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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 06.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188406062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-06
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 06.06.1884
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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote. Rr. 18«. Freitag, 6 Jnni 1884. Sette 3. und etwa 600 Lehrer und Lehrerinnen ans allen Theilen Deutsch land- betheiligten. In der am 2. Juni abgehaltenen Vorversamm lung wlpcde nach Wahl des Präsidiums die Tagesordnung folgender maßen festgesetzt: 1) Gegenseitige Unterstützung unter den Lehrern in Rechtsstreitigkeiten; 2) Erweiterung der gesetzlichen Bestimmungen über die Zwangserziehung verwahrloster Kinder; 3) ist die Volksschule ging. Auch sonst glückte ihm nichts, er mußte endlich Berlin ver lassen und folgte seiner Gattin nach England, wo ihm dieselbe vor Jahr und Tag im Tode voranging. Auch in England gelang es ihm nicht, sich ein« Existenz zu schaffen, und so kam er vor einigen Wochen wieder nach Berlin, noch ungebrochen von all' dem Widrigen . , an Körper und Geist, und sann und suchte, schrieb übrigens an einem in ihrer gegenwärtigen Gestalt mit Lehrstoff überbürdet? 4) Noch- größeren sozial-politischen Werk, da» demnächst erscheinen sollte, bi» Wendigkeit und rechte Art der GemüthSpflege «eben der Berstandes- tblldung; b) In welcher Weise fördern Lehrer und Lehrvereine die Gesundheitspflege? — Da» originelle Testament de- verstorbenen Landesältefieu Ander- in Görlitz, welcher die Zinsen von 650,000 Mark zur Ausbildung von 14 bi» 22 Jahre alten Schlesiern, die keiner ortho doxen Richtung angehören, keine sozialdemokratische« Neigungen haben nnd sich weder de« Studium der Theologie, noch dem militärischen Beruf widmen, in jährlichen Stipendien von 400 Mark bestimmt und den Oberbürgermeister von Breslau oder, i« Fall dieser ablehnt, den Oberbürgermeister von Lieguitz zu« Verwalter der Stiftung bestellt, hat den eigenhändigen Zusatz des Erblassers, daß da» ganze Kapital -an Eugen Richter und Hänel zur Verwendung für Parteizwecke ausgezahlt werden soll, falls der Staat sich weigern sollte, die Be stimmungen seiner Stiftung zu bestätigen, erst erhalten, als ihm von dem mit der Abfassung de» Testament» betraute« Notar die Bestä tigung der Stiftung als nicht zweifellos bezeichnet wurde. Ter Erb- kaffer war früher Gutsbesitzer in der Oberlaufitz, später bei Neumarkt gewesen und hat seit einem halben Jahre in Görlitz gewohnt, wo er am 26. Mai gestorben ist, nachdem er noch die schlichte Todes anzeige selbst geschrieben hatte. —ö. Von der sächsisch-böhmischen Grenze. In Böhmen scheint die Tschechisirung immermehr vorwärts zu schreiten. So wollten sich in Dux, jener ehemals rein deutschen Stadt, während der Pfingstfeiertage ca. 40 deutsche Turn- und Gesangvereine de» dortigen Bezirkes ein Rendezvous geben. Kurz vorher jedoch erließ die K. K. Bezirksbauptmannschaft an verschiedene dieser Vereine unter Androhung sofortiger Auflösung das Verbot, während der beiden Feiertage den geplanten Ausflug nach Dux zu unternehmen. Und der Grund hier von? Nun, er war einfach darin zu suchen, daß der tschechische Schulverein gleichfalls auch eine Zusammenkunft in Dux zu veran stalten gedachte, und zu befürchten stand, daß es bei dieser Gelegen heit zu Reibereien zwischen beiden Nationalitäten kommen könnte. — Al» weiteres Beispiel dafür, daß die Deutschen in Böhmen immer mehr Gefahr laufen, „an die Wand gedrückt zu werden", sei