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„TonMonen" (Bestrafung der Städte uuv Ortschaf ten) drtrchscführt werde«. -f- So oft man glaubt, di: Franzosen hätten sich be reits so lächerlich gemacht, daß sie sich selbst nicht mehr überbieten können, Weitz der alte brave Degoutte doch noch immer neue Rekorde zu erzielen. Sein neu nter Einfall ist einfach glänzend und sichert ihm die Anwartschaft auf di; nächste frei werdende Stelle als dummer August im Zirkus. Die große LsKdNirtschafiswoche. Lie TL «»erfrage. Len Reigen der Versammlungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft während der Große« Land- Wirtschafts-Woche eröffnete die Dünger-Abteilung mit ihrer 97. Versammlung in der Philharmonie. In sei nen einleitende« Worte« streifte der Vorsitzende der Abteilung, Herr Rittergutsbesitzer Schurig-Zeestow, die d rzeinge Stellung des Düngers in der Landwirt schaft, der heute a« erster Stelle auf der Ausgabenseits im landwirtschaftlichen Rechnungswesen erscheine und das LohnkvnLo überflügelt hätte. Mit scharfen Wor ten geißelte der Vorsitzende sodann den preußischen Entwurf der zukünftigen Getrsidebewirt- schaftung: „Abgabe von Kunstdünger gegen Ablie ferung von Getreide". Nur Freiheit der Wirtschaft könne die Landwirtschaft hochbringen und sie in die Lage versetzen, ausreichend Brotgetreide für das ge samte Volk zu schaffen, nicht aber eine Wiedererncüe- rung oder Verewigung der Zwangswirtschaft, sei es in der einen oder der anderen Form oder sei es durch Monopolisierung der Stickstofsdüngerindustrie. Aus der Praxis heraus sprach Herr Rittergutsbe sitzer Wagner-Staschwitz über die Bedeutung der Gründüngung unter den he utigen Ver hältnissen. Rittergutsbesitzer Dr. Bierei-Grotz- Dobritzsch betonte in seinem Bortrag über Rentabi litätsfragen der Kunstdüngeranwenduug, daß Staat und Gesellschaft besorgt sein müßten, der Landwirtschaft, die mehr erzeugen solle als vor dem Kriege, reichliche und billige Mengen von Kunstdün ger zur Verfügung zu stellen. Ucbcr Kreditbeschaffung für den Dün gerbezug sprach in der gleichen Sitzung als letzter Redner Prof. Dr. Warmbold-Berlin. Er empfahl den Gedanken des Roggenkreditsder Beachtung, wenn gleich zurzeit noch kein« Möglichkeit dafür besteht. * In der Rinderzuchtabteilung hielt Tier- zuchtdirektor Köppe-Norden einen Vortrag über den Typ der schwarzbunten Tisflandrasse. In der Ob st und Weinbauabteilung sprach Gartenbauinspek- tor Beckel-Oberzwehren über das Thema: „Was lehrt «ns das Jahr 1822 über die Verwertung reicher Obst ernten". Zn der ausgedehnten Aussprache berührte man mehrfach die Frage der Vernichtung von Baumbestän den, die auf mangelnder Rentabilität beruhe. Ein großer Teil der Bäume habe das Feld für den Getreide bau räumen müssen, um der Getreideumlage gerecht zu werden. Mrlbessenmg und Preisabbau. Eine Mahnung des Neichswlrtschafismi,Usters. Der Reichswirtschaftsminifter richtete ein Rund schreiben an die Spitzenverbände der Industrie, des Handels, des Handwerks, sowie der Konsumgenossen schaften, in dem er vor den Folgen einer unangebrach ten Preistreiberei warnt. Es heißt darin u. a.: Der Grad der Geldentwertung kann bald stärker, bald schiväqer sein und es folgt hieraus, daß sofern die Kurse der ausländischen Zahluimsmittel sinken, die Geldentwertung also zurückgeht, di« bereits heretngekommenen Waren dem jeweiligen amtlichen Tageskurs der ausländischen Währung a^gepaßt werden müssen. Dieser selbstverständlichen Folge rung ist in der letzten Zeit, seit die Kurse der aus ländische« Zahlungsmittel um mehr als die Hälfte ge sunken sind, keineswegs Rechnung getragen worden. Wäh rend Fabrikanten und Händler ihre Preise mit ansteigen- i dem Devisenkurse fortlaufend erhöht haben, trägt