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,->rM Nr. 145. — 4. Jahrgang. ^ :, -' . " >-. 7 1-2 tadtbole. Dienstag, 24. Inni 1884. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Bororte: Attchenmitz, Altendorf,Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schön«. », vierteljährl. 128 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 45 Pf. (Zutr. 1b Pf.), nehmen « die Verlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz n. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- zeiger nur b. d. Postanstalten—PostztgS-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 -—(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. die schmal« (Ispaltige) KorpuSzeile oder deren Raum 15 Pfennig«. — „H Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige — Auf große Annonce» und Mederholnnge« Rabatt. — Annonce».Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag Verlags-Expedition: akl-xa«der Wi-de, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung, die Fürsorge für die aus Straf, und BesserungS-Anstalten Entlassenen betreffend. Da die aus den Straf« und BefferungS-Nnstalten Entlassenen häufig nicht wieder an den Wohnort, welchen sie vor ihrer Einlieferung in die An stalt gehabt haben, zurückkehren, und solchenfalls die Vereine zur Fürsorge für aus Straf« und Besserungs-Anstalten Entlassene, insbesondere die OrtSpsarrer als die Organe dieser Vereine, nicht im Stande sind, sich der Entlassenen anzunehmen, so werden unter Bezugnahme auf eine unterm 26. Januar 1875 erlassene Verordnung des Königlichen Ministerium des Innern und eine, bezügliche Bekanntmachung der Unterzeichneten Behörde vom 10. Februar desselben Jahres, die sämmtlichen Ortspolizeibehördcn des Ver waltungsbezirkes der Unterzeichneten Königlichen Amtsbauptmannschast noch mals angewiesen, von der an ihrem Orte erfolgten Niederlassung und Anmeldung eines aus einer Straf« oder Besserungs-Anstalt Entlassenen, gleichviel ob derselbe früher schon an dem nämlichen Orte gewohnt hat oder nicht, jedesmal entweder dem Vorsitzenden des betreffenden Bezirksvereins »der dem Ortspfarrer eine kurze Benachrichtigung zugehen zu lassen. Chemnitz, den 14. Juni 1884. Die Königliche Amtshauptmannschaft, r. v.: von Burgsdorff. Am Dienstag den 24. Juni dieses JahreS Nachmittags 3 Uhr kommen die Zinsen des von dem verstorbenen Herrn Robert Ebert dem hiesigen Waisenhause vermachten Legats, und zwar an zwei Zöglinge der Anstalt, einen Knaben und ein Mädchen je 67S Mark und an zwei Knaben und zwei Mädchen je 7S Mark zur Bertheklung. - Dieselbe hat nach den testamentarischen Bestimmungen deS Bermächtnitz« aebers in einem öffentlichen Aktus zu erfolgen, welcher am obengedachten Tage im Schulzimmer unserer Anstalt abgehalten werden soll. „ , Wir laden zu dieser Feierlichkeit Gönner und Freunde deS Waisenhauses hiermit ergebenst ein. Chemnitz, den 21. Juni 1884. Der Ausschuß für das Waisenhaus. Stadtrath. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2654 die Firma Richard Leist in Chemnitz und als ' nhaber der Kaufmann Herr Julius Richard Leist daselbst, Besitzer etnvaaren-Handelsgeschäfts, eingetragen, mnitz, am 20. Juni 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 2. Nohr. Tr. deren eines Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2653 die Firma Felix Streicher in Chemnitz und der^Kausmann tzerr Wilhelm Hermann Felix Streicher Inhaber . . . daselbst, Besitzer eines Agentur- und Kommissionsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 20. Juni 1884. Königliche» Amtsgericht, Abtheilung L ohr In, Handelsregister für den Stadtbezirk des . . wurde heute auf Folium 2652 die Firma Wilh. Zimmermann in Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Friedrich Wilhelm Zimmermann daselbst, Besitzer eines Eisen« und Kurzwaarcn-Handelsgeschäfts, eingetragen, itz, am 20. Juni 1884. Königl. Chemnis Amtsgericht, Abtheilüng L. Nohr. Tr. