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Amtsölalt für den Stadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. GrenzLote. 10. «emsindr^iiro-K-nto 118 Mittwoch, den 14. Ianu ir ^20. Postscheä.KmtolLeipzig 37369 JatzrK 85? Unter Hinweis auf die Verordnung über die Erhebung Les süchfifche« Miet» «ud Pachtvertragsstempels im Jahre 1920 vom 39. Dezember 1919 sEVBI. S. 276) wird den Gemeindebehörden, denen es an den nötigen Unterlagen für die Erhebung dieses Stempels fehlt, anheimgegeben, sich die Unterlagen bei der in näch ster Zeit für Reichssteuerzwecke erfolgenden Peisonenstandsaufnahme zu verschaffen. Dresden, den 9. Januar 1920. Finanzministerium. Die BezirtssiedelungsgeseHschaft Oberes Vogtland beabsichtigt, auch in Adorf so dringend nöt ge Klsinwohnungsbauien zu errichten. Es wird hürzu vor allem geeignetes Bauland benötigt, welches auch im Preise dem besonderen Zweck entspricht. Besitzer von hierzu geeignetem Gelände, welche bereit sind, solches an die Bezirks- siedelungsgesellschaft abzu^eben, werden gebeten, sich am Freitag, den 16. dis. Mts., nach«. Uhr im Rathaus, Vürgermeister-Zimmer, zu einer Besprechung einzufinden und gegebenenfalls erforderliche Unterlagen über Lage und Größe des Grundstücks mitzubringen. Der Besprechung wird auch ein Vertreter der Vezkkssievelungsgeseltschaft beiwohnen. Adorf, am 12. Januar 1920. Der Siadtrat. Fristsache. Wir Machen hiermit darauf ausmertsam, daß die Umsatzsteuererklärungen TI für das Kalenderjahr 1919 nunmehr binnen 2 Tagen bei uns — Rathaus Sitzungssaal — abaeholr werden möchten u o spätestens Ende dieses Monats ausgefüllt z«^ rückgegeben werden müfses. ^dorf !. V., am 13. Januar 1920. Der Stadlrat als Umsatzsteueramt. Abgabe von Quark. Zeit der Abgabe: Sofort. Bezugsberechtigt: Gelbe Ausweise 131 — 160 gegen Marke Blaue „ 901 — 1085 „ „ 100 Gramm Verkaufsstelle: Lonsumverein. Adorf, den 12. Januar 1920. StäLt. Lebensmittelamt. Mittwoch, den 14. Januar AWk MI MM- M StMlM an Haushaltungen, die überhaupt keine Kohlen mehr haben. Bezugsscheine: im städt. Lrbensmittelamt. Kohlen: am Gütrrbahnhof. «do-f, den 13. Januar 1920. Stadt. Lebensmittelamt Wie wir jetzt dastehen könnten? Mag bis zum 11. November 1918, wo der Was- HenMtstand in Kraft trat, viel versäumt worden fein, um uns eine bessere Zukunft zu sichern, mach diesem Tage ist noch mehr unterlassen, was uns in den Stand Hätte setzerr können, die Friedens-Konsequenzen Zu er« Allen bezw. sie zu mildern. Tie Vollziehung des Protokolls über die Ratifizierung stellt uns vor di« Durchführung der Bedingungen des Vertrages von Ver sailles. Freude erweckt uns nur die endliche Heimkehr: aller Kriegsgefangenen, aber da,reden kommt die „Aus lieferung der Kriegsschuldigen", die „Besetzung der Ab stimmungsgebiete", der Verlust der wertvollen Ostge biete an Posen, die Herabsetznirg unserer Hceresmacht auf 100 000 Mann, die Kohlenlieferung und sonstige Produk tionsbelastung, die Zahlung der großen Kriegsentschä digung und alles, was damit in Verbindung steht. Was noch an Einzelheiten an uns herantreten wird, ist heut« nicht abzusehen. Gewiß ist aber, daß wir noch über man cherlei künftig werden verhandeln, das heißt, bitten müssen, was wir nicht nötig gehabt haben würden, lvenn wir die letzten 15 Monate nicht als verlorene wür den buchen müssen. Wie wir heute dastehsn könnten, das ersehen wir aus dem, was nicht da ist. Zum ersten fehlt noch immer der innere Friede, der Mangel, der uns den jammervol len Zustand unserer Valuta gebracht und uns damit ein Opfer von ungezählten Millionen auferlegt hat. In Agitationsreden wird von Generalstreik und Gewaltdemonstrationen gesprochen, die an die Wie- dcrkehr des Todestages des Spartatistensührers Karl Liebknecht (l.5. Januar) anknüpfen sollen. Seit Jahr und Tag hat es keine geordnete Produktion in Deutsch- kand mehr gegeben, und doch ist gerade diese in der ersten republnamschen Kundgebung vom 12. November I9I8 als hervorragende Ausgabe der republikanischen Negie rung hingestellt worden. Wir sind heute mit der Le bensmittelversorgung bald wieder so traurig dran, wie in der ärgsten Zeit der Hungerblockade, wieder stehen eine Kohlrüoenara und eine Verringerung der Brotra tion in Sicht- (Und die Kohlennot im Winter ist schlim mer denn