man jetzt Bedenke«, die Preise dem fallenden Kurse anzupassen. Ein s solches Verfahren kann nicht nachdrücklich genug bekämpft s werden. Die ungeheure Steigerung der Preise für die j notwendigsten Bedarfsgüter bringe eine große Gefahr für dis Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung und für die Geschlossenheit des AbwehrwilLens in dem uns auigezwungenen Daseinskampf mit sich. Der Minister er- innert dann an die einmütig zum Ausdruck gebrachte Opfer- i Willigkeit der Spitzenverbände der Industrie, des Handels s und des Handwerks, auf eine angemessene Preisbildung hinzuwirken und spricht die Neberzeugung aus, daß es j nur dieses Hinweises bedürfen wird, um die Einlösung des gegebenen Versprechens zu erreichen, womit nicht nur das gegen Warenerzeuger und Wareubesitzer bestehende Mißtraue« zum großen Teil schwinden, sondern auch die Zuversicht der breiten BevöNerungsschtchten auf einen glück lichen AuSgang des Wirtschaftskampfes eine bedeutend« Stär kung erfahren wird. Diese gewiß gut gemeinte Mahnung würde ver mutlich einen ungleich höheren Erfolg haben, wenn die s Reichsregierung in ihren eigenen Betrieben zu aller- ! erst die Mahnung befolgte. Statt dessen erlebt man, : daß Post und Eisenbahn von Monat zu Monat ihre ' Tarife verdoppeln, ohne Rücksicht darauf, ob der Dol- s lar steigt oder fällt. Die Neichsmonopolverwaltung scheut sich aber sogar nicht, die Preise trotz Dollarstur- « zes zu verdreifachen. Hier sollte einmal die RetchS- i regierung mit gutem Beispiel vorangehen, dann würd' s wohl auch der private Handel folgen. DeMes Reick. — Berlin, den 23. Februar 19-3. LcuLsr^r Protest gegen dir fra«Kös:sche« Mord- s t Wie halbamtlich mitget-eilt wird, ist der deutsche ! G. hüststräger in Paris angewiesen, zwei deutsche No ten zu überreichen. In der einen wird der Protest ! w oen der Verwundung des inzwischen verstorbenen s Aröeiters Drees in Kirchende ausrechterhalten. In i der Meilen Note wird gegen neue Bluttaten franzö- ! sischer Tritppcn, insbesondere gegen den Mord des 15- ' jährigen (!) Arbeiters Sieghard auf der Dortmunder i Zechs Prinzregent protestiert und die Forderung vol- - ler Genugtuung Vorbehalten. Kleine politische Rachrichten. » Berlin. Im Reichsjinanzmrniflerium finden noch in ' dieser Woche Verhandlungen mit den Spitzeuorgantsationsn über eine Erhöhung der Besatzungszulage statt. Die verschleierte Frau. Roman von H. Courths-Mahler. E (Abdruck ohne vorherige Vereinbarung nich! gestattet. Mit dieser bangen Frage im 'erzen folgte sie dem Haus herr« m lein Arbeitszimmer. * * Käthe batte sich in einen Sessel geworfen. Ihre Mutter sah he tadelnd an. „Do mußt dich nicht gleich aus einen so intimen Fuß mit Fräulein Holm stellen. Du bist doch kein Kind mehr, Käthe!" Die Kleine richtete sich kriegerisch auf. „Gönne doch der Aermsten ein bißchen Freundlichkeit, Mama! Warum soll ich nicht nett zu ihr sein, wenn sie mir ge fällt?" „Well du die Tochter vom Hause bist und sie nur eine be llte Angestellte. Mag muß da einen gewißen Abstand währen." „Den wird ichvn Karla genügend für uns beide markieren! «ch kann nicht anders, als freundlich zu ihr sein, denn sie ist ein ßwwses Menschenkind und dabei taktvoll und wohlerzogen." „Jedenfalls taktvoller und wohlerzogener als du," bemerkte Karle kmvertinenk. Käthe steckte ihr ungeniert die Zunge heraus. „Stimmt, teuerste Schwester, sie ist viel taktvoller und wohlerzogener als ich, von dir gar nicht zu reden! Und deshalb P es bock ein Gewinn für mich, wenn sie mit mir verkehrt. Hü ^offe viel von ihr zu lernen, während sie doch von einem Verkehr mit mir gor nichts profitieren kann." „Du bist sa plötzlich recht einsichtsvoll geworden," spottete Ktüla Aber Käthe war ihr gewachsen. „O