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sind. ES sind vereinzelte besonders krasse Handlungen don Rohlingen, wie sie auch vor dem Kriege sich manch mal ereignet haben. Das Auffallendste ist dabei die Häufung dieser Fälle. Aber es ist eine bekannte und oft beobachtete Erscheinung, daß Fälle dieser Art häu fig ähnliche nach sich ziehen. Man kann auch in der Kriminalistik von einer Duplizität der Ereignisse spre chen. Auf diesem Gebiet ist sie sogar weniger auf fallend, als etwa aus dem der Eiscnbahnunfälle, weil in der Kriminalität offenbar die Tatsache, daß ein ^Mcrbrechen in den weiten Kreisen bekannt wird und sich zahlreiche verbrecherisch veranlagte Naturen damit be schäftigen, offenbar zu der von Natur aus vorhandenen Anlage einen gewissen äußeren Anreiz hinzufügt. Dar« Aus aber auf einen allgemeinen besonderen Tiefstand der öffentlichen Moral schließen zu wollen, wäre durch aus verfehlt, wenn auch zugegeben werden muß, daß die allgemeinen Zustände der Gesittung besonders der Ju gend, nicht besonders günstig sind. * Absturz eines deutschen Poftftugzcugs. Die kürz lich eröffnete Verkehrsroute Kopenhagen—Warnemünde wurde Mittwoch von einem Unfall betroffen. Das Wasser- flugzeug „D 42" war kurz nach dem Aufstieg infolge Motorschadens gezwungen, im Oeresund nicdcrzugehen. Dabei überschlug es sich. Die Insassen, der deutsche Flieger Schiffer, ein Mechaniker und ein schwedischer Kluggast, wurden gerettet und kamen zum Glück mit dem bloßen Schrecken davon. Das Flugzeug trug «ine leichte Beschädigung davon und wurde in die Flie- gerstation nach Kopenhagen zurückgeschleppt. Schiffer trat kurz nach dem Unfall auf „D 49" von neuem !den Flug nach Malmö an, wo er die schwedische Flug- Post an Bord nahm und die Fahrt nach Deutschland fortsetzte. * Ein Polnisches Flugzeug vor» Danziger Arbei tern zerstört. Auf dem Danziger Hauptbahnhof ist Wreitag morgen von Danziger Arbeitern ein auf dem Mransport nach Polen befindliches Flugzeug zerstört worden. Das Flugzeug war am Donnerstag abend auf einem Güterwagen, der dem aus Neustadt kommen den Personenzug ängehängt war, dort eingetroffen. Da diefer Transport von Kriegsmaterial nicht vor schriftsmäßig gemeldet war, wie dies in den Danzig- polnischen Verträgen über die Durchfuhr von Militär gut und Militärpersonen bestimmt ist, weigerten sich die diensttuenden Beamten, die Weiterfahrt frcizugeben. Die sofort zwischen den polnischen Stellen und dem Danziger Polizeipräsidium aufgenommenen Verhandlungen führ ten zu dem Ergebnis, daß die Weiterführung des Trans- Portes für den nächsten Morgen gestattet wurde. Als die Arbeiter auf ihrem Wege zur Arbeitsstätte den Wag gon bemerkten, stürzten sie sich auf das Flugzeug und zerstörten die Tragflächen. Die polnische Bewachung war der Menge gegenüber machtlos. * Eine Hitzewelle in Amerika. Der Newhorkcr Be richterstatter der „Times" meldet seinem Blatte, daß die Stadt eine Hitzewelle erwartet, die von den Mctere- ologen bereits seit langem porphezeit wurde. Am Mon tag wies des Thermometer in Oneco (Connecticut) 114 Grad Fahrenheit auf, welche Temperatur in den letzten 40 Jahren nicht vorgekommen war. Im Schatten Urschte eine Temperatur von 100 Grad. Mehrere vavriken mußten wegen der Hitze geschlossen werden, t-r Brasilien. In dem mächtigen SGdtthea- „Parsffal" großen^ die Erstaufführung von Wagners Zwei Frauen. Roman von H. Courthe-Mahler. ( 29 Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Mamsell Hegelein war vor Überraschung und Schrecken abwechselnd "lad und roi geworden und schnappte nach Lust, als ser sie am Ersticken. Aber als er zu Ende war, konnte sie idoch stammeln: ° .Gnädiger Herr Daron können sich ganz auf mich verlaßen. (Ich