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W«' — 126 — stillen Heim, von einem sinnigen Weibchen, dos ihm die sturmdurchtobten Jahre vergessen macht, von rosigen bans bockigen Kindern, die mit ihren unschuldigen Stimmchen jubeln: „Papa! Lieber, guter Papa!?" ... Wie dem auch sei — nach außen hin ist alles Glück und Sonnenschein, Jubel und Frohsinn. O Welt! O Welt des Scheins! O Welt voll Tränen und Schmerzen, voll schlnmmcrloser Nächte und heißer, brennender Sehnsucht nach einem höheren, besseren Leben! . . . Auch Angela blickt lustig darein. Sie hat wieder ein mal die Stimme des Gewissens znm Schweigen gebracht und lacht und jubelt, wie all die übrigen nachmittags zur Konzertstunde hier oben auf dem Monte Pincio. Und auch Orlando hat seine Angst um die Gesundheit der Geliebten vergessen. Heiter geht er ans die lebhaften Bemerkungen seiner Braut ein. Da — auf einmal fliegt ein Schatten über seine Züge. Kurz bricht er in einem soeben angefangenen Satz ab. während sein Blick hineinstarrt in die Menge, welche die Wagcnreihen umgibt. „Was hast du, Orlando?" fragt Angela betroffen. „Du siehst so eigentümlich aus, so —" „Ja gewiß, er ist es!" murmelt Orlando statt jeder Antwort erregt. „Wer? Wer?" „Jener Schurke ans Fnnchal, der mich eines Abends anfiel. Ich sagte dir nichts davon, um dich nicht zu be unruhigen, Angelina. Und wahrhaftig — auch er hat mich erkannt. Sieh dort den schlecht gekleideten Menschen im grauen Jackett mit dem struppigen, graumelierten Bart und den buschigen Brauen! Wie er hergrinsl! kDer Un verschämte!" Angelas Blick folgt der angegebenen Richtung. Und plötzlich ist ihr, als greife eine kalte Faust nach ihrem Herzen. Alles Blut weicht ans ihrem Antlitz. Tief ! aufseufzend lehnt sie sich in die Kissen zurück. Erschrocken beugt Orlando sich über sie. „Angelina! Angelina! Was ist —" „Nichts, nichts!" haucht sie kaum hörbar. „Ich möchte nach Hause. Mich fröstelt." „Fröstelt? .... Aber es ist heiß, Geliebte sehr heiß!" „Meinetwegen auch heiß. heiß. Nur nach Hanse! Nach Hause!" Sie schließt die Augen, wie um das dreist blickende, struppig bärtige Gesicht nicht mehr zu sehen, welches sich ganz nahe an den Wagen herangedrängt hat. Gleich daraus rollt die Karosse mit ihren zwei schweig samen Insassen die menschenvolle Straße vom Monte Pincio hinab, in der Richtung nach der Bia Lndovisi, An gelaS Wohnung zu. Die Farbe ist nicht wieder in die Wangen der Zn- Tode-Erschrockenen znrückgekehrt. vm. « Monate sind vergangen. . . . Den vereinten Bemühungen der römischen und süd afrikanischen Anwälte ist es gelungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit die ganze komplizierte Erbschastsangelegenheit der Tochter des in Kapstadt verstorbenen Diamantminen atien-Besitzers Rinaldo Morgan» zu regeln. Das ans viele Millionen belaufende Vermögen ist auf den 'Namen seiner einzigen Tochter eingetragen und erbt fort ans ihre Kinder, ohne daß der Gatte die Hand darauf legen darf. Orlando hat es so gewollt. Er begehrt nichts als nur das heißgeliebte Mädchen selbst, die traute Ge spielin seiner Kindheit, das Traumbild seiner Jünglingsjahre. Und jetzt ist er da. der Tag. da sich ihm die Geliebte vor dem Altar zu eigen geben soll — für immer, „bis daß der Tod euch scheidet!" Orlando