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäcker» und Zucker- waarenhändlers Robert Louis Seidler in Grüna ist zur Abnahme der Schluß« rechnung des Verwalter-, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß« verzeichniß der bei der Bertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über dis nicht verwerthbaren BermvgenS- stücke der Schlußtermin auf den 16. Juli >884 Vormittag» 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Pötzsch, Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgericht». Beste und billigste Bezugsquelle in «ach Maatz werden in der kürzesten Zeit auf's Beste auSge und ll4i,»kei» - Z»ul«r«»t8 -MG für das Atter von L—15 Jahreu. Bestellungen S. Adam Nacttf., W. Striem, Chemnitz, Markt!7. M k'abrilr kür VVLsodwungeln — Kontor- unä I-aäsn-siünriodtnnASn * VsmpLtlsvdlvr-l iWlippvrtz) 2ulvd»avr8te. * küodsn- unä lVirtksolialtsmüdsi — kinäsrwüdsl — Nokulbttnlc«. 411s ^.rten praßt. Llöbei u. OorätkswrKontors,Lureuux, OssviiLkts u.I-Käsn. — Vüflkgufsstllslv IN l>Sr KttSSttgo. — Es 4,rten praßt, klicken- u. VVirtksosiattsmübsl. — ^Ile irrtenpraßt. Liuäsrwübsl n.§udrvsrico. Tageschronik. 24. Inni. 1713. Friede zu Adrianopel. < , 1812. Napoleon geht über den Niemen. 1846. Willems, vlämischer Dichter, gest. 18S6. Probefahrt, von Bauer's Taucherschiff bei Kronstadt. 1859. Schlacht bti Solserino. 1866. Schlacht bei Custoz 1867. ns PublikanonS-Patent über die Verfassung des Norddeutschen E-legvamme de» Chemnitzer Anzeigers. Vvm 22. Junk. Teschen. Oderberg ist ringsum vom Wasser eingeschlofsen. Die Oder ist meilenweit ausgetreten. Der Wafserstand beträgt 3,6 Meter über dem normalen. Gestern ist hier wieder ein Mann im ausgetretenen Olsawasser auf freiem Felde ertrunken. ES regnet heute wieder sehr stark. Breslau. Der schlesische nationalliberale Parteitag ist heute hier abgehalten worden. An der sehr zahlreich besuchten Versamm lung nahmen u. A. Theil: der Staatsminister a. D. Hobrecht, der Oberbergrath a. D. I)r. Wachler, die Abgeordneten Seidler, Bollert, v. Schenkendorf, I),-. Gneist, der Rektor der hiesigen Universität Pro fessor Röpell und die Mitglieder des neuen Wahlvereins. Professor Röpell eröffnet die Versammlung mit einer Ansprache, außerdem sprachen Hobrecht, Gneist und v. Schenkendorf. Schließlich gelangte folgende Resolutwn einstimmig zur Annahme: Der schlesische national liberale Parteitag erklärt freudig seinen Anschluß an die Berliner Erklärung vom 18. Mai c., beschließt die Konstituirung eines national liberalen Zentral-Komitees für die Provinz Schlesien und beauftragt den Breslauer nationalliberalen Wahlverein mit der Konstituirung des Zentral-Komitees. Petersburg. Der „Russische Invalide" veröffentlicht einen Tagesbefehl des Fürsten Dondukoff vom 7. Juni, in welchem es heißt: Dondukoff habe während seiner Reise durch das transkaspische Gebiet und die mit demselben neu vereinigten Gebietstheile völlige Ruhe und Sicherheit vorgefunden. Die Mehrzahl der dortigen Be völkerung habe ausrichtige Zufriedenheit über die eingeführte Ordnung ausgesprochen, woraus hervorgehe, daß die transkaspische Verwaltung ihre Pflicht in jeder Hinsicht erfülle. Konstantinopel. Es bestätigt sich, daß die Pforte 15,000 Mann für den Sudan bereit hält und verlangt, Egvpten entweder