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nötig, mutz die schärfste Gewalt angewendet werden Feder mutmaßliche Antirevolutionär müsse unschädlich' ! gemacht werden. Aufs heftigste ging er mit der „gel«< »en" Amsterdamer GewerkschastSinternationale ins Ge- i richt, die das letzte und einzige Bollwerk der Bourgeoisie gegen das Proletariat sei. Ungeheurer, tobender Lärm, ter fast eine Viertelstunde andauert, erhebt sich als er behauptet: Diese Reformisten, zu denen auch die Un« -bhängigen gehörten, die sich zur Demokratie beken nen, seien dis größte Gefahr für die Weltrevolution, schlimmer als Orgesch. Nach stundenlanger Rede kommt er schließlich zu j den Moskauer Aufnahmebedingungen, die gar nicht so s apodiktisch seien. Die „Rechte" sollte endlich sagen, welche Bedingungen ihr nicht gefielen, dann ließe sich dielleicht darüber reden. Wiederum stürmischer Lärm auf der Rechten, die diese Worte als eine Falle an« sieht. Sinowjew legt dann einen Plan zur Einigung des gesamten „wahrhaft revolutionären" Proletariats mit Einschluß der K. A. P. vor und schließt mit einem Hoch auf die einheitliche kommunistische Partei Deutsch« lands. Die Mehrheit des Parteitages brachte Sinowjew hieraus eine fast viertelstündliche Ovation dar und stimmte, während die Rechte den Saal verließ, dis Ar- i vrsier: rrsciUaise an. ! Hilferdings Antwort. Tie Sitzung vom Freitag vormittag wurde aus- i gefüllt von einem langen Gegenreferat Hilferdings, i mit dem dieser im Namen der Rechten auf Sinowjews . -?ede antwortete. Er lehnte es ab, für die deutsche, Revolution ein einheitliches Rezept vom Auslande zu « ^übernehmen, und meinte, daß die Vorbedingungen für Len Sozialismus in Deutschland gar wohl vorhanden ! seien. Der festorganisierten Front des deutschen Bür- tzertums sollte eine festgeschlossene Front des Prole tariats entgegenstehen. In scharfer Form wandte er ffich gegen die Verdächtigungen der Amsterdamer Ge- tverkschaftsinternationale, wobei er besonders darauf chiuwies, daß gerade die Gewerkschaften Rußland durch! Verhinderung der Waffen- und Munitionstransports direkt unterstützt haben. Scharf bekämpfte er die russische Form der Zentralisation und die russische Propagie rung eines Offensivkampfes gegen die Entente. Zürn ' Schlüsse legte er nochmals auseinander, daß die Mos- I bauer Bedingungen für den rechten Flügel der Unao- ! Hängigen unannehmbar sind und sagte wörtlich: Wenn , «in Genosse Sinowjew zu entscheiden hat, ob ein Mann tvie Ledebour in der deutschen Arbeiterschaft einen Vertrauensposten ausüben darf, dann pfeifen wir auf das ganze Exekutivkomitee der Dritten Internationale« Martows Anklagerede gegen den Bolschewismus. Am Freitag nachmittag erhielt auf dem Hallenser Parteitag der U. S. P. der greise russische Sozialrevolu tionär (Menschewik) Martow, von der Rechten leb haft begrüßt, das Wort. Seine Rede gestaltete sich zu einer heftigen Anklage gegen den Bolschewismus. Der Bolschewismus werde die historische Verantwor tung dafür tragen, daß nach einer Reihe von Nieder lagen des Proletariats in Finnland, Ungarn und Daher,', jener reformistische Glaube wieder auferstehen wird, der durch den Weltkrieg niedergeschlagen worden ist. Die Arbeitermassen Europas bedürften und er strebten eine internationale Vereinigung, die Parteien der Einzelländer lehnten eine Diktatur MoSlsus ent« ! schieden ab. Nach drei Jähren blutiger Revolution sterbe das russische Volk Hungers. Die illusionäre Politik des Bolschewismus gefährde die russische wie die inter nationale Revolution. Die russische Revolution sei , krank, sie müsse genesen unter dem Einfluß des inter- ! nationalen sozialistischen Proletariats. Nur dann werde auch das russische Proletariat einen Ausweg fin- ! den aus jener Sackgasse, in die eS jetzt gelangt sei. > Unter fortgesetzten Tumultausbrüchen schilderte Mar- ! ow die Leiden seiner ins Gefängnis gewrGfenen Par- > leigenossc - -und schloß: Möge die alte U. S. P. D. I feststehen ""r