ange- sührt, daß der tschechische Oberlehrer in Offegg dieser Tage ein Plakat angeschlagen hatte, in welchem e» hieß, daß die Stadt Offegg er freulicherweise als „neu erobert" betrachtet werden könne. Infolge der Aufforderung de» Bürgermeisters sollte diese» Plakat entfernt Merden, da e» jedoch seiten» der Einwohner nicht geschah, so mußte dies der dortige Polizeidiener thun. — Einem Touristen pasfirte e» auf der Straße von Ofsrgg nach Dux, daß ihm auf seine höfliche in deutscher Sprache gehaltene Bitte, nicht einmal Feuer zum Zigarre- anzüuden verabreicht wurde; er war deshalb genöthigt, seine Bitte auf böhmisch zu wiederholen. Vermischtes. — Aus Hamburg wird geschrieben, daß Friedrichsrub^ der augenblickliche Aufenthaltsort des'Fürsten Bismarck, am Pfingst montage der Schauplatz eines bedauerlichen Exzesse» geworden sei. Eine recht beträchtliche Anzahl Arbeiter aus der in Bergedorf be- kegenen Fabrik schwedischer Hufnägel nahm nämlich in unmittelbarer Nähe des fürstlichen Wohnhauses Aufstellung und führte dort durch Geschrei. Gejohle, Pfeifen, Singen re. einen so un'qualifizirbareu Lärm aus, daß die herbeieilenden Gendarmen den Exzedenten Ruhe gebie ten und sie zum Fortgehen auffordern mußte«. Diese Aufforderung blieb nicht allein unberücksichtigt, sondern der Lärm ward auch fort gesetzt, so daß die Beamten nach einer zweiten erfolglos gebliebenen Aufforderung blank zogen und zur Verhaftung der Rädelsführer schritten. Aber erst nachdem Blut geflossen und nachdem der Fürst «tliche seiner Diener den Beamten zur Hilfe gesandt, gelang e», sieben der Tumultuanten dingfest zu machen. — Der in Berlin verstorbene vr. StrouSberg hat ein Alter ron etwas über sechSzig Jahren erreicht. Während desselben hat er die Höben und Tiefen des Dasein» durchmefsrn und eine rastlose, von mannigfach wechselnden Erfolgen begleitete Thätigkeit entwickelt. In der kleinen ostpreußischen Stadt Neivenburg am 23. November 1823 geboren, kam er frühzeitig nach England und gewann dort, unterstützt durch einen scharfen Verstand und ei« lebhafte- Streben, «ine ziemlich umfassende Bildung, die ihn zur literarischen Thätigkeit befähigte. Aber sein erfinderischer Kopf ließ ihn an dieser Thätigkeit nicht lange Zeit Genüge finden. Er etäblirte einen Bilderhandel, reiste nach seinem Vaterlande und suchte den Absatz deutscher Bilder nach England zu vermitteln. Sein Unternehmen hatte keinen Erfolg, allein es brachte ihn mit vielen reichen und vornehmen Engländern zusammen, und er knüpfte bei diesem Anlaß jene Beziehungen, auf Grund deren er später im Eisenbahnfache debütirte. Sein erstes Ge schäft auf diesem Gebiete war die im englischen Aufträge und mit englischem Kapital erbaute Ostpreußische Südbahn. Er war mittler- weile mit seiner Faniilie nach Berlin überfiedelt und wußte sich bald auf eigene Füße zu stellen, d. h. von den englischen Kapitalisten zu «manzipiren und eine große Anzahl Eisenbahnen in eigener Entreprise zu bauen. Es entstanden durch ihn eine Reihe von neuen Bahnen in Preußen, so die Tilfit-Jnsterburger, die Berlin-Görlitzer, die Halle- Sorau-Gubener, die Märkisch-Posener, die Rechte Oderufer-Bahn, die Hannover-Altenbekener u. a m. Er erwarb au» diesen Bahnbauten — freilich mehrfach auf Kosten der Aktionäre — ein Vermögen, das sich nach vielen Millionen bezifferte. Aber ihm hatte das Schicksal «inen Geist gegeben, der unaufhaltsam immer vorwärts drang und sich niemals an dem Errungenen genügen ließ, niemals auch nur den Versuch machte, das verhältnißmähig leicht und jedenfalls überraschend schnell Erworbene zu konsolidiren. Dazu kam, daß er mit