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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 26.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188406260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840626
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-26
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 26.06.1884
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.Chemnitzer » lenden Frage, wie die egyptische, Ursache habe. Werih auf die Freund schaft Deutschlands zu legen und auch die Zeit über sich lebhaft um dieselbe lebhaft bemüht habe, jedenfalls lege auch England einen Werth daraus, Deutschland nicht unter der Zahl seiner Gegner zu sehen. Auch könne Deutschland sich über die Haltung England« nicht be klagen, dagegen sei Deutschland von der englischen Kolonie manches Unfreundliche geschehen. Seit dem Dezember wäre er auf seine An frage bezüglich Englands Auffassung der Angra-Pequena-Angelegenheit ohne Antwort geblieben. Man habe ihm nur erwiedert, England müsse sich über die Grenzen, seiner Kapkolonie noch vergewissern. Daß England über seine Grenzen nicht im Klaren sei und auch die Gebiete, die seinen Grenzen zunächst liegen, noch für sich in Anspruch zu nehmen geneigt sei, schien die Verwunderung des Reichskanzlers zu erregen. Gestern sei diese Antwort in befriedigender Weise einge gangen, England erkenne den deutschen Schutz über Angra Pequena an und beglückwünsche Deutschland zu der Erwerbung. Oesterreich-Ungarn. Die Resultate der am Sonntag zum Abschluß gelangten Neichstagswahlkampagne in Ungarn liegen nun mehr vollständig vor. Es sinv 231 Liberale, 59 Gemäßigt-Oppo sitionelle, 73 Radikale (Unabhängige), 16 Nationale, lO Parteilose und 17 Antisemiten gewählt worden. Außerdem haben noch sieben Stichwahlen stattzufinden, welche aber an dem definitiven Wahlergebniß nichts mehr ändern können. Dem Kabinet Tisza ist also auch in dem neuen Reichstage die absolute Mehrheit sicher, ob aber die liberale Partei das Kabinet auch fernerhin in allen Fragen unterstützen wird, ist noch keineswegs ausgemacht und wird Herr Tisza im Reichstage vcrmuthlich noch mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden haben. Frankreich. Das Arrangement zwischen Frankreich und Eng land wegen Egyptens ist am Montag sowohl der französischen Depu- tirtenkammer als auch dem englischen Unterhause mitgetheilt worden. In jener gab der Konseilpräsident Ferry eine Uebersicht über die dem Abschlüße des Vertrages vorausgegangenen Verhandlungen mit der englischen Regierung und erklärte, daß die politische Klugheit Frankreich geboten habe, dem Mitbesitze Egyptens zu entsagen. Egypten sei weder englisch noch französisch, es sei ein Werk des ganzen Euro pas. Aus den ferneren Miltheilungen Ferry's geht hervor, daß beide kontrahirenden Mächte einander Konzessionen gemacht haben. England hat in die Neutralisirung Egyptens und des Suezkanals und in die Räumung Egyptens seitens der englischen Truppen vom 1. Januar 1888 gewilligt, falls die Mächte der Meinung sind, daß die Räumung die Ordnung in Egypten nicht gefährde. Frankreich hat seinerseits auf die doppelte Kontrole verzichtet und sollen nach Abzug der englischen Truppen alle Befugnisse der Kontrolbehörde auf die internationale Schuldcn-Kommission übergehen, deren Präsident ein Engländer sein wird. Die Ausführungen Ferry's wurden öfters von Beifall unterbrochen, einen definitiven Beschluß wegen der Kon vention faßte die Kammer jedoch noch nicht, es dürfte dies vielmehr erst am Donnerstag geschehen, an welchem Tage die Besprechung der vom Deputirten Delafosse eingebrachten Interpellation wegen der egyptischen Frage erfolgt. Ziemlich