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Adorfer Grenzbote Dies Blstt enchNt die vmu^Hen BskM^tvmchungen derAmtshauptmannschast Oelsnitz, Les AmLZLerictzts, Le? Vmwan- mMschaft und des Studtmtes zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. BerK^LWsrtliHer GchnftleÄLr, Drucker und Verleger Otto Weyer tn Adorf. Tel >ALr.: Grenzkote ^182 Mnissag. den 17. I»li 1823. xktzr8."88: MIHM » MWM. Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß die Bestimmungen über die An bringung von Preisschildern nicht allenthalben beachtet worden. Wir machen deshalb dis Geschäftsinhaber auf die von uns unterm 12. 4. 1923 betanntgegrbene Verordnung des Wirtschaftsministeriums über Preisschilder vom 9. März 1923 nochmals aufmerksam. Zuwiderhandlungen gegen diese Verordnung sind mit hohen Strafen bedroht. Adorf i. V., den 11. Juli 1923. Der Stadtrat. I. V.: Dannreuther. Was M es Neues? ,, "-.An den Börsenruhetagen finden von jetzt ab auch «eme Devisennotierungen mehr statt? die neue Bestimmung nnt erstmalig am Sonnabend an der Berliner Börte in -kraft. . — Die Ausarbeitung der englischen Antwort an Deutsch land, die in der Hauptsache Lord Curzon übernomnien hat> Ml am Donnerstag beendet sein. < — Auf die Wiederverhaftung des aus dem Leipziger Untersuchungsgefängnis entflohenen Korveitsnkapitäns Ehr- Hardt ist eine Belohnung von 25 Millionen Mark ausgie- Wt worden. — Mussolini erklärte sich bereit, der Kammer einen etzentwurf zugehen zu lassen, der den Frauen in Ver waltungssachen das Stimmrecht gilt, jedoch nicht in politi schen Fragen. — Der französische Ucberwachungsdienst raubte in Elt- Aue 25 Milliarden» die zur Bezahlung von Eisenbahnern bestimmt waren. , — Der Aetna ist nach kurzer Ruhezeit wieder leicht in Tätigkeit getreten. KanlmHs wchres Ziel. A. Ker bespricht in der „Charta" Nr. 38 die Kriegsziele des Comitb des Forges und zitiert darauf Ms der „Semaine politigue aconomique et soziale" Anen ein Jahr vor der Ruhrbesetzung geschriebenen "lrtikcl des Leiters Adolphe Delemer: „Selbst wenn das Ruhrgebiet morgen besetzt wer den wird wie . gestern der Rhein, wird es noch immer sehr zweifelhaft sein, ob Deutschland die Bestimmun gen des Friedensvertrages ausführt. Das wissen wir und es springt fast in die Augen. Wir verlangen von Deutschland, daß es in seine Vernichtung einwil- 'Mn soll. Wenn wir also trotzdem vorgehen, so su chen wir anderes, als diese hypothetischen Erfüllun gen. Was suchen wir? Die Besetzung des Nuhrgebietes hat für uns nur Interesse, wenn wir von vornherein entschlossen sind, Deutschland seine Vorherrschaft aus dem Eisenmarkt M entreißen. Die Besetzung des Ruhrgebiets muß ven Zweck haben, die deutsche Industrie zu lähmen, Md uns die Herrschaft über das Eisen zu sichern. Deutschland ist heute der furchtbarste unserer Kon kurrenten auf dem internationalen Markt. Wenn wir Mhin streben, es von diesem Markt auszuschließen, und MS an seine Stelle zu setzen, so lohnt es sich, die Ruhr- vesetzlmg zu versuchen, dank unseres niedrigen Wech selkurses können wir dann versuchen, siegreich mit England zu konkurrieren, dem Deutschland heute Kon kurrenz macht. Wir könnten auf dem Weltmarkt den ersten Platz einnehmenl" Noch deutlicher hatte sich „Usine" ausgedrückt: „AIS Herren des Ruhrgebiets und des Saarge- vlets würden wir den europäischen Markt teilweise "^herrschen, und ich glaube, wir würden von den der "kutschen Industrie (!) sowohl wie den Neutralen (!) ^lieferten (deutschen d. Red.) Kohlen die nötige Steuer erheben, uiy unserer Industrie aufzuhelfen und M Pfand für die Wiederaufbauanleihe z« haben. Als Herren der Ruhr könnten wir mit Gleichberech- Äung mit den englischen Importeuren sprechen und Men unsere Bedingungen anfzwingen. Sicher würde vas wirtschaftliche Gleichgewicht diesmal zu unseren Gunsten geändert werden. Der große zweifelhafte Punkt würde allerdings das Benehmen der deutschen Arbeiter uns gegenüber sein und die Frage, ob der Men anbefohlene Passive Widerstand durchgeführt wcr- An würde. Wir glauben, daß mau sich auf gütlichem mit ihnen wird einigen können. Auf alle Fälle es notwendig, denn dies Personal wird gebildet Mrch eine halbe Million von Menschen." . Solche Erklärungen, meint die „Clarto", zeigten gütlich, daß man sich in den interessierten Kreisen einerlei Illusion über die wirklichen Ziele des Unter nehmens gemacht habe, und daß die Pfandnahme nur sollt für eine verschleierte Annexion sein „. Diese Offenherzigkeiten zeigen deutlich, gegen wen M die französische Ruhrpolitik letzten Endes richtet: «egen England. Und da verlangen die Franzosen daß die englische Negierung zu diesem /ran- MHen Vorstoß gegen die englische Industrie Za Md Amci sagt. Dle Flucht Ehrhardts. 