sa. ich kann wenigstens zuweilen einsichtsvoll sein." „Non st ellet doch nicht schon wieder." mahnte die Mutter ärgerlich. Käthe sprang auf, umarmte und küßte ihre Mutter herz haft und sagte lachend: „Laß uns doch, Mama, vir sagen uns nur gern einmal die Wahrheit aber do? geht nicht tief. Mach nicht so ein ver- orseßüches Gesicht, Karla, damit siehst du zehn Jahre älter aus. sich o« Heiner Stelle würde immer vergnügt sein. Dann brauchst h» die Konkurrenz Fräulein Holms nicht zu fürchten." „Wer lagt dir denn, daß ich furchte?" sagte Karla mit über legenem Ton. „Hm. ich denke es mir, weil du so bockig gegen das arme Ding warst." „Bockig? Welcher Ausdruck, Käthe!" tadelte die Mutter. „Käthe muß immer ausfallend sein," bemerkte Karla. Käthe faßte an beiden Seiten ihr Kleid mit zierlich ge spreizten Fingern und machte vor Karla einen Liesen Hofknicks. „Euere Gnaden Haden ja so recht! Du, Karla, wenn du nett bist, erzähle ich dir eine Neuigkeit." „Wenn ich nicht nett wäre, würde ich setzt kein Wort mehr mit dir sprechen. Also, was hast du für eine Neuigkeit?" Käthe ließ sich wieder nieder und wippte erregt mit der Fußspitze. „Weißt du, wer mir Fräulein Holm in einem Zug gekom men ist?" „Nun?" „Ritter Blaubart." „War er verreist?" „Sicher nur auf zwei Tage, denn am Dvnnerstagvor- mittag habe ich ihn noch gesehen. Mich wundert nur, daß er seine unglücklichen Opfer solange allein gelaßen hat." Frau Melanie sah sich unsicher um. „Käthe, du sollst doch Doktor Rodeck nicht mit diesem Namen nennen." „Ihr nennt ihn doch auch so." „Aber Papa will es nicht. Er wird ernstlich bös«, wenn er es kört." „Nun ia doch! Aber Papa ist nicht hier, wir sind sa un ter uns." „War das nun deine ganze Neuigkeit, Käthe?" fragte Karla, lässig ihre schönen Hände betrachtend. „Na, ist das nicht genug? Du bist sehr anspruchsvoll, In Rosenhof find doch nun mal die Ereignisse sehr spärlich gesät, und ich finde, ' eute ist überhaupt ein aufregender Tag." „Hast du mit Doktor Rodeck gesprochen?" fragte die Mutter. Käthe schüttelte sich. „Freiwillig tue ich das nicht. Ich habe auch seinen Gruß nu- sebr ablehnend erwidert." „O Käthe, und vor kaum einem Jahre war er noch dein Ideal!" lvottete Karla. Kalbe zuckte die Achteln. „Deines ia auch, Karla! Bel t« verdichtete sich die ideale Schwärmerei sogar zu allerlei positiven Wünschen, bis du hörtest, baß er bereits zwei Frauen hatte. Meine Schwärmerei blieb wenigstens wunschlos." „Du bist ein schreckliches Mädchen, Käthe!" Käthe machte aufspringend ein paar Tanzschritte. ' " Berlin. Der badische MiuisterpräDent Remnwke D j in Berlin cingetrojfen. Er hatte eine -ängere auSmürtich: Unterredung mit dem Reichskanzler Dr. Euuo über bi: «sche Lage im badischen Einbruchsgebiet und im Ruhrrevier., Auslands-Rundschau. i DelcaM f. Der alte Kriegshetzer Theophile Delcassü ist ur Nizza plötzlich gestorben. Er hat ein Alter von 71 Jahre« erreicht. In den letzten Jahren — seit 1915 — war er von der politischen Bühne vollständig verschwun- : den. Delcasse gehört mit zu den Personen, die den s Weltkrieg eifrig vorbereitet haben. Als er 1898 daS ! Ministerium des Aeuheren übernahm, betrieb er die s Annäherung an England, das damals noch wegen des s Faschodazwischenfalls verstimmt war. Der Tanger-Kon- : fMt führte dann im Jahre 1905 seinen Sturz Herbst. : Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre es schon damals! , zum Kriege gekommen. Die Drahtzieher hielten aber - dis Zeit noch nicht für gekommen, und so mußte Del- s cassä weichen. Als Botschafter in Petersburg hat er' s dann 1913 und 1914 sein Werk eifrig weiter betrie- s ben, und diesmal mit mehr Erfolg als während sei- ! «er Ministertätigkeit. Vorläufig noch kein Ruhrgel-. -e- In den Pariser