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'L Frankenberger Tageblatt . Anzeiger Bezirks 7«. Jahrgang Kreitag,»m 1« März 1917 Revolution in Petersburg Di« Minister im Gefängnis. - Die Regierung in Hände« «ine» Gxekutivansschnffes . * Die in letzter Zeit aus Ruhland durchgesickerten Nach bekannt werdenden Erfolgen der deutschen U-Boote, dah die Hoffnungen des deutschen Volkes auf die Taten seiner jungen Flotte völlig den Erwartungen entsprechen. Ohnmächtig sieht das seebeherrschende Albion zu, wie jene „Ratten" an den miralität über den Schiffsverkehr in den englischen Häsen seit Beginn des verschärften U-Bootkrieges. Das Blatt schreibt: „Solche künstlich aufgeblasenen Statistiken schaden uns mehr als sie nützen. Die Erfolge der deutschen Blockade werden dadurch nicht verringert, dah wir in unseren Statistiken das Ein- und Auslaufen von Kriegsschiffen in unseren Häsen und unsere Küstenschiffahrt irreführenderweise mit ekibeziehen. Allein der lleberseeverkehr zählt." Aehnlich besorgt klingen die Aeuherungen angesehener Marinesachleute und Politiker in der englischen Presse. Archi bald Hurd, der vielleicht der hervorragendste Kenner der englischen Marineverhältnisse ist, kommt angesichts des bis herigen Verlaufs des U-Baotkrieges zu folgenden Pessimist schen Schlüssen: „Die deutschen U-Moote nagen an dem, was in der Praris dir Nabelschnur nicht nur des britischen Reiches, sondern der ganzen Entente ist. In größerer Zahl als je verseuchen sie die Gewässer, die unsere Dampfer durchfahren und reihen Erfolg an Erfolg. Finanziell können wir diesen Schaden ertragen, aber es beginnt, uns an Handelsschiffen zu fehlen und die Reeder finden selbst um den teuersten Preis nicht genügenden Schiffsraum, um di« Lücken omszufüllen. Die Verluste steigen, und jedes versenkte englische, verbündete oder neutrale Handelsschiff verringert unsere Kraft, denn wir leben und kämpfen durch die Handelsschiffe." Seiner Ansicht nach ist es Deutschland gelungen, durch den U-Boot krieg ein ganz neues Schiffsproblem aufzurollen, das Eng- l EM, 15. März. Nach Meldungen au» Kopenhagen berichten dort aus Rußland eingetroffen« Reisende, daß in Petersburg, Moskau und viel«« anderen Städten die Revolution au »gebrochen sei. Ein Reisender Kämpfen über den Meeren der Welt aufgerichtet hat. In froher Zuversicht begleitet das deutsche Volk die Taten seiner U-Boothelden mit den besten Wünschen in der Gewißheit, von Schützengräben. Auch den Neutralen ist angesichts des von Dtutschland Erreichten die Furchtbarkeit der deutschen U-Bootwaffe und ihre Bedeutung für den Ausgang des Krieges zum Bewußt sein gekommen. Das Kopenhagener „Erkabladet" wendet sich gegen die englischen Versuche, die Neukalen durch das Gerede vom Bluff des Unterseebootkrieges zur Wiederauf nahme der Schiffahrt zu ködern. Es stellt fest, daß die Mips teilung darüber, ob die Verbandsmächte ein Mittel gesunden haben, den Seeweg für die neukale Schiffahrt wieder sicher zu machen, bisher noch nicht geschehen sei. Der Ernst der Lage gehe allein daraus hervor, daß vom 1. .bis zum 26. Februar 236 Torpedierungen erfolgt seien und daß es deut schen Unterseebooten möglich gewesen sei, 7 holländische Damp fer am Ende des englischen Kanals zu versenken. Der Rotter damer „Maasbode" nennt den 24. September 1914, den Tag, an dem Weddigen die englischen Panzerkreuzer „Hogue", „Lressy" und „Ahukir" versenkte, ein Ereignis von welt geschichtlicher Bedeutung. Damals sei zum erstenmal das Dogma „Vritannia rules the waves" schwer erschüttert worden. Alle diese Stimmen zeigen im Verein mit den täglich An Beschwichtigungsversuchen seitens der Staatsmänner unserer Gegner hat es nicht gefehlt. Die große