straßburg Wie ein zuverlässiger Reisender berichtet, ist gestern Nacht ein Cholerafall in Mecon (Burgund) vorgekowmen. Wien. Die Vertreter Deutschlands, Oesterreichs und Rußlands in Belgrad studiren den serbisch-bulgarischen Konflikt, insbesondere die Protokolle der internationalen Begehungskommission bezüglich Bregowo. Wie verkantet, svllen di« genannten Vertreter bereits die Ueberzeugung gewonnen haben, das Recht sei auf Seilen Serbiens. Anderseits erscheint Bregewo als Grenzpunkt ungeeignet und als eine angemessenere Grenze gilt der Timokfluß. Daher ist es möglich, daß die intervenirenden Mächte Serbien anempfchlen «erden, Bregowo, Welches ohue eine strategisch« und kommerzielle Bedeutung ist, gegen eine Kompensation an Bulgarien abzutreten. Bukarest. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret, welches «ine sanitäre Untersuchung in Kustendje und Sulina für französische, mit reinem Patent versehene und aus den Mittelmeerhäfen kommende Schiffe anordnet; Schiffe mit nicht reinem Patent unterliegen einer achttägigen Quarantäne. Der Hafen von Mangatia wird für alle französischen Provenienzen deS MittelmeereS geschloffen. Paris. Das Gerücht, wonach das Fest vom 14. Juli wegen der Cholera verschoben werden soll, bestätigt sich nicht; heute wurde j das Programm des Festes in Paris asfichirt. — Die Debatte über! die Revision wird morgen in der Kammer beendigt werden. Die Radikalen werden das Projekt der Regierung nicht verwerfen, aber sich Vorbehalten, vor dem Kongreß ihre weitergehenden Ansichten geltend zu machen. Der Senat würde dann Ende der nächsten Woche die Berathung über die Revision beginnen. Die Kammer wird vor dem 14. Juli sich noch mit der Zuckersteuer, der Ehescheidung und dem Kredite für Madagaskar beschäftigen und dann auseinandergehen, — Die Cholera nimmt in Toulon selbst ab, in der Umgegend aber zu. Marseille. Hier kamen in der letzten Nacht zwei Cholera- todesfälle vor. 0000 Personen sind von hier geflüchtet. Vintimille wurde von italienischen Truppen besetzt, die zahlreiche Flüchtlinge zurückwiesen. Lyon. Das Gerücht, es sei h'.rk ein Choleratodesfall vorge kommen, ist unbegründet. Weder unter den Einwohnern noch den Fremden ist irgend ein Fall konstatirt. Der Gesund heitszustand Hier selbst ist vorzüglich. Toulon. Von gestern Abend 10 Uhr bis heute Vormittags 10 Uhr kamen 5 Cholera-Todesfälle vor. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Zusammenkünfte fürstlicher Persön lichkeiten Pflegen im Allgemeinen kein nachhaltiges und großes Interesse zu erwecken, da dergleichen Ereignisse in der Gegenwart zu häufig geworden find, als daß sie besondere Aufmerksamkeit erregen sollten. Etwas Anderes ist es jedoch, wenn eS sich um die Begegnungen der Herrscher mächtiger Staaten handelt und liegt es in der Natur der Sache, daß derartige Entrevuen sich zu Zeitereignissen ersten Ranges gestalten. So pflegt seit einer Reihe von Jahren sich der deutsche Kaiser alljährlich zur Zeit seines Gasteiner Bade-Aufenthaltes mit dem österreichischen Monarchen zu begrüßen und längst hat sich die politische Welt daran gewöhnt, in diesen Zusammenkünften der beiden Herrscher eine nicht zu verkennende Friedensdemonstration zu erblicken, die ihren Untergrund in der engen politischen Freundschaft Deutschlands und des Donaukaiserreichs hat. Auch in diesem Jahre wird wiederum eine Begegnung Kaiser Wilhelms mit Kaiser Franz Josef auf öster reichischem Boden stattfinden und wenn auch der Zeitpunkt derselben noch nicht genau festgestellt ist, so läßt sich doch an diesem Faktum selbst nicht mehr zweiseln. — Wie berichtet wird, hat der Bundcsrath dem Unfall' Versicherungsgesetz in der vom Reichstage beschlossenen Fassung zugestimmt; die Publikation des Gesetzes steht somit in nächster Aus sicht und dürfte denn auch unverweilt mit der Organisation des Reichsversicherungsamtes vorgegangen werden. — Auch dem Anträge Windihorst auf Aufhebung des Expatriirungsgesetzes ist der Bundesrath beigetreten. — Zur Zeit nimmt die Postdampfer-Angelegenheit und die hiermit in Zusammenhang stehende Kolonialsrage noch immer das Interesse weiter Kreise in hervorragender Weise in Anspruch. AuS allen Theilen sind zahlreiche, sich täglich mehrende Kundgebungen z» Gunsten der Kolonialbestrebungen zu verzeichnen, die eine eindringliche Sprache reden für eine gesunde und maßvolle Kolonialpolitik der deutschen Regierung. Bemerkenswerth ist, daß gerade die deutschen Seestädte mit der Politik der Gegner der Kolonialfrage »icht einver standen find, während diese Städte doch sonst kräftige Stützen der oppositionellen Politik gebildet haben. — Mit der AgnoSzirung der Touloner Epidemie als eine „mildere Form" der asiatischen Cholera hat jene nunmehr einen hoch ernsten Charakter angenommen. Es ist hiermit wenigstens Klarheit in die Sachlage gekommen und dementsprechend haben nun alle europäischen Regierungen ihre-Maßnahmen