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Zrankenberger Tageblatt ,7». Jahrgang 14. Iuni 1917, DK Nummern sind Strich ist sie vollständig bereit, eine «WM« WegrrirlMe «Ugland zur A«der«ng Berträge bereit «k LbNbon, 11. Juni. (Meldung des Reuterschen Büros^) Ditz vom S. A,ni datiert« Antwort der «Züschen Regierung Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg scn. in Frankenberg 1. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa die Vereinbarungen mit ihren Alliierten zu prüfen und wenn nötig zu revidiere». Auch eine französische Note! . ek Petersburg, 12. Juni. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Dir französische Regierung hat hier eine Not« übergeben lassen, welche dieselben Erklärungen ent hält wie die englische und hinzufügt, daß Frankreich in dem Wunsche nach Wiedererwerbung von Elsasz-Lothringen, das ihm vormals mit Gewalt entrissen worden sei, gemeinsam mit seinen Alliierten bis zum Siege kämpfen werde, um diesen Provinzen ihre Rechte auf ihr unverkürztes Gebiet und dir wirtschaftliche und politische Selbständigkeit zu sichern. auf die russische Note über die Kriegsziele der Alliierten lautet: Au» 3. Mai erhielt Seiner Ntajestät Regierung durch den russischen Geschäftsträger «ine Note von der russischen Regie rung mit der Erklärung ihrer Kriegspolitik. In dem Aufruf an das russische Volk, der in der Note enthalten ist, wird ge sagt, daß das freie Rußland nicht andere Völker zu beherrschen vermag, noch ihnen ihr angestammtes Nationalerbe zu neh men oder fremdes Gebiet gewaltsam zu besetzen beabsichtigt. Dieser Gesinnung stimmt dre englische Regierung von Herzen zu. Sie ist in den Krieg nicht als in einen Eroberungskrieg eingetreten und sie setzt ihn auf kein deutsches Ziel fort. Ihre Absicht war beim Ausbruch des Krieges, den Bestand ihres Landes zu verteidigen und die Achtung von den-zwischenstaat lichen Verpflichtungen zu erringen. Zu diesem Ziel ist jetzt noch das der Befreiung der durch fremde Gewaltherrschaft un terdrückten Völkerschaften hinzugekommen. Die englische Re gierung freut sich daher herzlich, daß das freie Rußland die Absicht der Befreiung Polens angekündigt habe, nicht nur des von der alten russischen Autokratie beherrschenden Polens, sondern in gleicher Weis« des unter der Herrschaft des deut schen Kaiserreiches befindliche« Polens. Zu diesem Schritt wünscht die englische Demokratie "Rußland gutes Gelingen. Vor allem müssen wir nach einer Klärung streben, die das Gluck und di: Zufriedenheit der Völker sichert und allen berech tigten Anlaß für einen zukünftigen Krieg beseitigen wird. D-e englische Negierung Eeinigt sich herzlich mit ihrem russischen Alliierten in der Annahme und Billigung der Grundsätze, die von dem Präsidenten Wilson in seiner historischen Botschaft an den amerikanischen Protest niedergelegt sind. Das sind die Ziele, für die die britischen Völker kämpfen. Das sind die Grundsätze, von welchen ihre Kriegspolitik jetzt und in Zu kunft geleitet wird. Die englische Regierung glaubt, daß die Abmachungen, die sie von Zeit zn Zeit mit den Alliierten ge troffen hat, mit diesen Leitsätzen übereinstimmen. Aber wen» die russische Regierung es wünscht, ist sie vollständig bereit, Als 1414 Rußland, Frankreich und England über Deutsch land herzufallen gedachten und der Kaiser zum Kampfe rief, da flammte ganz Deutschland in heiligem Zorne aus und binnen 14 Tagen hatten sich 1400-00 Mann als Kriegs- freiwillige gemeldet. In den Vereinigten Staaten aber muß man jetzt alle möglichen Mittel der Üeberredung gebrauchen, um imr das kleine reguläre Heer und die Flottenmannjihast auf den vorgesehenen Stand zu bringen. Ls mutet geradezu komisch an, zu lesen, wie zu diesem Zweck sogar die Suffraget