kurz waren die Mittheilungen, welche Mr. Gladstone dem Unterhause in derselben Angelegenheit machte. Von einer Zinsenreduzirung erwähnte der englische Premier gar nichts und sagte sonst über die Finanzfrage nur, was schon aus den oben mitgetheiltcn Erklärungen Ferry's bekannt ist. Die erste Konferenzsitzung findet nächsten Sonnabend statt. Falls das Par lament den Konferenzbeschluß ablehne, müsse die Negierung abtreten. Die Finanzprojekte könnten dem Parlamente erst nach den Beschlüssen der Konferenz vorgelegt werden. Die parlamentarische Entscheidung über die egyptische Frage und somit über das Schicksal des Kabinets Gladstone ist also infolge dieser Erklärung vorläufig wieder hinaus - geschoben. -— Wie gestern schon telegraphisch mitgetheilt wurde, ist Frank reich von einem im höchsten Grade unliebsamen Gast soeben heim- gesucht worden in Gestalt einer Seuche, welche der Cholera Epidemie so ähnlich sieht wie ein Wassertropfen dem andern. Toulon ist der Hcerd dieser Seuche, die jedenfalls der ernstesten Beachtung Werth erscheint, möge man es nun mit der echten, unverfälschten asiatischen Cholera, oder mit der sporadischen Cholera zu thun haben, wie ein Pariser Beschwichtigungstelegramm die Krankheit tauft. In Toulon ist die Panik allgemein; wer kann, verläßt die Stadt. Bis jetzt sind die vorgekommenen Todesfälle numerisch nur gering; hoffentlich gelingt es den regierungsseitig getroffenen sanitätspolizeilichen Vorkehrungen, das Uebel im Keime zu ersticken. Niederlande. Das Ableben des Prinzen Wilhelm Alexander von Oranien, des holländischen Thronerben, hat in der niederländischen Bevölkerung tiefe Bewegung hervorgerufen „Es ist ein eigenthüm- licher Zufall", schreibt das „Berk Tagcbl", „daß alle drei Söhne des Königs Wilhelm III. im Juni-Monat starben Der erste, Prinz Moritz, als sechsjähriger Knabe am 4 Juni 1850. der zweite, Prinz Willem, als beinahe Vierzigjähriger, am 11. Juni 1879 und der dritte, Prinz Alexander, .am 21. Juni 1884. Ein Testament hat Inzeiger und Stadt bot e. Nr. 147. Donnerstag, 26. der jüngst Verstorbene nicht hinterlaffen, und sein von der Mutter ererbte-Vermögen sällt an seinen königlichen Vater, der bereits durch den Tod des Prinzen Hendrik sein Personalvcrmögen sehr bedeutend erhöht sah. Von den Mitgliedern des königlichen Hauses war zur Zeit des Ablebens des Prinzen nur die verw Prinzeß Hendrik, die Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preuße» im Haag. Ob der König von Holland zu der 2 cisetzungsfeier des Kronprinzen nach dem Haag beziehentlich »ach Delft, der alten Grabstätte der Oranicr, kommen wird, ist zweifelhaft da die Aerzte dem achtundsechszig- jährigen Herrscher die Unterbrechung der Kur in Karlsbad nicht ge statten wollen. Zur Kennzeichnung des verstorbenen Prinzen Alexan der und seiner Auffassung von Regcntenpflichten möge ein Satz aus jener Broschüre dienen, welche er veröffentlichte, als noch dem Tode des früheren Kronprinzen seine Landsleute ihm den Vorwurf machten, er widme sich zu sehr der Zurückgezogenheit. Damals entschuldigte sich der Prinz mit seiner Krankheit und dem Schmerze um die ver lorene Mutter und den verlorene» Bruder. Dann schrieb er als politisches Glaubensbekcnntniß: „ . . . Der verfassungstreue Fürst muß mit seinen verantwortlichen Näthen ein untheildares Ganzes bilden. Zwischen dem Fürsten und diesen Näthen muß ein vertrauter und srenndschasllicher Verkehr, ein tägliches und geselliges Beieinander sein bestehen . . . sonst steht das verfassungsmäßige Räderwerk still. . . Wehe dem verfassungsmäßigen Fürsten, welcher die Schwäche hat, sein Ohr nicht-verantwortlichen Rathgebcr» zu leihen! Er kann versichert