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eieradend Dterheltungs-Krilüsc dcr Sachs. Voltszcitung N Sonntag den 4. April lAOr- l KtNtnskämpfe. Roman von M. (Zränn v. Bünau. Foasetzluia -i .chdruck verboten. Trittes Kapilel. Nack ihrer Rückkehr mußte Freda sich zu Bett legen. Ter ?Irzl befürchtete eine sckwere Erkrankung. Aber uack einigen Tagen behauptete sie, wieder gesund zu sein und sland auf. Ttill und blaß scklick sie umher. Aller Lebensmut schien gebracken. Tie sprach kaum, saß am liebsten allein in ibrer Tlube und las die wenigen Briese ihrer kurzen Brautzeit. Vergebens baten die Eltern, sie möge sich ihnen zuliebe ausrasseu, sie wies alle Vorschläge mit traurigem Kopf- schütteln bon sich. Langsam und müde, meist erst in der Dämmerung, schlich sie neben dem Vater her, wenn der sie zwang, mit ihm in die frische Luft zu geben. Aengstlich vermieden sie auf Bredas Wuntch die Vromena.de. die Trratzen, in denen Be kannte wohnten. Dem jungen Mädchen graute vor den neugierigen Blicken, den mitleidigen oder fchadenfrohen Beileidsbezeugungen der Bekannten, Frau v. Tichard war verreist, lind die anderen Damen ließen sich merkwürdiger weise nickt blicken. Ten (General kränkte diese etwas absichtlich erschei nende Zurückhaltung in der Teele seines .Kindes. Ta seine Gesundheit sich infolge der vielen Aufregungen in letzter Zeit bedenklich verschlechtert baue, beschloß er. dem Rat des Arztes zu folgen und eine Kur in Nauheim zu gebrauchen. Freda 'ollte ibn begleiten. .Freust du dick nicht aus un'ere Rene, Freda?" fragte der General. ..Tu wolltest doch immer so gern einmal etwas Neues sehen?" Freda antwortete nickt. Tie stand am Fenster und sah gleichgültig hinaus. Plötzlich zuckte sie zusammen. Tie ließ den Vorhang fallen und wandte sich ins Zimmer zurück. ..Ta reitet ein Tftizier vorbei." schluchzte sie. ..Teine Uniform . . . ich kann sie nicht sehen. Wie oft bin ich mit Harro da hinaus,zerinen! — Wo mag er jetzt sein — wie gebt es ibm? T Harry -- mein Harry! Ich bin zu elend - - ich wollt', ick wäre tot." Fbr Weinen klang laut durch das stille Zimmer. Ter General streckte die Hand nach ihr aus und zog sie zu nch heran. ...Kind. um dich wieder glücklich zu sehen, gäbe ick gern mein Letun," sagte er mühsam und tonlos. „Könnte ick> dick nur noch einmal lacken hören, Freda — so wie früher! Tiehst du. bas ist mein einziger Wunsch, aber den willst du mir wohl nicht erfüllen?" Tein traurig bittender Blick traf der Tochter ver weintes Gesicht. ..Lauen? Fck soll lachen? — Ach. Papa, wie kannst du das verlangen?" Tie machte sich los und ging zur Tür. ..Brauchst du noch etwas, Papa?" fragte ne von dort zurück. „Nein, mein Kind — mein liebes — liebes Kind!" ant wortete er so leise, daß sie es kaum verstand. Freda ging irr ihr Zimmer. Trick sprang auf ihren Tchoß. Tie streichelte zärtlich sein glattes Fell. „Trick, liebes Trickcheu, denkst du auch noch manchmal an ihn? Wie oft haben wir drei hier gesessen?" Tic sah mit feuchten Augen auf die vielen herum- nebenden Photographien Hohendorfs. Wie lieb, wie lustig das hübsche Gesicht, wie elegant die schlanke Gestalt in der knappen Uniform! Ein schmerzlicher Teufzcr hob ihre Brust. Es war aber nicht nur die Telmsucht nach dem verlorenen Geliebten, die sie peinigle, nein, der schmerzlich bittende Blick ihres Vaters seine sanft vorwurfsvollen Worte beunruhigten sie. Wie elend er auszab! Fhr Genüssen regte sich, wenn sie daran dachte, wie sie seiner zärtlichen Liebe in den letzten Wochen stets kalt ablehnend auswich. Tie wollte wieder hinunterlaufen und es ihm abbitten, auch versuchen, fröhlich zu scheinen ihm zuliebe. Eine seltsame Unruhe im Hause fiel ihr im Hinabgehen auf, sie hörte die Ttimme ihrer Mutter laut nach Kognak rufen, eiliges Laufen und Fragen der Dienstboten. To schnell ihre zitternden Knie sie trugen, eilte sie in die Ttube des Vaters. Ter General saß noch im Lehnstuhl, so wie sie ihn vor kurzer Zeit verließ. Ter Kopf aber war auf die Brust gesunken, die Hände umklammerten krampfhaft die Lehnen des Truhles. Teine Frau kniete neben ihm. „Mama, was ist geschehen, ist Papa krank?" Freda warf sich neben der Mutter auf die Knie nieder. Als sie des grauweiße Gesicht des Vaters, seine gebrochenen Augen sab, schrie sie laut: „Um Gottes willen — er ist ohnmächtig, wecke ibn auf. Mama, ich kann ihn so nicht sehen!" Die Generalin stand auf. Tie beugte sich über ihren 'Mann lind drückte ibm sanft die Augen zu. Heiße Tränen fielen auf die kalte Ttirn. das graue Haar des Toten. „Hast du schon zum Arzt geschickt, Mama?" „Fa. mein .Kind, aber er kann nicht mehr helfen — wir sind nun beide allein." Freda konnte den Tinn der traurigen Worte nicht fasten. Tie rieb die starren Hände des Vaters. „Ich will ja auch wieder lachen, Väterchen — hörst du? Ich lache ja schon!" Es hörte sich entsetzlich an in der sonst lautlosen Ttille. „Freda, um Gottes willen, hör auf!" Frau v. Nordeck legte der Tochter die Hand auf den Mund. „Dein Vater kann dich nicht mehr hören." Der einlretende Arzt konnte nichts weiter tun, als den Tod des Generals bestätigen. Ein Herzschlag hatte seinem Leben sanft und schmerzlos ein Ende gemacht. Die Generalin war merkwürdig gefaßt. Um der Tochter willen nahm sie sich mit fast übermenschlicher Krafr zusammen. Aber Freda war vollkommen fassungslos. Tie umklammerte die Knie des Toten, barg den Kopf in ! seinen Tckoß, erlichte wieder und immer wieder seine Ver zeihung, indem sie die kalten Hände mit brennenden Tränen benetzte. Die starren Finger konnten sich nickt mehr segnend auf die Ttirn des geliebten Kindes legen. Fbre Reue war um- sonst. Die erhabene Ruhe des Toten störte nichts mehr. Viertes Kapitel. Die Verhältnisse, die der verstorbene General hinter- ! lassen hatte, waren zwar völlig geordnet, aber trotz...:.