ten des Staates Newyork sich für den Krieg einsetzen. Auch sonst wird eifrig die Werbetrommel gerührt, aber das Er gebnis entspricht kaum der aufgewandten Mühe. Die „New Pork Times" vom 11. April konnte an diesem Tage aus Newyork nur 100 Rekruten fürs Heer und 332 für die Marine melden, und zwei Tage später bekannte—sie, daß trotz größerer Anstrengungen der Erfolg mit nur 71 Mann für das Heer nachgelassen habe. Aus ein besonderes Mittel ist die Verwaltung der Princeton Universität verfallen. Sie hat beschlossen, all« älteren Studenten, die ins Heer ein- treten, für einen akademischen Grad zu empfehlen. Zm Einklang mit der geringen Neigung zum Eintritt in das reguläre Heer steht der Widerstand gegen die Wehr pflicht, die Wilson bereits in seiner Kongreßbotschaft ge fordert und seitdem durchgesetzt hat. Da von ihr zunächst nur ledige Leute betroffen werden, so entwickelte sich gegen über dem ausgezwungenen Heeresdienste, der keiner wirk lichen vaterländischen Notwendigkeit entsprang, eine allge meine Heiratsepidemie. Zn Chikago z. B. belief sich die Zahl der Eheschließungsgesuche an einem Tage aus 1250. Der eine Schluß ist jedenfalls erlaubt, daß Wilsons hohe Worte die Amerikaner keineswegs von der Gefahr, die ihrer Freiheit drohen soll, noch von der Notwendigkeit des Krieges gegen die „Autokratie" überzeugt haben. Die Enttäuschung des Vielverbandes über den neuen großen Verbündeten macht sich denn auch inkmer deutlicher bemerkbar. Während nament lich die französische und italienische Presse die pessimistischen und pazifistischen Elemente der beiden Länder mit dem Hin weis auf die zu erwartende amerikanische Hilfe zu beruhigen suchen, wird dieselbe amerikanische Hilfe von einem Teil der englischen Presse mit Aeußerungen einer kaum mißzuver- stehenden Unzufriedenheit begleitet. So weist „Pall Mall Gazette" darauf hin, es sei notwendig, daß Amerika be- greije, wie sehr es jetzt auf seine schnelle militärische Beteili gung am Kriege ankomme. Dann heißt es: Wir sind uns wohl bewußt, daß Amerika noch unfertiger ist, als wir es selbst waren . . . Aber sollte nicht «ine Nation, die berühmt ist für die Schnelligkeit ihres Denkens und Handelns, durch die Grisis, in welcher sie «ine so dramatische Rolle zu spielen berufen ist, dazu aufgerüttelt werden, sich selbst zu übertref fen?" Die Vorwürfe, die man in England nach Amerika richten zu müssen glaubt, werden der Regierung des Präsi denten Wilson gemacht. Es wurden harte Worte darüber gesagt, wie der Präsident die Mängel seiner Kriegsmaschine durch unberechtigte Geheimniskrämerei zu verbergen suche. Man hat das Gefühl, daß die Regierung nicht besonders glücklich bei ihrer Organisation gewesen ist. Aber auch dem amerikanische» Volke bleiben Vorwürfe nicht erspart. So läßt sich die „Times" bedauernd berichten, in den mittleren und westlichen Staaten wolle die Bevölkerung durchaus nicht zu einem Gefühl der Wirklichkeit des Krieges erwachen. Darunter litte auch die populäre Beteiligung an der Kriegs anleihe; eine systematische Aufklärungspropaganda werde ein geleitet werden. meten Tagen nachmittags in der Zeit von 3—7 raße) zn erfolgen. Bei -er Ablieferung sind Der Stadtrat. im Grundstück Markt 6 (Eingang Carol Enteignnngs-Anoronungen mit vorzuleg Frankenberg, am 13, Juni 1917. König koMantA äMt ab wtb MH«, 12. JUni. (Meldung der „Agence Havas".) König Konstantin hat zugunsten seines Sohnes Prinz Alerander abgedankt. König Konstantin, der während des Balkankriegs seinem einem meuchlerischen Attentat zum Opfer gefallenen Vater König Georg auf den Thron folgte, ist am 21. Juli 1868 in Athen geboren. Er hat seit seiner Thronbesteigung nicht viel Freud« erlebt. Wohl konnte er den Balkankrieg zu glück lichem Ende führen und