sein, daß diese ihn im Stiche lasten, nachdem sie ihn ver leiteten, sich die Finger zu verbrennen. . . Der verfassungstreue Fürst muß diesen nicht-verantwortlichen Rathgebcrn seiner Umgebung wehre» und nicht dulden, daß sie in seiner Gegenwart ungefragt über die Thätigkcit seiner verantwortlichen Räthe sich äußern" u s. w Skandinavien. Die Neubildung des norwegischen Kabinets, womit der der liberalen Partei angehörcnde Professor Broch vom König Oskar beauftragt worden ist, stößt noch immer auf Schwierig keiten. Die gegenwärtigen Slaatsräthc Dahle (Krieg) und Koren (Marine) wollen nur dann in das neue Ministerium eintreten, wenn ihre Forderung in Bezug auf das königliche Sanktionsrecht ange nommen wird, wozu aber wenig Aussicht vorhanden ist. Noch andere hervorragende Persönlichkeiten, wie Slistsprobst Effendrop, haben ab- gelchnt. Nichtsdestoweniger hat Broch dem Könige seine Ministcrliste überreicht und demselben gleichzeitig dringend vorgcstcllt, auf den Frieden mit der Linken der norwegischen Volksvertretung einzugehen, um später größeren Verlegenheiten zu entgehen. Spanien. Nachdem die Marokko Angelegenheit bereits in den Parlamenten von Rom und London Gegenstand von Erörterungen gewesen ist, hat sie nun auch in den spanischen Kortcs jüngst zu einer Interpellation geführt. Der Minister des Auswärtigen, Marquis Elduaycn, bedauerte indessen, die wegen Marokko's zwischen den in dieser Frage zunächst interessirten Mächten gewechselte diplomatische Korrespondenz nicht vorlegen zu können, da diese einen rein vertrau lichen Charakter trage Doch wies der Minister auf die Adreßdebatte hin, welche Gelegenheit zu einer parlamentarischen Erörterung der Morolko-Angelegcnheit geben würde, und versicherte in, klebrigen, daß die Rechte und Interessen Spaniens geachtet worden seien. , Balkanhalbittsel. Der „Pcster Lloyd" hört, daß die Media tion Oesterreich-Ungarns, Deutschlands und Rußlands in der serbisch-bulgarischen Streitfrage demnächst in's Werk gesetzt werden dürfte. Bulgarien sowohl als Serbien hätten sich von vorn herein mit der Entscheidung der vermittelnden Mächte einverstanden erklärt und es sei somit begründete Aussicht vorhanden, daß der Konflikt friedlich beigelegt werde. Aus Nisch vom.22. d. wird gemeldet, daß der deutsche Ministerresident Graf Bray und der russische Minister- resident Persiani von Belgrad mit dem ersten Probezug der direkten Route Belgrad-Nisch in letzterem Orte eingetroffen seien, um mit der serbischen Regierung über die serbisch-bulgarische Affaire zu verhandeln. Am selben Tage hätte eine Besprechung dieser Angelegenheit mit Garaschanin stattgefundcn. Der Konstantinopelcr Gewährsmann der „N. Fr P." konstatirt, daß die dortigen Blätter in dieser Angelegen heit Partei für die serbische Regierung gegen die Bulgaren ergriffen haben, und die gemäßigtesten unter ihnen Bulgarien auffordcrn, sein Unrecht einzugestchcn und Serbien Genugthuung zu bieten. Egypten. Aus Egypten werden einige neue Krastanstreng- ungen der englischen Armceleitung gemeldet, die sich aber nicht über das Niveau von Truppendislokationen untergeordneter Natur erh-ben. Nord-Amerika. In den Vereinigten Staaten entwickeln nunmehr, je größere Dimensionen der Widerstand gegen die Blaine sche Präsidentschafts-Kandidatur im republikanischen Lager selbst an nimmt , die Demokraten ihrerseits eine große Thätigkcit zu Gunsten ihres Kandidaten Cleveland, dessen Chancen steigen. Die demokratische Konvention in New Aork hat am Mittwoch 72 Delegirte für Chicago gewählt und mit der Weisung des einmüthigen Vorgchens in allen Fragen versehen. Auch in anderen Staaten sind demokratische Dele girte gewählt worden, welche für