Conti ist glücklich. Vollkommenstes Glück strahlt aus seinen schönen, braunen Angen, bebt in dem Ton seiner tiefen Stimme, verleiht den ernsten Zügen einen ganz besonderen Reiz. Und Angela? Ha, wer ihre Empfindungen beschreiben könnte! Sie befindet sich in einem wahren Taumel. Jenes Schreckgespenst, welches sie damals ans dem Monte Pincio in solch furchtbare Aufregung versetzte, es hat sich nicht wieder blicken lassen. Tagelang war sie nur mit Zittern und Zagen ansgegangen, stets in Angst, das häßliche Ge sicht könne wieder vor ihr anftanchen. Schließlich, als Tag ans Tag vergeht und ihr Bangen umsonst ist, glaubt sie, jenes Schreckgespenst sei nur ein Wahngebilde gewesen — ein Wahngebilde ihrer jetzt immer erregten Phantasie und sie vergißt das dreiste Grinsen des breiten Mundes, den boshaft funkelnden Blick der kleinen stechenden Augen, die ganze widerwärtige Persönlichkeit, welche schon ihrer Mutter so vielen Kummer, so viele schlaflose Nächte bereitete, und nun auch versuchte, die Tochter zu verfolgen. Ja. Angela schwelgt in einem Taumel des Glücks! Seit einigen Wochen schon wohnt sie wieder in FraScati im Palazzo Gardini, da ihre Verwandten wie auch ihr Bräutigam darauf bestanden, daß die Hochzeit dort stattfände. Ihre ganze Umgebung tut. was sie ihr an den Augen absehen kann. Selbst die ernste Pia scheint ihr Vorurteil bekämpft zu haben. Nur wenn das Brautpaar Hand in Hand drunten im Park lustwandelt, wenn Orlandos Blicke tief in diejenigen seiner lieblichen Braut tauchen — dann zuckt etwas wie verhaltener Schmerz über Pias strenge Züge und sie preßt die Hand aufs Herz, wie um ein tiefes Weh zu unterdrücken. Angelas Aussteuer hat Tausende und Abertausende verschlungen. Wozu sie all diese Toiletten aus Samt, Seide, Spitzen, Tüll, in allen möglichen Farben und Schnitten gebrauchen soll; wo all die Hüte, die bunten, golddnrchwirkten Schals, die Sonnenschirme, Handschuhe, Stiefelchen, Krawatten und Fächer auflenchten werden — niemand vermag es zu sagen. All dieser Lurns gehört eben zur Ausstattung einer vielfachen Millionenerbin, und die drei jungen Mädchen kauften in den glänzenden Maga zinen RomS ein. was ihnen eben vor Augen kam — wahl- nnd ziellos. Und jetzt — die ganze Herrlichkeit ansgebreitet in der Zimmerreihe, die ertra von den zärtlichen Verwandten dazu hergerichtet worden ist. Mit geröteten Wangen blickt Angela sich um. Ha. welche Pracht! Welcher Glanz! Sie gedenkt jener noch nicht fernen Tage, da sic in ausgewaschenen Kattnnkleidern. mit verblaßten Bändern, mit geflickten Handschuhen einherging. da sie jeden Centime erst dreimal hernmdrehte, ehe sie sich eine absolut nötige Kleinigkeit zur Vervollständigung des Anzugs kaufte. Und doch — nur kurze Zeit weilen ihre Gedanken bei der ganzen anfgeschichteten Kleiderpracht. Schon find sie wieder bei Orlando, ihrem Bräutigam, ihrem Idol, dem Mittelpunkt ihres ganzen Seins, um den sich all ihre Ge danken und Empfindungen drehen. . . . (Fortsetzung folgt.) ^ ^ (Nachdruck vcrlwlcn.) Wolkenlos, Hehr und groß. Spannt das Himmelszelt lieber uns sich aus. Und ein Blütemtrauß Ist die ganze Welt. frühlmg. ^ ^ ^ Würzge Luft. Welch ein Duft! Lüßer Vogelfang Tönt in Wald und Feld. Frühling, holder Held. Habe heißen Tank! <8»s>. A Funk.