Volltext Seite (XML)
Vergnüge», wen» es nicht geteilt ist. Unser Pfarrer ging auch überall bin. um seine Rose zu zeigen. Eines Abends kehrte der ehrwürdige Greis mit seinem Rosenstocke unter dem Arme nach Hause zurück. Tort fand er in seiner Wohnung eine arme Frau, die recht elend aus sah und von ihm unter Weinen ein Almosen verlangte. Er durchsuchte seine Taschen, fand aber nichts. Er ging an die Schränke, aber alle Schlüssel waren abgezogen. Seine Haushälterin, die nicht zu Hause war und wußte, daß die Wohltätigkeit ihres Herrn keine Grenzen kannte, trug die Schlüssel bei sich. Was sollte der gute Greis tun? „Ach, gute Frau." sagte er zu der Armen. „Ihr seht, ich kann Euch nichts geben, ich habe nichts." „Ach Gott." erwiderte die Bettlerin, indem sie reichliche Tränen vergoß, „was soll ich denn macken? Meine Kinder haben seit gestern nichts mehr zu essen!" „Gar kein Brot seit gestern." rief der mildtätige Prie ster aus und warf einen Blick auf seinen Rosenstock . . . „Ist das möglich?" Tie Tränen der Mutter bewiesen hinlänglich, daß sie die Wahrheit gesprochen. Ter Pfarrer war tief bewegt. „Hier, arme Frau," sagte er. ihr den Rosenstock hinreichend, „nehmt diese Pflanze und verkauft sie. Ich kenne Lieb haber. die Euch jeden Preis, den Ihr fordert, dafür geben werden. Ihr könnt Euch dann Brot kaufen." So verlor das Blnmengärtchen des wohltätigen Prie sters seinen schönsten Schmuck: aber die arme Familie konnte mehrere Wochen von diesem edelmütigen Opfer leben. — Ach. wir geben so viel Geld aus für unnütze Tinge für unser Vergnügen! Mit dem zehnten Teil dieses Geldes könnten wir vielleicht eine ganze Familie glücklich machen! Eine kleine Entsagung, lieber Leser — und eine Träne des Unglücklichen damit getrocknet. Tas wäre doch beseligend — und so echt christlich! Die Liebe ist erfinderisch. Nachdruck verbaten. Eine christliche Mutter betete eines Abends unter bei ßen Tränen vor ihrem Kruzifire: ganz in Andacht versun ken, merkte sie nickt, wie ibre Tochter eintrat. Ter Mutier tränenfeuchtes Auge sckanend, fragte diese mit inniger Teil nahme: „Tu leidest. Mutter? O vertraue mir, was dick gnält." „Mein Kind." murmelte betrübt die Mutter, „bete, bete für deinen Bruder!" „Wäre es möglich, daß er dich nicht mehr liebte?" ent- gegnele betroffen das junge Mädchen. „Wobt glaube ick. daß er mich noch liebt: doch er liebt Gott nickt mehr, und du weißt, wenn die Liebe zu Gott das Herz verläßt, dann weich: gar bald die Liebe zur Familie, die Liebe zur Pflicht." Lange schon war die Schwester ängstlich um des Bru ders Seelenheil besorgt, denn sie batte bemerkt, wie er sich allmäblich von allem Guten entkernte. Heute hatten die Worte der Mutter, deren Wahrheit sie tief fühlte, den Ent schluß in ihr gereist, die Seele des Bruders zu retten. Do ne so orr 'ckon Rat und Trost gesucht, da eilte ne auch jetzt bin. zur biltreicken Himmelskönigin: sie betete lange und inbrünstig zu Gott, daß er sie erleuchten möge, die richtigen Mittel und Wege zu finden, des Bruders Heil zu sichern. Voll Vertrauen begab sie sich dann zur Ruhe, um gleich am anderen Morgen die Arbeit zu beginnen: sie nahm die Feder und schrieb folgende Zeilen nieder: Kleine Fragen, um deren Beantwortung ich meinen Bruder diesen Abend bitte: Wie kommt es, daß mein Bru der, so erkenntlich für die geringste Aufmerksamkeit seiner Schwester, so zuvorkommend, ihr eine Freude zu bereiten, so erfinderisch, ihr ein Wort der Liebe und Anerkennung zu bieten, — so leicht aber Gott vergißt, dem er eine liebevolle Rdutter, eine gesicherte Stellung uird eine Gesundheit ver dankt, die ihm das Leben zu genießen befähigt, wie kommt cs, daß er für ihn kein Wort des Tankes hat, selbst nicht einmal ein kleines Gebet dein: Erwachen und am Schlüsse des Tages? Könnte mein Bruder so undankbar werden? — Wie kommt cs, daß mein Bruder, so gewissenhaft in der Erfüllung seiner Pflicht, so pünktlich in seiner Arbeit, so unterwürfig gegen jene, die sein Weiterkommen fördern können, so oft und mit so großem Leichtsinn aber die Gesetze Gottes und der Kircke verletzt?" Als der Bruder diese Zeilen las, wurde er aufs tiefste ei griffen, Tränen drangen aus seinen Augen hervor, und er gelobte Besserung. Er flehte mit seiner Schwester ge meinschaftlich die Himmelskönigin um Beistand an und wurde ein so braver Mann, daß all die Seinen nur noch Freude an ihm erlebten. Rätsel. L-ke. Vexierbild. Ei, da kommt ja meine Freundin; der muß ich bleich mein neues Püppchen zeigen. Bilderrätsel. Auflösung des Bilderrätsels in Nr. 4: Beispiele lehren besser als Regeln. Auflösung der Rechenaufgabe in Nr. 4: 78', 2l" „ WO Auflösung des Kapselrätsel in Nr. 4: Erich, Dank. Ulan. Adel. Reis. Teck. — Eduard. Auslösung des Dersteckrälsels in Nr. 4: Eifersucht macht taub und blind. -iv Auflösungen sandten ein: Elisabeth Krahl, Dresden-A.: Martha Frenzel. Sebnitz; Franz ElSner, Berlin-W- Druck: Saxonia.Buchdruckerei, Verlag des kalh. PreßveretnS, TreSde», Ptünitzer Straße 48,-Deranlw. Redakteur: Philipp Rauer, Dresden