Spitze der revolutionären Parteier ! «ller Län. Lssowski gegen Vie Gemerkschaf Dann erhält der russische Gewerkschaftler Lo sowski das Wort zu einer Begrüßungsrede , die er zu einem heftigen Angriffe gegen die Gewerkschafetn benutzt. Es entsteht großer Lärm, der sich trotz fort gesetzten Einschreitens des Vorsitzenden nicht legt. Die Gemäßigten wollen den Redner nicht weiter sprechen lassen. Daraus erhebt sich von neuem gewaltiger Lärm, an dem sich besonders auch die Tribünenbesucher be- ' teiligen. Crispien ruft: Wir lassen uns nicht be- s schimpfen. Auch zwischen den beiden Vorsitzenden Bratz ' und Dittmann entspinnt sich eine lebhafte Auseinan dersetzung. Sobald sich Braß der Versammlung ver« s stündlich machen will, erhebt sich von neuem furcht- barer Lärm. Dis Tribüne und die Linke stimmen die ! Internationale an. Nach mehr als einer Viertelstunde - erregten Durcheinanderrufens und Schreiens gelingt , es den Führern 'der Gemüßigten, Ruhe zu schaffen«! i Losowski verläßt die Tribüne. Die Versammlung geht schließlich mit großem Tumult auseinander. Die Lärms,zerren höre« nicht auf. Ms die Sonnabend-Sitzung begann, kam es bald nieder zu neuem Lärm. Ledebour wandte sich im s Namen der „Rechten" gegen die Beschimpfung der Ge- . werkfchaften durch Losowski. Losowski hatte nur eins - Begrüßungsrede zu halten und diese zu Beleidigungen i' benutzt. Dißmann erklärte, die deutschen Gewerk- ! schaftler, die dem Parteitag angehörten, seien es satt, sich solche Dinge sagen zu lassen. Schließlich konnte , Losowski seine gestrige Rebe beenden, da er aber aufs ' neue gegen di« Gewerkschaften hetzt, kommt es wieder zu neuem St«m. Vre Veranlagung zum NMsnoiopfer. IWS ReichSft*a«zmi«isttrium »uv Vic Scraxiagu«- zu« Reichs,,etopser. DaS Reichsfinanzministerium schreibt uns: Aus Kreisen der Landwirtschaft werden gegen die vom Neichssinanzminister erlassenen Wertermittelungs grundsatze, soweit sie die Ermittelung des Grundstücks- Wertes zum Gegenstand haben, heftige Angriffe gerichtet. Die Landwirtschaft wünscht, daß die gelegentlich der Wehrbeitragsveranlagung ermittelten Werte womöglich mit einem Abschlag von einem Fünstel der Bewertung für das Reichsnotopfer zugrunde gelegt werden. Die« fern Vorschlag könnte zugestimmt werden, wenn sich die Landwirtschaft bereit erklärt, ihr Reichsnotopfer in Goldmark zn bezahlen. Andernfalls dürste die Geld entwertung der letzten 6 Jahre mit ihrer Folge der voraussichtlich dauerden Hebung des Preisstandes gänz lich unberücksichtigt gelassen und damit die Landwirt schaft vor allen übrigen Steuerpflichtigen, deren steuer bares Vermögen unter Berücksichtigung der Geldent wertung veranschlagt wird, bevorzugt werden, ein Ver langen, das im Ernst doch gar nicht gestellt werden sollte. Dieses Verlangen läßt sich auch nicht etwa damit rechtfertigen, daß nach der Reichsabgabenordnung als Reinertrag der Ertrag zu gelten hat, dem ein Grund stück — bei gemeinüblicher Bewirtschaftung unter ge wöhnlichen Verhältnissen — gewähren kann. Denn es kann gar nicht scharf genug betont werden, datz gewöhnliche Verhältnisse mit den Verhältnissen der Vorkriegszeit identisch sind. Die gesamte Wirtschafts lumwälzung ist so bedeutend und endgültig, daß Frie« Densverhältnisse viel eher als Ausnahme denn als Regel zu gelten haben. Die zukünftige Entwicklung ist nicht zu übersehen; sie wird aber rn wirtschaftlicher Beziehung sicherlich nicht in einem Kreislauf zur Wirt schaft der Friedenszeit zurückkehren. Bleibt also nur zur Ermittlung dessen, was jetzt als gewöhnlich ange sehen werden kann, übrig, einen Durchschnitt der letzten Jahrs zu nehmen, in denen sich die Nenasstaltung allmählich angebahnt hat. Damit wird beruwsichngt, daß die gegenwärtigen Verhältnisse so wenig wie die Vorkriegszeit, maßgebend sind. Die Vorkriegszeit nicht: deshalb nicht allein die Jahre 1914—1916, die ungefähr den Stand der Friedenswirtschaft feststellen, die Kriegs« zeit nicht, deshalb nicht die Jahre 1917—1919 allein. Die