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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 21.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188406212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-21
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 21.06.1884
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LHemuitzer Auzeige« ««d Gtadtbote. Ne. 14« Sonnabend, den 21. Juni 1884. Gelte 3. - 1 aus Einfiedel, 1 aus ErdmannSdorf, 1 au- Erfenschlag, 1 aus Ernstthal, 2 aus Frankenberg, 1 aus Furth, 1 aus Bablenz. 1 aus Grüna, 1 aus Hohenstein, 1 aus Kappel, 1 aus Lichtenstein, 3 au» Limbach, 1 auS Mülsen St. Jakob, 1 aus Neukirchen, 1 aus OelS- nitz, 1 auS Schönau, 1 aus Wüstenbrand und 1 aus Zwönitz. Von Chemnitz auS wird ein Extrazug die hiesigen Mitglieder des erzge- birgischen Sängerbundes nach Annaberg befördern, wozu BilletS zu einem ermäßigten Fahrpreis im Kontor des Herrn Wilh. Pau sch -(DreSdnerplah) in Empfang zu nehmen sind. — Der Vorstand der hiesigen Unfallversicherungs- Genossenschaft hat eine Petition an den Reichstag gerichtet, in welcher er den letzteren ersucht, für den Fall der Annahme des Gesetz entwurfs über die Unfallversicherung der Arbeiter dahin zu wirken, daß den VerficherungSbeamten und Agenten eine entsprechende Ent schädigung gewährt werde. L.- In einem hiesigen Restaurant zeigte dieser Tag« ein Herr, -Welcher sich einige Jahre in China aufgehalten hat, ein daher stam mendes Holzkästchen, an welchem man den Fleiß und die Geduld der Chinesen bezüglich der Stecherei und Bildnerei in Holz bewundern konnte. DaS Ganze war wirklich ein Musterstück sauberer Arbeit. Dar an dem Kästchen befindliche Schloß war jedoch deutsche- Fabrikat, »nd es konstatirte der betreffende Herr, daß derartige Schlösser in großer Menge aus Deutschland nach China exportirt würden, wie denn überhaupt deutsche Arbeit daselbst sehr beliebt und gesucht sei. Sicherlich wäre dort noch ein lohnendes Absatzgebiet für Erzeugnifse der deutschen Industrie zu erschließen, was auch für unser industrielle- -Chemnitz beachteuSwerth und wichtig sei. —r<>. Gestern Abend gegen */,10 Uhr explodirte mit einem weithin hörbaren Knall in der Dachstube eines Hauses an derReitbahn- ftraße ein Feuerwerkskörper, wodurch die Hausbewohner, welche gleich darauf Hellen Feuerschein bemerkten, in nicht geringen Schrecken versetzt wurden. Glücklicherweise ereignete sich bei dieser Explosion kein weiteres Unglück; denn das Feuer wurde sofort wieder gelöscht, so daß die herbeigeeilte Feuerwehr nach ihrem Eintreffen alsbald wieder abrücken konnte. —öd. Wie gefährlich oft da- hastige Hinabeilen von einer Wendeltreppe werden kann, zeigte sich kürzlich in einem Hause an der Peterstraße. Ein daselbst wohnhafter Arbeiter verstauchte sich nämlich hierbei den Fuß derart, daß er nur mit Mühe seine Wohn- «ng wieder erreichen konnte und wohl einige Tage gezwungen sein Wird, da- Zimmer zu hüten. — s. In Euba ist in der vorvergangenen Nacht im Hause des Stellmacher- Herrn Poppe eingebrochen worden. Die Diebe haben eS sich bei ihrer Arbeit sehr gemüthlich gemacht, ein Licht angebrannt «nd vorhandene Eßvorräthe aufgezehrt. Gestohlen wurde von ihnen ». A. eine Uhr und ein Trauring. Sächsisch-». — Sr. kgl. Hoheit dem Prinzen Georg ist, wie aus Dresden berichtet wird, in diesen Tagen von einer Anzahl distinguirter Per sönlichkeiten aus Zivil- und Militärkreisen die Summe von 11700 Mk. als „Marienstiftung" zur freien Verfügung übergeben worden, da durch den schmerzlichen Todesfall Ihrer kgl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg der ursprünglich