je.) lenem ersten Erlasse oer neuen Regie rung wurde aber eine Regelung der Volksernährnnq vls besonders wuhrig bezeichnet. Win haben heute eine arge Verschwendungswirtschaft, der Nieseustcueru und ein Riesendesizit gernnübersteyen, das allein bei den gesamten deutschen Esienbahnen über 4 Milliarden für ein einziges Jahr betragt. So stehen wir da! Aber wie ganz anders konnten wir dastehen? Wenn nach den langen entbehrungsrei chen Kriegsjahren aus -ranz und Unterhaltung nicht verzichtet werden sollte, es konnte getanzt werden. Aber das Lichterwort hafte beherzigt werden müssen: „Saure Wochen, frohe Feste, Tages Arbeit, abends Gäste, sei dein künftig Zauberwort." Wenn wir es Hüften über uns gewinnen können, ein wenig bescheidener zu leben, als unbedingt erfordern chwar, wir hätten den Erfolg des moralischen Respektes und des Vertraucus-Kreoits in der ganzen Welt gehabt. Auch die Entente hafte uns diesen Respekt und Kredit entgegengebracht, selbst wein« sie es anfangs nicht gewollt hätte. Venn sie braucht? uns. Wenn wir 1919 tüchtig gearbeitet Hüften und deutsche Fabrikate ins Ausland gelieftrt hätten, das fürchterliche Valutaverhältnis wäre verhindert worden, und der Handel in den Eutenteländern hatte uns auch eine Milderung der Friedensbedingungen und die Er leichterung der Lebensmittelbeliesernng geschafft. Da mit wären wieder Ruhe, Frieden und Zufriedenheit tn Deutschland hochgekommen. So hätten wir dastehen können. Und aus dem Mlem wäre ein Ausgleich in den heimischen Preise.« in einem Maße gekommen, daß unsere Lage erträglich wurde. Wir hätten weniger Steuern gebraucht und f Fonds zur Bezahlung der Kriegsentschädigungen' an- sammeln können. Wir standen aber der Entenre mit lee ren Händen, als ein arbeitsurrlustiges Volk gegenüber, und danach sind wir behandelt worden. Verschiedene Milliarden sind für Besserung der Lage verausgabt, und wir stehen wieder vor Generalstreikdrohungen und haben Kohlrüben in Sicht. Tas englische Sprichwort „Zeit ist Geld" hatte niemals und nirgendwo so große Berechtigung, als 1919 in Deutschland, aber wir strit ten uns über Theorien, und statt Werte zu neuem Wohl- gano zu schaffen, verloren wir das internationale Ver trauen. Wenn jetzt die Valuta wieder etwas steigt, so ist das noch nicht das Zeichen für eine Erfolgsfanfare. So lange wir bei dem Ausland einen Bittgang tun müssen, sind wir noch unten durch; erst wenn wir gesucht werden, haben wir die Berechtigung aufzuatmen. Deut sche Schlagworts locken keinen Hund Hinterm Ofen ber- vor, nur Leistungen imponieren und schaffen Geld. Und Geld — für andere — zu schaffen, bleibt leider das Losungswort des neuen Friedens. zvm. Der Friede. Arn Sonnabend, den 10. Januar 1920, wurde im Ministerium des Aeußern in Paris das Protokoll vom 1. November durch die deutschen Delegierten Freiherrn v. Lersner und Ministerialdirektor v. Simson unterzeich net. Sodann übergab Clemenceau die schriftliche Be stätigung über die Herabsetzung der Schadenersatzan sprüche für Scapa Flow. Somit ist der Friede in Kraft gesetzt. Ueber die Zeremonie wird noch näher mitgeteilt: Zuerst unterzeichneten v. Simson und v. Lersner, nach ihnen Lloyd George, Clemenceau, Nitti, Matsui (Japan), Hymans (Belgien) sowie nach alphabetischer Reihenfolge die Vertreter der kleineren Staaten. Ter amerika nische Botschafter nahm nur an der Unterzeichnung des Protokolls teil. Bei dem Austausch der Ratifi kationsurkunden war er nicht vertreten. Nach dem Austausch drückten die Vertreter der alliierten Mächte den deutschen Vertretern die Hand zum Zeichen, daß der offizielle diplomatische Verkehr wieder ausgenom men sei. Hierbei sagte Clemenceau den deutschen Tele gierten wörtlich: „Ich habe die Ehre Ihnen mitzuteilen, daß noch heute abend der Befehl zur Heim send ung der deutschen Gefangenen unterschrieben wird." Tie Hcimtchr der Kriegsgefangene« — Täglich V—7VO«. Eine erfreuliche Folge dieses Eintritts des Frie denszustandes ist die endliche Rückkehr unserer Gesaw- genen. General Cassouin, Vorsitzender Ler fran zösischen Kommission für die Heimschaffung der Kriegs gefangenen, machte am Sonntag den deutschen Delegier ten Mitteilung über die Einzelheiten des Heimschas- fungsplanes, der zur Ausftihrung gelangt, sobald die deutsche Regierung dem Friedensvertrag