seinen Kapitalanlagen kein Glück hatte. Das größte Unternehmen, das er begann und schließlich nicht durchzuführen vermochte, war der Bau der rumänischen Eisenbahnen, rin Werk, das ihm wieder viele Millionen Gewinn brachte, aber schließlich seinen Ruin herbeiführte. Er konnte seine Verpflichtungen nicht erfüllen, er mußte die Vollendung des Baues anderen Händen übergeben und einen Theil seines schon da mals völlig festliegenden Vermögens zur Tilgung der übernommenen Verbindlichkeiten verwenden. Noch suchte er aber durch die industrielle Verwerthung seiner in Böhmen gelegenen Besitzung Zbirow sich zu retten. Die Durchführung dieser Werke erforderte größere Mittel, als er aus- znbringen vermochte; er nahm zu den gewagtesten finanziellen Ope rationen seine Zuflucht. Endlich schloß er Waggonlief-rungen nach Rußland ab. Er ging zu diesem Behuf« dorthin, aber sein früherer Glücksstern war untergegangen. In Rußland wurde er verhaftet und fast ein Jahr in Schuldhaft gehalten — seine sehr verwickelte« Wechsel-Transaktionen mit russischen Instituten gaben hierzu den An laß — inzwischen aber wurde in Berlin nnd Böhmen der Konkurs über sein Vermögen eröffnet, und «lS er endlich freigelassen wurde und nach Deutschland zurückkehrte, war Alle», was er seinen Gläu bigem bieten konnte, ein Vergleich von 3 Proz. auf die immense Summe seiner Passiva. Mit dem ihm verbleibenden Gelde gründete er, an den journalistischen Ursprung seiner Karriere anknüpfend, »Das kleine Journal". Aber trotz seine» Fleißes hatte er keinen Zechten Erfolg mit dem Blatte, das schließlich in andere Hände über- ner mit 1 Jahr S Monaten l Stellung unter Polizeiaufsicht Wegen Diebstahls und Hehlerei wurde . Woche Zuchthaus, S Jahren Ehrverlust un- belegt. Die Kellnerin Thekla Bertha Bauer a»S Marienberg, zuletzt i» Chemnitz aufhältlich (27 Jahre alt und schon wiederholt vorbestraft), hat Sonnabend Abend — er wollte sich zu seiner Tochter, der Gräfin Kleist, begeben und die Droschke mit dem gepackten Koffer harrte schon vor der Thür — als der Tod diese» bewegte Leben endet«. — Nun mht er von allen hochfligenden Projekten au», ein stiller Mann, der einst mit seinem ilnternehmungsgeiste den ganzen Erdkreis um- spanute und dessen letzte- Heim ein armseliges Zimmer in einem LStel garni über einem Bierlokal war. — Wer aber nach der Moral dieses Lebensganges und seinem Ausgangspunkte sucht, der findet sie in der Erkenntniß, daß alle» noch so hochgemuthete Streben» welches nicht streng mit den sittlichen Faktoren des Daseins rechnet, früher oder später Bankerott macht In den Zeiten seines Glanze», Ende der 60er Jahre, gehörte Strousberg zu den populärsten Männern in Deutschland; seine Thatkraft und sein Unternehmungsgeist wurden bewundert und angestaunt. Hunderttausende von Arbeitern fanden bei ihm Beschäftigung, und seine zwar oft mißbrauchte Wohlthätigkeit wurde von ihm in großherzigster Weise ohne Unterschied öffentlich und insgeheim geübt. Nicht mit Unrecht wurde ihm damals vom BolkSmunde der Name „Eisenbahnkönig" zugelegt. — Charakteristisch für die Art von StrousbergS Wohlthätigkeit ist folgender Zug Eines Morgen- beim Frühstück fragte er seinen Kammerdiener: „Heute scheint'» aber sehr kalt zu sein?" — „Ja wohl, Herr Doktor, 16 Gradl" — „Lieber Himmel! was mögen da die vielen armen Leute leiden, die keine so warme Stube, wie wir, und nicht einmal etwa» Warmes zu essen haben!" — „Ach, Herr Doktor, ich sah schon am frühen Morgen einen armen Teufel vorübergehen, der so blau wie eine Zwetschke und so steif wie ein Eiszapfen war, der trug eine durch löcherte Pferdedecke als Mantel." — „Wissen Sie was," antwortete Strousberg, „wir wollen Suppen für die armen Leute kochen und Holz vertbeilen lassen.".