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Adorfer Grenzbote Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer m Adon. Tel.-Adr. Grenzbote. 145 Krm»t»de>«ir»'Kvnt» 118 Freitag, den 25. Juni M20. Postsch«l-Ksnw Lriostg 5738S Iahrg. ^5. Da« Sesamtministirium h'rt bcfchiossen, die von ihm und früher von den Voiks- beauftragtm erlassenen, die Arbeiter» und Soldatenräte» die Arbeiterräte, die Bezirksarbeiterräte und den Landesrat der Arbeiter- und Soldaten- räte Sachsens betreffenden Bestimmungen außer Kraft zu setzen. Nachdem der Bollzugsrat des Landesorbeiterrots am 19. dieses Monats seine Auf lösung beschlossen hat, erledigt sch auch der Beschlich des provisorischen Landesrates der Arbeiter- und Soldatenräte Sachsens vom 3. Dezember 1918 Das Gleiche gilt auch hinsichtlich der vom Finanzministerium und dem Ministerium des Innern gemeinsam er lassenen Verordnung über Las Finanzqcbaren der Arbeitrnäte ovm 25. April 1919. Oeifentl che Mittel sind hiernach an ArbeitcrEe, Bezük-arbeilerräte und den Landes- vrbeilerrat, sowie ihie Mitglieder »der Beauftragten nicht mehr zu gewähren. Es sind jedoch, sowkit er sich um Verpflichtungen handelt, die von den ürb-iicrrätiN in Aus- öbung einer «rdnungsmatzigen Tätigkeit vor dem 21. Juni 1920 übernommen worden sind und soweit der Nachweis der ordnungsgemäßen Verwendung geführt wird, vonden beteiligten ösfenilich-cechüchen Körperschaften kie erforderlichen Mitte! innerhalb angemes sener Grenzen noch zur Verfügung zu ji llcn. Dresden, dcn 21. Juni 1920. Gesamtministerium. Buck, Ministerpiäsidcnt. Hundesteuer betr. Nach der Verordnung Nr. 28 vom 4. März 1920 ist di« Hundesteuer für die Zeit vom 1. Ianurr 1920 bis 31. März 1921 mit fünf Vierteilen des Jahre-- betrags zn erheben. Alle Hundsbesitzer werden deshalb hiermit aufgefardert, nach ^4 des schon bezahlt.Steuerbetrages binnen 14 Tagen an unsere Stadlsteueremnahme abzuführen. Adorf, den 21. Juni 1920. Der Stadtrat. MUMM » »!k AM -Xn d^r Woche vom 20. bis 2«. Inni 1920 werden auf den Kopf der versorgungsberechtigten Bevölkerung etwa 250 «Kramm Skinder-Gefrier- fleisch gegen Reichsfleischmarke ausgegebem Der Preis beträgt für ein Pfund 9.2» Mark. In d-r Schlachtstelle Voigts.' erg weiden unter Anrechnung auf das «zuschsleOch 75 Gramm Schweinefleisch aus Hausschlachtnngen gegen Reichsflersch- marke zum Preise von 8.- Mk. für das Pfund ausgegebe«. Oelsitz i. V, 23. Juni I92ft Der Kommunalverband. Ser Kartoffelpreis. In den Zeitungen erfolgen jetzt die Aufforderungen der Behörden an die Bevölkerung, ihren Bedarf an Kartoffeln für den nächsten Herbst und Winter anznmel- den. Als Preis für den Zentner werden 25 oder 30 Mark genannt. Dieser Preissatz wird vom Publi kum trotz der beigefügren amtlichen Erläuterung nicht Verstanden. Die Aussichten für die Kartoffelernte sind recht gut. Und trotzdem dieser Preis? Das will den Hausfrauen einfach nicht in den Kopf, buch denen nicht, die in der Lage sind, 25 oder 30 Mark zu bezahlen. Aber viele Tausende sind nicht in der glücklichen Lage. Und auch anderen Leuten ist es unmöglich, sich auf diese Kartoffekpolitik einen Vers zu machen, zumal jetzt sogar noch Kartoffeln alter Ernte, die bisher „verschwunden" gewesen waren, zu viel billigeren Prei sen zu haben sind. Im letzten Winter verhandelte die Reichsregicrnng der Landwirtschaft, die lebhaft über ungenügende ^ESaytUng ihrer Produkte bei den heutigen übermäßig ^„^,uerten Unkosten klagte. Es wurde damals der für die neue Ernte u. a. ein Kartoffel- M pro Zentner mit der Gewährung eines Zuschlages von 5 Mark zugesichert, wofür sich die Pro duzenten aver verpflichtest mussten, 120 Millionen Zent- Das erschien als Vorsichtsmassregel geboten, oawtr rn Posen und den abgetretenen Teilen von W/stp wertvolle Kartoffelgcbiete ver ¬ loren h , dius der Bevölkerung kam kein Pro- test gegen "eien Pr^ non 25 M., denn man ver stand diese Abmachung pah dieser Preis nur ein Eventuarpr.is den Fall einer mastigen oder gar knappen Ernte sein smlie. Niemand hat es für mvg- kkch geh/tltcn, ast auch für de„ Fall einer reichen Ernte ein ^on n oder gar 30 M. für den Zent ner verlangt werd en sollte. Nun