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Ndorfer Grenzbote Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Mkjyer in Adors. Tel.-Adr. Grenzdote. 146. 118 Sonnabend) den 26. Hnni §O20 BostM«?'«onw Lewns ?.?869 IsAxA. HF. Umwandlung der Bezirkssteuereinnahme Oelsnitz in ein Finanzamt Dorn 1. Juni dieses Jahres ab ist die Äezirlssteueieinnahme Oelsnitz in ein Finanz amt noch Maßgabe der Reichsabgabenordnung vom 13.;Dezember 1919 mit dem Amts sitze in Oelsnitz umgewandelt worden. Das Finanzamt ist zuständig als untere Behörde sür die direkten Reichssteuern und die bisher von der Bezirkssteuereinnahme verwalteten Landessieuern m-d Abgaben. Jedoch bleibt weg-n der Trbsch;f!s!t?uer, der Umsitzsieuer und der sonstigen Berkchrsab- gaben, soweit mit ihrer Verwaltung nicht die Gemeindebehörden besaht sind, zunächst das HauptzoNamt Plaum als Verkehrssleueramt zuständig. Für dir Abstempelung auslän discher Wertpapiere sowie inländischer und ausländischer Genuhscheine bleibt das Haupt- zoUamt Leipzig ll wsueihin zuständig. Der Amtsbezirk erstreckt sich über di« Nmtsyerichtrbezirke Oelsnitz und Schöneck, ausgenommen die Orte Mulde, Kottenhaide, Mulde,<bcrg und Tannenhaus. Für die übrigen Teile des öirhcngsn Steuerbszirks Oelsnitz werden die Dirnstge- . schälte von dem Fmanzamie als Beznkssleuereinnahme bis aus weiteres in gleicher Weise wie bisher rveßergeführt. Leipzig, am 18. Juni 1920. Der Präsident des Landesfinanzamts. (g?z.) vr Dähne. Höchstpreise für Brot und Mehl im Bezirke Oelsnitz. - Mit Rick icht auf die verteuerte Mehlmischung bei der Bratzubereitung werden die Brm- urd Mehlprrise m t Wirkung vom 27. Juni 1920 ob wie folgt festgesetzt: Die Bekanntmachungen über Brot- und Mehlpcetse vom 30. April 1920 und 25. 1 Pfund Schwarzbrot (Roggenbrot) 1.16 Mk. i 900 Gramm ,, 4.40 „ 75 Weißbrot (Semmel) 0.25 „ IVO (Krankenbrot) 0.30 „ 5V0 „ V» ( » ) 1.50 „ 375 V» (24 Std. n. d. Backen gewogen)!.— „ V(' Zwieback C.50 „ 1 Pfund Roggenmehl 1.30 „ 1 „ Weizenmehl (90er Ausmahlung) 1.45 „ 1 „ (Krankenmehl) 1.50 „ Mai 1920 werden aufgehoben. Oelsnitz i. V., 24. Juni 1920. Der Kommnvalverband. Sonnabend, den 26. Juni I92V, vormittag V-8 — 12, nachmittag 1 — ^3 MM MI WM M MMM. ' Nus eine Wochenkarte kommen 10 Pfund, der Zentner 35 Mark Bezugsscheine und Kartoffeln im städt. Lebensmittelamt. Stadt. Lebensmittelamt. »föhnung zwischen England« Ingen. Wir hatten Pech: Die letzte Woche. Die neue Reichsregierung unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Fehrenbach, bisher Reichstagc-Präsident und im Zivitberuf Rechtsanwalt in Baden, ist in der Bildung begriffen. Herr Fehrenbach ist der zweite Reichskanzler aus den Reihen der Zentrumspartei, der erste «ar Graf Hertling aus Bayern, und auch der zweite Kanzler aus Baden. Ter erste war Prinz Max von Baden, gleichzeitig der letzte Kanzler des deut- Kaiserreiches. Auch früher war schon ein ba- Ucher Jurist auf einen hohen Reichsposten berufen. AAArv von Marschall, unter der Kanzlerschaft Ca- «.Staatssekretär des Auswärtigen, der als deut- .^"tsHafter in London gestorben ist. Man hatte die Aussöhnung zwischen England- « fertig bringen. Wir hatten Pech: -Marschall starb kurz nach seiner Beru- sonst der Mann dazu gewesen, das Wir wollet Verständigung zustande zu bringen. Mr^ofsen, daß Ler Reichskanzler Fch- ^enbach fn 1 Gluck in seinem Amte haben wird, als es früher ' - e rn d«v Reichsregier,ing tätigen engeren Landsleute gehabt haben. Er hat seine Berufung zum leitenden am Tage von Sommers-Anfang erhalten, uno man darf das als ein gutes Omen da für aniehen, dah er dazu bestimmt ist, Früchte vom Bäume der ^Relchspolrttk zu pflücken. Er versucht, sein MEstcrnm, das vor allem dem Wiederaufbau Deutschlands Zellen wll, ans den bürgerlichen Mittel- Parteien ZU bilden. Rechts stehen älso die Teutsch- Nationalen und /lnkS die Sozialdemokraten und Unab hängigen .ubsc.lts. ^ie harter dieses neuen Reichska binetts Wird lM wesentlichen von dem Zutrauen ab- hängen, das es SN sich selbst.haben