lsi — 'w weiß nun schon, was ich zu tun habe, ist Hon all rn Ordnung." Resolut und energisch, wie sie war, fand sie sich auch wirklich -schnell in der heiklen Situation zurecht. Sie tat noch einige ikurze, sachliche Fragen und versprach, ihr Möglichstes zu tun, ium ihrem Herrn Unannehmlichkeiten zu ersparen. Norbert bat sw, sich nun sofort in den blauen Salon zu be» «aeben und sich nach den Wünschen der Baronin zu erkundigen. Wahrscheinlich sei auch deren Gepäck aus der Stadt zu holen. And er bat sie nochmals, Aussehen zu vermeiden Mamsell verschwand mit der Versicherung ihrer unbe- Mgten Ergebenheit. Wenn sie auch nicht sah, daß sich ihr Herr, als er allein war, m dumpfer Verzweiflung auf den -Divan warf, so machte sie sich doch ihren VerS auf die ganz» Angelegenheit. , _ „ Wie alle Getreuen in Falkenau, hatte auch sie gehofft, daß 'Hr Baroneßchen eines Tages wieder als Herrin in Falkenau einzog. Deshalb war sie nicht wenig erschrocken, als De von ihrem Herrn vernahm, daß er eine Frau besaß. Aber der Ton, in dem er von ihr sprach, beruhigte sie einiger- Maßen wieder. Wenn er sich von ihr scheiden ließ, dann war -ja noch nicht alle Hoffnung verloren. Aber schon ehe Mamsell d,e hereingeschneite Baronin sah, Hatte sie eine Antipathie gegen sie. Noch gründlicher mißfiel Oe ihr, als sie ihr gegenüberstand und nach ihren Be- Ü Mhlen fragte. Daß Gott erbarm — die hatte ja Puder Mnd Schminke pfundweise auf dem Gesicht. Und parfümiert - Hatte sie sich, daß einem übel von werden konnte. Lieber »immel, wie war denn ihr Hen Baron an so eine Fran geraten? Mit schier steinernem Gesicht nahm sie Lenas Wünsch« entgegen. In Eile setzte sie die Zimmer für sie in- Wand. Sie wählte di« jenigen, die am entferntesten von M«en ihres Herrn lagen, und dann führte sie die Baroma Mlbst hinauf, brachte ihr auch selbst «inen Imbiß. Mit »»« Gepäckschein in der Hand verließ sie dann vorläufig W .Pronin, am einen Wagen nach dem Bahnhof in di« Mtadt Zu sende«, der das Gepäck abbolen sollte. Dao» nahm sie Uch eine der Mägde vor, die sie zur Bedienung der Daronin bestimmle, und gab ihr Instruktionen. Gegen niemand von der Dienerschaft erwähnte sie etwas davon, daß die Frau Baronin, die zu Gaste in Falkenau weilte, die Gattin des Herrn Barons sei, und wenn einer der Domestiken in Zukunft eine neugierige Frage tat, dann sagte sie barsch: .Das geht uns all gar nichts an, da haben wir unser« Nase nicht hineinzustecken. Und wer in Falkenau seinen gute» Posten behalten will, der soll sich damit zufrieden geben.* - Nur zu Kollermann, mit dem Mamsell manchmal nach Feier» sbend ein Schwätzchen zu halten pflegte, machte sie ihrem Herzen Luft. Diese beiden Getreuen hatten keine Geheim, Nisse voreinander und wußten, daß jeder von ihnen seine» Herrschaft ergeben war. „Nee, nee, Herr Inspektor, so 'ne Baronin können wst tu Falkenau nicht gebrauchen. Da möchte man drei Kreuz« machen. Das haben wir zwei unS all ganz anders gedacht, nicht wahr?" sagte sie bekümmert. Kollermann war auch wu aus den Wolken gefallen. Und noch ehe er die Baromr geiehen hatte, war sein Herz voll Grimm gegen sie. „Davon soll uns man der liebe Gott erlösen, wie von dem Lackstiebel- musjö. Geschminkte Weiber können wir hier wirklich nicht gebrauchen. So etwas verpestet uns bloß unsere gute Falke nauer Luft/ sagte er wütend, als er sie das erstemal zu Gesicht bekommen halte. Norbert hatte eine furchtbare Nacht hinter sich. Ei konnte nicht eine Minute Schlaf finden. Der Gedanke an Annelies und das, was sie nm ihn leiden mutzte, bracht« s ihn fast von Sinnen. Am liebsten wäre er noch gestern abend i nach Neulinden gefahren oder geritten, um mit ihr zu sprechen, l Aber er fürchtete, abgewiesen zu werden. Er