Ergänzung o§r Reichswehr. Bühlri«, wirst du ein Rekrut . . . Der „Telegraphex-Union" werden Vox militärsach« »erständiger Seite über die künftige Ergänzung der Reichswehr folgende Mittsilungsn gemacht: Die Einstellung von Freiwillige« in die Reichswehr erfolgt in Zukunft zum 1. April und zum 1. Oktober. Die Bewerber können sich jederzeit bei den Werbestellcn der Bataillone, Reiter-Regimenter und Halb-Regimenter, Artillerie-Abteilungen usw. vorstel len. Auch die Wehrkreiskommandos nehmen Gesuche um Einstellung an. Wer als tauglich befunden wird, und den Verpflichtungsfchein auf eine zwölfjährige Dienstzeit unterschreibt, erhält einen Annahmeschein. Einige Tage vor dem Einstellungszeitpunkt erhält der Verpflichtete dann die Aufforderung sich zu stellen. Folgende Anforderungen werden an den Frei willigen gestellt: Mindestmaß 1,54 Meter, Jnfanterie- dienstfähigkeit, u. a. auch gute Zähne, schnelle Auffas sungsgabe und Gewandtheit, die durch eine kurze Prü fung im Nahmen der durch die Volks- und die Fortbil« Dungsschule vermittelten Kenntnisse festgestellt wird, keine Freiheitsstrafen von drei Monaten und darüber, keine Strafen wegen Bettelns oder Landstreichens. Nicht angenommen werden Bewerber, die wegen Ungeeignet heit oder Degradation schon einmal entlassen sind. Le-- beusalter beim Eintritt 17 bis 23 Jahre, höher nur, wenn schon eine gewisse Dienstzeit abgeleistet wurde. Unverheiratet, Z^rrat wird erst nach mehreren Dienstjahren ges -ft. S erste Dienstjahr wird beim Ergänzungstrupp sn. ^geleistet. Der Aufstieg im Heere hängt dann ' Meßlich von den Freiwilligen, selbst ab. Für dft /fizierslaufbahn mutz er sich Kenntnisse erwerben, die dem Abiturienten examen entsprechen. Je besser die Vorbildung, desto leichter wird das Vorwärtskommen. Neben der weitgehenden Beförderungsmöglichkeir bieten sich dem freiwillig eintrctenden Soldaten in Zu kunft folgende Vorteile: Gute Besoldung neben freier Wohnung, Kleidung und Verpflegung, gesetzlich geregel ter Urlaub, während der letzten Dicnstjahre plan mäßige Vorbereitung auf den künftigen Zivilberuf, gesetzlich geregelte Versorgung nach der Entlassung. Deutsches Reich. — Berlin, den 16. Oktober 1920. ° D utschlaudS Bsrbercitung« für G us. Am Mitt woch hat im Auswärtigen Amt eine Konferenz der beteiligten Ressorts mit einigen, vom Reichswirtschafts rat genannten Persönlichkeiten über die Vorbereitung der Genfer Konferenz stattgefunden. Die Beratung wa« streng vertraulich. Aus der Tatsache der Konferenz ist aber zu schließen, daß die Neichsregierung nach wiq vor unbedingt an der Festsetzung der Wiedergutmach ung durch eine Konferenz zwischen Deutschen und En tentevertretern sesthält, an der Deutschland als gleich berechtigter Partner bei der Beratung und Entscheidung mitwirrt. Zuverlässig« Nachrichten über das Schicksal der Kenferenzfrage nesen bis setzt noch nicht vor. , ' Me«e Bcrh««dlu»se< über die Dieselmotoren. LiS Bewegung gegen die von der Entente verlangte Zec< störung der Dieselmotoren hat jetzt insofern emen g« wissen Erfolg gehabt, als die Verhandlungen neu aus genommen worden sind. Die Reise der Ententekom* Mission, die die vom 13. Oktober an vorgesehene Zerw störung durchführen sollte, ist nach einer Mitteilung^ der Reichsregierung an die Maschinenfabrik Augsburg» Nürnberg vorläufig aufgeschoben worden. Ein polniMs MeMO. Lngexhctz« gegen Vie Deutsche« OScrschlefienS. Bon polnischer Seite ist ein Weißbuch „Deutsche; FrisdcnSbrüche in Oberschlesien" zusammengestellt wor den Dieses Weißbuch soll seinerzeit in Spa von de« Po! "chsn Delegation der Entente überreicht worden« und ürzlich auch der alliierten und neutralen Pressq übermittelt worden sein. Die deutsche Regierung, der amtlich das Weißbuch nicht zugestellt worden ist, hat sW ein Exemplar beschaffen müssen. Das Ergebnis der vorgeuommenen sorgfältige« Prü ng der polnischen Beweisstücke liegt nunmehr in» einer von dem Auswärtigen Amt veröffentlichen Denk schrift: „Der wahre Wert