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Ndorfer Grenzbote V Kmtsölatt für den Stadtrat zu Adorf. FernsprecherNr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzbote. HowcheU'Konw Leipzig 37369 8k). Skmek-dErv^nto!18 Mittwoch- den 31. Mor; W20 V- Gneß Haferslockcn Marmelade Haferflocken Marmelade ( da« Pfund —.92 Ml.) (das Päckchen —.60 Mk.) 1 Päckchen Milchsüßspeise der gelben Marken: Vä Pfund Marmelade und der blasen Marken: Vi Pfund Marmelade zum Verkaufe. der qrüne« Blaffen: V- Pfund " (das Pfund 4.80 Mk.), t » » 3.70 „ ), Warenverteilung. Diese Woche gelangen aus Warenmarke Nr. 44 der roten Marken: 1 Pfund - - - - Der Verkauf erfolgt nur an solche Personen, die den Bezug durch Anmcldcmarkc Nr. 41—45 angcmeldet haben und durch den Händler, bei dem die Anmeldung erfolgt ist. Die Waren können von Donnerstag ab bei den Händlern entnommen werden. Oelsnitz i. V., 29. Mär, 1920 Der Kommunalverband. Mittwoch, Len 31. März, Abgabe der im Herbst vornotierten SaKtkartoffeln. Zur Ausgabe gelangt vorläufig die Hälfte der bestellte« Me«ge° Bezugsscheine im städtischen Lebensmittelamt in nachstehender Reihenfolge: 4 — H vormittags 8 — 9 Uhr - i-q , 9 - V-N " R - 2 „ V-11 - 12 „ Saatkartoffeln am Bahnhof. Der Zentner kostet 6V Mark. Adorf, den 30. März 1920. Stadt. Lebensmittelamt. Vie Auseinandersetzung. Die letzten Unruhen haben di« Auseinandersetzung, beschleunigt, die zwischen sozialdemokratischer und bür- gerucher Auffassung doch einmal kommen mutz, selbst wenn es gelingen sollte, Mitglieder der bisherigen Re gierungsparteien wiederum in demselben Ministerium zu vereinen. Die Gegensätze, die naturgemätz zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie bestehen, sind seit dem Bestehen der Nationalversammlung wiederholt zu rückgestellt, aber prinzipiell überbrückt sind sie nicht, und es ist zuweilen recht schwer geworden, einen Aus gleich M finden, besonders beim Betriebsrätegesetz. Jetzt Hst aber die Meinungsverschiedenheit noch tiefgehender, es handelt sich um erhöhte Ansprüche der Arbeiter an die Macht zur praktischen Verwirklichung des Sozialis mus. Tas ist der Kernpunkt der ganzen Angelegen heit, und Personenfragen dienen nur dazu, sie zu mas kieren. Wenn es noch einmal gelingt, die grundsätzliche Entscheidung zu vertagen, so wird es doch nicht mehr für lange Zeit geschehen können, denn es besteht sonst die Gefahr, datz die Arbeitermassen über die Köpfe der Parlamentarier fort, die Lösung selbst in die Hand nehmen. Und damit wäre die Möglichkeit enes neuen schweren Konflikts gegeben. Ueberraschend ist es nicht, daß wir dem Entweder- Oder näher gerückt sind, das mußte einmal kommen, ebensowenig wie sich Wasser und Feuer vermischen lassen, sondern nur getrennt sich wohltätig und wirksam erweisen können, so muß auch zwischen sozialistischer und bürgerlicher Wirtschaftslehre eine feste Grenze ge zogen werden. Denn wenn diese Scheidewand nicht errichtet wird, so stürzt alles, was in jahrzehntelanger Tätigkeit in Deutschland an wirtschaftlichen Funda menten errichtet ist, zusammen. Tic Staatsstreichtage haben in der Arbeiterschaft radikalen Charakters die Ueberzeugung geweät. datz sie die politische Macht im erforderlichen Maße gewin nen können, um die Sozialisierung grundsätzlich durch zudrücken. Darum muß Klarheit kommen, nicht so sehr, was für Männer in der Reichsregierung sitzen, sondern Vielmehr, was von ihnen geschehen soll. Wir stehen beim Entweder-Oder, und von der RcichSregierung muß eine Auseinandersetzung zwischen bürgerlich und sozialdemokratisch herbcigeführt, das Heißt, unbedingt festlegend und für die Zukunft gül tig bestimmt werden, wem die großen Vermögens- und Produktionswerte des deutschen Volkes gehören sollen. Zum Zankapfel für die kommenden Jahre und womöglich gar zum Gegenstand eines neuen Bürgerkrieges dürfen diese Punkte nicht mehr gerechnet werden. Sie müs sen fest stehen über dem Streit