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Aus Schlesiens Wergen. <i. ^»üve>as,r. Tag und Rächt und Rächt und Tage, Lndlich ist's gelungen, Und es hat die Ulacht des Alten Lrauenlist bezwungen. Denn der alte Geist der Berge Trug ein heiß verlangen, Lang ersehnten Sold der Ulinue Lndlich zu empfangen. Und in allzu großer Blindheit Ließ er sich betören, Ihrer launenhaften Bitten Kleinste zu erhören. Also sollt' er in dein Garten Zaubcrwurzcln zählen; UAirdc dann die Iugcndschöne Sich mit ihm vermählen. Doch so oft er auch begonnen, Kam doch nie zu Lude, Da er immer sich verzählte In dem wüst' Gelände. Unterdessen war entronnen Aus dem Reich die Schöne, „Rübezahl, Zerr Rübenzählcr!" Schallt ihr laut Gehöhnt. Egon Ewald. Triumph der List. Humoreske von Albert Breuer. Schlus;. (Nachdruck verboten.) 11. Wockvn lvaren vergangen. Im Hause des Herrn Rentier Florian Knörschke be werte sick> zivar äußerlich alles im alten Geleise: das innere Leben aber, die Seelenbarnionie der zur Familie gehörigen Glieder lies; leider die frühere Innigkeit vermissen. Die nächtlicl>e Affäre im Studierzimmer des Assessors hatte einen düsteren Geist heranfbeschworen, der über dem .Haupte aller seine schwarzen Fittiche regte. Der arge Geist des Zer würfnisses und der Zwietracht war es, der Papa Knörschke und seine Angehörigen gebannt hielt. Tie Schwiegerniama, sowie die beiden Schwestern hatten die tragikomische Affäre von der heiteren Seite ans- gefaßt und dem Malefikanten Paul Zoller gern volle Ver zeihung angedeihen lassen. Anders dagegen Papa Knörschke. In seinen Augen stand der Künstler als ein Missetäter ersten Ranges da. Die von verschiedenen Seiten unternommenen Versuche, ihn nmznstimmen, mißlangen vollständig. Der Zürnende blieb unversöhnlich. Ja, der Ingrimm schäumte jedesmal mächtig in ihm auf, sobald Gattin oder sonstige Angehörige sich unterfingen, das Gespräch auf Paulchen zu lenken und über denselben in sympathischer Weise sich zu äußern. „Sein Name wird nie mehr in meiner Gegemvart genannt — verstanden? Nie mehr, sage ich — bei meiner Ungnade — Punktum!" — Die nächtliche Affäre hatte einen höchst beklagens werten Familienkonflikt eingeleitet, unter dessen Ein wirkung der gestrenge Hausvater nicht minder als die iibrigen, zu leiden hatte. Alle seufzten im Banne einer tiefgreifenden Verstimmung. Tie Mahlzeiten wurden schädigend eingenommen, und machte Papa Knörschke hin und wieder den Versuch, eine Unterhaltung anzuspinnen, so fand er bei den Seinigen damit keinen Anklang und erhielt auf direkte Fragen nur einsilbige Antworten. Käthchen, die unglückliche Braut zumal, schien das Spreckxm ganz und gar verlernt zu haben. Ihr kleiner Mund, der ehedem von heiterem Geplauder übersprudelte, er liatte jetzt nur stille, bange Seufzer, die wie eine stumme Klage über früh verlorenes Glück dahln- zitterten, ohne das harte Herz dessen zu rühren, der kein Verständnis Ixüte für ihr — seiner Meinung nach — ein gebildetes Leid. In dieser Zeit trug auch Florian einen verborgenen Kummer still mit sich herum. Bei Gelegenheit einer gro ßen Erbteilung war ihm eine Hypothek von 60 000 Mark znrückgezahlt worden. Diese bedeutende Sunnne lag be reits seit drei Wock>en in seinem diebes- und feuersick-eren Gedschrank eingcschlossen — ein totes Kapital, das ihm keinen Pfennig Zinsen brachte. „Wohin mit dem vielen Gelde? Was damit beginnen?" Diese Toppelfrage von schtoerwiegender Bedeutung durchwülilte »nie ein Manlumrf beständig sein Gehirn, sie ließ ihm von früh bis stmt keine stkuhe und störte ihm sogar den Frieden der Nacht. Seine Lippen bewegten sich ohne Unterlaß - sie rechneten, und saß er allein am Tisch, dann kennte man wahrnehmen, wie er mit seinen krampshaft zuckenden Fingern lange Zahlenreihen auf der Platte hin malte. In uuermüdlickx'r Arbeit hatte er sich zu ei rem echten Rechenkünstler ausgebildet: er l-atte herausgebracht, wie viel er täglich, ja stündlich und sogar in jeder Minute an Zinsen einbüßte. Der „arme Mann" >var der Verzweiflung nahe. Wenn der Mammon noch Wochen, vielleicht Monate lang in dem eisernen Tresor eingesperrt liegen mußte! Der „Unglück- lick-e" fühlte, wie bei diesem Gedanken der kalte Schweiß ihm aus allen Poren hervorbrach. Eines Nachmittags brachte der Postbote einen Brief, den Herr Knörschke mit der ihm eigenen gleichgültigen Ge lassenheit öffnete. Kaum aber kxitte er den kurzen Inhalt überflogen, so schnellte er wie ein Gummiball vom Sessel empor. Ein Laut, der wie ein hervorgejubelter Jodler klang, entströmte seiner Brust, während er gleichzeitig einen Luftiprung ausführte, der ihn direkt in die Arme seiner eben eintretenden Gattin beförderte. „Um Gottes Willen — Florian, bist du nicht mehr bei Sinnen?!" rief die erschrockene Frau. „Nock ganz und gar — dem Himmel sei's gedankt! — Komm, Törthc, lies diesen Brief, dann wirst du mich und mein Gebaren begreifen." Die Frau las und ihr Gesicht nahm einen schwer zu be schreibenden Ausdruck an. Ein stilles heiteres Lächeln legte sich über ihre Züge. „Also Herr von Mohrenthal will von dir Geld haben. Kennt ihr euch denn?" „Einfältige Frage! Das Geld ist der beste Vermittler von Bekanntschaften. Christ, Jude und Heide finden auf dem finanziellen Gebiete einen schrankenlosen Vereinigungs punkt. Der Geldmarkt ist konfessionslos, international —' »Ja, ja, aber ich dächte, daß man den Menschen, dem