wußte nur zu ! gut, daß Annelies bis ins Innerste getroffen aus Falkenau j geflohen war, und daß er ihr Zeit lasten mußte, sich zu sassen. , Unaufhörlich grübelte Norbert darüber nach, wie er von Lena loskommen konnte. Geld war das einzige, womit er sich ! lösen konnte, das sah er ein. Aber sie hatte das, waS er ihr geboten, eine Lappalie genannt. Und mehr als sein ganzes Einkommen konnte er doch nicht bieten — mehr hatte er ja leider nicht zu vergeben. Es war also keine Aussicht für ihn, sich auf diese Weise von ihr zu befreien. Verzweifelt machte er sich die bittersten Vorwürfe, nicht schon längst die Scheidung angestrengt zu haben, so lange noch eine Möglichkeit war, frei zu kommen. Und ebenso große Vorwürfe machte er sich, AnnelieS nicht gebeichtet zu haben, so lange es noch Zeit war. Nur halfen ihm jetzt diese Vorwürfe nicht einen Schritt vorwärts. Am frühen Morgen ließ er Kollermann zu sich rufen und gab ihm eine kurze Erklärung über die Ankunft seiner Frau. Kollermann sah ihn ehrlich betrübt an. „Dann Hilst das nichts, Herr Baron, dann müssen Si« sich wohl in Geduld fasten, bis Sie das Weibsbild — entschuldigen Sie — aber ich meine man, — die Frau Baronin — wieder los werden. Sie haben, mit Respekt zu sagen, nun mal 'ne heftige Dummheit gemacht, daß Sie ihr ins Garn ge gangen sind. Na — und so was läßt nicht loS, ohne daß es Wunden gibt. Ich wünschte, sie säße auf dem Blocks berg. Da gehört so 'ne Sorte hin. Na ja. ich sag'? raus. Wie es ist. Nichts für ungut — aber es giftet mich, daß — nun ja — daß so ein schlechtes Weib das Glück von zwei ! Menschen zuschanden macht. Ich bitte um Entschuldigung — j das ist ja wohl nicht meine Sache —, aber wenn man io , zusehen muß — nee, nee — da läuft einem die Galle über. ! Aber wenn ich Ihnen einen Nat geben darf, Herr Baron, — - dann fahren Sie man schleunigst in die Stadt zum Herrn , Doktor Bruckner und geben Sie dem die ganze Sache in die : Hand. Der haut Sie raus, wenn's überhaupt möglich ist, das ist ein scharfer, schneidiger Herr. Na, und mit Zartgefühl und so 'ne Finessen, da ist ja wohl hier nichts zu machen. Wenn eine so aufdringlich und schamlos ist — dann ist alles gleich, das sage ich. Sie allein können da nicht gegen an, da sind Eie ein viel zu nobler Charakter dazu. Das ist ja Hut iw Verkehr mit honetten Leuten. Hier ist wasandereS nötig, »ü Verlaub. Und das ist so meine Ansicht von der Sache". So sagte Kollermann, zwischen Arger, Mitleid und Zorn schwankend. Norberts blasses, zerguäües Gesicht machte ihn wild. Und wenn er erst an sein Baroneßchen dachte — da fuhr es ihm kalt über den Rücken. Er wußte nur zn gut, wie es um sie stand. Wenn man so ein junges Menschen kind vom ersten Schritt an, den es ins Leben lut, mit behütet und gehegt hat, dann ist es nicht schwer, ihm ins Herz zu sehen, zumal wenn man durch zwei so klare, blanke Fenster gucken kann, wie seines Laroneßchens Augen waren. Es war ja nicht recht vom Herrn Baron gewesen, daß er nichts von seiner Frau erwähnt hatte. Aber sreilich, er Patte den rechten Augenblick verpaßt — na — und nachher — du lieber Gott — man mußte ja nur gesehen haben, wie er hinter dem Baroneßchen herschaute. Da wußte man Bescheid. Er hatte es dann nicht mehr über die Lippen gebracht, und hatte wohl gehofft, schweigen zu können, bis er die andere los war. Jedenfalls hatte Lena nun schon zwei erbitterte Feinde in Falkenau, die Mamsell und Kollermann. Mamsell Hegelein konnte sich freilich so weit beherrschen, daß sie höflich den Wünschen der Baronin nachkam. Aber Koller mann machte einen weiten Bogen, wenn er da§ geschminkte Gesicht und den rotbraunen Lockenbau von weitem erblickte. Nicht um die Welt hätte er ein Wort mit ihr