beabsichtigte Zweck jener Sammlung, am 11. Mai» als am Tage der silbernen Hochzeit Ihrer königl. Hoheiten, als JubiläumSgabe überreicht zu werden, leider vereitelt wurde. Prinz Georg hat nunmehr diese beträchtliche Summe al» »Marienstiftung" dem dortigen Pestalozzistifte zur Begründung einer Freistelle überwiesen und damit ein für all? Zeiten bleibende- Denk wal an die unvergeßliche theure Protektorin des Stift- geschaffen. — Auch eine Belohnung. Auf dem Leipziger Bahnhof zu Dresden fand, wie die „Dr. N." berichten, der Drechsler Krause «ine Korallenkette im Werthe von 40 bis 50 Mark und machte auch alsbald von diesem Funde der Behörde Anzeige. Durch ein Inserat Her EigenthümerS de- verlorenen Gegenstände» dessen Adresse er fahrend. begab sich K. sofort dahin, den Fund abzuliefern. Der Dank, der dem ehrlichen Finder hier wurde, war ein höchst sonder barer. Auf die Frage K.'s, ob dies die verlorene Korallenkette sei, wurde er von einem Herrn (dem Schiffskapitän Hempel auS Ham burg) an der Schulter gepackt, ihm die Kette entrissen und ange schrieen: „Sie find arretirt!" Hieraus ward die Thüre verschlossen. 'Durch diesen Empfang höchlichst überrascht, frug Kr., war dies zu bedeuten habe, worauf die Thüre wieder geöffnet und Kr. von dem Herrn Schiffskapitän — die Treppe hinunter geworfen wurde. Selbst verständlich ist diese Affaire nicht zu Ende, da Kr. klagbar gegen den Hamburger Vorgehen wird. — In neuerer Zeit sind in Leipzig falsche Zehnmark stücke ausgetaucht, welche den echten täuschend r.achgemacht sind Sie sind auS Platten von derselben Legirung wie die Reichssilbermünzen — 900 Theile Silber und 100 Theile Kupfer — mit einem Stem pel geprägt, der offenbar durch Absenken echter Zehnmarkstücke herge- Pellt worden ist, und galvanisch stark vergoldet. Die Randverzierung -ist durch eine Maschine eingepreßt. Als hauptsächlichstes äußeres Kennzeichen der Falsifikate ist zwar der Helle, aber dünnere Klang, sowie der Umstand, daß ihr Gewicht um nahezu ein Gramm hinter Hem Normalgewicht von 3,98 Gramm zurückbleibt, hervorzuheben. Die Falsifikate, Haben einen Metallwerth von ca. 50 Pf. — An einem der letzten Tage hatte sich das jährige Kind einer Einwohnerin zu Paunsdorf in einem unbewachten Augen blick ein Fläschchen mit Lauge zu verichaffen gewußt und davon ge trunken, infolgedessen das kleinetz Wesen unter großen Schmerzen verstarb. — Kurz hintereinander wurden, so berichtet der „Vogtl. Anz ", in Mühlhausen bei Adorf fünf Einbrüche verübt, durch welche Die gesammte Einwohnerschaft in nicht geringen Schrecken versetzt worden ist. Die Furcht ist um so größer, da eS nach jedem Ein- bruche den Räubem gelang, spurlos zu verschwinden. Dieselben scheinen sehr hungriger Natur zu sein, da sie überall nach Lebens mitteln suchten. So beraubten sie in der Nacht vom 1. zum 2. Pfingstfeiertag und in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag voriger Woche den Wirth des Gasthauses zum „Sohler Sauerbrunnen" um Wurst, Bier und Branntwein. Ebenso griffe« sie beim Einbruch in die Gcmeindeschenke zu Mühlhausen in der Nacht vom 2 zum 3 Pfingstfeiertag wiederum nach Wurst, Brot und Bier. DaS Letztere holten sie aus dem entferntliegenden Felsenkeller, den sie er brachen. Bei dem vierten Einbrüche drangen sie in einen Bauern hof. erbrachen das MilchhauS und nahmen 5 Stück Butter und einen vollen Milchasch. Der letzte Einbruch geschah in der Nacht. Den selben führten sie in der sogenannten Schickermühle au», wo sie die Scheune und da» Speisegrwölbe erbrachen und aus der Ersteren eine große Anzahl Brote, auS dem Letzteren aber einen Topf mit Käse raubten. Die