gegen die Seuche getroffen. Mit be sonderer Spannung darf man der Touloner Reise des Geheimraths t)>-. Koch entgegensetzen, welche derselbe, wie schon mitgetheilt, im Aufträge der deutschen Regierung unternimmt, um die Epidemie an Ort und Stelle zu studiren. Nach den glänzenden Ergebnissen seiner Eholerastudien in Egypten und Indien steht zu erwarten, daß der berühmte Gelehrte uns auch über den Charakter der Epidemie voll ständigen Aufschluß geben und daß er infolgedessen auch die richtigen Wege zu deren erfolgreicher Bekämpfung angeben wird. — Was die offiziellen Berichte über den Stand der Cholera in Toulon und Marseille anbelangt, so lassen dieselben ein Umsichgreifen der Cholera nur in sehr beschränktem Maßslabe erkennen. — Für die durch das Hochwasser der Weichsel be schädigten Anwohner erläßt die „Thorner Ostd. Ztg." folgend« Aufruf: Immer trauriger lauten die Nachrichten, die unS auS den überschwemm ten Nicderungsortschasten zugehen. Bon allen Seiten wird uns mitgetheilt, daß nur die schleunigste Hilfe aus vielen Stellen vor gänzlichem Untergange retten kann. Das Wasser fällt nur sehr langsam, die Aussicht, auch nur das Geringste von den Feldern retten zu können, schwindet immer mehr. In allen betroffenen Ortschaften herrscht Jammer und Elend, die bei dem bis herigen Stande der Staaten gehegten Hoffnungen auf eine gute Ernte, auf ein reiches Jahr, die Aussichten, die infolge der früheren Ueberschwemmungen nothwendig gewordenen drückenden Lasten etwas mildern zu können, sind vernichtet und neue Verpflichtungen, die für die »eisten Bewohner unserer Niederung gleichbedeutend sind mit vollständigem Ruin, sind unvermeidlich, wenn ihnen nicht durchgreifende Hilfe zu Theil wird. Verzinsliche Dar lehne helfen hier nichts mehr, hier muß die Hilfe in derselben Weise ein- treten, wie sie im vergangenen Jahre den Ueberschwemmten am Rhein ge währt worden ist. Wir richten an alle öffentlichen Blätter die Bitte, überall auf die Bildung von Hilfs-KomiteeS hinzuwirken, die Hilfe der Staats- regierung halten wir bei der Größe des Unglücks für selbstverständlich. Be fremden erregt es allerdings, daß der Herr Regierungspräsident, welcher ja bei anderen Gelegenheiten jedem Unglück in seinem Bezirk «in warmes Herz entgegengcbracht hat, die heimgesuchten Ortschaften unserer Niederung mit seinem Besuch noch nicht beehrt hat. Jetzt, wo noch Alles unter Wasser steht, würde unserer Ansicht nach der Herr Regierungspräsident von der Größe de- Unglücks sich am leichtesten Ueberzeugung verschaffen können. Das hiesige Hilfs-Komitee tritt, wie wir erfahren, bereits morgen (1. Juli) in Thätigkeit. Die Kunde von der Größe des einaetretenen Unglücks ist überall bekannt ge worden, wir hoffen deshalb auch, daß die Hilfe nicht ausbleiben wird Oesterreich-Ungarn. Das Interesse an den politisch« Vorgängen in Oesterreich konzentrirt sich jetzt aus die Landtagswahlen, die in dieser Woche begonnen haben. Am Montag haben, wie gestern gemeldet, die mährischen Landgemeinden gewählt und am folgenden Tage die Städte. Die Wahlen der erster« ergaben den Verlust eines Mandate» für die deutsche Partei, sodaß die Landgemeinden nunmehr durch 22 czechl- sche und 9 deutsche Abgeordnete in der Brünner Landstube vertrete« sein werden. Ueber den Ausfall der Wahlen in den Städten lagen bis Mittwoch noch keine Nachrichten »or, eS ist aber nicht im Ge ringsten zu bezweifeln, daß hier die deutsch-liberale Partei den Sieg davongetragen hat. Da ihr auch im Großgrundbesitz infolge de» Kompromisses mit den Konservativen der Sieg sicher ist, so werden die Deutschen auch auf dem neuen mährischen Landtag die Mehrheit besitzen. Frankreich. Mit Spott verfolgt Rochesortin „Jntransigeant" die französische Regierung, welche die Natur der Epidemie in Toulon verheimlichen wollte und die Aerzte, die aus Unwissenheit oder auS Gefälligkeit für den Minister die Regierung darin unterstützt hätten. In den letzten Nummern schreibt Rochkfort unter dem Titel: „Die Lichter der Wissenschaft": Sprecht doch, Ihr großen Lichter - sind sie sporadisch und lokal, diese ? Todesfälle, di« in Marseille blitzartig eine Frau aus der Straße, einen Leichen bitter hinter dem Sarg hinwegraff len? Und Sie — unsterblicher Herr Pasteur, dem wir eine Jahresrente von 25,000 Franken bezahlen, um die Mikrobe» in Massen zu vernichten, die Sie sich rühmen analysirt zu haben — werden Sie denn nicht bald in Szene treten? Bor kaum einem Monate versichert« doch di« wissenschaftlichen Zeitschriften, daß der Mikrob der Cholera wie der der Hundswuth kein Geheimniß mehr für Sie haben. So nehmen Sie doch l Ihren Freund Paul Bert unter den Arm und verfügen Sie sich nach Marseille, ' wo Sie Stoff für Ihr geniales Wissen im Ueberfluß finden. Wenn aber nicht ^ — » wunderbarer Pasteur (Hirte) — der Sie Ihr Leben für Ihre Schafe i nicht gegeben — behalten Sie Ihre Großkreuze, mit denen wir nicht- anzu