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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 06.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188406062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-06
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 06.06.1884
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räche», daß man seinen Vorgänger den „Wonnemonat Mai" soviel besingt und ihn selbst kaum beachtet und sucht denn auch, was dieser au Nässe zg bringen verabsäumte, mit Zinsen un» heimzuzahlru. Mit knapper Noth brachte er uns für die beiden Festtage ein Halbweg anständlgeS Wetter und läßt jetzt Gewitter über Gewitter aufmar- schiren. Nicht mit Unrecht ruft »hm ein unbekanntes Dichter-Genie zu: „Herr Junlu». Herr JuniuS, „Wie man sich witt»er Srgern muß! — „Hat er denn weiter nicht» zu thun, „SlS ohne Rast und ohne Ruh'n „Sin bS»' Gesicht zu zeigen? — „Soll denn die Welt erst bittend nah'n? „Wa» hat sie ihm zu leid gethan, „Daß er so düstre Seiten zeigt „Und nicht zum Sonnenschein sich neigt? „Will er Moral un» geigen? — —r. Herr Superintendent Prof. Michael feierte am heutigen Tage sein füufundzwanzigjährige» AmtSjubi- läu«. Sollte auch, nach dem Wunsche deS Jubilar», dieser Tag in aller Stille vorüber gehen, so konnte man es sich doch nicht ver sagen, dem geliebten Geistlichen die herzlichsten Glückwünsche darzu- brutgen und ist die» von vielen Seiten in aufrichtigster Weise geschehen. — Wie un« Herr Direktor Hasemann soeben mitthrilt, wird Herr Fritz Odemar heute Donnerstag Abend im „Bettrlstudent" den Oberst Ollendorf — wie angezeigt war — nicht spielen. Nach dem Herr Odemar nach «nS vorgelegenen Briefen und Depeschen wiederholt erklärt, daß er nicht in festem Engagement stehe, sofort hier eintresfen und in da» Personal unseres Thaliatheaters eintreten vnnr, nachdem er ferner telegraphisch erklärt, er betrachte sich von Herrn Direktor Hasemann als eugagirt und sei mit allen Bedingungen einverstanden, erhielt Letzterer heute ein Schreiben von Odewar, worin dieser erklärt, daß ihn Herr Direktor Heuser in Kreuznach seiner kontraktlichen Verpflichtungen nicht entbinde undein weiterer Brief de» genannte» Srruznacher Direktors an Herrn Direktor Hasemann bestätigt dies« Angabe. Begreiflicherweise ist Letzterer hierdurch in eine fatale Lage versetzt worden und da» Verhalten Herrn Odemar» erhält durch diese Angelegenheit ein sonderbares Gepräge. — Die Partie de» „Ollendorf" wird demnach heut« wieder von Herrn Earlsen gespielt, welcher dieselbe ja auch gar nicht Übel durchführt. —* Gütern Abend 7 Uhr ist aufhiefiger unteren Brücken- straße ein Maurer, der mit Abputzen eine» Hause» beschäftigt ge. wese» ist, beim Herabsteigen von einer Trittleiter auSgeglitten und ei» Stock hoch aus da» Pflaster herabgestürzt und zwar so unglücklich, daß er infolge der dadurch erlittenen schweren Kopfverletzungen «Ütelst EiechkorbeS nach dem städtischen Krankenhause tranSportirt werde» mußte. Der Unglückliche ist heute früh *,,4 Uhr infolge der Verletzungen verstorben. —* Vorgestern Abend wurde in einer an der Schloßstraße gelegenen Wohnung eine Frauensperson, die daselbst gebettelt hatte, bei» Stehlen eine» Sahnenkännchen» ertappt und deshalb der Polizeibehörde zugeführt. —* Gestern Vormittag wurde ein Markthelfer, der in der Ein fahrt eine» Grundstücke» der äußeren Johannisstraße stand, dnrch einen einfahrenden beladenen Echleifwagen erfaßt und an die Wand gedrückt und dabei nicht unerheblich verletzt. —i. Gestern Nachmittag gerieth ein hiesiger Tischlermeister, >der eine größere Pfingsttour unternommen