Gendarmerie ist in voller Thätigkeit. Anfangs fiel der Ver dacht aller dieser Räubereien auf die in Sohl lagernden Zigeuner. Zwei Tage hinter einander kamen Zigeunerzüge 70 und 40 Mann stark in Sohl an. Es waren deutsche Zigeuner aus dem Elsaß Am Dienstag zogen sie nach Asch zu weiter. Zu bedauern sind die Landleute, denen durch dieses Gesindel ihre Heuernte verdorben wird. Ohne zu fragen, ohne Entschädigung zu geben, schlugen sie in den Wiesen in Sohl ihre Lager auf, traten das üppige Gras nieder oder ließen eS von den zahlreichen Pferden, die sie besaßen, ahweiden. — J.i Gera spielten kürzlich drei kleine Mädchen vor einem Hause, als plötzlich, anscheinend ohne jede äußere Veranlassung, das Fenstergesimse der ersten Etage prasselnd auf die Spielenden herab stürzte. DaS eine der kleinen Mädchen, die Tochter deS Hausbesitzer-, soll so schwere Verletzungen davongetragen haben, daß an seinem Auf kommen gezweiselt wird. Von den beiden anderen erlitt daS eine ebenfalls mehrere Verletzungen, die aber glücklicherweise zu keinerlei Bedenken Anlaß geben sollen, während da- dritte mit dem bloßen Schrecken davonkam. Vermischtes. — Da» Geständniß des Mörder». Wir haben gestern von dem bei Oberkaffel verübten schweren Verbrechen berichtet und zu gleich mitgetheilt, daß der Mörder der unglücklichen Frau Justizrath Carstanjen auS Köln verhaftet sei und dem Amtsrichter zu KönigS- winter das Geständniß seiner grausigen That abgelegt habe. Peter Dahlhausen, so heißt das Scheusal, ist ein 28 Jahre alter ver- heiratheter Mensch au» Vinxel bei Oberkaffel; er. ist von schmäch tiger aber sehniger Gestalt, hat blonden Haarwuchs und ist Soldat gewesen. Zuletzt war er als Tagelöhner in KönigSwinter beschäf tigt Die Entdeckung des Mörders wurde, wie die „Bonner Ztg." berichtet, indirekt dadurch herbeigeführt, daß er den Tag vor dem Morde in KönigSwinter einen Wäschediebstahl verübt hatte. Bei der Untersuchung, die diese» Diebstahls wegen geführt wurde, fand der Fußgendarm Müller au» KönigSwinter in der Nähe des bestohlenen Hauses Spuren von schiefen Schuhabsätzen. Weitere Recherchen, die Müller mit Bezug auf den Diebstahl veranlaßte, ergaben, daß man den Dahlhausen am Abend de- Diebstahls mit einem leeren leinenen Sacke in der Gegend, wo die Wäsche ge stohlen war, gesehen hatte; ferner, daß derselbe schiesgetretenes Schuhwcrk an betreffendem Abende getragen. Gendarm Müller nahm infolgedessen am Freitag Morgen in der Wohnung des Dahlhausen zu Vinxel eine Haussuchung vor. fand Theile der ge stohlenen Wäsche und außerdem blutige Wilsche de- Dahlhausen. In Erbsen versteckt fand sich noch eine neue Zylinderuhr vor. Dahlhausen selbst war sehr proper mit einem neuen Anzuge be kleidet, hatte auch zwei Paar neue Schuhe in Besitz. Der Beamte befragte ihn über den Erwerb dieser neuen Kleidungsstücke sowie der Uhr. Die letztere wollte D. für sieben Thaler, welche er seiner Mutter gestohlen, gekauft, den Anzug und die Schuhe Tag» vorher in Bonn von verdientem Gelbe erworben haben. Müller verhaftete nun den Dahlhausen und führte ihn in das Gefängniß nach KönigSwinter. Bei den verschiedenen Fragen, welche man während der Untersuchung an Dahlhausen stellte, verwickelte sich derselbe häufig in Wiedersprüche, welche im Verein mit den Vor gefundenen blutigen Wäschestücken, den Verdacht auf D. führten, daß er mit dem Raubmorde in Verbindung stehe. Mit Bezug hier auf vernommen, leugnete Dahlhausen. Er konnte jedoch nicht Nach weisen. wo er am Donnerstag Morgen, zur Zeit al« der Mord wahrscheinlich begangen wurde, gewesen sei. Unterdeffen war man seiten» der Untersuchung dadurch noch