— „Aber, Herr Doktor, es giebt ja in Berlin so viele Arme, wenigstens an 10,000, und wenn sich einige davon auch einmal satt essen und Wärmen, so müssen sie doch Tags darauf wieder hungern und frieren. Wer kann denn so Vielen und gründ lich helfen?" — „Nun, so kochen wir gleich für 10,000 Leute Suppen, und zwar täglich, so länge es kalt ist!" Uno sofort fuhr Strousberg zum Polizei-Präsidenten und ließ durch dessen Vermittlung für 12,000 Thaler Holz und etwa zwei Wochen hindurch täglich warme Suppen an die Armen Berlins vertheilen. — Selbstmord durch Verbrennung. Am Montag Abend nach 9 Uhr hat sich im Wiener Stadtparke eine schreckliche Szene abgespiett. Wenige Minuten nach 9 Uhr ließ sich ein junger Mann daselbst das Kloset öffnen und übergoß,. kaum allein, seine Kleidungsstücke mit einer leicht brennbaren Flüssigkeit — wahrscheinlich mit Terpentin oder Petroleum. Die durchtränkten Kleidungsstücke zündete der Unglückliche dann an und alsbald schlugen Helle Flammen über seinem Kopfe zusammen. Der au» dem Kloset emporsteigende Rauch wurde von Passanten bemerkt, man erbrach die von Innen versperrte Hütte und die Eindringenden erblickten zu ihrem Entsetzen den in Flammen gehüllten jungen Mann. Derselbe schrie unauf hörlich: „Ich bin närrisch!" Aus einer Flasche goß er noch Brenn stoff in die Flammen. Mit großer Gefahr wurden die Flammen nach kurzer Zeit erstickt, mittlerweile aber hatte der Arme am ganzen Körper bis auf di« Knochen reichende Brandwunden erlitten. Unter de» verkohlten Hemde, unter den Beinkleidern, in den Taschen des Anzuges, selbst in den Strümpfen,fand man eine große Menge ver brannter Ueberreste von Papierschnitzeln, welche ebenfalls in Brenn stoff getränkt worden waren. Die Freiwillige Rettung» - Gesellschaft wurde sofort von dem entsetzlichen Vorfall verständigt und alsbald erschien das Sanitätspersonal in der Wachstube nächst dem Museum, wohin man den Unglücklichen. unterdessen getragen hatte. Derselbe war besinnungslos und gab, .lein Zeichen von Schmerzempfindung von sich. Von der Wachstube-,Wurde der junge Mann von der Mannschaft der Freiwilligen Wjungs-Gesellschaft in deren Filiale am Fleischmarkt transportirt.,-Baron Mundy, welchen man verstän digt hatte, war rasch erschienc^ -pytz wendete alle Mittel an, welche die ärztliche Kunst in einen^.Mch. schrecklichen Fall vorschreibt, um dem fürchterlich verbrannten jungen» Mann Linderung zu verschaffen. Ihn am Leben zu erhalten, chäv fötal ausgeschlossen. Im Laufe der Nacht wurde der BedauernSwerthe^iN das Allgemeine Krankenhaus auf die Klinik des Professors'Käposy (Krankensaal Nr. 34t übertragen, woselbst er nach kurzer Zeit, ohne das Bewußtsein erlangt zu haben, starb. Die Identität des Selbstmörders, der offenbar nur im Zu stande von Geisteszerrüttung diese entsetzliche That ausgeführt haben muß, konnte bisher nicht festgestellt 'Werden. Im Besitze de» jungen Mannes fand man weiter nichts als eine Visitenkarte auf den Namen „Emil Fischer", Helfersdorferstraße No. 4." In diese« Hause wohnt aber kein Mann diese» Namens. — Ein junges Gretchen. An einem Hoftheater wurde un längst „Faust" gegeben. Die Darstellerin de» „Gleichen" ist, wie man so zu sagen Pflegt, ein „spätes Mädchen" und steckt „tief in den 29". Sie ist aber auch eine gute Schauspielerin, und so ver binden sich Kunst und — Alter, um dem Publikum — Ehrfurcht einzuflöße«. Fräulein R. hat also ihre große Kirchenszene mit dem lebhaften Wunsch nach einem „Fläschchen" soeben beendet und trifft hinter den Koulifsen einen durch seinen boshaften Witz allgemein ge fürchteten Kritiker. „Nun, sagen Sie, mein liebster Doktor", fragt gespannt die Liebhaberin, „habe ich die Rolle richtig erfaßt? Hat's ihnen gefallen?" „Aber ich bitte Sie, verehrtes Fräulein", ant wortet mit malitiösem Lächeln der Gefragte, „in dieser Rolle stehen Sie ohne Rivalin da, es ist ja bekannt, daß der Altmeister Göthe Ihnen diese Rolle auf den Leib geschrieben hat." — Die Sprachenverwirrung in amerikanischen Städten wird durch folgende Notiz hübsch illustrirt. Bor dem irischen Richter White in Chikago erschien kürzlich der von dem kandinavischen Polizisten Gunderson verhaftete Italiener Paoli n Begleitung seine» amerikanischen Anwaltes O. Hill und eines ranzösischen Dolmetschers und erklärte sich auf Befragen des »olnischen Clerks La Buy, ob er sich des Vergehens. Schnaps ohne Licenz verkauft zu haben, schuldig bekenne, für nicht schuldig. Die Verhandlung selbst ist für unsere Leser nicht von Interesse. Aber die Thatsache, daß sechs Nationalitäten in dem Prozesse vertreten waren, ist erwähnenSwerth, da sie von dem kosmopolitischen Charak ter der Bevölkerung amerikanischer Städte Zeugniß ablegt. sich in nicht weniger als 1b Fällen des im Rückfalle verübten Betrug» schul dig^ gemacht und deshalb wurde sie mit 1 Jahr S Monaten Gesängniß Der Stuhlbauer Paul Oskar Friedrich au» Herrenheide, jetzt in Altmittweida wohnhaft (1858 geboren und bereit» vorbestraft) und der Handarbeiter Otto Paul Wehrmann au» Thum, jetzt in Altmittweida aufhältlich (1857 geboren und noch unbestraft), waren aogeklagt, in der Nacht vom 16. zum 17. März d I. den Handarbeiter Karl Heinrich Ernst Müller au» Altmittweida körperlich- schwer verletzt zu haben. Friedrich ist am Abend < de» 16. März mit Müller aus dem Tanzsaale de» Schulze'schen Basthofs in Altmittweida zusammen getroffen und hier haben sie sich gegenseitig beleidigt. Auf dem Nachhausewege will nun Friedrich von dem ihm etwa auf 10 Schritt Entfernung folgenden Müller wieder geschimpft worden sein. Er habe sich infolgedessen herumgedreht, sei aus Müller zugegangen und habe denselben geschlagen. Weiter wisse er nicht», da er sehr betrunken gewesen sei. Müller ist nun aber mittelst eine» Messer» in sehr gefährlicher Weise in die Brust gestochen worden und die» kann nur Friedrich gethan haben, welcher bei um» kurz nach dem Borfalle noch «in aufgeklappte» Taschenmesser in der Hand, ' ttch geschlagen und gestochen worden ist, " alsbald be- . . , . ise gefahren werden. Anfänglich erschien die Brustwunde Müller'» lebensgefährlich, jetzt ist er aber wieder so weit hergestellt, daß ernste Folgen der Verletzung nicht mehr zu befürchten sind. Der Gerichtshof verurtheilte Friedrich unter Ans chluß mildernder Umstände, jedoch unter Anrechnung von 2 Monaten Unttr- üchungrhaft zu 8 Monaten Gefängniß, während Wehrmann nur 14 Tage Gesängniß zuerkannt erhielt. Strafkammer III vom 4. Juni. Der Handarbeiter Karl Friedrich Löffler au» OelSnitz i. B. («in schon bejahrter Mann) hat sich eine» Verbrechen» nach 8 176,3 de» Reichsstrafgesetzbuchs schuldig gemacht. Er wurde unter Annahme mildernder Umstände und unter Anrechnung von 1 Monat Unter- üchungshast zu 9 Monaten Gesängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt- Der Weber Johann Liebald au» Stolzenhahn bei Joachimsthal 1842 geboren und schon vielfach vorbestraft) hat sich am 25. Januar d. I. n Buchholz eines vollendeten und am 17. März d. I. in Cranzahl eins» versuchten Diebstahls, ferner aber in mehreren Fällen der Herbeiführung