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Mörser Grenzbote Dies Blatt enthält die amtlichen Bekauntmachunken der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, Les Amtsgerichts, der Am san- Fernsprecher Nr. 14. Tel-Mr. Grenzkote 64. Freitag» den Z3 WDz LE3. z^tzrZ. 88 Der zur Verteilung kommende Verbrauchszucker im März darf im Kleinhandel höchstens lösten: Melis und Raffinade bis zu tSlO Mk. das Pfund, Lampen, Puder- zucker und Brote bis zu 1370 Mk. das Pfund, Würfelzucker in allen Sorten bi» zu wÄftchaft und des zu Adors. VersntwEcher Schriftletter, LruLer und Verger Otto Mene w Adou 1460 Mk. O.Isnitz i. V., 21. März 1923. Lr. Der Dezirksverband. . Was gibt es Aeues? — Der Reichskanzler Dr. Cuno trifft am 23. März « Stuttgart ein. — Die große Politische Aussprache im Reichstage wird Erst nach den von Ende dieser Woche bis zum 11. April Dauernden Osterferien stattfinden. _ — Nach einer Meldung der „Rigaischen Rundschau" V>ll Polen Absichten auf Königsberg haben. , — Der Fehlbetrag für 1922 beträgt über 7 Billionen Mark. — Der in Paris verhaftete Kommunist Höllein hat dem Untersuchungsrichter erklärt, er werde für den Fall, daß « nicht als politischer Gefangener behandelt würde, in einen Hungerstreik eintretsn. — Guillaume hat bereits die Leitung der Jngenteur- wunnission an Stelle Costes übernommen. — Die Interalliierte Rheinlandkommission in Koblenz hat 184 neue "w-weisungen von Beamten angeordnet, dar unter sind 75 Zoll- und 59 Eisenbahnbeamte. ' — Leutnant a. D. Roßbach ist auf Verfügung des Untersuchungsrichters aus der Hast entlassen worden. Französische ZWonsn. Wie kommen die Franzosen dazu, sich einzubilden, ES müsse alles nach ihrem Wunsch und Willen gehen? Tie legen nicht nur ihre Gewaltakte gegen Deutsch land als Rechtshandlungen aus, sie drohen schon Eng land, wenn es sich der Politik gegen uns nicht anschließe. Das neueste Pariser Schlagwort ist, daß Frankreich stark genug sei, durchzusetzen, was seine Interessen verlangten, das heißt, Europa aus den Kops zu stellen, ivenn es dies für notwendig halte. Woher kommt diese Anmaßung? Weil es im Kriege am meisten geschädigt worden ist? Daher nicht, Denn es ist anerkannt, daß es einen verhältniSmäßi- Sen Anspruch auf Schadloshaltung hat. Auch seine „Siege" geben ihm kein Recht darauf, denn schließlich lveiß die Pariser Regierung doch sehr Wohl, daß auch viese „Siege" nur Illusionen sind, daß sie nicht durch großartige französische Genialität, sondern durch den englischen Beistand und durch die schließlich den Aus schlag gebende amerikanische Uebermacht herbeigeführt^ wurden. Der erste Napoleon wiegte sich in der Illusion, daß er der Herr von Europa sei. Sein Neffe LouiS Napoleon, der spätere Gefangene von Sedan, ging Ucht so weit, hielt sich aber doch für die entscheidende Persönlichkeit in unserem Erdteil, ohne deren Zustim mung nichts in demselben geändert werden dürfe. Ppincarö hält sich mindestens für einen zweiten LouiS, dielleicht nicht deshalb, weil er wirklich davon über- ieugt ist, aber er muß es seinen Landsleuten einreden, um sich auf seinem Posten zu behaupten. Wer den Franzosen die Einbildung, sie seien das erste Volk der Erde, nicht zu verschaffen weisst der hat bei ihnen verspielt. Die Illusion von der „großen Nation", diese ge» whrliche Pariser Tradition, verdankt Frankreich in Wahrheit der Torheit des übrigen Europa. Seitdem «Eder größere und kleinere, ja selbst allerkletuste Fürst und Herr seinen Nachfolger zur Seine schicken zu müs- sEn glaubt, um dort Lebensart und Diplomatie zu wrnen, wurde der französische Hof mit Ehrfurcht und Bewunderung betrachtet, und auch die D-eutschen haben darin etwas Erkleckliches geleistet. Was aus Paris wm, war tonangebend und blieb es, obwohl die Feind schaft Frankreichs gegen Deutschland offenbar war. Dieses Gefühl der Schwäche hat sich in hohem -Naße bis heute erhalten, und ist für manchen Staat die Ursache seiner politischen Fehler gewesen. Amerika, England, Italien, die romanischen und orientalischen Völkcrstämme kennen den französischen Geist recht gut, über sie können sich von der Vorliebe dafür nicht frei wachen, wenigstens nicht in dem Maße, wie es wün schenswert