gemäß das erforderliche Material geliefert hat. Die Heimschaffung erfolgt auf sechs verschiedenen Linien. Ueber Düsseldorf, Limburg, Mannheim, Offenburg, Basel und Konstanz. Andererseits sind die Heimschaffungen auf dem Seewege in Aussicht genommen und zwar von Havre, St. Na- zaire, La Rochelle, La Police und Bordeaux aus. Tie Heimbeförderung wird auf allen genannten Linien 24 Stunden nach der Ankunft des nötigen Ma terials beginnen, worüber den deutschen« Delegierten Angaben zugehen. Tie deutsche Delegation wird ihrer seits alle möglichen Anordnungen für eine möglichst rasche Abfahrt der Züge treffen. Man nimmt an) Laß, sobald -er Plan voll zur Durchführung gelangt, täg lich sechs- oder siebentausend deutsche Kriegs ¬ gefangene nach Deutschland zurückbefördert werden können. Sie „erste Friedensiat". Tiie Verewigung des Kriegszustandes im Rheinland. Tie „Hohe interalliierte Kommission" hat ihr« Herrschaft im Rheinlands angetreten. Sie hat eine An zahl Verordnungen erlassen, die fortan das oberste Gesetz der rheinischen Bevölkerung bedeuten sollen. Ties« Verordnungen überschreiten in vielen Punkten die Be stimmungen des FrieLensvertrages, sie machen die Be völkerung des Rheinlandes für Lie höchsten 15 Jahr« rechtlos und versklavt. Am selben Tage, an dem der Friedensvertrag abgeschlossen wird, wird er schon durch die Entente gebrochen. Ter Eiutritr des Friedenszu standes bedeutet für die Bevölkerung des Rheinlandes die Verlängerung Les Kriegszustandes auf 15 Jahre. Wie wurde Lie R:de, die Tirard im Oktober in Paris hielt — er war gerade zum Vorsitzenden der fra» züsischen Rheinlandkommission erunnut -- von allen unverbesserlichen Optimisten bejubelt. Sie sahen darin das erste Zeichen französischer Versöhnlichkeit. Tirard erklärte, er wolle den Versailler Frieden bei seiner Amtsführung in einem Geiste absoluter Loyalität und in einem Geiste des Wohlwollens gegenüber der Be völkerung ausführen. Und nun vergleiche man damij die soeben von der RheinlandÄ0mmission erlassenen Verordnungen. Tas Rtzeinlandsabkommen ist mit dem Frieden?« j Vertrag unterzeichnet und ausgetauscht wordeu. Es z stellt einen unantastbaren Bestandteil Les Friedens« z instruments Lac und ist gleichzeitig mit dem Friedens- Vertrag am 10. Januar in Wirkung getreten. Nach diesem Rheinlandsabkommen hat die Rheinlairdkommis, sion die Befugnis, diejenigen Verordirungen zu erlassen, die für die Gewährleistung des Unterhalts der Sicher« heit und der Bedürfnisse der Streitkräfte der alliier« i tcn und assoziierten Mächte nötig ist. Tiefe s 0 eberl i veröffentlichten Verordnungen der Kom- ! Mission stellen aber alles andere als ein« s loyale und wohl wollen de An wen düng die- ! ser Befugnis dar. Sie sind in einem Geiste ge- ! halten, daß sie bei ihrem Bekanntwrrden im besetzten s Gebiet ein Gefühl tiefster Niedergeschlagenheit ausge löst haben. Tie arme, gequälte Bevölkerung der be setzten Gebiete, die in der Hoffnung lebte, daß mit dem Beginn Les Friedens anch für sie das Leisen des Krieges aufgehört haben, sieht sich in dieser Hoffnung schwer enttäuscht. Vor allen Dingen geben diese „Verordnungen" ! den besetzenden Mächten die Möglichkeit, die Bevölkermrg : der besetzten Gebiete vollständig der fremden Militär- j gerichtsbarkeit auszuliefern, und Las in einem Augerr- blick, in dem Deutschland sich anschickt, die Militärge richtsbarkeit in seinem eigenen Lande aufzuhebeu. Tie Uebertretung auch nur der geringfügigsten Verordnun gen gibt den besetzenden Mächten die Handhabe, den Uebertreter der Militärjustiz des besetzenden Staates, auszuliesern. Verordnungen, wie die Grußpflicht oder die Bestrafung von Unschicklichkeiten oder Verletzungen gegenüber fremden Truppen durch Worte, Geberde oder Haltung sind geradezu eiue Aufforderung zur Schikairft sierung der Bevölkerung: die unteren militärischen Be hörden der Besatzungsmacht erhallen damit das Mittel zn einer unerhörten Tyrannei gegen die Leutiche Bür gerschaft. Es sind hier nur einige besonders auffallend« Be stimmungen herausgegriffen, dje anderen Bestimmungen sind deswegen nicht weniger drückend und schikanös. Die Rheinlandkommission hat z. B. die unbegrenzte Vollmacht, mißliebige Personen ausznweiscn, sie hat das Recht der Postzensur, der Prefsezenfum arich lür