älscher Beurkundungen schuldig gemacht, indem er an verschiedenen Berichts- iellen sich falsche Namen beilegte und mit denselben die über seine Vernehm ungen ausgenommen«» Protokolle unterzeichnet«. Der Angeklagte, welcher den Eindruck eine» raffinirten Menschen und frechen Lügner» machte, wurde der ihm beigemeffenen Strafthaten für schuldig erachtet und zu » Jahren 6 Monaten Zuchthaus, S Jahren Ehrverlust und zur Stellung unter Polizei aufsicht verurtheilt. Handel nnd Industrie. glieder mit 8588'/, Einheiten zählt und daß die von den BereinSmitglieder» »eschästigte Arbeiterzahl sich auf 230—235006 beläuft. Der mitteldeutschen Gruppe Lhemnitz gehören 67 Mitglieder mit 668 Einheiten an. Das vom Verein vertretene Anlage« und Betriebskapital dürste zu etwa 1656666066 Mark anzunehmen sein. Der Bericht giebt an, daß die Eisenindustrie im letzten Halbjahre 188» «ine internattonale Krisis habe durchmachen und daß die Hage der Eisenindustrie während dieser Zeit nock geworden sein würde, als e» in den Jahren 1876—1879 der v»- >. wir uns Dank unserer neuen Zollpolitik nicht der Schutzzölle als eine» schirmen den Walles erfreut. Seit Anfang dieser Jahres hätten sich die Preise glück licherweise wieder befestigt, ja sie zeigte« sogar nach dem Eingehen neuer Be tellungen eine gewisse Tendenz zum Aufwärtssteigen. — Maschinenbau u»b Eisengießerei habe dagegen im Allgemeinen einen befriedigenden Geschäfts gang aufzuweisen gehabt, der in mehreren Branchen auch lohnend gewesen ei. während allerdings einzelne Zweige wie z. B. der Lokomotivenbau über ehr gedrückte Preise zu klagen hatten. Was die Rentabilität der Werke be trifft, so entziehen sich di« geschäftlichen Resultate der im Privatbesitz besiud- lichen Werke der allgemeinen Kenntnib, «S ist daher nur auf dleStcäisiik de» Verein» über die finanziellen Ergebnisse von 162 Aktiengesellschaften der Eisen industrie und des Maschinenbau'» zu verweisen, die allerdings erst über die durchschnittlich besseren Resultate de» Jahres 1882, bez. 1W2/8S AuSklmst giebt. Darnach erzielten diese 162 Aktiengesellschaften laut ihrer veröffent lichten Bilanzen (und zwar nach «rfolgten Abschreibungen) im Geschäftsjahr 1879, bez. 1878 79 mit 869754763 Mk. Aktienkapital «inen Gesammt-Ueber- schuß von 5929414 Mk. -- 1,-x, Proz.; im letzten Geschäftsjahr 1182, bez. 1882 83 dagegen mit 356293340 Mk. Aktienkapital einen Ueberschuß von 24194278 Mk. ---- 6,7» Proz , demnach ein gutes Sesammtresultat in dem Mehrertrag von 5,„ Pro», ihrer Aktienkapital«. Die durchschnittliche Lohn zahlung belief sich pro Jahr für jedes Hüttenwerk im Vereine im Jahre 1884 826585 Mk., gegen 584744 Mk. im Jahre 1879, für jede Maschinen fabrik 314306 Mk., gegen 172569 Mk.. für jedes Werk 546432 Mk, gegen 362428 Mk- Der durchschnittliche Jahreslohn des Arbeiter» betrage unter der Voraussetzung, daß die für Monat Januar ermittelten Arbeitslöhne da» >anze laufende Ja" 45 Hüttenwerken fabriken 918,« Mk., . ein» beträgt da» Lohn eines Arbeiters »urchschnittlich S66„ Mk., gegen 78L, Mk. im Jahre 1879. — Berloosunaen: Köln-Mindener 166 Thlr.