Cleveland stimmen werden. Der Des Malers Liebe. Deutsch von I. Piorkowska (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Es ist der elfte Oktober," sagte er, „heute über zwei Jahr, wenn die Uhr wieder neun schlägt, sind Sie hier; versprechen Sic mir das noch einmal, Margarethe." Und wieder blickte sie zu ihm nieder und legte ihren Kops an seine Brust und sprach leise: „Ich verspreche cs. — Und nun lassen Sic mich gehen — allein," und sie versuchte ihre Hände von ihm losznmachen „Einen Augenblick noch — nur noch einen Augenblick!" bat er. „Wenn ich reich und berühmt bin, Margarethe, was dann?" „Dann erzählen Sie mir davon," sprach sie. „Noch einen Augenblick! drängte er; denn sic suchte ihm ihre Hand zu entziehen, „noch e i n e n Augenblick, bevor Sie mir Lebewohl sagen. Sagen Sie ein Mal, nur ein Mal — sehen Sie mir in's Gesicht, und sagen Sic: „Kcnneth Dole, ich liebe Dich." „Nein," crwicdcrte sic, aber ihre Lippen zitterten, „nein, das kann ich nicht." „O Margarethe, meine Geliebte, sagen Sic cs nur ein Mal, damit ich diese Jahre hindurch, bis Sic wiederkchren, daran zehren kann." „Nein," crwicdcrte sic nochmals, „ich kann nicht; aber," setzte sie langsam hinzu, „heute über zwei Jahre will ich cs zu Ihnen sagen; und nun, Kcnneth Dalc, lebe» Sic wohl, Gott sei mit Ihnen!" und bevor er sich dessen bewußt, war sie verschwunden. III. „Achtzehn Monate, seit wir kamen! Wir scheinen vollständig hierher zu gehören!" sagte Margarethe Haycs und blickte nieder in ihr Buch. Da verkündete die Uhr die sechste Stunde, und nach wenigen Minuten wurde Lord Gramont gemeldet, — sie wußte, was ihn hcrführte. Er war ein ernster, noch hübscher Mann, aber dennoch hatte sein Aeußeres nichts Einnehmendes; die schmalen, zusammengepreßten Lippen und daS eckige Kinn verriethen zu sehr seinen entschlossenen Charakter. Er war ein Mann, der selbst Margarethe Hohes eine gewisse Furcht cinflößte, und doch war sie sich recht Wohl bewußt, daß sie durch diesen Mann die Verwirklichung ihrer ehrgeizigsten Träume hoffte. Er war reich, aus einer guten alten Familie, aber nie vcr- heirathet gewesen. Tie Leute sagten, er habe in seinen jungen Jahren unglücklich geliebt; dem sei nun, wie ihm wolle, jedenfalls steht fest, daß er, als er in den Salons zu Mailand zum ersten Male mit Margarethe zulammcntraf, achtundvierzig Jahre alt war und noch keinen Erben hatte Das ernste blasse Gesicht und die kälten blauen Augen der neuen englischen Schönheit zogen ihn seltsam an. Lieber wollte er ihr stolzes, regungsloses Gesicht an der Spitze seiner Tafel sehen, als die lieblichste Schönheit von ganz Europa mit weniger ruhigem Ausdruck. Margarethe Haycs war ein Wesen, das er nicht zu durchschauen vermochte, dessen Charakter er nicht wie ein aufgcschlagencs Buch lesen konnte, das aber — dessen war er sicher — eine jede Nolle im Leben, die ihr zufiel, gut spielen würde. So hatte Lord Gramont sich allmählich dazu entschlossen, sie, trotzdem sie nur die Tochter eines Landgcistlichc» war, um ihre Hand zu bitten. Und Margarethe kannte seine Absicht, und sie wußte auch, daß wenn sie ihm einmal ihr Wort gegeben hatte, an kein Zögern oder Znrücktreten mehr zu denken war. Lord Gramont halte beschlossen, an diesem Abend über sein Schicksal zu entscheiden, und als er eintrat und sie in dem schwarzen Spitzenkleide sitzen sah, das ihre schöne Gestalt anmuthig umschloß, da ward er in seinem Entschluß noch bestärkt — er mußte sic be wundern. Andere Empfindungen verlangte er nicht, noch suchte er ihr zu geben. Da gab cs kein Erröthen, kein Zittern, keine Verlegenheit — sie nahm seine Werbung so ruhig an, wie sic ihm einen Tanz auf dem Ball versprochen haben