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G W N Feierabend MW WK Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung 27r. 5 Sonntag den 30. Januar WO Sonntag Serageslmü. Eranzelium: Das vierfache Ackerland. Lukas 8,Ds-15. ^ . Im heutigen heiligen Evangelium schildert der Herr Jesus gleichnisweise, wie dasselbe Wort Gottes verschiedene Druckt bringt, wegen der verschiedenen Beschaffenheit des menschlichen Herzens und der verschiedenen Mitwirkung des menschlichen Willens. Es gibt Menschenherzen, die dem sestgetretenen Wege gleich sind. Das Wort Gottes wird gar nicht ausgenommen, um Frucht zu bringen, sondern wie ein Menschenwort ans Neugierde und Zerstreuung und gar bald ist es wieder weggetan und abgetan. Wehe über ein solches Herz! Es ist für Gott und sein heiliges Wort geschaffen und hat für seinen Beruf kein Verständnis mehr. Andere Herzen gleichen einem seichten Fruchtboden. Es ist guter Wille und einige Mitwirkung da, aber die Zeit der Versuchung, die allen Einsatz der Kräfte und Mut und Be geisterung verlangt, findet sie schwach: sie unterliegen. An dere wieder meinen in ihrem Herzen auch noch andere Früchte anbanen zu dürfen, so daß das Herz halb ein heili ger Gottesgarten und halb ein heiliger Weltgarten zu fein scheint. Doch Halbheiten mag der liebe Gott nicht und wer der bösen Begierlichkeit gestattet, sich zu entfalten, der zieht einen Unkrautsamen groß, dessen er dann nickt mehr Herr wird. Darum fort mit dem Unkraut! Wenn du flei ßig schon die kleinen Unkrautspitzen, die sich zeigen, ausjätest und in gleichem Maße ehrfurchtsvolles heiliges Verlangen hast nach besserer und festerer Einpflanzung des Wortes Gottes in deinem Herzen, dann wird es in deinem Herzen sprossen und blühen nach Gottes Wohlgefallen und es wird heranreifen dreißig- und hundertfältige Frucht. Die drei Unkrautpflänzchen sind aber Habsucht, Genußsucht und Ehrsucht und sie werden dann am Auskommen gehindert, wenn du statt ihrer fleißig pflegest das Almosengebcn. Fasten und Beten oder die Werke der christlichen Nächsten liebe, Entsagung und Demut. Willst du nun in einem Beispiele recht klar sehen, was das Wort Gottes im Men- schenberzen vermag, dann lie-s mit Bedacht die heutige Epistel. Erwäge, wie alle die guten Werke, die du liesest, der Gnade Gottes und einem Menschenherzen entstammen, nämlich dem des heiligen VauluS — und willst du viele heilige Namen von Edclbänmen oder heiligen Frnchtträgern im Garten Gottes- kennen lernen, dann schaue in den Ka lender oder gar in das römische Martnrerverzeicknis. Größer aber noch ist der Kalender und das Heiligenverzeich nis Gottes, denn wie in der Wüste und in der Waldeinsam keit Blumen blühen, die von keinem Memchenange gesehen werden, an denen nur Gott mit seinen heiligen Engeln sich freut, so gibt es auch Heilige, deren Tugend und Heiligkeit Gott allein bekannt ist. O großer Tag des Gerichtes! Welch eine erschreckende Menge von Sündcnunkraul wirst du einst zutage fördern, aber auch welch erfreulicke Menge lieblicher edler Frückte! Nur letztere will ick anpflanzen und pflegen und in Geduld der Reife entgegensiibren. O Gott, gib mir dazu deine Gnade! fliegen und Schweben. I^inauf in die Lüfte!" so schallt jetzt dar Rufen. Das Fliegen und Schweben in höh'rc Luftschicht Entführte manch Kühnen zum wolkenbcrcich. Ihm sind die Berge nur niedere stufen, lind selbst die höchsten genügen ihm nicht; Sein Ziel ist, zu schweben im luftigen Reich. Da hilft kein warnen und auch kein Witz; Ihn hindert kaum Sturm, noch Donner und Blitz. — Der Dichter r-erweilt gern in blum'gcn Gefilden Beim Schönsten, beim Lieblichsten aus der Au; Er singt auch von Schlachten, den blut'gen, heißen, Und scbwedt zu den Sternen, den milden; Durcheilen möcht' er den Weltenbau. Raum los kann er sich staunend reißen. Erschauend manche Sonnenbahn, — Doch letztlich starrt ihn Unendlichkeit an. — Es sinnt der Mensch mit klaren Gedanken Und spürt in den Dingen den starken Geist, Der sic zum Dasein und Leben rief Nlit Allmachtswort — und ohne Wanken Erschasf'nes dann auch dauern heißt; Die Liebe des Schöpfers ist groß und tief. Die Gottesleugner, sie denken nicht recht; Der Gottesglaube nur ist echt. Boch über den Weltraum nun schweb' mein« Seele In Ehrfurcht zum liebenden Gott empor! In ihm allein nur findest du Ruh'. Und lebst du sonder Sünd' und Fehle Und liebst ihn. wie er dich geliebt zuvor, Und schenkst ihm dein lserz und den willen dazu: Dann darfst du künftig voll Seligkeit schweben Zum qütiastcn Datei ins ewige Leben. — Itr. I. Told. Entscheidung. M. in der Hellen. Nachdruck verboten. Eine Lerche taucht ins Abenbgold, bis sie. den Blicken entschwindend, drüben im glühenden Meere zu einem vom Körper losgelösten Gesänge geworden ist. Am schmalen Wege zwischen den Kornfeldern sitzt das grüne Heimchen und streicht auf den Violinsaiten seiner Silbcrflügel eine Helle Liebesmusik, aber plötzlich bricht das Liedchen ab — Menschensckrittc kommen näher. Und schon beben zw>'i dunkle Konturen sich fast überlebensgroß vom flammenden Abendbiinmel ab, sie kommen langsam näher, wie Menschen, die sich kein Ziel beim Wandern stecken, und letzt bleiben sie stehen. Das große ernste Mädchen wendet den Blick noch ein- mal der Abendröte zn. aber der Glanz des Widerscheines haftet nickt auf den klaren Zügen. Lind es nur die Schal len des Abends, die sic wieder verdunkeln? „Ich batte dich um diesen Spaziergang gebeten, Paul. Ich glaube, wir haben uns etwas zu sagen, was die an deren nickt zu hören brauchen." Der Mann blickt auf, mit sorgenvollem Blick. Er sieht die schlanke Gestalt vor sich stehen, mit dem feinen, stolzen Kopfe, mit der ehrlichen mutigen Stirn unter dem weichen, blonden Scheitel, aber in diesem Augenblicke kommt sie ihm vor wie eine Fremde. . ^ ^