mit England allein oder mit den übrigen Mächten militärisch zu besetzen. Rom, 23. Juni. Mittags. In Pontremoli fand eine Explosion der dortigen Pulverfabrik statt. Dreißig Arbeiter wurden getödtet, siebzehn schwer verwundet. Die Wahlen in Ungarn Am vergangenen Sonntag hat in Ungarn der Schluß der Neu wahlen zum Reichstage stattgefunden, die am 13. Juni ihren Anfang genommen hatten, und hiermit ist ein Wahlkampf beendigt worden, wie ihn das Reich der Stefanskrone schlimmer und wüster wohl noch nie gesehen hat. Weniger die eigentlichen Wahlen, die verhält- uißmäßig ruhig verlaufen sind, als vielmehr die ihnen vorangegangenen, wochenlangen Agitationen versetzten das Ungarnland vom Fuße der hohen Tatra an bis südwärts zu de» Niederungen der Drau und Sau in eine hochgradige Erregung, welche sich in blutigen Exzessen und Ge- waltthätigkeiten aller Art Luft machte. Nun, diese an häßlichen, widerlichen Szenen überreiche Wahl periode ist mit dem 22. Juni abgeschloffen worden und so wird sich denn auch die künstlich erzeugte Aufregung der Gemüther bald wieder legen, wenn auch der kaum vorübergebrauste Sturm seine Spuren noch hie und da zurücklafsen wird. Vorläufig handelt es sich für die einzelnen Parteien darum, das Fazit der langen und erbitterten Wahl kampagne zu ziehen, und wenn auch noch einige Wahlresultate aus stehen, während andere noch der Berichtigung und amtlichen Fest stellung bedürfen, so läßt sich dessenungeachtet da» Tableau der ungari schen Reichstagswahlen mit ziemlicher Genauigkeit feststellen. Zunächst muß man konstatiren, daß der ausgesprochene Zweck, mit welchem die Opposition aller Schatlirungen in die Wahlkampagne eintrat und sich zu diesem Zweck gelegentlich verbündete, nämlich die bisherige liberale Majorität im Reichstage zu zersprengen, vollständig fehlgeschlagen ist. Die liberale Partei wird mindestens in der alten Stärke von 229 Mitgliedem im Reichstage wieder erscheinen und in denselben somit wiederum die absolute Majorität haben, da der Reichstag im Ganzen 414 Mitglieder zählt, und in dieser Beziehung kann also da» Ministerium Tisza, das sich nach wie vor auf die liberale Partei stützen muß. mit dem AuSgange der Wahlen Wohl zufrieden sein. Mit Ausnahme der Antisemiten haben alle übrigen Parteien mehr oder weniger Einbuße erlitten, sowohl die sogenannte gemäßigte Oppo sition, die sich" aus der höheren Geistlichkeit und den feudalen Mag naten zusammeusetzt und welche überhaupt erst ein Produkt der jüngsten Zeit ist, als auch die Nationalisten (Rumänen, Serbien u s. w.) und endlich „auch d.ie Radifalhn, letztere also trotz ihrer terroistischen Agi- kälionsweise mit Prügeleinmid Raufexzessen sn masso. Dagegen hat die antisemitische Partei einen verhältnißmäßig erheblichen Gewinn von Mandaten zu verzeichnen,- denn während sie deren im vorigen Reichstag nur 7 besaß, entsendet sie nach den bisher bekannt gewor denen Resultaten 17 Abgeordnete in den Reichstag und dieser mehr als doppelte Gewinn von Mandaten, den die Antisemiten errungen haben, ist das charakteristische Moment für die diesjährige» Reichs wahlen in Ungarn. Da die Antisemiten die rührigsten und erbittert sten Gegner des Ministeriums Tisza sind, so wird dasselbe mit dem Anschwellen des Antisemitismus als einem immerhin nicht bedeuiungs- losen Faktor rechnen müssen und dies ist einer der Momente, die ge eignet sind, den Liberalen die Siegesfreude etwas zu vergällen. Weiter kann dem ungarischen Ministerium die Thatsache auch nicht gleichgiltig sein, daß hervorragende Koryphäen der liberalen Partei, wie I. Kemeny und 0,-. Max Falk, in ihren