würde. Und als er sie drängte, bald Hochzeit machen zu wollen und nicht erst ihre Rückkehr nach England abzu- wartcn, gab sie ruhig ihre Einwilligung und verwies ihn im klebrigen, der Form zu genügen, an ihren Vater, und da saßen sie und unter hielten sich kaum ander« als eine Woche zuvor. „Was für ein herrlicher Frühlingsabcnd!" sagte er nach einer Weile, indem er an das Fenster ging und hinaus nach dem April- Himmel schaute. Margarethe stand auf und trat zu ihm und sah mit dcniselben Blick in die Ferne, den ihre Augen an jenem Abend gehabt hatten, Juni 1884. Seit« 2. demokratische Kandidat hat auch ä» vielen Orten die Gegner Blaine'» für sich. Nachrichten au» Chemnitz und Umgegend. Lbemnih, den 85 Juni l88s. —t. Im Börsensaale des Schlacht- und Viehhof«- trat gestern Mittag um I Uhr der Sächsisch-Thüringische Bezirksverein des deutschen Fleischerverbandcs zusammen und erledigte in 3 Stun den bei ziemlich lebhafter Debatte seine Tagesordnung. Zum Schluß fano ein Vorschlag, dem Reichstagsabgeordneten Ackermann für seinen im Reichstag eingebrachten Antrag, wonach nur Jnnungsmeister Lehrlinge halten dürfen, ein Dankschreiben des Bezirksvcicins abzn- stattcn, allseitig freudige Zustimmung Weiteres Interesse gewänne-' die verschiedenen Auslassungen über das Benehmen der Landwirth bei sogenannten Schlachtviehauktionen und beschloß man, in dec Fleischer-Zeitung diesen Gegenstand näher zu beleuchten, um auch die nichtanwcscnden Meister auf diese Vorgänge aufmerksam zu machen. Nach Beendigung der Versammlung vereinigte sich eine größere An zahl Meister zu einem Diner. — In Bezug auf den soeben abgehaltenen „II. Kongreß der Vertreter der Kranken- und Begräbniß-Unterstütz- ungs-Kassen im Königreich Sachsen" theilen wir noch er gänzend mit, daß auf demselben Chemnitz selbst durch 45 Kaffen ver treten war. Allerdings waren, wie wir in unserem Berichte erwähnten, i» der Vorversammlung am Sonnabend Abend 135 Kaffen an- gemeloet, im Lause des Sonntags erschienen jedoch noch 6 weitere Delegirte, so daß nunmehr 141 Kaffen und zwar 30 eingetragene Genossenschaften, :0 eingeschriebene Hilfskaffen, 88 Freie Kaffen, 2 Fabrikkassen und I Gemeindekaffe mit 86137 Mitgliedern, 595,337 M. Vermögen und 347,033 M. Unterstützung vertreten waren. Hinsichtlich des von der „Kompromiß-Kommission" ausgcarbeiteten 8 9, des .Freizügigkeilsparagraphen", sei noch bemerkt, daß derselbe der Haupt sache nach vom Mittwcida - Waldheimcr Bezirksverband henührt, welcher sich schon vorher mit Chemnitzer Vertretern in Verbindung gesetzt und sich über die in Frage kommmenden hauptsächlichsten Punkte mit denselben geeinigt hatte. Auch die Leipziger und Dresdner Vertreter ließen sich bald von der vortrefflichen Art der Durcharbeit ung überzeugen und halfen somit einen Paragraphen schaffen, der all gemeine Anerkennung fand. — Wegen vorgerückter Zeit zog Herr S ch e p s - Leipzig seinen Antrag auf Gründung einer Sterbekaffe im Landesverband zurück, doch soll die Angelegenheit von Leipzig aus nochmals angeregt und später dem Verbände womöglich in die Hände gelegt werden. —* Dem Vernehmen nach ist eine zu Montag Abend für Stadt London angemeldct gewesene öffentliche Versammlung des Fachvereins der Holzarbeiter, dessen Vorsitzender der Bürstenmacher Fromm ist, auf Grund 8 9 des Sozialistengesetzes verboten worden. Genannter Fromm führte auch den Vorsitz in der am Sonntag in, Gasthaus zur Linde stattgefundenen und Polizeilich aufgelösten öffent lichen Versammlung des Fachvereins vereinigter Berufszweige. —<o Der hiesige „katholische Gesellenverein", welcher am vergangenen Sonntag eine von ihm projcktirte Landpartie der un günstigen Witterung