irre an der Täterschaft des Dahlhausen geworden, daß man in den Händen der Ermordeten Haare von schwarzer Farbe gefunden zu haben glaubte, während Dahlhausen dunkelblonden Haarwuchs besitzt. Dieser Jrrthum klärte sich späterhin auf, man verglich und fand, daß die in den Händen der Frau C. gefundenen Haare in der Farbe mit denjenigen de» Dahlhausen übereinstimmten. Die Macht der sich häusenden Indizien überwältigte aber zuletzt den stechen und verstockten Mörder dennoch. Um 2 Uhr am Dienstag Nachmittag legte er ein umfassende» Ge ständniß ab. Der Mörder sagte au», er habe Frau C. am Donners tag Morgen an der Chaussee im Walde gesehen und sei direkt in der Absicht sie zu berauben,-, auf sie zugeeilt. Frau C. habe vor ihm die Flucht ergriffen; er sei ihr jedoch nachgeeilt, habe sie erfaßt und am Halse gewürgt. Nach kurzer Gegenwehr habe er Frau C. in» Gebüsch geschleppt und hier die Werthsachen und das Geld an sich genommen. Mit dem letzteren sei er nach Bonn geeilt und habe sich dort die neuen Kleidungsstücke rc. gekauft. — Soweit das Ge ständniß Dahlhausen». Von dem Zynismus des Mörders legt wohl auch noch die Thatsache Zeugniß ab, daß er einem mit ihm gleich, zeitig inhaftirten Handwerksburschen das wenige Geld, welches der letztere besaß, während der Nacht stahl. — Dahlhausen wurde in Begleitung zweier Gendarmen und eines Polizisten in geschloffenem Wagen nach Bonn gebracht. Eine erregte Volksmenge verfolgte den Wagen aus der Fahrt durch die Stadt bi» zum Arresthause, wo der Mörder internirt wurde. — Die Panik, welche sich der Oberkasseler Bevölkerung und der dort und in der Umgegend wohnenden Fremden bemächtigt hatte, war derart gestiegen, daß etwa 20 Familien, welche dort Sommer-Aufenthalt genommen, bereit» abgereist sind. Jetzt, wo es der Umsicht der Behörde gelungen, den scheußlichen Mörder so schnell der sühnenden Gerechtigkeit zu über liefern, dürste wieder das so jäh verjagte Gesühl des Friedens und der Sicherheit, welches von jeher in den Thälern des Rheins am Siebengebirge geherrscht, Platz greifen. r- >«- Gerichtshalle. —tr. Strafkammer II vom 18. Juni- Der Bäcker Karl Otto I rarer aus Penig (l82t geboren) wurde wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit auf Grund 8 176,3 des ReichsstrafgesetzbucheS unter Annahme mildernder Umstände zu S Monaten Gefängniß verurtheilt. Zwei weitere Verhandlungen wurden abgesept bez- vertagt. Strafkammer II vom 19. Juni. Der 1860 in Buchholz i. S. geborene Lehrer Friedrich Martin Hempel in Schellender« war anaeklagt, kurz nach Osternd. I. den Schulknaben Karl OSkar Langevaselbstdaourch fahrlässiger Weise körperlich verletzt zu haben, daß er denselben schnell hinter einander mit der Hand 7 Mal an den Kopf geschlagen, und dazu außerdem noch diejenige seiner Hände benutzt hat, an deren vierten Finger er zwei Ringe trug. Hempel war des ihm Beigemessenen in der Hauptsache geständig und wurde zu 29M-Geldstrafesowiein die Kosten verurtheilt. Zu seiner Entschuldigung führte er an, daß der gezüchtigte Knabe sich ihm gegenüber ungehörig Ve« tragen habe. ^ Der Thierarzt Johann Konrad «unze au» Penig stand unter der Anklage der fahrlässigen Körperverletzung, herbeigeführt durch Außeracht« lass- ng einer Berusspflicht, an welche er als Thierarzt gebunden ist. «m 13. Januar d. I kalbte im Stalle de» Gutsbesitzer» Schessler in Rock bürg ein« Kuh. Da dieser Akt schwer von statten ging, nahm Schessler silfe des Thierarzt Kunze in Anspruch. Am lö. Januar nun war der k and der Kuh für Schessler besorgniserregend; da» Thier fraß nicht richtig durch und die», sowie verschieden« andere Anzeichen ließen