allangestammten Wahl kreisen zu aller Ueberraschung unterlegen find und daß überhaupt eine große Reihe von Wahlbezirken, in denen früher nur liberale Abgeordnete in das Parlament entsendet wurden, diesmal entschieden »pposiiivnell wählten. — Beide Thatsachen, das Anwachsen der anti semitischen Partei wie die Niederlage hervorragender liberaler Partei führer. bilden ein eindringliches „Mene Tekcl" für Herrn Tisza und seine Regierungspolitik. Wenn man außerdem noch in Betracht zieht, daß von der gemäßigten Opposition, wie von den Radikalen gerade die gemäßigtsten Mitglieder unterlegen sind, so folgt aus alledem, daß auch in Ungarn die radikalen Elemente im Erstarken begriffen sind, auch innerhalb der grün-weiß-rothen Grenzpfähle deutet dies auf stürmisches Wetter. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Brunnenkur des Kaisers in Bad Ems nimmt, wie wiederholt mitgetheilt, ungeachtet der unfreundlichen, naßkalten Witterung ihren regelmäßigen Verlauf und ist das Befinden des hohen Herrn erfreulicher Weise fortgesetzt ein vortreffliches. Ueber die weiteren Reisedispositionen des Kaisers ist zur Zeit noch nichts Genaueres bekannt. .Jedenfalls wird er aber auch in diesem Jahre wieder eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich haben und zwar heißt es, daß dieselbe am 9. August in Ischl statt finden solle. — Der Reichstag beschäftigte sich am Sonnabend zunächst mit dem Bericht der Budgetkommisfion über die Uebersichten der Ein- . nahmen und Ausgaben pro 1882 83. Auf Anregung deS Abgeord neten Richter (Hagen) knüpfte sich an denselben wider Erwarten eine ausgedehnte Debatte, welche namentlich die Etatsüberschreitungen bei dem Kadettenkorps zum Gegenstände hatte. Nach längerer Debatte, an welcher sich der Bundesbevollmächtigte, Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff, wiederholt betheiligt, wurde die Rückverweisung der bezüglichen Position an die Kommission beschlossen. — Sodann wurde die Benutzung über die Unfallversicherung-Vorlage fortgesetzt, und zwar wurden in rascher Reihenfolge die HZ 46-90 durchaus nach den Kommissionsbeschlüfsen genehmigt. Zu einer erheblichen Debatte führte zunächst nur der Z 63, welcher das Reichsversicherungsamt als Re- kurSinstanz statuirt, während von freisinniger Seite die Berufung aus den Rechtsweg in Vorschlag gebracht wurde. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt, Bei ß 91V wurde auf Antrag Leuschner ein neuer Z 91o hinzngesügt, wonach BeiriebSunternehmer, welche «nappschasts- verbändenangehören, besondere Knappschaftsberufsgenofsenschaften bilden können. Der Rest des Gesetzes würde ebenfalls nach den Kommissions beschlüssen angenommen, womit die zweite Lesung desselben erledigt ist. Es sind somit in der Sonnabends-Sitzung auch die Abschnitte, welche die Schiedsgerichte, die Feststellung und Auszahlung der Ent schädigungen, die Unfallverhütung und das Reichsversicherungsamt be- trcffen, sowie die Schluß- und Strafbestimmungen genehmigt worden^ Für heute Montag stand außer der dritten Lesung der Unfallver ficherungsvorlage noch die dritte Berathnng der Aktiengesetznovelle auf der Tagesordnung. — Die „Karlsr. Ztg." meldet: Die Nachrichten über das Be finden der Kronprinzessin von Schweden und Norweger» find sortwährend sehr befriedigend. Auch der neugeborene Prinz be findet sich wohl. — Wie aus Detmold gemeldet wird, ist der Erbprinz Hermann zur Lippe, ein lediger jüngerer Bruder des 60jährigen Fürste» Woldemar von Lippc-Detmold, am 20. d. M. gestorben. — Der „Verein zur Reform und Kcrdifizirung de» Völkerrechts" wird seine diesjährige