wird. Vertraut «S seiner Kraft, schaut es nicht immer besorgt zur Seite, was „die Anderen sagen werden", dann kann es auch etwas leisten und- wird in kritischen Fällen die Wähler hinter sich haben Mit Worten haben wir vm Wiederaufbau des Neicycv nun gerade lange qe- äug gearbeitet, das heisst Zeit verschwendet, seht muß die Wendung zum Besseren kommen. Und die Vorbe dingung ist die Beseistgung der entsetzlichen Teurung, damit alle Deutschen, nicht nur di« mit hohen Ein nahmen, sich endlich wieder ordentlich satt essen können. Tas; die erste Volksforderung nach einer erträgli chen Gestaltung des Daseins geht, das haben die Wah len des letzten Sonntags in Thüringen und in Berlin pe/eigt, wo, hier wie dort, eine namhafte Abnahme der S mmen der Unabhängigen und in Thüringen eine bürgerliche Mehrheit zu verzeichnen gewesen ist. Nicht Politisieren, sondern ruhig leben will das deutsche Volk,. Für den Lebensmittelpreis, gegen den sich im Westen sck-nn Volkskrawalle gezeigt haben, must ein Ausgleich befunden werden, der einen Abbau aller Preise ein- witet, svdas; auch der Nährstand wieder auf einen Kränen Zweig kommt, und die Absatzstockung, die sich immer mehr verschärft hat, ein Ende nimmt. Hand »n Hand damit hat eine praktischere Organisation der Kleuern zu gehen, denn die Ausnahmen, welche der »elmprozentige Abzug bei den Einkommen von An- KestelUe - und Arbeitern gesunden hat, ist mehr wie un freundlich. Eia«. Maskierung der Steuer bedeutet schon «ine Scenermilderung. Wenn bisher in jedem Quartal Der Steuerbetrug «ungezählt wurde, so gab das nur »termal im Jab^e einen Taa des Stcuer-Aeraers. Fetzt stammt dieser Verdruß beim Lohnabzug 52 mar im Jahre. Das steigert die Reizbarkeit. Tie Englän der, welche den Abzug schon seit mehreren Jahren haben, sind bereits daran gewöhnt. Ob «s bei uns auch so kommen wird, bas werden wir sehen. Jeden falls ist an eine geringere Steuerleistung nicht zu den ken, sondern nur an eine andere Art der Aufbringung. Denn wir sitzen wirklich in einer ganz infamen fi nanziellen Klemme, in einer viel ärgeren, als wir bis her angenommen haben. Unser monatliches Defizit fit hat sich aus 6 Milliarden Mark nach einem Aus spruch des Neichsfinanzministers Wirth gesteigert. Um dieses Manko aus der Welt zu schaffen, müssen schon mit einem wahren Riefenrotstift wahre Niesenabstriche in den Neichsausgaben gemacht werden. Sonst schaf fen wir cs nicht. Und dann kommen noch die Milliarden der Kriegsentschädigung hinzu, über deren Höhe sich die Ententestaaten in ihrer neuesten Konferenz in der französischen Hafenstadt Boulogne ungefähr geeinigt haben sollen. Ganz genau wird das wohl nicht stim men, aber die Forderung von 120 Milliarden Goldmark dürfte kaum erheblich ermäßigt werden, obwohl es un möglich ist, daß Deutschland diesen ungeheuren Betrag aufzubringen vermag, auch wenn die Frist auf über ein Menschenalter ausgedehnt wird. Immerhin dürfen wir uns durch die hohe Forderung nicht abschrecken lassen und müssen versuchen, Vorteil« für uns heraus- zuschlagen. Tie Franzosen sind es bekanntlich, die in der Geld frage die Unersättlichen spielen, und sie halten in erster Reihe auch an dem Verlangen fest, die deutsche Wehrmacht auf 100 000 Mann zu ermäßigen, obwohl es. mit dieser Zahl unausführbar ist, die Ordnung im Innern aufrecht zu erhalten und unsere Grenzen im Osten zu schützen. Daß das gegenüber den Polen Jehr nötig werden kann, bedarf keines weiteren Beweises. Aber der französische Kriegsmi nister Lefevre wirft uns bereits jetzt in der Verwirk lichung der militärischen Friedsnsbedingungen „bösen , Willen" vor, und so werden wir auch auf diesem Ge- , biete in der Erreichung des für uns Notwendigen schwer zu kämpfen haben. Dem neuen Reichsmini- § sterium stehen also sehr große Aufgaben, die für die Zukunft des Reiches von allergrößter Bedeutung sind, bevor, so große, daß dagegen auch die scheinbar wich tigsten PartLiangelegenheiten nicht in Betracht kom men. Tiese^nüssen einstweilen beiseite gestellt werdn, sonst