erkennen, daß die Kuh sich nicht ganz wohl befand. Schessler ließ deshalb den Thierarzt Kunze rufen, dieser aber sprach sich dahin au», daß der Zustand der Kuh nicht ge fährlich sei. Zwei Stunden später aber hielt e» Schessler dennoch für gut, die Kuh zu tödten. Sr stach sie selbst ab und schickte sodann seinen inzwischen verstorbenen Sohn zu Kunze, damit dieser ihm einen Nothschlachtschein au»« stellen sollte. Kunze that die» auch, ohne sich vorher von der Beschaffenheit de» Fleisches der geschlachteten Kuh zu überzeugen. Noch am Abend de» 15. Januar lieb Schessler seinen in Lunzenau wohnhaften Schwiegersohn, de» Fleischer Rätzer, herbejholen und dieser schlachtete da» Thier au-, nahm auch davon und von dem gleichfalls abgestochenen Aägigen Kalbe verschiedene» Fleisch mit nach Hause. Eine 79 Pfund schwer« Keule schickte Rätzer an «inen Wurstfleischer nach Leipzig, während er da» Kalbfleisch Nur Fütterung seine» Hunde» benutzt haben will. Weiter verpfundete Sch< da» Kuhsleisch und was er nicht lo» wurde, genoß er mit seiner Famil selbst und einen großen Theil davon pökelte er ein- Nach dem Genüsse de» eisches traten bei einer gröberen Anzahl Personen, denen e» verkauft worden war, Krankheitserscheinungen leichterer Art ein und da daS Fleisch beim Kochen einen üblen Geruch gezeigt hatte, so veranlaßte der Buchhalter P. in Lunzenau eine Untersuchung desselben durch den Bezirksthierarzt Wilhelm in Rochlitz, welcher e» al» verdorben bezeichnet«. Derselbe Sachverständige untersuchte nun auch bei Schessler das noch vorhandene Fleisch und ein bereit» wegge« worseneS aber wieder ausgesundene» wichtiges Organ der geschlachteten Kuh und nun konstatirte er, daß da» Thier am Wochenfieber gelitten hat «nd eine Blutvergiftung eingetreten war. Infolgedessen wurde da» noch vorhandene und da» von Rätzer nach Leipzig gesandte Fleisch mit Beschlag belegt. Bezirk»« Thierarzt Wilhelm deponirte heute, daß Thierarzt Kunze, wenn er vor der Ausstellung de» Nothschlachtscheine» das geschlachtete Thier untersucht hätte wie dies seine Pflicht gewesen wäre), er die Krankheit hätte erkennen müssen. Zerr Medizinalrath vr. Flinzer au» Chemnitz versicherte, daß die bekannt gewordenen Krankheitserscheinungen, welche bei den Personen ausgetreten sind, die von dem vergifteten Fleische genossen hatten, lediglich auf diesen Umstand zurückzufahren sind. Daß ander« Personen, die gleichfalls solche» Fleiß genossen haben, nicht erkrankt sind, sei kein Beweis dafür, daß da» Fleiß nicht verdorben gewesen. Thierarzt Kunze gab zu, sich dadurch, daß er vor Ausstellung de» Nothschlachtscheine» da» Fleisch der geschlachteten Kuh nicht untersucht hat, einer Pflichlwidrigkeit schuldig gemacht zu haben; er entschul digte sich aber durch die Angabe, daß er am 16. Januar infolge Unwohlsein» nicht habe ausgehen können- Kunze wmde der ihm beigemessenen fahrlässigen Körperverletzung für schuldig erachtet und unter Annahme mildernder Um stände zu 109 Mark Geldstrafe, event- 19 Tagen Gefängniß verurtheilt. Strafkammer I vom 19. Juni. Der domizillose Schmied Bernhard Rohrbach (1856 in Lolditz geboren und 2Mal vorbestraft) wurde wegen ' schweren Diebstahl» zu 6 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Eine Verhandlung gegen die Zahn'schen Eheleute au» Schletta« wurde vertagt. " Thalia-Theater. Mit der gestrigen (43.) Aufführung de» „Bettelstudent" ist diese be liebte Operette vorläufig zum letzten Male über die Bühne gegangen und es tritt nun für die nächsten Wochen die Operette „Nanon" an Stelle der ersteren. Borerwähnte vorläufig letzte Bettelstudent-Aussührung nahm in sofern erneutes