ein Mehrer seines Reiches sein, aber bald entbrannte der Weltkrieg, der auch den Balkan in den Strudel zog Und Griechenland in gang besonderer Art schwer heimsuchte. König Konstantin sucht« im allereigensten In teresse seines Landes und seines Volkes str«ng neutral zu bleiben, wurde aber von feiten Englands und seiner Ver bündeten schwersten Prüfungen unterworfen und in einet Weise gedeniütigt, wie sie kaum je ein Fürst erdulden mußte. Es ist falsch, König Konstantins Art als deutschfreundlich auszulegen. Der König war in erster Linie Grieche und hat bei all seinen Maßnahmen das Wohl Griechenlands im Auge gehabt, ohne für oder gegen eine der kriegführenden Parteien Stellung zu nehmen. Die Lage seines Landes gebot ihn, eine streng unparteiliche Stellung. Doch England, das trotz allem auch heute noch die Dreistigkeit besitzt, die Phrase vom Schutz der kleinen Völker im Munde zu führen (siehe Note an Rußland), war mit der Neutralität Griechen lands nicht gedient. Durch Mittel schlimmster und verwerf lichster Art hat es versucht, König Konstantin Mr Kriegs teilnahme an seiner Seit« zu zwingen. Der König blieb- standhaft und hat nun die Abdankung dem Verrat an seinen, Volke vorgezogen. Die Krone geht nach obiger Meldung an seinen zweiten Sohn, den Prinzen Alerander, über. Ob es dem am 20. Juli 1893 geborenen, also knapp 24jährigen Prinzen, möglich sein wird, sein schwergeprüftes, von eigenen mit englischem Gold bezahlten (henvssen gegeneinander gehetztes Volk vor dem schlimmsten zu bewahren, muß die Zukunft lehren. Wir hätten dem standhaften König Konstantin und seinem in der Mehrheit trotz aller Aufp«itschüngsversuche künigstreu geblie benen Volk ein bestens Los gegönnt, als es ihm durch die Entente bereitet worden ist. Zm Abdankung gezwungen Nach einer späteren Meldung ist König Konstantin von den Alliierten Mr Abdankung gezwungen worden. Die Mcl^ düng, welche die ganze Gemeinheit und. Skrupellosigkeit Ei lands erkennen läßt, wird durch die Agence Havas verbreitet und besagt: Mantag »erlangt« der Oberkommissar der Alli ierten in Griechenland, Jomart, »om griechisch«» Mi- «isterprSstdettten namens d« Schutzmächte dir Ab dankung de« Königs and Bezelchmmg de» Nachfol gers unter Ausschluß des Thronfolgers. Nach einem Kronrat nahm der König abends die Abdankung an und sprach di« Absicht ans, sich ans «in englisches Schiff zu begeben «nd über Italien nach der Schweiz zu fahr«. Die Truppen des Oberkommissars hatten Befehl, nicht zu land«, eh« der Entschluß de« Königs bekannt war. Die Ruh« nmrd« nicht gestört. Es ist wirklich kaum noch zu ertragen, ^as das schuftige uyd schurkisch« England der Welt zu biet« wagt. Ob denn nicht den anderen Völkern, vor allem den Neutrales die Augen darüber aufg«hen werden, wessen man sich zu versehen hab« würde, wenn Englands durch den Weltkrieg bezweckter Plan der völligen Weltherrschaft in Erfüllung gegangen wäre. Auch dem Herrscher Italiens wird es wohl zum Bewußtsein kommen, h, welche Klauen er geraten ist, als er den Drei bund so schmachvoll verriet und der Entente sich in die Arme warf. Deutschland hat in diesem furchtbaren Kriege wirklich eine Hoh« und heilige Mission an der gesamten Menschheit zu erfüllen. Sammlung von Konservenbüchsen und ähnliche» Abfällen. Es ist dringend notwendig, die in den beiden Vorjahren vorgenommene Sammlung von Konservenbüchsen und ähnlichen Abfällen auch in diesem Jahre tatkräftig fortzusetzen. Wir ersuchen deshalb die hiesige Einwohnerschaft erneut, keine Konservenbüchsen und keine unbrauchbaren Gegenstände aus Weißblech (verzinntem Eisenblech), verzinnt» Gegenstände oder Gegenstände aus Zinn und Zinnlegiernngen achtlos wegzuwerfen, sondern sie ausnahmslos den hier eingerichteten Sammelstellen (Armenhaus, Elektrizitätswerk, Gaswerk und Schlachthof) zuzuführen. Die Ablieferung auch der kleinsten Menge ist von Nutzen und bedeutet die Erfüllung einer vaterländischen Pflicht. . Stadtrat Frankenberg, am 13. Juni 1917. K RMMmg TaMM ins W M Lazarett oder nach Inlands - Garnisonen erfolgt pünktlich in allabendlicher Absendung unter Streifband durch die Post. Bezugspreis einschließlich Versandspesen für den Monat Mark 1.10. Bestellungen auf Einzelmonate oder längere Bezugszeit werden täglich angenommen. — Für die bisherigen Empfänger wolle man die Weiterbestellungen baldigst emeuern. Verlag de» Frankenberger Tagedkatte». heväebranä über üieWeäemsuKicblell I» stimm Wahlkreise Strebnitz führte Aba. v. Heyde- brand in einer Versammlung des konservativen Vereins u. a. folgendes aus: „Ali? sehen gerade wieder im Westen, wie die Engländer, von denen wir glaubten, daß sie ihre letzten Anstrengungen gemacht hätte», mit neuen furchtbare» Angriffen gegen uns anstürmen. Ich glaube allerdings und habe die Empfindung, daß es wirklich die letzte Anstrengung ist, die sie mache» und mache» müssen, weil ihr Land ruft: „Ihr müßt uns helfen, sonst kommt der Hunger. Jetzt ist die letzte Stunde, jetzt bringt uns der U-Bootlrieg zum Ende!" Als ich vor kurzen« Gelegenheit hatte, mit einen« Admiral zu sprechen, stellte ich ihm die Frage, ob es wirklich möglich sein wird, daß der Krieg mit einem vollen Sieg für uns ende, ,, 801 bis zum Schluß am 23. Juni 1917. den Enteignungs-Anordnungen oben in den grauen Aluminium-Ablieferung. Die Ablieferung des Aluminiums ist bisher nicht in der erwünschten'Weise erfolgt. Da zu erwarten steht, baß bei weiterer Venögerung in der Ablieferung in den letzten Tagen der Ab lieferungszeit gröberer Andrang herbeigeführt wird, wird hiermit angeordnet, daß die Ablieferung des Aluminiums nunmehr auf Gruno der kürzlich durch die Schutzmannschaft ausgehändigten Enteignungsanordnungen erfolgt, und zwar für die Nummern 1-100 am „ 101-200 „ » .. ,, 201 300 „ „ „ „ 301—400 „ „ „ „ 401-500 „ 501-600 „ „ „ „ 601—700 „ „ „ „ 701-800 „ Vie „kriegrbrgetltermg" in Rmmüa Ein Grundzüg des bodenftändigen Amerikanertums der Vereinigten Staaten, wie er sich im Laufe des ersten Jahr hunderts der staatlichen Selbständigkeit entwickelt hat, ist seine Begeisterungsfühigkeit für ideale Güter. Für di« na tionale Ehre ist der Amerikaner zu den größten Opfern bereit, und wen» die berufenen Führer ihn dort packe» und zu über zeugen versteh«, könne«« sie auf einen vollen Widerhall rech nen. Präsident Wilson wußte ganz genau, welche Saite der amerikanischen Volksseele er aiiMschlagen hatte, als er seine Botschaft über den Kriegszustand mit Deutschland an den Kongreß ergehen ließ. Die wirklichen Gründe der Kriegstreiber wurden klug beiseite geschoben, mit einem großen Aufwande von Rhetorik aber wurde das Volk zu einem Kreuzzuge für Recht, Freiheit und Menschlichkeit aufgerustn, alles Dinge, für die der Amerikaner immer einen warmen Platz in seinen« Herzen gehabt hat. Das Voll staunte das blendende Feuer- «oerk an, das Wilson vor ihm abbraunte, doch es konnte sich nicht für ein Vorgehei« erwärmen, das die alten, noch auf Washington zurnckgehendcn und von Monroe später schärfe«' gefaßten Grundlagen der äußeren Politik verlasse«« wollte, uni sich nicht in amerikanische Händel zu mischen. Den» so geschickt Wilso» auch den Mantel des Idealismus in malerische Falten warf, unter d«m Mantel schaute doch der Pferdefuß des Rüstungs- und Kriegsgewinn-Kapitalisnius hervor, und di« Zuschauer konnten ihn bei jeder Wendung des Schau spielers auf der Bühne nur zu deutlich erkennen. > So kommt es, daß in den Vereinigte» Staatim von einer Kriegsbegeisterung offenbar bis heilte nichts zu spüren ist.