wegen nicht unternehmen konnte, hat dafür am darauffolgenden Montag ein Kränzchen im Saale von „Stadt Mannheim" veranstaltet, welches zur Zufriedenheit aller Betheiligten verlaufen ist. — Thalia-Theater. Morgen, Donnerstag, findet die erste Aufführung des neuen Moser'schen Lustspiels: Glück bei Frauen statt. Dieses feine, vortrefflich durchgeführte neueste Werk des hier allbeliebten Bühnenschriftstellers hat überall die größten Erfolge er rungen und ist zweifellos eine der besten Novitäten, die wir im heiteren Genre besitzen. Den Moser'schen Stücken waren, mit wenigen Aus nahmen die Thüren des Berliner Hoftheaters bisher verschlossen, aber „Glück bei Frauen" war dort seit seinem Erscheinen ein be liebtes Zug- und Repertoirestück. Die Aufführungen von Unsere Mitbürger" und „Roderich Heller" haben uns gezeigt, über ein wie treffliches Lustspiel Ensemble daS Thalia-Theater verfügt und somit steht zu erwarten, daß „Glück bei Frauen" nicht nur Glück bei Frauen, sondern bei allen Besuchern des Thalia-Theaters haben werde; denn das Glück bei Hase mann ist ja bekannt genug, um ich auf's neue zu bewähren in Glückbei Frauen. —t. Miß Krao gab gestern Abend im Gasthaus zur Linde ihre letzte Abendvorstellung, wobei das gesammte Militärmusikchor unter Leitung des Musikdirektor Pohle mitwirkte. Trotz der abend lichen Kühle hatte sich der Lindengarten überfüllt und ernteten di« vorzüglichen Leistungen der Troupe D'Osta, sowie daS Auftreten der Thierbändigerin Miß Senide lebhaften Beifall. Miß Krao reist beute Abend nach Frankfurt am Mai», woselbst sie sich im zoologischen Garten zeigen wird. Miß Senide bleibt bis Ende dieses Monats noch hier. an dem Kcnneth Dole sie zum ersten Male sah, nur daß jetzt einen Moment lang ein sehnlich verlangender, fast trauriger Ausdruck in ihnen lag. „Ist es nicht ein köstlicher Sonnenuntergang?" sagte sie, und ihr Blick wanderte von den dichten frischgrünen Bäumen nach dem glühenden Himmel. „Es gleicht wirklich einem Claude Lorraine'schen Gemälde!" „Es ist ein Sonnenuntergang, wie ich ihn vor Augen auf dem Bilde eines lebenden Malers gesehen habe — eines Malers, der in England wohl bekannt ist, nnd der, wenn er so weiter arbeitet, groß werden wird", erwiederte er. „Wer ist cs?" fragte sic, und der traurig sehnsüchtige Ausdruck kam wieder. „Kcnneth Dole", antwortete er „Es war ein wunderbar schönes Gemälde für einen vcrhältnißmäßig unbekannten Maler. Während der letzten Saison diente es ganz London zum Gespräch; ich wundere mich, daß Sie nicht davon hörten." „Sie vergessen, daß wir hier waren", sagte sie. „Allerdings, daran hatte ich im Augenblicke nicht gedacht", sprach er. „Erzählen Sie mir von dem Bilde", sagte sie darauf, „ich kenne Kcnneth Dole." .Sie kennen ihn?" wiederholte er. ,,^-a, er war in Skarsdale, als wir England verließen", er- wiedcrte sie. „Wie sonderbar!" sagte Lord Gramont, „so erklärt sich mir das. Auf dem Bild ist eine Figur, an die Sie mich im ersten Augenblick, in dem ich Sie sah, erinnerten. Es ist eine Landschaft- Ein Sonnen untergang, mit einem Garten im Vordergründe, in dem ein Mädchen steht, und dieses Mädchen können Sie ganz deutlich sehen, obgleich eS hinter einer Hecke zu stehen scheint. Das ist meiner Meinung nach das Schönste auf dem Bilde." „Und Sie sagen, er sei geschickt?" fragte sie. „Geschickt!" wiederholte er; „er wird der erste Maler seiner Zeit sein, wenn er so fort arbeitet. Er hat sich bereits einen be rühmten Namen erworben." „Ob er jetzt wohl arbeiten mag?" dachte Margarethe, wie sie nochmals nach dem rothen Himmel blickte und sich dann vom Fenster wegwandte. (Fortsetzung folgt )
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