Versammlung in de» Tagen des 19. bis 23. August in Hamburg abhalten. An der selben wird auch aus Amerika eine größere Anzahl von Delegirten theilnehmen. Oesterreich-Ungarn. Im Donaukaiserreiche kommt man aus dem Wahlfieber gar nicht mehr heraus. Kaum sind die Wahlen zum ungarischen Reichstage beendigt, so rüstet man sich jenseits der Leitha zu dem Wahlfeldzuge, den die Auflösung von neun Einzel landtagen nothwendig gemacht hat und rüstet man sich namentlich in den deutsch-liberalen Kreisen zu einer energischen Abwehr der gegne rischen Angriffe. Unabhängig hiervon vollziehen sich in Prag in den nächsten Tagen die Neuwahlen zur gleichfalls aufgelösten Handels kammer , deren Resultat in der Czechisirung der Handelkammer be stehen dürfte. Frankreich. Während die verschiedenartig lautenden Mit theilungen über die Natur des englisch-französischen Abkommens eS noch zweifelhaft erscheinen lassen, ob dasselbe einen Erfolg des. fran zösischen Ministerpräsidenten Ferry in der egyptischen Frage bedeutet, hat letzterer in seiner Kolonialpolitik einen neuen Triumph gefeiert. Als einen solchen stellt sich entschieden der zwischen Frankreich und dem Königreich Kambodscha, dem Nachbarstaate von Französisch Kochiuchina, abgeschloffene Vertrag dar, durch welchen die gesammte Verwaltung Kambodschas in französische Hände übergeht. Es bedeutet dies di« thatsächliche Annexion dieses etwa 1500 Quadratmeilen großen Rei ches durch Frankreich und hiermit hat die Regierung des Herrn Ferry einen weiteren Schritt zur Gründung des ftanko-indischen Kolonial reiches der Zukunft gethan, welche» jetzt schon Annam, Tonkin. Kochin china und nun auch Kambodscha umsaßt. Unaufhaltsam rückt somit Frankreich den britischen Besitzungen in Hinterindien näher, von denen e» jetzt nur noch durch die beiden Mittelreiche Birma und Siam ge trennt ist. Von Westen, von Merw her die Russen, von Osten her die Franzosen — so zieht sich der Kreis fremder Machtsphären immer enger um das indo-britische Kaiserreich zusammen und die leitende« Staatsmänner Englands müßten mit Blindheit geschlagen sein, wenn sie die hierin liegenden Gefahren für die Machtstellung England» in Asien verkennen wollten. — Die französische Deputirtenkammer hat am Sonnabend die Rekrutirungsvorlage in erster Lesung angenommen. Im Senat wur den zwei Amendement» zum Ehescheidungsgesetz, nach welchen di« Ehescheidung verboten sein sollte, im Falle Kinder vorhanden find, abgelehnt. Belgien. Der Kabinetswechsel in Belgien zieht auch bedeu tende Personal-Veränderungen in den obersten Beamtenkreisen diese» Landes nach sich. Dem Abgang der Gouverneure der Provinzen Hennegau und Luxemburg, deren Demission jetzt vom Könige ge nehmigt worden ist, ist nunmehr auch die Zurdispositionstellung des Gouverneurs von Westflandern und die Amtsentlassung de» Gouver neurs von Brabant gesolgt. Weitere Veränderungen scheinen nicht ausgeschlossen zu sein. Niederlande. Aus dem Haag wird da» am S»nnabend erfolgte Ableben des holländischen Thronfolger-, des Prinzen von Oranien, gemeldet, womit die Erbfolgefrage in den Niederlanden in ein neue» Stadium eingetreten ist Schweiz. Die Frage der Revision der schweizerischen Bundes verfassung stand auf der Tagesordnung der Mittwochssitzung des erd- genösfischen Bundesraths. Durch Stichentscheid des Präsidenten wurde beschlossen, in der Revisionsfrage ein Gutachten in dem Sinne abzu geben, daß alle auf die Revision bezüglichen Vorschläge (Motionen oder Anträge) dem BundeSrathe zur Prüfung und Berichterstattung zu überweisen seien. Man glaubt, daß sich schließlich alle sortschritt« -1