hatte und soeben etwas angetrunken und durch das schlechte Feiertag-Wetter in die übelste Laune versetzt, zu den Seinen zurückgrkehrt war, mit seinem Ge sellen, welchem er während seiner Abwesenheit da» Geschäft an- dertrant hatte, in heftigen Streit, weil dieser seiner Meinung nach einen Kleidersekrrtär zu billig verkauft hatte. Nachdem der Meister dem Gesellen die beleidigendsten Schimpfworte an den Kopf geworfen hatte» ging ep sogar zu Thäflichkeiten über und verabreichte seinem Gesellen ein« derb« Ohrfeige. Hierdurch wurde auch der sonst ruhige und bescheidene junge Mann außer sich gebracht, er ergriff ein Stück Holz und traf damit den Meister derart über de« Auge an die Stirn, daß sofort das Mut über das Gesicht rann. Merkwürdiger- weise legte sich nach diesem Zwischenfall bei Beiden sofort dieWuth; der gutmüthige Geselle bat seinen Meister um Verzeihung und der Meister, der Wohl etwa» nüchterner geworden sein mochte, verband sich mit einem Taschentuch di« Stirne und dann — begaben sich Beide in eine nahegelegene Restauration, wo sie ihre vollständige Ver söhnung feierten. Der spanische Mantel. Historische Erzählung von Jenny Hirsch. (Forschung.) Nachdruck verboten. „Verzeiht, gestrenger Herr, so schnell möchte das denn doch nicht gehen," versetzte HeinecciuS mit feinem Lächeln, „heute —" „Heute war der Bursch da, der ihr mit seinem glatten Gesicht und seinem grünen Rock den Kopf verdreht hat," fiel ihm der Amt mann mit schnell wieder aufsteigendem Zorn in's Wort, „da wagt er ihr mit dem Anträge eine» gesetzten, hochachtbaren ManneS in Amt und Würden nicht zu kommen. Und er redet von väterlicher Auto rität und von Gehorsam bei seinem Kinde." „Verzeihung, Herr Amtmann, e» ist nicht das," entschuldigte sich HeinecciuS, aber Lagemann hörte nicht aus ihn. Er schrie sich nur immer mehr in Wuth hinein, beschuldigte jenen, er wolle ihn betrügen und stieß die heftigsten Drohungen gegen ihn aus. „Denkt Er mich an der Nase herumzuführen mit seinen halben Reden und Winkelzügen!" schrie er. „Auf dem Schub laß ich Ihn au» der Stadt bringen, Ihn und seine Dirne, wenn ich Unrath wittere. Hat Er vergessen, daß Er einzig und allein durch meine Gnade hier! äne Zuflucht gefunden hat?" Die Stimme versagte ihm, er schnappte nach Lust und die da dnrch entstehende Pause benutzte HeinecciuS zu der Versicherung, er sei dem gestrengen Herrn Amtmann dankbar und ergeben, und werde ihm die» in allen Stücken beweisen. „Und doch hat Er dem Grünspecht gestattet, hier, Gott weiß wie lange, allein bei seiner Tochter zu sitzen," brummte der Amt mann nur halb besänftigt. „Ich wußte gar nicht, daß er hier war," entschuldigte sich der Weber. „Seit Mittag saß ich in der Küche, so vertieft in meine Arbeit, daß ich nicht» hörte und sah, wa» draußen vorging, hatte ich doch auch den Eintritt des Herrn Amtmanns nicht bemerkt. Erst der Lärm weckte mich und rief mich in die Stube — zur rechten Zeit." — ES kam etwas wie Beschämung über den Amtmann. „Er hätte dem Burschen da» HauS schon lange verbieten sollen," sagte er kleinlaut. HeinecciuS zuckte die Achseln. „Die alten Kochs find, so lange wir hier sind, die einzige« gewesen, die gut gegen meine Tochter waren." „Weil er den Men eine Salbe für den Sohn gegeben hat, als er wund von den Fängen de» Ebers nach Hause kam," entgegnet« der Amtmann hochfahrend. „Wer hieß dem Esel sich in Gefahr be geben, könnt'» hier gut haben als Schreiber, ist der Hochmuth!" polterte er den alten Groll hinaus. „Der junge Mensch ist mir dankbar für die schnelle Heilung, sagte HeinecciuS, ohne den letzten Theil der Rede zu beachten. „Und