des Taaes. Ser Aufstand im Ruhrgebiet. Ein Ultimatum der RcichSregierung. Die Reichsregieruug hat an die Aufständischen im Ruhrgebiet folgende Aufforderung gerichtet: Die Regierung hat durch die „Bielefelder Verhand lung" versucht, ohne Anwendung von Gewalt die Ruhe und Ordnung im Ruhrgebiet wiederherzustellen. Der Ver such ist gescheitert. Die Rote Armee hat sich nicht danach gerichtet. Die Angriffe auf Weset sind mit größter Heftig keit fortgesetzt worden. Die Gefangenen wurden nicht frei- Vegeben, die Abgabe der Waffen nicht durchgeführt. Die Verhältnisse haben sich im Gegenteil noch verschlechtert. Kahlreiche Notschreie aus allen Kreisen der Bevölkerung »erichten über Verbrechen und Gewaltätigkeitcn, die von «en Noten Truppen begangen werden. Das zwingt die Regierung zum energischen Handeln,, um möglichst bald wieder, geordnete Verhältnisse in diesen Gebieten herzu- üellen und die Bevölkerung vor Willkürakten zu schützen. Um aber allen Verführten nochmals Gelegenheit zu ve°en, zur Vernunft zurückzukehren, will die Regierung noch eine letzte Frist gewähren, ehe sie mit Waffen gewalt einschreitet. .Sie fordert daher bis zum 30. März, 12 Uhr mittags, eine ausreichende Sicherheit für den Militärbefehlshaber des Wehrkreises 6, Generalleutnant von - Watt er, in Münster für die Annahme und Durchführung i folgender Bedingungen: 1. Uneingeschränkte Anerkennung der verfassungs mäßigen Staatsautorität. 2. Wiedereinsetzung der staatlichen Verwaltungs- und Sicherheitsorgane, soweit sie nicht durch Eintreten für die KaPP-Lüttwitz-Regierung belastet sind. 3. Sofortige Auflösung der Roten Ar mee. 4. Völlige Entwaffnung der gesamten Bevölkerung einschließlich Einwohnerwehren unter Aufsicht der recht- mäßigen staatlichen Organe. Die Art und Zeit der Durchführung der Entwaff nung wir- durch den Inhaber der vollziehenden Gewalt näher bestimmt werden. Sofortige Freigabe der Gefangenen. Falls diese Bedingungen angenommen werden, wird die Reichsregieruug von einem Angriff sbsehen. Anderfakls erhält der Inhaber der vollziehenden Go. Walt Freiheit des Handelns zur vollen Wiederherstellung gesetzmäßiger Zustände. Berlin, den 28. März 1920. , Die Reichsregierung. i Der Reichskanzler. Der R eich s w e h r m i n i st er« gez. Müller. gez. Geßler. * Indessen dauern die Kämpfe bei Wesel weiter. So wird gemeldet, daß die dort in schweren Kämpfen ste henden, durch bayerische Gruppen verstärkte Reichs- wehrtruvpen der Division Kapisch, Sonntag die Rote Armee südlich von Wesel so weit zurückgeschlagen ha ben, daß der Ort Friedrichsseld von ihnen gesäubert worden ist. Dieser Angriff war nötig, um die Bewoh ner der südlichen Stadtteile Wesels vor der Kanonade zu schützen. Die feindliche Artillerie wurde zum Teil erbelltet, darunter eine schwere Haubitze, eine Feldka none, eine große Anzahl Maschinengewehre, Minen- werser und viel Munition. Die ganze Linie wurde so weit zurückgedrängt, daß eine weitere Beschießung Wesels nicht mehr zu befürchten ist. Damit ist der Zweck des Vorgehens erreicht worden. Tas Bielefelder Abkommen, das von beiden Parteien als grundlegend bezeichnet wurde, ist nach längeren Debatten auch in der Versammlung der Vvll- zugsrüte in Essen anerkannt worden. Trotzdem hat eine Reihe örtlicher Aktionskomitees sich nicht an diese Beschlüsse gehalten Vvn größeren Städten haben die Radikalen Es sen liebst einem Teil der Krupp-Werke und Duisburg rn Besitz. In Hagen, Remscheid, Lüdenscheid und Iser lohn kamen hingegen Versammlungen der Arbeiterpar teien zu einer einmütigen Verurteilung der Diktatur der Mühlheimer Zentrale. , Bei der Gefährdung der Kohlenversorgung sah sich die Negierung gezwungen, nunmehr energische Maß nahmen zu ergreifen, um diesen Zustän ¬ den ein Ende, zu machen. Es wurden von Brandenburg und von Bayern aus bereits größere Truppenkontin gente in Marsch gesetzt Deutsches Reich. — Berlin, den 30. März 1920. " Eilt Wahlaufruf »es Zentrums. Der Vorstand der Zentrumsfraktion der Deutschen Nationalversamm lung (Bors. Karl Trimborn) erläßt an die Mitglie-i der der Partei einen Aufruf, der sich mit der „Militär- revoltc vvm 13. März." beschäftigt. Diese sei ein un verzeihliches Verbrechen am deutschen Volke gewesen. Ter Aufruf schließt mit folgenden Forderungen zur Lage: „1. Grundsätzliche Aufrechterhaltung der Wei marer Verfassung mit allen nur möglichen Mitteln. 