Verhandlungen zwischen Pvtn- ' rare und Theunis wurden u. a. Maßnahmen besprochen, ! -die eine Ausfuhr der Ruhrerzeugnisse nach dem unbe- i Letzten Deutschland auf dem Umwege über das Ausland i -verhüten sollen. Die Frage eines neu zu schaffenden i Nuhrgsldes, das die Markwährung ablösen soll, ist s nur im Hinblick auf die eventuell eintretende Notwen- ' digkeit, einem Mangel an deutschen Zahlungsmitteln abzuhelfen, erörtert worden. Solange diese Notwen digkeit nicht eintritt, wird an dis Schaffung einer neuen Währung im Ruhrgebiet nicht gedacht. Weiterhin wurden die Einzelheiten einer zu schaffenden franzö sisch-belgischen Verkaussorganisation besprochen, die den Berkaus der Ruhrerzeugnisse im FaÜe eines lange andauernden Widerstandes auf eigene Rechnung über nehmen würde, um damit einen fühlbaren Druck auf die Ruhrindustrte auSzuüben. * * * Prag. Die tschccho-flowakifchs Negierung entsendet demnächst eine Kommission nach Washington, um über bi« Bezahlung der Kriegsschulden zu verhandeln. -> Warschau. Nach amtlichen Angaben zählt Polen augenblicklich SO 000 Arbeitslose, ivährcnd es im Dezember 60 009 waren. Warschau. Pilsudski will iin Frühjahr eine Neis« nach Riga, als offizielle Erwiderung des Besuches des letti schen GeueralstabSchefS in Warschau, uniecnehmen. Ver mutlich soll bei dieser Gelegenheit das lettisch-polnische Mi- Utärabkommen weiter autziebaut werden. ^onflanlinopcl. Die türkische Presse erklärt, daß die Nationalversammlung den Alliierten Gegenvorschläge vor- lcgen wird, von deren Annahme oder Anlehnung der Frie den abhängen werde. -s- New Uork. Das amerikanische Mariueministerium er teilte de« Befehl, die Zerstörung der Kriegsschiffe so la-ae einzustcllcn, bis Lie Beschlüsse von Washington durch alle Staaten ratifiziert seien. „Weiß ich, das hast mir oft-genug gesagt, Karla. Aber es geht nichi tief. Mir wollen uns wieder vertragen, Karla, do hast du einen Kuß! Und jetzt will ich den Wagen anspannen lassen, damit ick Fräulein Holm nach der Station fahren kann." „Aber halte ein wenig Distanz, Käthe, sei nicht so familiär üt Fräulein Holm!" mahnte die Mutter. Käthe küßte sü und sagte herzlich: „Ouäle mich doch nicht mit solchen Vorschriften, Mama! Du weißt doch, wenn ich jemand gut leiben mag, kann ich nicht wie ein Eiszapfen sein. Du brauchst keine Dange zu haben, daß Fräulein Holm meine Sympathie mißbraucht, sie ist viel zu seinfv'hlig " „Das hast du schon herausgefunden?" spottete Karla. Käthe mackte abermals einen Hcfknicks. „Ick -oar so frei, ma della soenr, womit ick mich hoch- achtunwroll empfehle." Damit lief sie im Kiebitzschritt aus dem Zimmer. Mutter und Tochter sahen ihr eine Weile schweigend nach, mußten aber dann wider Willen lacken. „Ein unalaublickes Gcr," sagte Karla. „Vielleicht hat dieses Fräulein Holm doch einigen Einfluß aw' sie. Im Grunde macht si: doch einen s-hr angenehmen und tympatbücken Eindruck." „Das ist nicht zu leugnen, Mama." * * * Inzwischen hatte Astrid mit Baumeister Salten die Einzel- Helten ihres Engagements geregelt, und es wurde Zeit für sie. .wftubrecken. Käthe empfing sie im B skibül. „Du fährst also Fräulein foim nack de. Station zurück. Es ist übrigens höchste Zeit, wenn sie den Zug nicht versäumen !oll." meinte der Baumeister, nachdem er sich von Astrid verab schiedet batte. stnhxsorgL, Papa, ich bringe Fräulein Holm pünktlich an den Tug. Auf Wiedersehen. Papa! Kommen Sie, Fräulein Nolin!" Damit hing sich Kärhe in Astrids Arm und zog sie davon.- während Salten den beiden mit lächelndem Wohlgefallen nach- Kaum. daß sie die Zügel genommen, fing Käthe auch schcn an. nöbl'ch zu vlauderu. , . „ , „Nun, sind Sie zufrieden, Fräulein Holm? fragte sie mit ck: mischom Lächeln. - H (Fortsetzung folgt.)