beweist Euch die Dankbarkeit, indem er Eurer Tochter den Kopf verdreht. Heraus mit der Sprache jetzt: will Er die Marie dem Jäger geben? Keine Winkelzüge: Ja oder Nein." —Entschiedene» Pech hatte gestern Nachmittag ein Botcnfuhrmann, welcher während de» ziemlich heftigen Regengusses mit seinem Fuhrwerk die äußere Dresdnerstraße hinausfuhr. Derselbe war nämlich ein wenig eingeschlummert, da fiel plötzlich eine Hut- schachte! vom Verdeck deS Wagen» auf da» nach oben gerichtete Ge sicht des Schlafenden. Infolgedessen fuhr dieser erschreckt aus seinen Träumen empor und versucht«, die Schachtel noch rechtzeitig zu er fassen; dieselbe fiel jedoch, den Deckel verlierend, auf'» Pflaster und ihr Inhalt, ein neuer Frauenhut. in — eine Pfütze. Vollend» er muntert, stieg der Fuhrmann vom Wagen herunter, um den be schmutzten Hut wieder heraufzuholen, und setzte, im Stillen berechnend, wie hoch sich wohl der von ihm zu leistende Schadenersatz belaufe« werde, brummend seinen Weg fort. —ä. Denn die Kultur, die alleWelt beleckt u. s w. Das bekannte Zitat mußte Jedem unwillkürlich einfallen, als ich gestern Morgen auf der Poststraße ein Milchmädchen — zwar nicht au» Schöueberg — aber ans der hiesigen Umgegend sah. Sie ging wie ei» Milchmädchen eben zu gehen Pflegt, in einfacher Straßen- toilette: Barfüßig und barhäuptig, wollneS Röckchen, bunte» Mieder, das Halstuch in genialen Falten, so marschirte sie neben dem treuen Nero, ihrem Geschäftsführer, daher. Das Alle« ist nun nicht seltsam, wohl aber waren eS die herrlichen Ponnhlocken, die sie sich in die Stirn gekämmt hatte und die in ihrer Fülle die Simpelfransen der eleganteste» unserer modernen Damen weit hinter sich ließen. Hoffent lich trägt dieses „Populärwerden der Ponnhlocken" dazu bei, daß unsere Schönen uns wieder mit freier Stirne gegenüber treten. —ä. Straßenräuber. Bei dieser Spitzmarke denken unsere Leser gewiß an die Abbruzzen, leider müssen wir den Ort der Hand lung in die Königstraße verlegen. Dort steht, und zwar Mittag», ganz sich selbst und seinen Gedanken überlassen an der Ecke einer der einmündenden Straßen ein — Bücklingskorb. Zwei wissen-durstige Köter kleineren Kaliber» nun sahen die mit einer Plane verdeckte Pyramide und begannen alsbald mit ihren Mäulern da» verschleierte Bild zu SarS zu enthüllen, was ihnen auch über Erwarten gut ge lang. Damit aber war ihr Wissensdrang noch nicht gestillt, sie sprangen in die nun offen vor ihnen stehenden Körbe und versuchten ihre Kauwerkzeuge an den bronzeschimmernden Körpern der ehemaligen Meerbewohner. Doch — Wie weiland der Jüngling sich von dem Bilde zu Sa,» abwandte — so auch sie von den Bücklingen, die demnach zu den Leckerbissen eine» HundegaumenS nicht zu gehören icheinen. Sie verließen indessen dm Ort ihrer Thaten nicht eher, als bi» sie eine Keine Verwüstung angerichtet hatten. — Und die Moral von der Beschicht? Man soll AuffichtSbedürftige sich niemals selbst überlassen, am allerwenigsten aber BücklingSkürbe, wenn sie ge Mt find. —S. Den Hausschlüssel vergessen und dann „rufen müssen", womöglich lange rufen müsse», ist nicht nur fatal für den, der eben rufen muß, sondern auch für die, welche schon den Schlummer ge funden haben, da sie meist aus der süßen Nachtruhe emporfahren »nd oft unter Schwierigkeiten erst wieder zum Einschlafen gelangen. So ertönte gestern, nachdem bereits längst die Nachtwächterkompetenz ein getreten war, auf dem Walkgraben seitens eine» Frauenzimmers der Ruf: „Mutter! Mutter!" In allen möglichen Tonarten, ärgerlich, bittend, klagend rc. erklang das melodische Rufen wohl eine Stunde lang