gesprochen. — Gegen zehn Uhr ritt Norbert nach Neulinden hinüber. Lena sah ihm vom Fenster ihres Schlafzimmers aus nach. Eie hatte sich eben erst erhoben, und war auch noch nicht m der Versüssung, sich sehen zu lassen. Norbert warf auch keinen Blick zurück. Jeder seiner Gedanken flog voraus — zu Annelies. Er sah sehr blaß rind elend auS, und sein Gesicht schien in Schmer, und Groll versteinert,. Fortsetzung folgt. politische!. — Vor einer Auflösung der Entente? Paris, 16. Aug. j Das „Echo de Paris" meldet aus Washington . Angesichts der antibolschewistischen Tendenz in Frankreich und der ameri- i kanischen Note ist in politischen Kreissn Amerikas die Ansicht verbreitet, daß das End« d«s Völkerbundes und ene Umaeital- tvng der Entente besorstehe. Völkerbund und Ente le ko inten die Meinungsverschiedenheiten zwischen England und Frank' reich nicht überleben. Die Absicht Englands, die Sowletrrgie- rung anzuerkennen, bevor ein dauernder Frieden in O- europa kergestellt sei, könnten Amerika und Frankreich auf die eine und England aus die andere Seite führen. Die amerikanische Re gierung werde jedenfalls General Wrangel nicht anerkennen, man glaubt aber, daß Frankreich und Amerika sich in dem Widerstand gegen die Zerstücklung Rußlands einigen werden. Man spricht deshalb von einer Neugluppierung. die Spanien, China, Frankreich und die Länder Amerikas umfaßt, die die baldige Auflösung der Entente umfasten wird. Man habe in Amerika das Gefühl, daß Frankreich und England aber freund schaftliche Beziehungen aufrecht erhalten werden und daß ihr Zusammenarbeiten in wichtigen Angelegenheiten nicht un- möglich ist. — Der bosichewistifche Napoleon. „Tb» Observer", die kon servative und imperialistische Londoner Wach-nzeitung, entwirft von dem Besieger der Polen, dem llcjrhligen General Tucha- tschewski, eine eingehende Schilderung - Ein junger General ist in Rußland zu hohem Ruhm gestiegen. Nur drei Jahre älter als Napoleon, als dieser im Alter von 24 Jahren für feine Dienste gegen die Feinde Frankreichs zuerst zum Brigod-general gemacht wurde, hat Tuckalsch wcki, der Koltschal und Denikin besiegt hat, jetzt dir polnische Armee zerrümmeit. Offiziere des früheren Zarenregimes vereinigen sich mit denen der Sowjrt- Verwaltuna im Prcise seiner glänzenden Siratepie Die eng lische Arbeiterdelegation iah ihn in Smolensk, dem Hauptquar- tier der Westfront, und jedermann dort wußie schon vor einem Monat und mehr, daß die polnische Armee zu jähem Untergang verurteilt sei. Wir waren alle ungeheuer beeindruckt von der Macht und Stärke dieses jungen Mannes, äußerte Miß Mar garet Bondfield, eins der Mitglieder der Delegation, in einem Interview zu einem Verteter des „Obserner". Er ist ein Mann von stattlicher Größe, mittelstark, mit scharfgesch? ittenen Gesichts- zögen, ernstem Ausdruck und höflichen Umgongssormen. Wenn man ihn ansieht, empfängt man den Eindruck einer erstaunlichen Selbstbeherrschung und Grifterklarheit General Smilga, der später mit uns sprach, jagte, daß die Frage der Offiziersvrschas. sung für die Armee so ziemlich gelöst sei Es feien alle brauch baren Offiziere der alten Armee übernommen und dazu Hun derttaufende von Sowjet Offizieren gcschaffen worden- „Nir- gends in der Geschichte", sagte er, „hat eine Wmee eine so große Zahl von jungen Leuten in verantwortlicher Stellung gehabt. Sie »lammen aus allen Kassen —, ich selbst bin Schrift steller — in der Tat ist die Rote Armee Fleuch und Blut des Sowjet-Systems. Tuchatschewsii, der jetzt Oberkommandieren der an der Weitfront ist und der KoUscha! besiegt har. war Unterleutnant in der alten Armee- Er ist von adliger Familie und ist heute Kommunist." f Oertliche» «nd SKchftschLk. Adorf, dkn 18. August 