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stürzen. Er war «in ganzer Kerl! Thomas Ralson fand das nicht, als ihm Maud von diesem Wiederiehen erzählte. Er wünschte nicht, daß sie wieder das Geschäft aufsuche, wo mit dem grotzen Messer herumgefuchtelt würde. Dafür versuchte er es aber mit jedem Tage mehr, sich unwiderstehlicher zu machen, erreichte aber damit nur, daß Maud jetzt erst recht an des Kaisers Mann dachte. Und noch mehr mit ihm sprach. Und ein Wort gab das andere. Und der Begegnungen im Park und sonstwo wurden immer mehr. Und auch die stillen Hoffnungen wurden zur lauten Aussprache. Ja, sie wollten beide Mann und Frau werden, weil sie einander lieb hatten, und weil es ihnen in der Sylvesternacht schon prophezeit war. Maud wollte auch mit nach Deutschland reisen, um diesem gräßlichen Onkel Thomas aus dem Gesicht zu kommen, aber nicht ganz war sie damit einverstanden» datz Lorenz drüben Soldat werden wollte. Man heiratet doch keinen Mann, damit er sich tot Wetzen lätzt. Aber er bewies ihr, das müsse so sein, alle hätten sie es dem Kaiser gelobt, und sein Wort müsse er dem Kaiser halten, wie ihr. Maud legte nun einen schlauen Plan an, um schnell zum Ziele zu gelangen. Sie sagte dem Onkel, datz sie heiraten wolle, lietz ihn aber in dem Glauben, er sei ihr Auserwählter. Mister Thomas Ralson war glücklich. Denn er erkannte plötzlich, datz seine Liebenswürdigkeit das spröde Herz der Richte besiegt hatte. Er war mit allem einverstanden, was sie wünschte, auch mit einer Hochzeitsreise nach London und Paris. Jetzt, in der Kriegszeit, mütztr es dort gerade inter essant sein. Er war so einverstanden, datz er schon einen Reisepatz für Mister und Mistretz Ralson besorgte, und in einer Woche sollte Hochzeit sein. Aber zwei Tage zuvor war Maud verschwunden, hatte auch Mister Jonathan Swebbs Verkäufer seinen Posten verlassen. Ein kurzer Bries Mauds teilte dem wütenden Oheim mit, sie habe ihren lieben Lorenz, der ihr nun einmal vom Schicksal bestimmt sei, geheiratet, sie sei mündig und sie werde mit dem Gatten, der durch die Kunst eines gefälligen Friseurs den blonden Bart des Oheims erhalten habe, als Frau und Herr Ralson nach Deutschland reisen, wo ihr Gatte als des deutschen Kaisers Mann Soldat werden müsse. Nach dem Kriege würden sie wiederkommen. Der genasführte Onkel wetterte, datz man es drei Häuser weit hören konnte. Er wollt« die Polizei den Flüchtigen wegen Patzfälschung auf den Hals Hetzen. Aber sein« Schwester Harriet, die von vornherein auf der Seite der Liebenden gestanden hatte, mahnt« zur Ruhe. „Wenn du es tust, kommt alles in die Zeitungen, und du wirst furchtbar aus gelacht. Verheiratet bleiben die beiden doch!" Da machte er einen Luftsprung, als wolle er Studien für eine Tier- Groteske machen und schwieg. Das Wagestück gelang dem Paare, sie kamen über Christiani« nach Deutschland. Und noch im alten Jahre trafen die jungen Leute beim alten Petersen ein. Der schmunzelte, die Geschichte war so ganz nach dem Gusto des jovialen Alten. .Hätte ja gedacht, daß der ganze Roman auch mit dem „grotzen Messer" ausgeschnitten wäre, aber in diesen Kriegszeiten soll man nichts für unmöglich halten. Und der beste Beweis, datz alles stimmt, ist mein liebes Töchterchen hier." „Aber der Lorenz wird doch wiederkommen?" Die junge Frau war doch noch etwas ängstlich. „Sie sind alle wag halsig, des Kaisers Männer!" ,^6Ioh, wo sie es sein müssen. Und der liebe Gott hält dann seine Hand über ihnen," tröstete der Alte. „Und der Kaiser sorgt auch für seine Leute, dem ist jeder Mann lieb." poribeKräemng ämcd hanäeltlaucdbsslr AuS Berlin wird amtlich gemeldet: Zur Beförderung mit deutschen Handelstauchbooten könne» bis aus weiteres versuchsweise gewöhnliche Briese ohne Wareninhalt und Postkarten (ohne Antwortkarte) nach den Bereinigten Staaten von Amerika und »ach neutralen Ländern im Durch- grnq durch die Vereinigten Staaten, Mexiko, Mittel- und Südamerika, Wehindien, China, Niederländisch-Jndirn, den Philippinen usw. bet den 4 — Postanstalten unter den nachstehenden Bedingungen ausgetiesert werde» r 1. Die Briefe und Postkarten unterliegen hinsichtlich der zugelaffenm Sprachen und der sonstigen Anforderungen den während des Krieges aus militärischen Rücksichten für gleichartige Sendungen nach dem neu tralen AuSlande angeordneten Beschränkungen. 