Volltext Seite (XML)
« s Hl ^ UvitthMugs-KrilM Sachs. Bolkszeitnng .N »0 Sonntag den !). Mai »vor, Zerzciic,Kümpfe. Roman von M. Gräfin ». Bünau. F«rlsetz»ng. N ichdniri verkoken. Als sie nachher neben der Erbprinzeß znm Schloßtor hinansritt. vergaß sic sehr bald alle guten Lehren. Ihre Hoheit fragte so freundlich nach allem, nahm so reges In teresse an Fredas früherem Leben, kemz — sie waren noch tcine Stande unterwegs da wußte die Erbprinzeß bereits Fredas Liebesglück und Leid, die Entladung, die Reise nach Hamburg so gut wie das junge Mädchen selbst. Ihre Hoheit erwiderte aber das in sie gesetzte Ver trauen mit gleicher Offenheit. Sie weihte Freda in die intimsten Vorgänge ihres Le bens ein, erzählte, wie sehr sie unter der Tyrannei ihrer Schwiegereltern zu leiden habe, die Laroche sei eine wahre Spionin, klatsche alles wieder. „Wie eine Gefangene fühle ich mich," klagte die Erbprinzeß. Freda wandte sich uni. Tie Herren waren ein gutes Stück Himer ihnen. Sie konnten nichts von dein Gespräch baren. „Eure Hoheit können fest auf mich bauen," be teuerte sie. „Ich werde nie etwas sagen, was verschwiegen bleiben soll." „Gotl sei Tank! Acb, liebe Freda, denken Sie nur, nicht einmal meinen Verkehr darf ich nach Gefallen wählen. Ich lernte vorigen Sommer in Biarritz eine reizende Ba ronin Montfort und ihren Bruder, einen Baron Arden, kennen. Auch solch lieber Kerl. Sie leben beide hier, wer den aber nicht bei Hofe eingeladen, weil man allerhand über s,e klatscht. Mir ist der Verkehr streng verboten. Roten burg vor allem daW nicht wissen, daß ich sie heimlich sehe. Er verabscheut Baron Arden und hat auch dem Herzog aller lei vorgeredet. Wenn Sic mir helfen wollen, Freda. drehen wir aber allen eine Nase! Wir fahren nach dem Esten spazieren. lassen den Wagen halten und schlüpfen schnell ins Hans. Wollen Sie?" Freda bejahte, aber ihr war nicht sehr wob! dabei. Tie Herren kamen näher, die Erbprinzeß legte den Finger an den Mnnd und warf ihrer Hofdame einen viel sagenden Blick zu. dann winkte sie mit freundlichem Lächeln den Kammerhcrrn an ihre Seite. — Beim Esten befand sich Ihre Hoheit in rosigster Lanne. Sie lachte über alles, fand jedes Gericht vorzüglich, das Blumenarrangement der Tafel sehr geschmackvoll, ja sogar einer sehr langen Iagdgeschichte des Erbprinzen lauschte sie voller Interesse. „Ich fahre jetzt mit Freda spazieren, Erzellcnzchen." wandte sie sich dann zur Oberhosmeisterin. „Ich will ihr die hübsche Gegend zeigen." Die Erbprinzeß nannte ihre Hofdame also bereits mit Vornamen! Das ging ja iin Sturmschritt vorwärts! Frau von Laroche schüttelte mißbilligend den Kopf. Während der Fahrt im offenen Wagen wurde die Un terhaltung, der Dienerschaft wegen, nur englisch geführt. Freda hörte nun alle Einzelheiten über Frau von Montfort. Man klatsche hier in abscheulichster Weise über die Aermsts, sagte ihr die häßlichsten Dinge nach — völlig ungerechtfertigt natürlich. Frau von Montfort habe viel Unglück gehabt, sei von ihrem Manne geschieden. Das war eben ein grämlicher Pedant, mit dem niemand leben konnte. 'S Baron Arden werde auch verleumdet. Er soll ein Spieler und Verschwender sein. Ein bißchen leicht sei er wohl — das gerade ist pikant. „Mich aniüsiert er," schloß Ihre Hoheit den interessanten Bericht. Freda fühlte sich etwas beklommen, als die Erbprinzeß den Wagen l,alten ließ und dem Lakaien befahl, sie in einer Stunde am Waldrande wieder zu erwarten. Sie bogen in eine Seitenstraße ein und betraten vorsichtig, erst als die Egnipage verschwunden war, eine kleine, etwas zurückgc- bautc Villa. Als ob man sie bereits erwartet habe, so geräuschlos öffnete sich sogleich, noch ehe sie klingelten, die Haustür. Frau von Montfort selbst stand ihnen gegenüber. Sie küßte der Erbprinzeß die Hand und begrüßte Freda mit einer einschmeichelnden Vertraulichkeit, die das junge Mädchen nicht angenehm berührte. Dieser Eindruck verschärfte sich noch, als sie in dem klei- neu, sehr luxuriös eingerichteten Salon die Dame des Hauses näher ins Auge faßte. Frau von Montsort war zweifellos eine höchst elegante Erscheinung, mit einem gewissen „Ueber- schick" gekleidet, den man selten in der guten Gesellschaft, desto häutiger in großen Modebädcrn, bei etwas zweifelhaf ten Persönlichkeiten antrisft. Ihr hübsches Gesicht bedeckte eine leichie Pndcrschicht, und die Farbe ihres künstlich fri sierten Haares kam selbst Fredas unbefangenen Augen nicht ganz natürlich vor. Sie begriff die Vorliebe der Erbprinzeß für diese Freundin nicht im geringsten. Aber der erste Eindruck konnte sie ja täuschen. Frau von Montfort gab ihrem Entzücken, ihre liebe, süße Hoheit endlich — endlich wiederznseben, in beredten Worten Ausdruck. Nun müßte Ihre Hoheit ihr aber auch die Ebre antnn, ein Täßchen Tee bei ihr cinzunehmen. „Gern," lachte die Erbprinzeß. „Wir kommen zwar gerade von der Tafel, aber Ihr „Tee", liebe Iosepha, ist unübertrefflich." Frau von Montfort lachte auf. Sic zog den Vorhang zurück, der eine kleine Nische verbarg. Ein ganz mit Delikatessen überladener Tisch präsen tierte sich. Es mußte entschieden ein seelischer Rapport zwi schen diesen Freundinnen bestehen, sonst war es jedenfalls ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß Frau von Mont fort alle Lieblinasnäschercien der Erbprinzeß zufällig zur Stelle hatte. Sie goß ihr eisgekühlten Ehampagner über Ananasschnitten und schüttete die schönsten kandierten Früchte auf den Teller. „Darf ich meinen Bruder holen, Hoheit?" fragte sie dann. ..Er wagt nicht, ohne Ihre Er laubnis zu kommen." Tie Erbprinzeß nickte zustimmend. Sie schob gerade einen großen Bonbon in den Mund. „Seit wann so schüch tern?" fragte sie lächelnd, als Baron Arden eintrat und sich tief verbeugte. Er beantwortete die Frage mit einem banalen Kompli ment, das Freda recht dreist fand. Baron Arden glich seiner Schwester. Nur war sein Haar entschieden nicht gefärbt, sondern natürlich rotblond. Seine Züge waren hübsch, aber trotz seiner Jugend sah er bereit? recht verlebt ans. Den Blick der blauen Augen unter dem eingeklemmten Monokel fand Freda unangenehm und zudringlich. Während er angelegentlich mit der Prinzeß