zum gerechten Leidwesm der Anwohnenden, bi» endlich der begehrte Hausschlüssel au» dem Fenster herabgeworfen wurde. —to. Gestern wurde in Kappel ein Kind von einem Omnibus überfahren. Ein Mann, welcher die Gefahr merkte, und das Kind zu retten suchte, kam dabei selbst zum Fall. —Ferner ist daselbst am dritten Pfingstfeicrtag ein junger Mensch verhaftet worden, weil er seinen Eltern ein Sparkassenbuch im Werthe von 120 Mk., sowie eine Uhr entwendet hatte. Wie man hört, soll sich der freche Bursche, bei dem überdies ein Revolver vorgefunden wurde, in einem Korn selb versteckt gehalten haben. «Schfifch-S. Die .Nordd. Allg. Ztg." schreibt auS Berlin: Einen Haupt anziehungspunkt der Berliner bildete, wie in früheren Jahren, so auch diesmal die sächsische Schweiz. Tie Extrazüge, welche vom Anhalter Bahnhof abgelassen wurden, waten vojl kolossaler Länge; ca. 1000 Personen befanden sich in jedem Zuge. Auch in der säch sischen Schweiz hatten die Wirthe, wie sie glaubten) sich hinreichend ! . ' Nein," antwortete HeinecciuS mit riner Bestimtntheit, die keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seine» Versprechens, aufkommen ließ. „Will Er mir sein Wort geben, den HMspecht nicht wieder in'» Hau» kommen zu lassen?" DaS gelobe ich ebenfalls. .. ,. Gut," rief der Amtmann ihm die Hand reichend, „so thut noch da» Dritte, ruft die Dirne und kündigt ihr ast, daß Ihr sie mir zur Ehe anverlobt." „Mit Verlaub, gestrenger Herr, seht Euch und hört mich ein paar Minuten ruhig an," entgegnete HeinecciuS, indem er dem Amt mann, der aufgesprungen und in der Stube hin und hergelaufen war, von neuem den Lehnstuhl anbot. „Ihr habt mich einen fahrenden Mann genannt," fuhr er, als jener wieder Platz genommen hatte, fort, „und Ihr habt mit dieser Bezeichnung nicht ganz Unrecht; denn als Ihr mich 'z» Frankfurt träfet und mir anbotet, hierher nach Zossen zu kommen, waren Jahre vergangen, ohne daß ich eine bleibende Statt gehabt habe, aber ich bin nicht mein Lebenlang unstät und heimathlo» gewesen." „Und Tr soll e» nimmer mehr sein!" rief der Amtmann da zwischen, „wo Seine Tochter als Frau gebietet, da findet Er auch eine Ruhestatt." Ein leises Lächeln huschte flüchtig über die scharfen Züge deS Alchimisten und er antwortete bedächtig, als prüfe und wäge er jedes seiner Worte: „DaS eben ist es, gestrenger Herr, ich will kein Gnadenbrot im Hause eine» vornehmen Schwiegersohnes, meine Tochter soll nicht als Bettlerin an seinen Herd kommen und zeitlebens empfinden müssen, daß ihr eine Ehre angethan worden ist —" „Was heißt da», Mann," unterbrach ihn Lagemann ausspringend, „macht Er Ausflüchte?" „DaS heißt nur," fuhr der Andere, ohne sich einen Augenblick aus seiner Ruhe bringen zu lassen, fort, „das heißt nur, daß kein Mann meine Perle bekommen soll ohne die Fassung, die ihr gebührt. Ihr müßt Euch schon gedulden, bis ich Euch Marie mit einem reichen, sehr reichen Brautschatz geben kann." „Er meint?" fragte der Amtmann flüsternd und seine Augen funkelten gierig. .Ich meine, daß meine Tochter nicht eher Hochzeit hält, als bis ich ihr Gold, G»ld und wieder Gold als Brautschatz mitgeben kann." „Wann wird das sein? Wann?" forschte der Amtmann, „meint Er, ich wollte mich narren und Hinhalten lassen? Schon ein halbes Jahr ist Er hier und hat noch immer das Problems nicht gelöst. HeinecciuS lächelte mitleidig. „Sechs Monate erscheinen Euch eine lange Zeit für etwas, woran viele vor uns ihr ganzes Leben gesetzt haben." Der Amtmann stampfte mit dem Stocke auf. „Soll ich auch mein ganze» Leben auf das Gold warten und auf die Dirne dazu? Sehe Er sich vor, mit Gauklern und Betrügern macht man hier vorbereitet; aber da die Tausende von Berlinern nicht nnr essen und trmken wollten, sondem auch da» Bedürfniß empfanden, nach den große» Strapazen zu schlafen, so fehlte e» häufig an Logis. Müd- und abgespannt eilten, wie man der „N. Z.