ist es s° weit Das Publikum soll 120 Mil lionen Zentner stl^ Preise bestellen, und was Noch mehr an Karto ftln geerirret wird, soll dem freien Handel überlassen bleiben. Wie wird dieser freie sian- delspreis le-ü? Tamende hoffen heute, daß er billiger sein wird, als 2->—30 und er mutz billiger werden, wenn eine allgemenie Kartosselecnfi aus dem Aus lände sür den ganzen Herbst und Winter gestattet wird. Denn auch das Ausland weist segr grrte Ernie-AuSsichten aus. Das scheint aber nicht gestattet werden zu sollen um die 120 Millionen Zentner zu den hohen Preisen bestimmt »Erbringen zu können. Es mutz ausgespro chen werden, dast diese Karto^espolttlk eine genaue Prüfung erfahren must, wenn, wie^ ergosst wird, die erwartete reiche Ernte eintritt. -Lonst dürften nur etwas erleben!!! Es ist selbstverständlich, dast die Landwirte nicht umsonst arbeiten können, daß sie haben müssen, ums ihnen zukommt, aber nie und nimmer wird es von den deutschen .Hausfrauen aller Kreise verstanden wer ben, Last sie 25 oder aar 30 M. für den Zentner Kar toffeln bei einer reichen Kartoffelernte un In lande wie im Anslande bezahlen müssen. Bei einem solchen Kartofselpreks verschwindet jede Aussicht auf eine nen nenswerte Senkung der Lebensmittcipreise und damit auch für die industriellen Fabrikate. Nene Lohnfor derungen würden die Folge sein, und das Darben, das schon in vielen Familien zur Unterernährung geführt hat, würde zum Verhungern werden. Es ist auch uicht anzunehmen, dast die Landwirte bei einer wirklich guten Kartoffelernte einen Preis von 25 oder 30 Mark für den Zentner erforderlich erachten werben. Wenn der veue Reichstag zusamwentritt, müssen er nnd die Veichsregierung in dieser Beziehung sür schlenmge Klarheit sorgen. >Vw. Auch Fehrenbach gescherter! / Versck örfung der Krise aus parteipolitischen Gründen. Dienstag nachmittag galt die Regierungskrise als gelöst, Mittwoch morgen war das Kabinett Fehrenbach bereits vor seiner Lösung gescheitert und zwar, das mutz leider festgestellt werden, in erster Linie aus parteivoli-i tischen Rücksichten, die bei der großen Masse des Volkes mit Recht kein großes Verständnis finden werden. Die Demokraten verlangten nämlich von den Sozialdemokraten ein unbeschränktes Vertrauensvotum für das neue Kabinett. „Ltimmcuthaltung" der Sozialdemokratie. Die entscheidende Sitzung der sozialdemokratischen s NeichstagSsraktion über ihre Stellungnahme.zur neuen ! Koalition fand Dienstag abend statt. Man beschloß i „Stimmenthaltung", d. h. man wollte der Re« s gierung kein Mißtrauensvotum ausstellen, man will ihr aber auch nicht das Vertrauen aussprechen und s zwar, wie cs in der Begründung heißt, weil „die ! Fraktion nach eingehender Erwägung aller Gcgengrünve nicht weiter gehen könne, und zwar deswegen, weil ein ! Vertrauensvotum für eine Regierung, der Mitglieder - der Deutschen Volkspartei angehören, sich mit ihrer Auffassung nicht verträgt. Tie Fraktion beab sichtigt, ihre Stimmenthaltung so zu motivieren, bah der Stellung der neuen Regiernng der Entente gegen über in Spaa keine Schwierigkeiten erwachsen". Ablehnung der Temokratcn. Daraufhin traten die Demokraten sofort noch ein mal zusammen und beschlossen, „daß unter diesen Um ständen eine Regierung, die, vom Vertrauen der Mehrheit des Parlaments getragen, in Spaa verhau- s dein könne, auf der beabsichtigten Grundlage nicht . gebildet werden könne, und datz man somit vor einer ganz neuen Situation stehe". Damit dürft« das Kabinett Fehrenbach zunächst als gescheitert auzusehen sein, und es wird noch groß« Mühen kosten, ehe dieser Knoten gelöst werden kann, Tie Deutsche Volkspartei will mehr Fachleute. Eine andere, allerdings weniger große und leichter überwindbare Schwierigkeit ist in einem Beschluß der Deutschen Vokksparteizu sehen, den diese unge fähr zu gleicher Zeit, ohne von den Beschlüssen der Demokraten und Sozialdemokraten zu wissen, faßte. 