des polnischen Weißbuchs" vor. Danach sind von den veröffentlichten 47 Doku- kZenten 27, also ver größte Teil gefälscht. i Bon den übrigen 20 Dokumenten sind 6 Polnischs ! Ap nrenberichte und Zeitungsmeldungen ohne jede Be- Wey rast, 6 unkontrollierbare Privatschreiben oder § Gü erben ohne irgendwelche Bedeutung und lediglich! S sind echt, diese aber zum Teil noch entstellt- i Mr s S Dokumente beweisen aber nicht bas Vorhan- Heu geheimer deutscher Kampforganisationen in» ! Nbe Hlesien und ihrer Absicht, sich mit Gewalt und soga mit Unterstützung der deutschen Behörden in den Besiz des Abstimmungsgebietes zu setzen. Wie sich aus der Einzeldarstellung der amtlichen Denkschrift er gibt, sind auch diese Dokumente einwandfrei und fiel- jW :nm Teil die loyale Haltung der deutschen Ns- Mn -g ausdrücklich fest. Der polnische Versuch, mit Hilfe gefälschter oder Mh! stichhaltiger Dokumente Deutschland die Absicht der Verletzung des Frisdensvertrages zu unterstelle« und es damit in den Augen dsr Welt ins Unrecht zu setzen, wiro durch die deutsche Entgegnung vereitilet. Deutscherseits wird demnächst auf Grund bes serer Beweismittel der Nachweis geführt werden, daß die Absicht gewaltsamer Aktionen in Obsrschlesien nicht bei der deutschen Regierung, wohl aber auf polnischen Seite bestanden hat und besteht. * Oberschlesieus Nbpiunrn xg erst im Frühjahr? Nach Mitteilungen ans englischer Quelle hat der Oberste Rat in Paris beschlossen, die Abstimmung in Oberschlesien erst im kommenden Frühjahr abhalte« zu lassen, da es technisch (y nicht möglich ist, sie früher - vorzunchmcu. MWM Die SirMags. Der ?5chsischr Grmeiudcarheiterstrcik. j Wann wird einmal wieder auch nur ein Tag kommen, an dem in ganz Deutschland nirgends ge- : streikt wird? Vorläufig ist er noch in weiter Ferne ! und heutzutage wird noch an allen Ecken und Ende« l in Deutschland gestreikt. Der ausgedehnteste der augen blicklichen Streiks ist der Streik der städtischen Arbeite« - der sächsischen Großstädte. In Dresden ist es jetzt , gelungen, die streikenden Parteien zu Verhandlungen» zu bringen. Es sind Vereinbarungen getroffen worden, ! die bedeutende Lohnerhöhungen der Arbeiter vorsehen. Lanvarbeiterstreik zugunsten von Felddic-e« Ein Landarbeiterstreik ist im Kreise Greifs- > wald in Pommern auf mehreren Gütern in der Näh« der Stadt Lassan ausgcbrochen. Am Freitag mittag z wurde bereits auf mehreren Gütern gestreikt. Die : Technische Noihilfe soll unter militärischem Schutz so- i fort eingesetzt werben, da die Streikenden auch.die Rot« ; standsarbeiten abgelshnt haben. Der Grund für den ! Streik liegt darin, daß in der Lassaner Gegend ein > Poliznkommandv Zur Bekämpfung der Kartoffel« ! dicb stähle anwesend ist von dem bereits ein Kar» : toffeldicb angeschossen wurde. Die Streikenden ver» ! langen die Abberufung dsr Polizei, anderenfallr ! drohen sie mit dem Generalstreik. * Der englisch« Bergarbefterstreik. j Allerdings, in anderen Ländern wird auch ge streikt. Ein schwacher Trost für uns! Der lange hinge» » zogene Ausbruch des Generalstreiks der englische« ' Bergarbeiter ist nunmehr erfolgt. Für Sonnabend, de« i 16. Oktober, ist die Streikparole ausgegeben worden, ! Die sehr hartnäckigen Versuche Lloyd Georges, dey Streik zu verhindern, sind gescheitert. Die Regierung wollte sich schließlich zur geforderten Lohnerhöhung z aufraffen, wenn die Arbeiter sich mit einer Steige- : rung der Förderung bereit finden ließen. Das habe« die Arbeiter abgelehnt. Lloyd George hat die schärfsten si Wegenmatznahmen gegen den Streik in Bereitschaft«, Alls Anzeichen deuten darauf hin, daß der Kamp» ein sehr heftiger werden und der Streik nicht auf di« Bergarbeiter beschränkt bleiben wird. Man befürchtet die Unterstützung der Bergarbeiter durch den Eisen bahner- und TranSportarbeiter-Verband. Die Reg'.e« i rung hat sofort Befehl zur Einstellung jeglicher Koh» ! lenausfuhr gegeben und angeordüet, daß die ber««L geladene Kohle wieder auSgeladen wir». ,