2. DaS Höchstgewicht der Briese darf 6V Gramm nicht übersteigen. 3. Die Sendungen (Briefe und Postkatten) müssen frrigrmacht un» aus der Bordersette mit Tauchbootbrief bezeichnet sein. 4. Für die Briefe und Postkarten gelten die Gebührensätze des Weltpostvereins. 5. Der Absender hat die Tauchbootsendung in einen offenen Brief umschlag zu legen und diesen mit der Handschrift .Tauchbootbttef nach Bremen" zu versehen. Dabei können mehrere Briese und Postkarten von demselben Absender zusammen in einem Umschlag abgesandt werden. Auf der Rückseite des äußeren und deS inneren Briefumschlages, sowie aus der Vorderseite der Postkatte hat der Absender seinen Namen und setue Wohnung genau anzugeben. 6. Für die Beförderung der Auslandsendungen mit dem HandelS- tauchboot hat der Absender als Entschädigmig für die der Postverwaltung erwachsenden außergewöhnlichen Kosten noch eine besondere Gebühr zu entrichten. Diese Gebühr beträgt für Postkatten und Briefe bis 20 «ramm für je 20 Gramm de« BriefgewichteS 2 Mark. Dir hiernach aufkommende, besondere Gebühr ist vom Absender in Freimarken auf dem äußeren Umschläge zu verrechnen. 7. Die von den Absendern sreigemachten zur Beförderung durch Tauchboot bestimmten Briefe und Postkatten sind nicht durch die Brief kasten, sondern bei den Annahmestellen der Postanstalten, oder in Otten ohne Poftanstalt, bei den Landbrirfträgern etnzuliefern. 8. Zur Beförderung mit einem Handelstauchboot ungeeignete Sen dungen werden mit einem entsprechenden Vermerk an den Absender zu rückgesandt. Der Wett der zur Freimachung der Auslandsendung zu verwendenden Freimarken wird nicht erstattet. Die besondere Gebühr für die Beförderung mit dem Tauchboot kann dagegen auf Antrag deS Ab senders zurückoergütet werden. Die Bekanntgabe des Zeitpunktes, an dem die Beförderung mit dem Handelstauchboot stattfindm wird, ist nicht angängig. Die Absender müssen mit einer längeren Besörderungsdauer rechnen. (W. T. B.) Buntes ' Dank der Stadt Kronstadt. Die Stadtverwaltung von Kronstadt beabsichtigt, das 1212 vom deutschen Ritter orden erbaute herrliche Schlotz in Törzburg, das drei Jahr hunderte hindurch den ungarischen Königen gehörte und später von Wladislaw dem Zweiten an die Stadt übergeben und in deren Besitz geblieben war, mit den dazu gehörigen Wal dungen dem König Carl m dankbarer Erinnerung daran, datz er der Kommandant der Kronstadt befreienden Truppen gewesen war, zum Geschenk zu machen. Gleichzeitig wird auch der Kommandant der deutschen Truppen, General v. Falkenhayn, zum Ehrenbürger von Kronstadt ernannt werden. * Mehrere tausend Schweine zur Verfügung gestellt hat als Weihnachtsgabe für die Versorgung der Rüstungs arbeiter Herzog Albrecht von Württemberg. Die Gabe ist der Hindenburgspende der deutschen Landwirtschaft überwiesen. ! Es sind der württembergischen Fleischversorgungsstelle für > die württembergischen Rüstungsarbeiter 1000 Stück zugeteilt ! worden. Die Fleischversorgungsstelle wird Würste Herstellen. ! die an die württembergischen Rüstungsarbeiter markenfrei abgegeben werden. — Im Bezirk Marttheinfeld (Bayern) haben sich verschiedene Hausschlachtungsberechtigte freiwillig bereiterklärt, außer der Fettablieferung die Hälfte des Fleisches der Munitionsindustrie abzutreten. Auch in Sachsen werden täglich bei der Landesfleischstelle Mengen an Speck und an Schweinefleisch angemeldet für die Hindenburgspende. ' Madame d« Thedes gestorben. In Paris ist die be rühmte Wahrsagerin Madame de Th«bes gestorben. Sie hieß mit ihrem richtigen Namen Anna Vittoria Savigny. Erst kürzlich hatte sie ihren „Almanach für das Jahr 1917" erscheinen lassen und dort, wie in Interviews, verkündet, datz das Jahr 1917 das Ende des Krieges bringen werde — was andere Leute auch behauptet haben, ohne deshalb als berühmte Wahrsager zu gelten. Jedenfalls hatte sie von ihrem eigenen Tode weder im Almanach noch in den Inter views «in Sterbenswörtchen geäutzert. Don ihren zumeist äußerst vorsichtig gefaßten Prophezeiungen ist selbstverständ lich nur dank des glücklichen Zufalls die eine oder die andere in Erfüllung gegangen; denn die Fähigkeit, die Zu kunft voraussehen zu können, ist den Menschen versagt, und das ist gut so. Verantwortlicher Redrckteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i.S.