2. Eine Regierung, die den Willen und die Mittel be sitzt, auf dem vom Gebot der Stunde diktierten Weg« verfassungsmäßige Zustände wieder herzustellen mrd zu sichern. 3. Tie Organisation einer Wehrmacht, die verfassungstreu und verfassungssicher bis zum Op fer von Blut und Leben ist. 4. Schärfste Ahndung aller gewaltsamen Umsturzbestrebungen, ohne Ansehung der Person oder Partei. 5. Ablehnung und Bekämpfung jeder Klassenherrschaft. 6. Entschiedene Durchführung einer sozialen Demokratie unter Gleichberechtigung ap ler Stände." ° Tic Unabhängigen und die sozialistische Arbeite» rogierung. Die U. S. P. D. hatte zum Sonntag 29 öffentliche Versammlungen in Groß-Berlin einberu fen, in denen bekannte unabhängige 'Abgeordnete un- Führer, wie Crispin, Breitscheid, Cohn, Täumig, Eich horn, A. Hoffmann, Ledebour, Maltzahn sprachen. Die Redner lehnten jedes Zusammenarbeiten mit der neuen Koalitionsregierung ab und erklärten, daß die U. S. P nur dann Vertreter in ein Kabinett senden werde, wen« ihrer Partei in der reinen Arbeiterregierung das lieber- gewicht zugesichert werde. ° Tie Verminderung -es Heeres. Amtlich, wir- mitgeteilt: Der durch die Presse bekannt gegebene Kaki, nettsbeschluß vom 9. März 1920 über Beibehaltung eines Uebergangsheeres von 8000 Offizieren und von 192 000 Mann für die Zeit bis zum 10. Juli 1920 tp durch nachstehende Bestimmungen ergänzt worden: „NN* aktiven Offiziere und Kapitulanten des früheren Heere», die nicht in das Uebergangsheer (einschließlich Truppen in der neutralen Zone), in iX Abwicklungswesen, i» den Heimkehrdienst und oen Reichs- und Staatsdienst übernommen werden, werden bis 31. März 1920 ver- abschiedet. Ausgenommen hiervon bleiben diejenigen, -re mindestens seit 1. Oktober 1919 bis 31. März 1920 dauernd in Etatssteilen Dienst getan haben: sie scheiden erst mit dem 9. April 1920 aus allen Militär- Verhältnissen aus und werden nach den für die An gehörigen des früheren Heeres geltenden Vorschriften versorgt." Vorstehende Bestimmung ist ein wesentli cher Bestandteil des erwähnten Kabinettsbeschlusses. ' Tic Verhandlungen znr Herbeiführung eines dcutsch-jrauzösischen Wirtschaftsabkommens, die nach dem Osterfest in Angriff genommen werden sollen, werden hoffnungsvoll betrachtet, denn auch Frankreich hat gro- ßes Interesse an festen Vereinbarungen. An chauvi nistischen Reden hat e" bekanntlich in Paris nickst gefehlt, aber für ein gutes Geschäft, selbst wenn es Deutschland betraf, hat man jenseits der Vogesen im mer noch Verständnis gehabt, und zu entbehren ist der Verkehr mit der deutschen Industrie schlechterdings nicht. " Tic dcntsäcn Valuta-Verhandlungen haben durch die letzten Unruhen eine Verzögerung erlitten, di« an sich nicht schädlich ist, aber nicht zu lange ausgedehnt Werden sollte, denn es ist vorauszusehen, daß sich auch die Spekulation dieser Angelegenheit bemächtigen wird, um in ihre Tasche hineinzuarbeiten, was sie bekommen kann, und wir können dann bezahlen. Es sollten we- ni-gstens beträchtliche Ausfuhrzuschläge nicht versäumt werden. Was ist, genügt noch nicht. ' Wicdcrhcrstclluug der Ordnung j« Thüringen Der Abg .Käppler (Mehrheitssozialist) ist zum Reichs- kommissar für den Freistaat Gotha mit weitgehenden Vollmachten ernannt. Das Militär greift straff durch und hält Haussuchungen nach Waffen ab. Die Landes- Versammlung ist auf Montag einbcrufen. — Das Kobur < ger Reichswchrbataillon rückte mit bayerischen Ver stärkungen kriegsmäßig in der Richtung nach Suhl