können wir alle Monate eine neue Negierung haben. Tie Verhältnisse in Rußland haben sich noch im mer nicht geklärt, es ist nicht festzustellen gewesen, ob und in welchem Umfange dort eine Gegenrevolution ' ausgebrocheu ist, wie wiederholt gemeldet wurde. Die Kampfe zwischen Russen und Polen dauern fort, aber nicht zum Vorteil sür die letzteren. Auch das neuge- bildete polnische Ministerium in Warschau hat einen schweren Stand. Lie Verhandlungen zwischen England und Rupland in London wegen Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen werden fortgesetzt, so daß man also muß, daß beiden Teilen daran liegt, zu einem Abschluß zu kommen. großen Ententestaaten haben all« drei ihre Schwierigkeiten im Innern. Ter Aufstand in Irland zwingt England, immer neu« Truppen dorthin zu ent senden. Tie tatkräftige Hikf« der Irländer in Amerika macht letzt die Situation recht ernst. Ter militärische und politische Widerstand der Mo hammedaner gegen den Friedensvertrag gibt den Eng ländern und Franzosen in Kleinasien immer härtere Arbeit. Der noch nicht unterzeichnete Friedensvertrag soll nun doch noch abgeändert werden. In Paris zanken sich Senat und Teputiertenkammer über die Höhe der neuen SteuerbewstMgungen. Der Senat will höhere Steuern als die Kammer, um wieder zu einer gesunden Finanzwictschast zu kommen. In Italien ist die große Frage, ob der neue Ministerpräsident Giolitti seine frühere Ankündigung wahr machen und eine Untersuchung über die Kriegs ursachen und entsetzlichen Vorkommnisse im Kriege ver anstalten wird. Es sind sehr böse Dinge vorgekommen, und da die meisten Parteieik dabei beteiligt sind, ha ben sie auch ein Interesse daran, über diese Ereig nisse einen Schleier zu ziehen. Giolitti selbst hat seit 1914 kein StaatSamt mehr bekleidet, ist also nicht in diese unsauberen Geschichten verwickelt, um so mehr aber die Kriegsminister Salandra und Sonnino. Die Krisenlonjunliur. Tie Regierungsbildung in den Ländern. Auch in einer ganzen Anzahl der deutschen Länder sind infolge der gleichzeitig oder kurz nach den Reichs- tagswahlen stattgefundenen Neuwahlen Schwierigkeiten in der Regierungsbildung eingetreten. In Braun schweig hat die Rechte ihre Obstruktion zunächst auf- gegeben, sodaß dort eine rein sozialistische Regierung gebildet wurde. Die Rechte und ein Teil der Demokra ten gaben bei der Abstimmung Weiße Zettel ab. Den Vorsitz im Kabinett führt der Unabhängige Sepp Oer ter, der während der Braunschweiger Rätezeit eine große Nolle gespielt hat; dem Ministerium gehören dann noch zwei Mehrheitssozialisten und zwei Unab hängige an, sodaß die Unabhängigen die Mehrheit und Führung haben. Die Rechte kündigte schärfste Oppo sition an, sie begründete ihre Haltung bei der Regie-j rungsbildung damit, daß, so gefährlich es auch sei, daN! Laud erst durch das Fegefeuer einer solchen Regierung < zu jagen, es doch geschehen müsse, damit es zur Be- siuuuug komme. In Württemberg haben die Sozialdemokraten ihren Austritt aus'der Koalition erklärt, der Staats- präsideu>Blos ist zurückgetreten. Man wird hier also auch eine bürgerliche Koalition der Mitte bilden. Ter neue Landtag hat sich am Dienstag konstituiert, den, Zentrumsabgeorduelen Walter zum Präsidenten, die Abg. Tr. Rot (Bauernbund) und Keil (Soz.) zu Vizepräsidenten gewählt. Zum Staatspräsiden ten ist der Demokrat Tr. v. Kieber geivählt worden. InThüringen liegen, obwohl das genaue Wahl- rcsultat noch nicht bekannt ist, die Verhältnisse ähn lich schwierig wie im Reich. Die Hoffnung der Lin ken, eine rein sozialistische Regierung bilden zu kön nen, schwindet, während eine rein bürgerliche Regierung mit einer sehr starken sozialistischen Linken zu rech nen haben wird. In Preußen wollen die Unabhängigen einen Antrag auf Auflösung der Landesversammlung einbrin- gcu, da. sie nicht mehr dem Bolkswillen entspräche. Die Rechte wird sich dem Antrag anschließen, möglicherweise auch die Mehrheitssozialisten, bei denen die Entschei dung liegt. .. . In Teutsch-Oesterreich ist auch noch kein^