ist. Denn was zunächst dem Glanz von Pa- WS galt, das erstreckte sich bald auf das ganze Land und seine Bewohner. So ist es kein Wunder, daß es Deutschland schwer gehabt hat, gegen diese bevorzugte Stellung Frankreichs anzukämpfen, und daß dieses in Ar allgemeinen Völkershmpathie den wertvollsten '^Erblindeten gehabt hat, den es sich nur wünschen .. Was die Franzosen ihr Recht gegenüber dem Deut schen Reiche nennen, ist und bleibt also nichts als mne Einbildung, und die ganze Tradition von den Ansprüchen der „großen Nation" ist nichts a^ blü hende Phantasie. , Gegen die GeiftlpMil! Deutschkaud fordert unparteiisch« Untersuchung. Der deutsche Geschäftsträger in Paris hat der französischen Regierung eine Note überreicht, in der gegen die Verhaftung von 10 Einwohnern der Stadt Essen, die anscheinend wegen der Erschießung eines französischen Kochs in einem von französischen Trup pen besetzten Hotel erfolgt ist, Einspruch erhoben wird. Die Note schließt: Die deutsche Regierung protestiert gegen die Fest nahme der genannten Personen und verlangt ihre sofortige Freilassung. Ta die deutsche Regierung nach dem bisherigen Verlauf der Ermittelungen über den von ihr vor kurzem zur Sprache gebrachten ähnlichen Vorfall in Buer befürchten mnß, -aß die zuständigen deutschen Behörden sich in Essen ebenso wie in Buer an einer erschöpfenden Feststellung -es Sachverhaltes gchin-ert sehen werden, stellt sie außerdem den An trag, sowohl den Vorfall in Buer, als auch den Vor fall in Essen sofort einer internatioualen Nntersu- chungskommission zu unterbreiten. Diese Untersu- chungskommission würde gemäß dem Haager Abkom men über die Erledigung internationaler Streitfälle von 1907 alle bei diesen Vorfällen in Betracht kommen den Tatfragen aufzuklären haben. Ebenso wie gegen die Vorfälle in Essen ist auch gegen die gleichen Vorfälle in Recklinghausen von der RetchSregierung in einer Note bei der französischen Regierung schärfster Protest eingelegt worden. In oer Note heißt es: > „Der deutschen Regierung wird der Wortlaut eines Von dem Kommandanten der 47. französischen Infanterie division in Recklinghausen, General Laignewt, unter dein 28. Februar 1923 erlassenen Befehls bekannt, der angeblich der Verhinderung von Sabotageakten an den Verkehrsmit teln dienen soll. Der Befehl läuft ruf die Einführung eines allgemeinen Geiselsystems hinaus. Außerdem wird offen von dem Shstem der Kollektivstrafen Gebrauch ge macht. Der Befehl stellt also einen neuen Versuch der fran zösischen Befehlshaber dar, die deutschen Beamten und die deutsche Bevölkerung mit völkerrechtswidrigen Mitteln AU Dienstleistungen gegen das eigene Land ?,n '»Wingen. Die deutsche Negierung erhebt gegen diese neue Form der Ver gewaltigung Protest." , Verhaftungen neuer Geiseln. Außer den bereits gemeldeten Bankdirektoren hat die französische Besatzung in Essen noch einige weitere Bankdirektoren als Geiseln verhaftet. Es verlautet aus französischer Quelle, daß die Festnahme der Bank leiter als Geiseln erfolgt ist, um den Eingang der Geld buße sicherzustellen, die der Stadt Essen angedroht ist für den Fall, daß der Mörder des französischen Sol daten nicht ermittelt wird. Le Trocquers Milchmädchenrechnung Trügerische Hoffnungen. Der französische Minister für öffentliche Arbei ten Le Trocquer hat nach seiner Rückkehr aus Düssel dorf dem Vertreter der Havasagentur gegenüber die Erklärung abgegeben, daß er die im nördlichen Teil des Ruhrgebiets angehäuften Brennstoffmengen mit etwa einer Million Tonnen Kohle und mindestens 460 000 Tonnen Koks beziffere. Hierzu bemerkt W. T. B.: Wenn zurzeit eine Million Tonnen Kohle und 450 000 Tonnen Koks im Ruhrgebiet auf den Halden liegen, so ist das nicht ein Ergebnis, das von den Franzosen erzielt worden ist. Diese Kohlen- und Koksmengen sind bisher von den Bergarbeitern freiwillig gefördert worden. Die Für derung hört auf jeder Grube auf, sobald die zwangs weise Abbeförderung einsetzt. Im übrigen ist die Ab beförderung mit Hilfe französischer Arbeiter unter bewaffneter Bedeckung bisher nicht über 400 Tonnen täglich hinausgcgangen. Das ist noch nicht ein Prozent der deutschen freiwilligen Lieferungen vor dem 10. Januar 1923. * Die