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G M N Feierabend MW MW Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 7 Sonntag den ^3. Februar lM Erster Flisteiisonnlag. Evangelium: Tic Versuchung Christi. Mallh. -1. I—II. Tas heutige heilige Evangelium enthält die Ver- snchuugsgeschichte Jesu. Welch eine freche Anmaßung, welch ein frevelnder Hochmut, an den Heiligsten der Heiligen heranzntreten, um in ihm das Satanswcrk der Seelen- Verführung zu versuchen, und welch tiefe, tiefe Herablassung und Demut shricht sich darin ans, daß Jesus dem höllischen Versucher dreimal erlaubt, ihm frevelnd zu nahen. Jesus hat sich aber so entänßert »nd erniedrigt, um unsertwillen, »m uns zu erlösen, um für uns gegen die Sünde und den Satan zu kämpfen und sie zu besiegen, um als zweiter Adam und geistiger Stammvater der Menschheit den Fall der Stammelteru zu sülmen, um uns zu trösten und zu ermuti- gen in den vielfachen Versuchungen des Erdeulcbcns und , um uns in der Versuchung kämpfen und siegen zu lehren. > Dreimal wollte er versucht werden, weil die Versuchung an den Menschen nur in dreifacher Gestalt herantreten kann. Alle Versuchung geschieht nämlich entweder zu der Genuß sucht, Ehrsucht oder Habsucht. Kein Genuß, keine Ehre z und kein Gut der Welt ist imstande, den Heiland und j seinen treuen Nachfolger zu erschüttern in ihrer Anhäng- i licbkeit an Gott. Welches ist nun aber die Kampfesweise, j die wir von Jesus lernen sollen? Jesus hat die Versuchung ! nicht mutwillig berbeigesührt, sondern aus Antrieb des ! heiligen Geistes ist er in die Wüste gegangen um durch Ziampf und Sieg über die Versuchung an seinem Erlöser- ! werke zu arbeiten. JesuS bat sich durch Gebet und Fasten aus die Versuchung vorbereitet gemäß seiner eigenen An weisung- Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet, der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ich schwach. Freilich läßt sich Jesus mit dem Feinde des Heils nicht in ein langes Gespräch ein, wie cs Eva im Paradiese getan. Nach kurzer Nede und Gegenrede muß ihn der Satan ver laßen. Sodann hält sich der Heiland während der Ver ' snchung das Wort Gotles gegenwärtig und beruft sich auf ! Gottes anSgeivrochenen. in der beiligen Scbrist niedergelcg- ! ten Willen. In allen den Versuchungen ist das treffende ^ Wort Gottes die Waffe, der der Satan nicht widerstehen i kann. „Also steht es geschrieben in der heiligen Schrift j und in meinem Herzen", so mußt auch du, mein Christ, ^ dem Versucher entschieden antworten. Sorge, daß die gol- ^ denen Sprüche der heiligen Schrift stets lebendig seien in ! deinem Herzen. .So bab ich's gelernt von Pater und Mutter, so bin icb unterwiesen durch die bcilige Kirche, so lautet die Lebensregel der apostolischen Tradition der christlichen Jahrhunderte, io und nicht anders will es der beiligc Wille Gottes." Uebrigens erkenne in den Versuchungen Gnaden Got- - tes. durch die er dich vor Hochmut bewahren, in der Demut - und Wachsamkeit erhalten und dir Gelegenheit zu neuen Verdiensten geben will. «p-cb' so, daß cs nach deinem Sterbe» ^ Nicht beißt: ..Der bals die^Ntcli verderbe»! I Bergm.ni». Weltuntergang. Nachdruck verbalen. ,^s darf nur sein, daß einmal ein Komet ^ Mit kcllei» bsaar am Firmamcnte stcbt. Da läuft cs gleich im Volk von Mund zu Munde: „In ein paar tvochen geht die tvclt zugrunde!" In welcher Angst dann mancher Schwache schwebt; In welcher Furcht, daß er bald ausgrlcbt; tvie er besorgt ist, daß er sich beizeiten, Möcht' ans sein nahes Ende vorbereitenI lind doch nennt sie nicht krank in ihrem kur», Die so sich deuten jenes Prachtgestirn! An jedem Tage geht die lvclt in Scherben Für Tausende, die an dem Tage — sterben! Io cf Bergmann Im Utbrl. Kiiminal-ErzShlung von R- H. Davis .zorNevnng. Nachdruck verboten. Während ich mich längs der Mauer hintastete, begeg neten mir Leute, die aus der entgegengesetzten Richtung kamen, und so oft wir einander anriefen, trat ich von der Mauer zurück, um sie vorbeizulassen. Als ich das zum drit ten Male getan hatte und die Hand wieder nach der Mauer ausstreckte war diese verschwunden, und je weiter ich vor wärts strebte, um sie zu finden, desto inehr schien ich mich im leeren Raume zu verlieren. Ich hatte dos unangenehme Gefühl, daß ich jeden Augenblick in einen Abgrund geraten könne. Schon die ganze Zeit über war vom Straßenverkehr nichts zu merken gewesen; auch jetzt vernahm ich nur dann und wann die Schritte eines Fußgängers, wiewohl ich meh rere Minuten lang gespannt horchte. Einigemal rief ich laut und ein Spaßvogel antwortete mir auch, aber nur, um zu fragen, wo ich wohl dächte, daß er wäre; dann ging auch er unter in dem lautlosen Schweigen. In der Luft über mir schwebte ein Gasbrenner, der zu einer Laterne ge bären mußte: ich tastete mich dahin und ließ den eisernen Pfosten nicht los, während ich mich znrechtzufindcn suchte. Außer dem flimmernden Gaslichte, das nicht größer Mar als meine Fingerspitze, tonnte ick, nichts um mich her nntcr- 'cbeiden. Gleich einer feuchten, schweren Decke hing dcr Nebel zwischen mir und der übrigen Welt. Nur selten hörte ich Stimmen, konnte aber nicht sagen, .voher sie kämen. Das Scharren eines Fußes, der sich vor sichtig sortbewegte oder der gedämpfte Schrei eines Stol pernden, das waren die Laute, die mein Ohr trafen. Ich iah ein, daß ich nichts besseres tun könne als zu bleiben, wo ich war, bis jemand mich ins Schlepptau neh men würde. So stand ick, denn wohl zehn Minuten lang an der Laterne, strengte mein Gehör an und ries, wenn ich ferne Fußtritte vernahm. In einem nahegelegenen Hause spielten ungarische Musikanten zum Tanze aus: ich glaubte sogar zu hören, wie die Fenster klirrten zum Takte der Tanzenden, aber ans welcher Himmelsgegend die Töne tamen. konnte ich nicht unterscheiden. Bald erscholl die Musik dicht neben mir, bald schienen die Klänge hoch über meinem Haupte durch die Luft zu ziehen. Obgleich die Häuser ringsum Tausende von Bewohnern hatten, war ich