-Loose vom Jahre 1876. Ziehung am 3. Juni 1884. Gezogen« Serien: 1651 2683 und 3796. -Deutsch-russischer «etxeideverkehr. Wie die „K. v-, berichtet, trafen am 3 d. M. in Königsberg 113 mit russischem Getreide »v- ladene Eisenbahnwaggon» ein. Lange ist di« Getreiderufuhr dort nicht s» groß gewesen; längere Zeit kamen höchstens 46, ja sogar schon nur 4 solcher Waggons in einem Zuge an. Wie da» zitirte Blatt hört, sieht für die nächste Zeit eine bedeutende Zufuhr an russischem Getreide bevor. — Ungarische Finanzen. Wie die „Bub. Korr." berichtet, bat Finanzminister Szapary am 2. d. M. vor seinen Wählern in Szt -MikloS sich in einer größeren Rede auch über die Konversion ausgesprochen und gesagt, daß der Werth der Konversion nicht allein in der Zinsen-Ersparniß, sonder» in der Hebung des Wertbes aller Staatspapiere zu finden sei und daß er bestimmt voraussetze, daß eine Konversion der noch restlichen 96 Millionen sechsprozentiger Rente jedenfalls im Laufe dieses Jahre» durchgesührt werde, wodurch die ungarischen Finanzverhältnisse einen großen Aufschwung er langen werden- Auch die Resultate auf dem ganzen Gebiet« der Volks» wirthfchaft seien sehr befriedigend, olle Erwartungen übertresfend und de» gebrachten Opfern entsprechend. — Roheisen-Produktion Deutschland». Im April BiS Ende April 1884 To. 305623 1163965 1883 „ 279766 1118457 267» 1884 To. ->-25922 -i-56 568 Schiffsnachrichten. ng der Hamburger Postdampfer: „West; 2. Juni in Ncw-Uork bekommen, „g >. Mat von Havre, 31. Mai in New-A Westphalia", 21. Mai „Geliert", 18 Mai Aork angekomme». „ . uni in Hamburg eingetraffen. „Ärgentina", von Brasilien, 2. Juni von Lissabon nach Hamburg weiter- gegangen- „PetropoliS , am 1. Juni von Brasilien in Hamburg eingetroffeu. „Rio", am 1. Juni in Montevideo angekommen. „Eorrientes", am 31. Mai von Madeira nach Lissabon und Hamburg weitcrgegangen. von Hamburg, am von Hamburg, 26. " ammonia", 22 Mai von New-Aork, 3. Gerichtshalle. —te. Strafkammer I vom 3. Juni. Der Gutsbesitzer Friedrich Ernst Winkler aus AuerSwalde und dessen Stieftochter Christiane Therese Richter daher haben sich unsittlicher Handlungen schuldig gemacht und des halb wurden sie zu sechs Wochen Gesängniß verurtheilt. Der Strumpswirker Karl Ernst Vogel aus Neukirchen (schon wieder holt vorbestraft) bat sich des im Rücksalle verübten schweren Diebstahls schul dig gemacht und deshalb erhielt er 1 Jahr 8 Monate Zuchthaus und 3 Jahre Ehrverlust zuerkannt. Strafkammer 11 vom 4. Juni. Der schon wiederholt vorbestrafte Dienst knecht OSkar Höppner aus Wittgensdorf hat im März d. I. für den Preis von l Mk- von einem I5jährigen Burschen einen goldenen Damenrtng im Werthe von 26 Mk. unter Umständen käuflich an sich gebracht, unter denen er hätte annehmen müssen, daß der Ring gestoblen war, und ferner hat er im April d. I. von einem vor dem Gasthose „Stadt Mannheim" in Limbach haltenden Wagen weg ein Packet Garn im Werthe von 26 Mark entwendet. Bericht des Schlacht- und Viehhnfs zu Chemnitz. Vom 5. Juni. Austrieb: 35 Rinder, 216 Landschweine, - Bakonier, 99 Schafe, 238 Kälber. In Rindern war wenig Nachfrage, infolge des sehr schwachen Auftrieb» bleiben ledoch keine Ueberstände. Preise unverändert. Schweinemarkt. Der Auftrieb war auch hier sehr gering, deckte de» Bedarf jedoch vollständig. Der Geschäftsgang war ein schleppender. Schaf- und Kälbermarkt. DaS Schafgeschäst war matt und die Preise unverändert. — Für den Kälberauftrieb fanden sich genügend Käufer. Di» Preise waren wie am letzten Markt. Preise: Rinder: 1. Qual. 66-63 Mk , 2. Qual. 52-59 M. auf 166 Pst», fleischgewicht. Schweine: Landschweine brachten 47—56 Mk- auf 166 Pfd. lebend Ge wicht bei 46 Psd. Tara per Stück. Schaf«: 166 Psd. lebend Gewicht 36-82 Mk. Kälber: 160 Pfd. lebend Gewicht 35-36 Mk. - Verantwortlicher Redakteur: vr. pdil. O. Müller in Chemnitz. Vereins-Anzeiger. Deutscher Freisinniger Verein. Donnerstag, den 5, Juni Abend* 8 Uhr im großen Saale des Elysiums öffentliche Versammlung (Bortr. de» Herrn ReichSlagsabgeordneten Munkel aus Berlin).
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