25 Millionen für seine Wiederergreisung. Kurz bevor sich Kapitänleutnant Ehrhardt wegen seiner Teilnahme am Kapp-Putsch vor dem Staatsge richtshof verantworten sollte — der Verhandlungsbe ginn war auf den 23. Juli anberaumt worden —, ist er aus dem Untersuchungsgefängnis in Leipzig entwichen. , Wie die Flucht geschah. Ehrhardt ging gegen 5 Uhr nachmittags von seiner im dritten Stockwerk gelegenen Zelle hinunter in das Kellergeschoß, um in den Baderäumen der Gefangenen anstalt ein Bad zu nehmen. Nach Beendigung des Ba des verließ er unter Beaufsichtigung eines Beam ten den Baderaum und stieg zum ersten Stockwerk hinauf. An dem Gittertor, das einen Gang abschließt, sollte er von dem Einlaßdienst in Empfang genom men werden. Bevor er jedoch diesem übergeben wurde, erklärte Plötzlich Ehrhardt, er habe seine Seife im Baderaum zurückgelassen und wolle sie schnell holen. Offenbar mutz er den Weg zur Badezelle ohne Auf sicht zurückgelegt haben, jedenfalls, kehrte er aus dem Baderaum nicht wieder zurück. Es wurde festgsstellt, daß Ehrhardt mittels eines Nachschlüssels, der von außen in das Schloß des Gittertores gesteckt wurde, die Flucht aus dem Amtsgerichtsgebäude bewerkstelligt hat. Die Türen des Untersuchungsgefängnisses sind nur von außen zu öffnen. In dem Wasserleitungsausguß des Badcraumes wurden Seife und Badetuch des Entflo henen aufgefunden. < Dis Helfershelfer müssen genau unterrichtet ge wesen sein, daß Ehrhardt seinen Badetag für die Flucht nusersehen hatte. Nach Ausicht des die Unter suchung leitenden Oberregierungsrats, ist es den Hel fern gelungen, Gipsabgüsse von den Schlüsseln zu nehmen und vermittels eines Nachschlüssels die drei nur von außen zu öffnenden Türen aufzuschließen ge rade zu dem Zeitpunkt, als Ehrhardt, wie jeden zwei ten Tag, gegen 5 Uhr sein Bad nahm. Unerklärlich bleibt aber noch immer, wie es dem Aufsichtspersonal entgehen konnte, daß die Korridortür des Gefängnis ses offen war. Vom Untersuchungsgefängnis gelangte Ehrhardt in das mit diesem durch Gänge verbundene Amtsgerichtsgebäude. Hier ist um diese Zeit stets ein lebhafter Verkehr, so daß Ehrhardt mit seinem blauen Sakko-Anzug, mit gelben Halbschuhen beklei det, ohne Hut und ohne Weste am Petersteinwe» unauffällig das Freie gewann. Ein weitläufiger Fahndungsdienst ist sofort durch geführt worden. Das Reichsjustizministerium hat, dem Anträge des Oberreichsanwaltes entsprechend, auf di« Ergreifung Ehrhardts eine Belohnung von 25 Mil lionen Mark ausgesetzt. Es wird im Neichsministerium des Innern nicht angenommen, daß der Entflohene in Deutschland blei ben oder sich etwa gar an die Spitze illoyaler Organi sationen stellen wird, sondern man ist der Ansicht, daß er versuchen wird, so schnell wie möglich ins Ausland, vielleicht nach Ungarn, zu entkommen. * Kapitän Ehrhardt ist geborener Badener. Er trat Im Jahre 1899 in dis kaiserliche Marine ein und wurde 1909 zum Kapitänleutnant befördert. Während des Krie ges wurde er Korvettenkapitän und focht bei der Seeschlacht am Skagerrak mit. Nach der Revolution trat Ehrhardt an die Spitze der 2. Marinebrigade, die später zum Schutz der Rcichshauptstadt im Döberitzer Lager untergebraicht wurde. Am 13. März 1920 trat er anläßlich pes Kapp- Putsches auf Befehl des Generals v. Lüttwitz den Marsch nach Berlin an. Als nach dem Putsch die Brigade ins Münsterlager abtransportiert und Ehrhardt verhaftet wer den sollte, weigerte sich seine Truppe, ihn preiszugeben. Darauf begab sich Ehrhardt ins Ausland. Kapitän Ehr hardt ist am 30. November vergangenen Jahres in München verhaftet worden. Im Leipziger Untersuchungsgefängnis hat man dann einen besonderen Wachdienst vor der stelle des Kapitäns eingerichtet- Vom Münchener Turnfest. Das Münchener Turnfest erreichte am Sonntag mit dem großen Festzuge seinen Höhepunkt. Die Stra ßen, durch die sich der Zug bewegte, zeigten