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O O M W Feierabend WW Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 49 Sonntag den Dezember IM Da» Lhriftentrrni. ^suf hohem Berge flammt ein Licht, Vas leuchtet in die weite; Mit diesem liegt die Finsternis In endclosem Streite. Sie selbst beherrschte gern die Höh', — Das kann sie nicht verbergen; Drum hält sie stets in ihrem Sold Lin großes Heer von — Zwergen. Die sollen löschen jenes Licht; — Doch ist ihm das zum Nutzen, Denn desto Heller flammt es auf, Je mehr sie daran — putzen! Joseph »erjmann. Zweiter A-ventsonntag. E»angelium: Das Zeugnis Christi von sich und von Johanne». Matthäus 11. 2-10. Die Frage, dis der heilige Vorläufer durch seinen Schüler an Christus den Herrn richten läßt: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? ist gewissermaßen der Schmerzensruf der ganzen vorchristlichen Menschheit, die in banger Sehnsucht auf den Erlöser wartete. Allerdings klingt diese Frage befremdend aus dem Munde desjenigen, der dem Herrn die Wege be reiten sollte. Er selbst, Johannes, zweifelte zwar nicht im mindesten an der göttlichen Sendung und Messiaswürde Jesu, aber seine zahlreichen Jünger hatte er noch immer nicht vollständig von derselben überzeugen können. Darum schickt er diese in der sicheren Voraussetzung seines baldigen gewaltsamen Todes zu dem Heilande der Welt, damit sie sich demselben anschließen und ihn als ihren einzigen und wahren Meister anerkennen sollten. Die Antwort, die der Herr den Zweifelnden auf ihre Frage gab, ist keine einfach bejahende, keine Behauptung allein, sondern es sind auch zugleich die überzeugenden Gründe beigefügt. Diese Gründe sind dreifacher Art. Zunächst verweist er auf seine Wunder, die er vor aller Welt gewirkt, unter ausdrücklicher Berufung auf seine messianische Sendung. Diese Wunder beglaubigen die Wahrheit seiner Behauptung in der unzweideutigsten, deutlichsten, auch für den Unverständigsten faßbaren Weise. Der zweite Beweisgrund für seine Würde als Heiland der Welt ist in den Worten ausgedrückt: „Den Armen wird das Evangelium gepredigt." Die wahre Größe versteht sich herabzulassen zu den Geringen und Niedriggestellten, die wahre Liebe bekümmert sich mit Vorliebe um die Armen und Kleinen. Die göttliche Majestät des Heilandes er- strahlt am glänzendsten, wenn er, die hochmüchtigen Phari säer mit Verachtung strafend, bei Zöllnern und Sündern einkehrt, wenn er die Armen und alle, die an Verfolgung leiden, selig preist. Wollte er ja doch auch selbst in dieser Welt erscheinen als der große Arme, als der geringste unter den Menschensöhnen. Die Armut und Verborgenheit der Krippe zu Bethlehem ist die Einleitung und der An fang eines Lebens voll Bitterkeit und Sorge, das seinen Höhe- und Endpunkt am Kreuze fand. Als dritten Be weisgrund seiner messianischen Sendung führt der Heiland endlich an den Widerspruch, den er erfuhr und der fort dauert gegen sein heiliges Werk, gegen die Kirche, in der er fortlebt und fortwirkt bis zum Ende der Welt. „Selig ist, wer sich an mir nicht ärgert", denn dieser Widerspruch war schon bei der Aufopferung des Jesuskindes im Tempel von dem frommen Simeon verkündigt worden. So lasset uns denn feststehen in der Ueberzeugung, daß in Jesus Christus das Heil der Welt uns erschienen ist und daß es außer ihm nirgends Heil gibt. Dies predigt uns jo die ganze Weltgeschichte. Folgen wir dem Rufe des Herrn, der bei Eröffnung des Kirchenjahres, wie an Andreas den Apostel so an uns ergeht; der Herr ruft uns, wie er den Andreas gerufen, in seine Wohnung zu himmlischer Wonne, er ruft uns wie ihn zu seiner Nachfolge, er ruft unS wie ihn zum Kreuze, denn über den Kalvarienberg geht der Weg zur himmlischen Glorie. Sulamich. Mn Roman au» dem modernen Duni». Von EUch Friesen. Fortsetzung Nachdruck »erboten. Und NUN hat sich heute dieser unglückselige Deutsch« ganz förmlich zu einer Unterredung bei ihm melden lasten! Wozu nur? . . . Seine abweisendste Miene nimmt der Graf an, als Armin in sein Arbeitszimmer eintritt. Kühl bittet er ihn, Platz zu nehmen und lehnt sich selbst gleichgültig in seinen Sessel zurück, als sei er absolut nicht neugierig, was diese förmliche Anmeldung zu bedeuten habe. So sitzt er schweigend da und wartet, während seine Finger nervös auf der Tischplatte trommeln. „Sie haben von dem Unfälle gehört, der mich vor eini gen Tagen betroffen, Herr Graf —" beginnt Armin, die versteckte Unruhe des alten Mannes Wohl bemerkend. „Ja. Und ich bat Sie bereits, sich nicht wieder einer solchen Gefahr auszusetzen." Sie haben aber vielleicht nicht gehört," fährt Armin ruhig fort, „daß ich meine Rettung nur dem Mute und der Geistesgegenwart Ihres Fräulein Tochter verdanke." Graf St. Claire runzelt die Brauen. „In der Tat — nein." Beide schweigen einige Sekunden, jeder mit seinen Ge danken beschäftigt: der Graf voll steigender Nervosität, Ar min ruhig, zielbewußt. Dann sagt Armin rasch, ohne jede Umschweife: „Jene gemeinsam verlebte Viertelstunde höchster Gefahr hat unsere Herzen einander zugeführt, Herr Graf. Ich liebe Ihre Tochter, und sie liebt mich. Ich bitte Sie deshalb um Ihre Hand." Wenn Graf St. Claire bei diesen offenen Worten irgend welche Erregung befällt, so weiß er sie geschickt zu verber gen Nur mit einer unnachahmlich stolzen Bewegung wehrt er ab. „Meine Tochter ist bereit» gebunden, Monsieur." „Aber nicht fest!" „Für mich — fest. Und ich bin nicht g«fo»««i, di«i«» Verlöbnis rückgängig zu machen." - -