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O M Feierabend MW UW Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 46 Sonntag den November MO Den armen Seelen. Millionen Tränen quellen jetzt zutage, Und aus dem Herzen steigt die Trauerklage Um jene, die vor uns hinabgcschieden In Grabesfrieden. V laßt das Trauern! Sagt euch nicht der Glaube: Der Lrde ward die Erde nur zum Raub«, Indes der Hauch, durch den beseelt sie lebt«. Zu Gott entschwebte? <kr mag vielleicht des Zieles noch entbehren. Weil kleine Lasten ihm den Flug erschweren, wohlan! so leiht ihm Leichtigkeit und Stärke Durch gute Werkel Joseph Bergmann. 26. Sonntag nach Pfingsten. Gvang.: Bom Senfkörnlein und Sauerteige. Matthäus 13,31—SS. Das Senfkörnlein ist ein so kleines Samenkörnlein, das kleinste aus allen, sagt Jesus selbst, und doch, in der fruchtbaren Erde wächst es heran zu einer hohen baumarti gen Pfanze. Und ein paar Händevoll Sauerteig, sie schei nen so unbedeutend, und doch bringen sie so viel Bewegung und Leben in das Mehl und geben dem Ganzen einen guten Geschmack. So ist es mit dem himmlischen Senfkörnlein, der Lehre Jesu Christi. Es hatte wohl kräftig Wurzel ge faßt, aber als man den himmlischen Gärtner und Anpflan zer dieses wunderbaren Senfkörnleins kreuzigte, da schien es um dasselbe geschehen. Als aber der heilige Apostel Johannes starb, da hatte das wundervolle Senfkörnlein schon in einige hunderttausend Menschenseelen seine Wurzel gesenkt und jetzt in Hunderte von Millionen Christenherzen. Und welche Gärung, welche nicht genug zu bewundernde Veränderung hat die Lehre Jesu in den Herzen hervorge bracht. Saulus war ein wütender Christenverfolger, er wurde ein hochbegeisterter Christusjünger. Chlodwig war ein stolzer Heidenfürst und wurde ein demütiger Christen könig. Ganze Völker waren unwissende Götzendiener, und sie ließen sich zur Krippe und zum Kreuze Jesu Christi füh ren und wurden wahre Gottesanbeter. Früher gingen sie einher im Schmutze der Sinnlichkeit, und dann wandelten sie im Lichtglanze der Keuschheit. Früher nannten sie jeden Fremden einen Barbaren oder Feind, und dann lernten sie ihre Feinde segnen, für sie beten und sterben. Früher kann ten sie die Süßigkeit des Wohltuns nicht und des Erbar mens mit Not und Elend, jetzt ist es allgemeine Christen art, in den Armen und Kranken Christum den Herrn zu pflegen, in seinem Geiste und in seiner Liebe. Ja, das Christentum hat die Menschenherzen vollkommen umge wandelt nach Gottes Willen und Wohlgefallen. Und dieser Wunderbaum, diese Gnadenstiftung Jesu Christi, trägt all zeit seine Früchte. Man kann ihn nicht umhauen, man kann ihn nicht bis in sein innerstes Lebensmark verwun den; man kann ihn nur bedrohen in seinem Blattwerke, sein Wachstum und Gedeihen ruht in Gottes Hand, in Jesu Blut. Nach unserer innigsten Ueberzeugung ist diese Gottet- schöpfung, dieses groß gewordene Senfkörnlein die heilige Kirche, der anzugehören wir daS Glück haben. Christu» d« Herr hat wohl vorausgewußt, dah nach ihm manch« kommen würden, um. angeblich in seinem Nanken, auch ein Senfkörnlein auszustreuen, das ist, um Unkraut unter den Weizen zu säen; doch derselbe Herr und Heiland hat dafür gesorgt, daß man seine Pflanzung, seine Stiftung wohl erkenne. Er hat seiner Kirche vier Kennzeichen ge geben, die Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizi- tät; seine Kirche soll einig, heilig, katholisch und apostolisch sein. Wir wollen heute in kurzem betrachten, wie unsere heilige Kirche diese vier Kennzeichen in der Tat hat. Die Kirche Jesu Christi soll eine und einig sein. In unserer heiligen Kirche findest du überall denselben Glau ben, dieselbe Lehre und dieselben heiligen Sakramente. Wenn man in einem fremden Lande ist, da kann man pre digen hören in einer fremden Sprache, aber das Evange lium ist dasselbe. Wenn man in Tirol oder Bayern ein katholisches Schulkind fragt: Wieviel gibt es Sakramente? da wird es gerade so antworten wie bei uns. In heiliger Scheu warnt der heilige Paulus vor Neuerungen in der Lehre Jesu Christi, und in heiliger Scheu hütet unsere heilige Kirche das ihr anvertraute Erbe. Niemand durfte und darf etwas hinzusetzen oder hinwegnehmen. Der oberste Schirm- und Schutzherr bleibt der Herr Jesus, er bewahrt in Kraft des heiligen Geistes die lehrende Kirche und an ihrer Spitze den Nachfolger des heiligen Petrus vor Irrtum in der Lehre. Der Bischof von Rom ist Papst nicht bloß für uns. sondern für alle katholischen Christen auf der ganzen Erde. Und wie die Priester dem Bischöfe untertan sind, so sind die Bischöfe dem Papste untergeben und alle Gott. Alle bilden zusammen eine große Familie, deren sichtbares Oberhaupt der Papst oder heilige Vater, und deren unsichtbares Oberhaupt Jesus Christus ist. Welch eine schöne Einheit! Da weiß jeder, was er er zu tun hat, an wen er sich zu wenden hat. Und wenn alle in Eintracht und Liebe auf ihrem Posten ihre Pflicht erfüllen, da ist eS wie in einer Familie, in der lauter gute Kinder sind. So hat es JesuS gewollt; denn er hat gebetet: „Vater, laß sie alle eins sein, wie wir eins sind, ich und du!" Unsere Kirche ist ferner auch heilig Sie ist mit dem heiligen Blute Jesu gestiftet und besiegelt, sie hat die himmlische Lehre Jesu und seinen Gnadenschatz, und die Lehre Jesu ist so heilig und sein Gnadenschatz so uner schöpflich, daß, wer immer darnach gewissenhaft lebt und aus diesen Quellen der Gnade heilsbegierig schöpft, auch unfehlbar heilig und selig wird. Ja, es ist nicht so schwer, in unserer heiligen Kirche heilig zu sein und zu bleiben. Mit brennender Liebe opfert sich das himmlische Gottes lamm auf den Altären unserer heiligen Kirche Tag und Nacht. Wenn wir schlafen und träumen, da ist es anders- wo Tag, und wenn bei uns nur das ewige Licht brennt vor dem Tabernakel und den Anbetungsdienst für uns versieht, da knieen anderwärts die Gläubigen wachend und an«- betend vor dem Opfer der Liebe und werden Jesu fromme Tischgenossen in der heiligen Kommunion. Ebenso richten sich Tag und Nacht bittende Hände und flehende Herzen zum Vater der Gnade und alle verbindet ein heiliges Lie ben und Fürbitten, Ringen und Kämpfen mit einander und für einander. Unsere Mutter, die heilige Kirche, begleitet un- mit ihren wunderbaren Snadenmitteln, den heftige«