Interesse in Anspruch, als die Partie der „Laura" eine an dere Bertreterin gesunden, da Frl. Graichen aus dem Verbände des Thalia- Theater-Personals auSgeschieden ist. Frl. Anna Ottmann, s» ist der Name der neu engagirten Dame, hatte in ihrem Debüt einen hübschen Erfolg zu verzeichnen. Ihre Stimmmittel sind ausgiebig und von angenehmer Klang wirkung, da» Spiel ist lebendig, vom Hauche künstlerischen Verständnisse» durchweht und bewegt sich durchweg in den Bahnen einer auf ethischer Grund lage ruhenden Auffassung der Darstellungsweise. So wußte Frl. Ottmann z. B. da» Charakterbild der Laura Nowalska sowohl in persiflirender Kenn- Zeichnung der polnischen Aristokratie als auch im Ausdruck tiefempfundener liebender Hingabe mit so fein nüancirten Züge» auszustatten, wie wir cs bei keiner ihrer Vorgängerinnen gesehen. Die äußere Erscheinung dieser Dame erhöht den günstigen Gesammteindruck. ES steht somit zu erwarten, daß dieselbe in ihrem weiteren Auftreten sich die Gunst de» Publikums nach haltig zu erwerben wissen wird. Frl Deckmann, welcher in den letzten Ausführungen des „Bettelstudent" die Vertretung der „Bronislawa" wieder zugesallen war, brachte ihre allseitig vorzügliche Begabung hierbei wieder zu vollster Geltung, und daß man diese Wirksamkeit gebührend zu schätzen weiß, bewies nicht nur der dieser jungen Künstlerin wiederum wiederholt gezollte Beifall, sondern auch eine reiche Ehrenspende in Gestalt eine» prachtvollen Blumenkorbes, welcher Frl. Deckmann nach dem mit Janicki im 2. Akte gesungenen Duette: „Nur das Line bitt' ich Dich" auf die Bühne gereicht wurde. Morgen Sonnabend geht die schon Eingangs erwähnte, neu einstudirt« Operette „Nanon, die Wirthin vom goldnen Lamm" von F. Zell, Musik von Genöe, erstmalig in Szene. Dieses glänzende Ausstattungsstück hat bis her überall, wo eS zur Aufführung gelangte, eine bedeutende Zugkraft aus- geübt- So erlebte es z. B. am, Walhalla-Operetten-Theater in Berlin be reits weit über 290 Aufführungen, bei stet» vollen Häusern, ein Erfolg, welchen außer der „Fledermau»", dem „Lustigen Krieg" und dem „Bettel student" noch kein anderes Stück erzielte. Daß „Nanon" auch in Lhemnitz Furore macken wird, dafür bürgt die bekannte Splendidität der Direktion Haiemann einerseits, welche auch für diese Operette unter bedeutenden Kosten für glänzendste Ausstattung Sorge trug, wie auch da» anerkannt vorzügliche Personal, welche» unsrer Sommerbühne auch für die Operette zur Verfügung steht- Die neu angesertigten Kostüme sind nach Wiener Figurinen von Herrn Obergarderobier Schlegel hergestellt, neue goldene Instrumente an der Fabrik von C. Meusel in Klingenthal bezogen. Die Titelrolle ruht in den Händen deS Frl. Dcckmann, ein genügender Beweis, daß dieselbe beste len en, en, Reichsgerichts - Entscheidungen. Der Fabrikherr resp. sein Vertreter genügt durch den Erlaß von Anweisungen wegen Einhaltung der Arbeitspausen selten- jugendlicher Fabrikarbeiter nach einem Urtheil des Reichsgericht», M. Strafsenats, vom 27 März 1884, noch nicht seiner Pflicht, vielmehr ist er bei Strafe verpflichtet, die Beobachtung seiner Anweisung persönlich zu überwachen und zu beaufsichtigen. Eine zeitweilige und vorübergehende Unterlassung persönlicher Aufsicht aber, im Vertrauen auf die Beobachtung der Anweisungen seitens de» Fabrikpersonal», begründet nicht den Vorwurf der Fahrlässigkeit. Handel und Jndustrke. Der Einlösungskurs für die am I. Juli er. fälligen Koupon» der Ungarischen Goldrenten ist auf 20,47Mk. pro Pfd. Sterl. für Deutsch« land und auf 25,20 Frks. pro Pfd. Sterl. für Frankreich festgesetzt. — Die in anderen Staaten