schon seit Tagen reichen Flaggenschmuck. Der Zustrom der Tur ner Md Gäste hatte schon am Freitag einen beäng stigenden Grad erreicht. Ununterbrochen liefen vr« Sonderzüge ein, zum Teil mit großen Verspätungen. Allein an diesem einen Tage dürften 100 000 Turn-, gäste in München eingetroffen sein. Am Freitags abend fand in der Festhalle ein Turnfestabend für: die auswärtigen Gäste unter Aufführung des großem vaterländischen Festspiels „Frisch auf, mein Volk^ statt. Der Abend wurde von dem Münchener Bür germeister Dr. Küsner mit einer Begrüßungsansprache eingeleitet. Der starke Fremdenzustrom hat für die Münche ner leider auch seine unangenehmen Seiten. Infolge der verstärkten Nachfrage sind die Lebensmittelpreisü in dem einst so billigen, jetzt schon lange recht teurem München ganz bedenklich in die Höhe gegangen. DaS gilt besonders von den Fleischpreisen, die von Taz. zu Tag steigen. , ' FrantteW VerschleppungsiaM. Ter Pariser Miniftcrrat. Der französische Ministerrat hat sich mit der englischen Regierungserklärung beschäftigt. Soweit! man aus den ziemlich dürftigen Blättermeldungery schließen darf, scheint man in Paris mit der Erklä rung Baldwins nicht unzufrieden zu sein, und zwari - das wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, aber man! kann es zwischen den Zeilen lesen —, weil man hofft«: durch scheinbare Verhandlungen über die englischem Vorschläge die bisherige Verschleppungstaktik ersolg-j reich f-orrsetzen zu können. In Uebereinstimmung miti dieser Taktik wird versichert, man werde in Parisi mit besonderer Sorgfalt den englischen Plan studie-? ren und ihn in allen Punkten mit dem französischen Neparationsplan vergleichen. Es wird damit gerechnet,, daß London auf seine Note nicht eine Antwort schlech- weg erwarte, sondern mit Paris über ihren Jnhalß in Besprechungen eintreten werde und das Londoner: Kabinett von den französischen Bedenken immerhin. Notiz nehmen werde. Fernerhin wird angenommen, daß die Londoner Regierung im wesentlichen die Ein-s berusung einer internationalen Sachverstnädigenkom« Mission zum Hauptpunkt ihres Planes macht. Er lange Frankreich in der Frage der interalliierten Schul den positive Zusicherungen seitens der englischen Re gierung, so werde es die Haupteinwände gegen die Ernennung des internationalen Sachverständigenaus^ schusscs fallen lassen. Kein Rachgeben Frankreichs. Das „genaue Studium" des englischen Planes ist natürlich nichts weiter als eine leere Redensart. In Wahrheit denkt kein Mensch in Paris daran, auch nur den Versuch zu machen, sich mit England zu verständigen. Ganz offen geben auch die meisten Pa- rifsr Blätter zu, daß eine Verständigung über eine gemeinsame Antwort schwerlich zu erwarten ist, da. Frankreich auf der vorherigen Einstellung des deut schen Widerstandes besiehe und die Prüfung der deut schen Leistungsfähigkeit durch einen internationalem .Sachverständigenausschuß entschieden ablehne. Teutsch'aub soll sich teviugn«Mios uutcr«vcrseu. , Frankreich denkt also nicht daran, von seiner bisherigen Politik abzuweichen. In diesem Sinne- äußerte sich auch eine „hohe französische Persönlich keit" gegenüber dem Vertreter des „New Mork Herald". Dem französischen Diplomaten zufolge, könne das Pa riser Kabinett die Forderung nach Einstellung des- Passiven Widerstandes unter keinen Umständen fal len lassen. Es vermöge nicht einmal der Londoner Negierung Auskünfte über die unmittelbaren Zuge ständnisse zu geben, die es bereit wäre, Deutschland nach dem Geständnis seiner Niederlage zu gewähren. In diesem Zusammenhang werde jetzt unverhohlen zu gegeben, der der französische Londoner Gesandte, Graß St. Aulaire, während der letzten Besprechungen über den englischen Fragebogen wiederholt zum Ausdruck brachte, es sei unvernünftig Frankreichs positives Programm auscinanderzusetzen, solange Deutschland Widerstand leiste, und zwar wünsche Frankreich nicht, daß Lord d'Abernon, der englische Gesandte in Berlin, die Möglichkeit erlange, der deutschen Regierung mit- zuteilen, was man von Frankreich zu erwarten hätte. Frankreichs drei FordrruuHrr«. Das ist deutlich. Deutschland soll sich durch Aus gabe des passiven Widerstandes unterwerfen, ohne daß ihm auch nur gesagt wird, was man ihm dafür» bieten will. Das ist der eine Punkt, den Baldwin