1920 — Di: Aushebung der Kartoffelzwangswntsch fft. Der Doikswütschaftsausschuß des ReiHstags nahm am Diens tag eine Verordnung mit 16 gegen 12 Csimmen an, wonach die Kartoffelzwangcwiltfchaft vom 15. September 1820 ab aufgehoben wird. — Vorsicht beim Verzehren von neuen Kartoffeln! Die ersten Frühkartoffeln sind aus den Markt gelangt. Sie schmecken zwar erheblich besser als die letzten a ten der vorjährigen Ernt«, sind aber dafür um so schwerer verdau lich. Namentlich dos Trinken kalten W iss rs nach dem Genuß neuer Kartoffeln führt unwr-gerlich fast immer zu Leibschmerzea und Durchfällen. Zurückzuführen ist dies auf die Beschaffenheit der Slärkekörner in den neu n Kar toffeln, die weniger leicht durch die Magenfaure cmffchlreßbar sind, wodurch mehr unverdaute Teile in den Darm gelangen. Aus diesem Grunde macht ein Zusltz von Kümmel yder anderem scharfen Gewürz zu neuen Kartoffeln diese ver daulicher, weil es den Magen zu stärkerer Absonderung reizt. S!nd neue Kartoffeln noch zu unreif, „seifig" im Dolksmunde genannt, was nicht allzufeltsn vorkommt, so läßt sich dem abhrlfen, indem man die Kartoffeln etwa zwei Finger hoch mit trockenem Sand bedeckt und in die Sonne stellt. Sie sind dann nach drei oder vier Tagen richtig reif und mehlhattig geworden und halten sich auch bei nicht sofortigem Verbrauch wenigstens einige Zeit, was sonst bei Frühkartoffeln meistens nicht der Fall ist. — Die Benachteiligung Sachsens, besonders Dresden, in der Brotoersorgung. Um endlich eine bessere Mehlbelieferung und damit eine Brolverbesierung zu erreichen, hatten sich am Montag in Dresden die Vertreter sämtlicher fyr die Brotver sorgung in Frage kommenden Fachorganisationen, sowie als Vertreter der Verbraucher der Ernährungsbeirat und für die Stadt Dresden Stadlamtmann Frey zu einer eingehenden Aus sprache eingefunden. Oberbürgermeister Kuntzsch führte aus, daß entschieden Maßnahmen ergriffen werden müßten, um end- lick Wandel zu schaffen. Das jetzt gelieferte Kariosfelwalzmehl befinde sich in einem Zustande, der jeder Beschreibung spotte, und daß es nicht einmal als Viehfutter zu verwenden sei- Es müße unbedingt eine einheitliche Brotheijtellung mindestens für Sachsen erreicht werden, da es ganz unerhört sei, daß in einzel nen Gegenden gar nicht oder ganz wenig gestreckt werde, wäh rend in Dresden bis zu 50 Proz. und darüber verlangt werde. Solle der Gesundheitszustand eines Landes wie Sachsen mit seiner vorwiegend industriellen Bevölkerung nicht vollständig heruntergebracht werden, so müsse schnellstens gründlich Wandel und genügend Auslandsgetreide geschaffen werden. Die Kost spieligkeit dürfe bei den gesundheitlichen Gefahren nicht in Be- tracht kommen. Bayern mit allen Lebensmitteln als Überschuß gebiet hat die Genehmigung zur Einfuhr von Weizen bekom men, während man uns Sachsen dies verweigert Sämtliche Redner waren davon überzeugt, daß eine einwandfreie Besser ung erst mit Aufhebung der Zwangswirtschaft eintreten werde. Das Ergebnis des Aussprache wurde in nachstehenden Forde- rungen an die Reichsgetreidestelle zulammengesaßt: Sofortige Einführung einer 10prozentigen Streckung im ganzen Reiche. Ausgestaltung der Landesgetreideitelle zur selbständigen Aus gleichstelle für Sachsen. Die Kommunalveibände Sachsens sind der Landesgetreidestelle zu unterltellen. Nur über die Landes- gelreidestell« hat die Reichsgetreidestelle Verfüqungs- und Kon trollrecht. Belieferung des gesamten Zuschusses an Getreide kür Sachsen in der ersten Hälfre des Ermejadrcs. Ist das nicht möglich, so ist die Landesgetreidestelle berechtigt zur Einfuhr ausländischen Mehles, die Mehrkosten sind vom Reiche zu über- nehmen. Schaffung rin«s MonaN vor iates für Sachsen z«