Antwort -er Bergarbeiter. Ebenso wie auf den Zechen Westerholt und Hiber nia haben die Franzosen jetzt auch auf oer Zeche Er > cordia in Oberhausen damit begonnen, die dort l» geraden Kohlen- und Koksvorräte zu verladen. Tüe Belegschaft der Zeche hat daraufhin die Arbeit einge. stellt. Me Aot in Ost und Wefi. Tie OSerschleser beim Reichskanzler. Anläßlich der Wiederkehr des oberschlesischen Ab stimmungstages fand am Dienstag ein Empfang de< oberschlesischen Hilssbundes beim Reichskanzler statt: Zu dem Empfang waren der preußische Ministerprä^ sident und viele hohe Reichs- und Staatsbeamte, fotviH der gesamte Vorstand des oberschlesischen HilfsbundeH mit seinen beiden Vorsitzenden, Landgerichtsrat Szy^ und Dr. Reichenheim, sowie der Geschäftsführer V. Go desberg, erschienen. Unter den Anwesenden bemerk» man zahlreiche Führer aus den Kreisen von Handel- Industrie, Finanz und Landwirtschaft. Zunächst ergriff der stellvertretende LandeShaupt- rann und Vorsitzende des oberschlesischen Provtnzial- andtages, Reichstagsabgeordneter Pfarrer Ulitzka^ das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er die Be deutung des Abstimmungstages für Oberschiesten und! ganz Deutschland schilderte. Er schloß mit einem Lreu^ gslöbnis Oberschlesiens für das deutsche Vaterland und mit einem warmen . Appell an die wirtschaftlich starkem Kr.äfte ganz Deutschlands, über der Not Im Wep«M die Not im Osten nicht zu vergessen und den oberfchlo- fischen Hilssbund auch weiterhin zu unterstützen. Eine Rede dos Reichskanzlers. » Der Reichskanzler nahm das Treugelöbnis Obe» schiesiens mit Worten des Dankes an die Erschienenen entgegen und wandte sich in einer grohangelegten po litischen Ansprache an die gesamte deutsche Ostfront!. Er versicherte die deutsche Bevölkerung im Osten, inO besondere auch im Memelland und in Ostpreußen, vor allem aber auch in Oberschlesien selber, seiner danerw» den persönlichen Anteilnahme und der beständigen Für sorge der Reichsregierung. Der Reichskanzler ak»A dann auf die allgemeine Bedeutung der Treue Oven- schlesiens und der kulturellen Mission des oberschlefi»' schen Hilfsbnndes ein und beleuchtete in großen Zügenf die Zusammenhänge zwischen dem Ringen um die Er haltung deutscher Kultur im Osten und im Westen.' Ar schloß mit dem Appell, durchzuhalten bis zur freiung des Vaterlandes aus Knechtschaft und Un terdrückung. ' DeuWes Reich. — Berlin, den 22. März 19»3 " Lis Wie-eranft'ahMe -er Tätigkeit -er Schnüs k-, kommiis on. Eine Pariser Zeitungsmeldung besagt^ die französische Negierung hätte in den letzten Tagens bei dem englischen Kabinett angefragt, ob dieses be reit sei, mit Frankreich zusammen die Tätigkeit ber» interalliierten Militärkvmmission in Deutschland wie^ der aufnehmen zu lassen. England habe sich t« z»-- stimmendem Sinne dazu geäußert. Der englische V-rA treter in der Kommission, Oberst Bingham, hat at»q London dieselben Weisungen erhalten wie General Not-, let aus Paris. Die Kommission nimmt infolgedessem mit der inzwischen erfolgten Zustimmung Deutschla d« ihre Tätigkeit wieder auf, doch hängt die praktis -« Durchführung ihres Programms davon ab, wieweiH die lokalen deutschen Behörden die Kontrolle der in-' zwischen eingetretenen Unregelmäßigkeiten in der dentA. schen Entwaffnung (!!) ermöglichen werden. ° Ker« »entsches Lcrrnrttknngsersnwe!«. -ins am«» rikanischen Quellen verlauten jetzt weitere Einzelnes ten über den Inhalt der Note, die, wie in London soj auch in Washington vom deutschen Botschafter überreich wurde. Die amerikanischen Nachrichten bestätigen, das die Note kein Ersuchen um Vermittlung enthielt «nd keine Antwort erwartete und sich auch gar nick mit der Ruhrbesetzung, sondern ausschließlich mit Rwun rationssragen beschäftigte, wobei die Anschauungen oer deutschen Regierung in dieser Frage lediglich zur In» formation des Weißen Hauses mitgsteilt wurden. ° Tie deutsche Dollar-Anleihe in Amerika. DaH Bankhaus Farson Son and Cie. in New Mork erklärtes daß es sich um den Einspruch Frankreichs gegen dis deutsche Dollaranleihe nicht zu bekümmern habe. Eire Bankhans sei keine politische Organisation. Das Staats departement habe übrigens keine Einwendunae» ins»