2n dem Beschluß heißt es: „Die Fraktion der Deutschen Voltspartei ist sich heute im Verlaufe ihrer Aussprache darüber klar ge worden, daß die vom Reichskanzler Fehrenbach vor geschlagene Minister liste nicht annehmbar ist. Die Fraktion hält nach wie vor daran fest, datz die Wirtschaft ein einheitliches Arbeitsgebiet ist, und datz deshalb die Frage des Verkehrs und der Post, der Wirr s chaft nnd der Finanzen un Zusammen hänge gelöst werden müssen, und datz zu diesem Zwecke hervorragende, fachmännischgeeignetePeriön- kich leiten, unbeschadet ihrer Parteileitung, für diese Ausgabe gewonnen werden massen. Die Fraktion wird diesem Grundsatz entsprechend dem Reichskanzler ihre ^orichiagsiisw überreichen. Sie ist der Neber.-,engimg, oatz, wenn eine Verständigung über diese Punkte er .ielt machend' Kabinettsbildung keine Schwierigkeit mehr Partei wendet sich also in erster Linie da- Var'einnuM«.^ und Finanzministerium durch Par.eiminister geleitet werden sollen, ohne sich aber »egen die PerfvnUchkeiten Wirths oder GieöbertS ru wenocn. '^er lwße eine Einigung erzielen. ,ec!ucnlmch gibt Unir Aufgabe „»H verlöre«. Er glaubt immer noch, die Schwierigkeiten über- winoen zn können, schon einfach aus dem Grunde. datz sie unbedingt überwunden werden müssen. Die Hauptschwierigkeit liegt bei den Demokraten und So zialdemokraten. Es muß eine Formel gefunden werden, die hier die Brücke schlägt. Seit Mittwoch morgen tagen sämtliche Fraktionen des Reichstage», um erne Lösung zu finden. — Roch eine Vorbesprechung! TaS Ende vcr Konferenz von Bonlogne. — Keine vollständige Einigung. Tie Konferenz von Böulvgne ist auseinanderge gangen. Die Hauptprobleme der Konferenz waren neben der Orientfrage die Fragen der deutschen Ent schädigung und die der Entwaffnung. Ueber die Entschädigung konnte man sich noch nicht einigen. Mau hat nur grundsätzlich beschlossen, sür die Gcsamtentschädigivrg einen Höch st betrag festzu setzen, der in Jahresraten von mindestens 3 Milliarden Goldmark (also 25 Milliarden Mark jetziger Währung) zu zahlen sei. Wenn Deutschlands Wohlfahrt es zulassen werde, sollen die Jahresraten, nicht aber der Gesamtbetrag er höht wc den können. Roch eine Vorbesprechung in Paris. Znr Festsetzung des Gesamtbetrages sollen sich die Finanzsachverständigen Frankreichs, Englands, Italiens, Belgiens uno Serbiens in Paris zusammenfinden, um zu einer gemeinsamen Grundlage zu gelangen, auf Grund deren dann die Alliierten auf ihrer (5., vielleicht noch nicht letzten Vorkonferenz in Brüssel ihre Forderungen für Spaa formulieren wollen. Andererseits beabsichtigt man, wie der französische Finanzminister Marsak Journalisten gegenüber er kläret, zunächst Deutschland zu veranlassen, in Spaa von sich aus ein Angebot machen zu lassen. Genügt das deutsche Angebot nicht, d. h. ist es nicht so lp ch, wie das, worauf die Entente sich geeinigt hat, so will man halt ganz einfach Deutschland die Ententeforderung diktieren und sich auf gar keine Ver handlungen weiter ernlassen. Ueber die Entwaffnungsfrage hat man sich darauf geeinigt, daß Deutschland so w.hr- iov rote möglich gemacht werden soll. Spaa wird hier über die Entscheidung bringen, die natürlich nach den» in Boulogne verfaßten Beschluß ausfällt, d. h. man besteht auf dem Hunderttausend-Mann-Heer. Deutschland hatte bekanntlich beantragt, die Frist zur Hceresherabminderung bis zum 10. Oktober zu verlängern, da die Frist aber schon am 10. Juli ab läuft, die Entscheidung aber erst in Spaa fällt, soll man, nach der Pariser „Information", die Frist vor läufig verlängert Haven. Spaa wird dann das weitere bringen. lieber den Termin der Spaa-Konferenz ist in Tsurschland vorläufig offiziell nur bekannt, datz sie am 5. Juli statrfiuden soll. Doch kann mit einer weiteren Verschiebung gerechnet werden, besonders wenn sich in Deutschland nichr bald eine arbeitsfähige Regiernng gebildet hat. Die Ostmark. Rn die tvcstpreutzischcn Abstimmmuugsber«htigte«. Der Verein der heimarcreuen Westpreutzen erläßt folgenden Aufruf: Tie Ausweise sür die Abstimmungs« berechtigten lausen täglich ans der Heimat ein und werden sofort den Bezirksgrnppcn übergeben. Wer« bet nicht ungcdnldig, wartet ab! Ohne diesen Aus« weis haben die Fahrscheine leine Gültigkeit; dar« nm darf keiner ohne ihn abfahren. Jeder bekommt K a r t e n n ach r i ch l, wann er rohren soll und Ivo er seine Fahrkarre gegen Vorlegung des Ausweises