« schreibt, einzelne Trupp» von Ort zu Ort. um die so wenig tröstliche Antwort deS Gasthofs- befitzer» zu erhalten: „Bedauere sehr, Alle- besetzt." Einzelne Ber- liuer fuhren deshalb, »m ei» Nachtlager zu erhalten, bi» nach Tetschen. — Der gegenwärtig etwa 2300 Mitglieder zählende Gewerbe- Verein in Dresden hat beschlossen, zum Zweck de, Förderung de» Handwerkes im Herbst d. I. eine Ausstellung bester und neuester Werkzeug-, Arbeit»- und Kraftmaschinen zu veranstalten und diese Ausstellung gleichzeitig mit der im September d. I. stattfindendeu Feier seine» SO jährigen Stiftungsfeste« zu eröffnen. — Am 8. Juni werden es 50 Jahre, daß in Brand di« Ein führung der allgemeinen Städteordnung erfolgte. Dieser Tag wird seitens der dortigen Einwohnerschaft festlich begangen werden und e» ergeht daher vom Stadtgemeinderath an die Vereine «nd die Bürger schaft Einladung zu möglichst zahlreicher Betheiligung. — Au» Leipzig berichtet man, daß am Dienstag im großen Saale der Tonhalle eine von über 2000 Mann besuchte Versamm lung streikender Maurer und Zimmerer stattfand, welche in ihre« Verlaufe, der übrigens ei» ruhiger und gemessener war, kein andere» Resultat als die bisherigen Zusammenkünfte in Sachen de» Streike» hatte, insofern nämlich beschlossen wurde, an der Forderung der zehn stündigen Arbeitszeit rc. festzuhalten und im Streike auSzuharren. Der die Versammlung überwachende Polizeiwachtmeister Döhler fand nur einmal, und zwar als ein gewisser Hartig aus Hamburg sprechen wollte, sich veranlaßt, demselben das Wort zu verweigern. Eine An regung aus der Mitte der Versammlung, die an den Bauten auf dem Festplatze für das Bundesschießen betheiligten Arbeiter zur Ein stellung der Arbeit zu veranlassen, wurde abgelehnt Endlich beschloß die Versammlung, die Streikkommisfion als nur allein kompetent zur Unterhandlung mit den Meistern zu erklären. — Großes Aufsehen erregten etwa 4—500 der streikenden Maurer, die in geordnetem Zuge, aber stillschweigend nach dem Bahnhofe zogen und, da der Streik noch fortbesteht, wieder dahin abreisten, wo sie Arbeit gefun den haben. — In Oederan soll am 29. Juni die Enthüllung de» Luther« denkmalS stattfinden. Dasselbe besteht au» einer Büste nach Rietschel und au» einem Postament auS Cottaer Sandstein. — Vor einigen Tagen begab sich eine Frau in einem Dorfe bei HermSdorf mit ihren beiden Kindern nach dem Kirchhofe. Der 4jährige Sohn, welcher sich ein kleine» Stück von der Mutter entfernt hatte, kam hierbei in die Nähe der eisernen KirchhosSthür, welche plötzlich umfiel und den Jungen todtschlug. Den Schrecken der armen Mutter kann sich Jeder denken. Unbegreiflicherweise ist schon seit Jahren die 6 Zentner schwere Thüre ohne allen Halt außer den Angeln. — Der Erzgebirgszweigverein Schneeberg-Neustädtel gedenkt in nächster Zeit im dortigen Stadtwalde «inen geschmackvollen Pa villon zu erbauen. Um die vom Erzgebirgsverein Wiesenthal beschlos sene Gnttchtung eines UnterkunsthauseS auf dem Fichtelberge zu för dern, will der Verein 50 Mk. zu den Baukosten spenden; der Ge- sammtvereiu hat zu dem erwähnten Baue bereits 1000 Mk. bewilligt. — In Bockau bei Schneeberg ist leider wiederum eine un glückselige Schießgeschichte vorgekommen. Am Tage Vor Pfingsten neckte sich der ca. 30 Jahre alte Geschäftsgehilfe Benno Schubert mit dem im 