übliche UngiltigkeitSerklärung zur Einziehung gekommener und nicht rechtzeitig umgetaufchter Banknoten und Kassenscheine bringt eine oft nicht geringe Schädigung gerade der kleineren, geschäft-unkundigen Leute mit sich, die ohne Kenntnis der getroffenen Bestimmungen den Umtausch nicht bewirkten und so ohne ihre Schuld ost in empfindliche Verluste gerathen. E» berührt daher um so ange nehmer, daß die Reichsregierung von einer derartigen Maßnahme nun Ab stand nimmt, wie aus der Begründung zum Gesetzentwürfe betr. die Ein ziehung der Kassenscheine vom Jahre 1874 hervorgeht. Die Scheine solle», auch nachdem sie längst einberufen sind, noch immer von der Kontrolle der Staatspapiere eingelöst werden- Die Regierung giebt als Grund für diese ihre Absicht die oben dargelegten Bedenken an und liefert damit den Beweis, daß sie durchaus nicht die breitgetretenen herkömmlichen Wege geht und die Staatskasse nicht auf Kosten unkundiger Leute bereichert wissen will. — Die Heringssischerei an der Ostsee ist in diesem Frühjahr sehr ergiebig gewesen. An einem Tage sind allein in Stralsund 1599 Wall oder 120,099 Stück an den Markt gekommen. Freilich waren die Preise so niedrig, daß der Verdienst der Fischer nur knapp war. Die Preise sanken zu Zeiten bis aus 19 Pfennig pro Wall von 80 Stück. — Petroleumquellen in Indien. Die indische Regierung hat die Berichte über die vorläufige Prüfung der öltragendm Schichten, welche i» der Nachbarschaft von Sibi, jenseits von Ouetta im südlichen Afghanistan existiren, erhalten. Die sachkundigen Berichte lauten so entschieden günstig, daß die Regierung beschlossen hat, auS England die nothwendiqen Maschinen für Bohroperationen zu beziehen. Dieselben werden nächsten Winter beginnen und in großem Maßstabe betrieben werden. GchiffSnachrichter». Schiffs-Bewegung der Hamburger Postdampfer: „Suevia", 4. Juni von Hamburg, 17. Juni in New-Uork angekommeu. „Wieland", 1. Juni von Hamburg, 3. Juni von Havre, 13. Juni in New« Kork angekommen. „Bohemia", „Geliert", beide von Rew-Aork, 1b. resp. 17. Juni in Hamburg eingetroffen. „Westphalia", von New-Aork nach Hamburg, 17. Juni Scilly passirt. „Teutonia", 27. Mai von Hamburg, 14. Juni St. Thomas erreicht. „Paranagua", 13. Juni in Montevideo angelangt. „Per- nambuco", 17. Juni von Brasilien in Hamburg eingetroffen. Verantwortlicher Redakteur: vr. MI. O. Müller in Lhemnitz. Familiennachr ichten. Gestorben: Ein Knabe: Herrn Rudolf Lung; der Familie Weber in Chemnitz-Schloß. Herr Stadtrath Robert Zipper. Herr Gustav Adolf Zöllner. Vergnügungs-Anzeiger. Bon Freitag den 20. und Sonnabend den 21. Juni. nden wird. Aber auch die übrigen Hauptrollen werden be Vertretung ... ausgehoben sein, dasür bürgen die Namen ihrer Träger: Frl- Denkhau Frl- Ottmann, sowie die Herren Fischbach, Greven, Carl Schindler rc. Man darf deshalb mit gespanntester Erwartung dieser ersten Aufführung entgegensetzen. Franziskus Gasthaus Linde. Täglich Konzert und Vorstellung. Dietzels Konditorei, Langestraße. Echt Komotauer Bier- . „ Waldschlößchen-Restaurant, Neumarkt. Täglich frisch- Gebirg»f»rellen. hochseine Biere. , ^ Restaurant Gerichtshalle. Morgen Sonntag Leipziger Speckkuchen s Sonntag's Restaurant, Zschopauerstraße 83. Heut« Sonnabend vv« Abend» 6 Uhr an hausschlachtene Schweinsknochen. Seidel'S Restaurant, Feldstraße 1. Lokalitäten - Empfehlung, Theater« und Gesellschaftssaal. ^ ^ Reinbold's Theater, Brühl. Morgen Sonntag: Die Kreuzritter. Ritter« schauspiel- Ga st Hof Hilbersdorf. Sonntag großes Blumenfest. - Lützelhöhe, Frankenberg. Lokalitäten-Empfehluna.
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