15. Lebensjahre stehenden Knaben Uhlmann. Ersterer legte im Scherze mit einem Gewehre auf Uhlmann an und schoß ihn in den Unterleib; der Aermste ist gestern nach vielen Schmerzen ver storben. Schubert giebt an, daß er da» Zündhütchen abgenommen habe; derselbe ist bereit» in das Kgl. Amtsgericht gebracht worden. — Aus dem oberen Vogtland« wird berichtet, daß alle Eschen infolge der letzten Nachtfröste erfroren sind und nnr noch chwarzeS, welkes Laub zeigen. Die erfrorenen Kartoffeln haben sich >urch den lauen Regen einigermaßen erholt, aber die Blüthen find, oweit sie sich schon auS den Knospen hervorgewagt hatten, alle ver nichtet. Pm Getreide ist der Schaden unbedeutend. — In Görlitz fand während der Festtage der fünfte deutsche Lehrertag statt, an welchem sich 90 Delegirte von Lehrervereineu kurzen Prozeß. In Frankfurt habe ich Ihn aus dem Elend gezogen und Er hat mir versprochen —" „Das Geheimniß zu finden, unedle Metalle in edle, in da» Edelste, da» Gold zu verwandeln," fiel HeinecciuS ein, „das habe ich versprochen und da» werde ich halten, habe ich Euch aber gesagt: in diesem oder in jenem Monat, in- diesem oder in jenem Jahre ist e» gethan?" Der Amtmann blickte betroffen vor sich nieder, dann fuhr er auf: „Soll das eine Falle sein? Will Er mich hiuziehen von einem Jahre zum andern. Noch einmal, ich habe keine Zeit zu warten, weder auf die Dirne, noch auf da» Gold." „Und Ihr werdet nicht lange mehr zu warten haben," flüsterte der Alchimist und sah sich im Zimmer um, als fürchte er, die ge tünchten Wände und die hölzernen Tische und Stühle könnten sei» Geheimniß erlauschen und verrathen, „wenn mich nicht alle- täuscht, stehen wir auf der Schwelle der Pforte, die zum Allerheiligsten führt." „Sprech' Er nicht in Räthseln, nicht in Bildern!" keuchte der Amtmann, „ist es Ihm gelungen?" „Noch nicht, aber ich weiß, daß eS mir gelingen wird, kommt und sehet selbst." Er nahm den Amtmann bei der Hand und führte ihn durch den dunklen Hausflur nach der kleinen Küche, von deren Decke eine siebenarmige Messinglampe herabhing, die den rauchgeschwärzten Raum in einer phantastischen unheimlichen Weise beleuchtete. An der Stelle, welche in anderen Küchen von dem Topf- und Schüsselbrett einge nommen zu werden pflegt, stand ein Gestell, auf welchem sich Folianten in schweinsledernen Einbänden, ein Todtenkopf und eine Sanduhr befanden, seltsam geformte Gefäße auS gebranntem Thon, au» Kupfer, Eisen, ja sogar aus Silber, gläseme Flaschen und Phiolen mit Flüssigkeiten von allen Farben gefüllt, standen umher und beengten den schmalen Raum zwischen der Thür und dem Herde so sehr, daß kaum Platz für die beiden Männer blieb. Auf dem Herde standen auf Dreifüßen zwei Retorten über Kohlen, die nur noch schwach glimmten. HeinecciuS warf einen Blick hinein und stieß eine» SchmerzenSruf aus. „Verloren I Verloren I Die Arbeit vieler Wochen verloren durch Eure Schuld!" Er wandte sich bei diesen Worten nach dem Amt mann herum und zeigte diesem ein so schmerzverzerrte« und dabei finster drohende- Gesicht, daß dem Polterer ängstlich ward und er kleinlaut fragte: „WaS hätte ich versehen?" „Ihr habt mich durch Euren Streit mit dem Jägerburschen auf gescheucht, als ich die feine Masse im besten Flusse hatte, ich mußte davon gehen, um Mord und Todtschlag zu verhüten, darüber ist der rechte Moment versäumt. Schaut her, wo eS glühen und wallen sollte in Roth und Grün und Blau, ist alles todt und kalt und grau." (Fortsetzung folgt.) Ghe«»itz«r »«zeige» ««d Gtadtbote. Nr. ISO. Freitag. 6. Juni 1884. Sette 2.
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