Rede, die der englische Marinesekretär Carson zur Beruhigung des eng lischen Volkes im llnterhause gehalten hat, hat ihre Wirkung nicht erreicht. Nach alter, lieber Gewohnheit hat Reuter die Rede zu Nutz und Frommen der übrigen Welt ins Rosen rote umgefürbt. Wie aus einem Bericht des „Corriere della Sera" hervorgeht, hat sich der Leiter des englischen Marine wesens jedoch bedeutend pessimistischer geäußert, als die ersten Berichte erkennen ließen. Die Tatsachen haben ihm das Geständnis abgerungen, daß der Unterseebootkrieg die eng lische Schiffahrt schwer schädig«. Di« Aufgabe der englischen «1 - . «ewähnng vou StaatgbeibUkn für ine männlich« NN» weibliche S««dpstege sind bi» späteste»» Tode März diese, Jahr^l btnb«r rw>mlet»em Nur^chkewa^uoerttcht« und eingehend begrwUte Besuche könne« B-rückkiLttoung finden. — Flöha, am S. Mär, 1917. Die «.wkiche ««zirkr-SchnlinsPekti-«. . Vie enttdrome Königin <ier Meere Der erste Monat des verschärften U-Bootkrkeges gegen England ist ins Land gegangen. Es wäre verftüht, bereits jetzt ein abschließendes Urteil über seine Wirkungen zu fällen, aber «ins läßt sich mit gutem Gewissen tun; aus dem Munde der Gegner und aus dem Urteil der Neutralen läßt sich ein Eindruck gewinnen, was das bisher Erreichte an direkten Stützen des Thrones nagen, den es in Jahrhunderte langen Verlusten und moralischer Wirkung für unsere Feinde be- ----- -- "" deutet. daß sie dazu beitragen werden, einen Frieden zu sichern, der seinen Hoffnungen und seinen Zukunftsbedürfmssen voll Ge nüge leistet. menge angesammelt. Das Militär versuchte sie auseinander zutreiben und stellte eine Reihe von Maschinengewehren auf, welche die Straßen bestreichen konnten. Später wurde ein Gendarm von der Menge vom Pferde gerissen und zu Tode getreten. Die Leiche wurde in einen Laden geworfen. Da erhielt das Militär den Befehl, gegen die Menge mit blanker Waffe vorzugehen. Hierbei wurden über 150 Personen ver wundet. l Pairis, 15. März. Die Pariser Zensur ließ gestern alle Bemängelungen wie Vertagung der Duma, einen Bericht über die Petersburger und Moskauer Straßenunruhen sowie die auffallende Zurückhaltung der ausgerüsteten Truppen zu. l Gens, 15. März. Pariser Blätter melden aus Peters burg: Sämtliche Petersburger Blätter wurden suspendiert. Die Börse ist geschlossen. Der Trambahnverkehr wurde ein gestellt. General Chabaloff, der Kommandant der Peters burger Truppen, erließ einen Aufruf, der jede Versammlung in den Straßen verbietet. Nach einer Petersburger Temps-Meldung besteht wenig Aussicht auf die Beendigung der Lebensmittelkrisis, da jede Organisation fehlt. Die französische Presse zeigt sich über die russischen Nachrichten außerordentlich beunruhigt. Flotte sei schwer und die Frag« ernst. Mittel zur Bekämp fung der Unterseeboot-Gefahr seien bis jetzt nicht gefunden worden. Dazu käme es, daß es den Deutschen gelungen sei, sogar am Kap der guten Hoffnung, rm Golfe von Aden und an der indischen Küste Minen zu legen. Dabei mach ten englische Blätter der Regierung noch den Vorwurf, daß sie die öffentliche Meinung über den Ernst der Lage durch allerhand Mittelchen hinwegzutäuschen suche. Die „Truth" übt an den Beschwichtigungsversuchen des Ulstermanns scharf« Kritik und wendet sich gegen die berühmt« Statistik der Ad Gefröre«« Brathühner g-lanaen Von FreitaL den 1». d. MtS„ Nachmttta, ab bei den Händlern Iuliu, WwklE^R^^Martt^H^ M. Mütter, Winklerftr. zum Verkauf. tungspersonal flüchtete, der Speicher wurde zertrümmert, große Mengen von Verbandzeug aus die Straße geworfen und ver brannt. Auch aus den übrigen Teilen des Landes treffen aufregende Nachrichten ein. In den Wolgagouvernements wurden zahlreiche Mühlen von den revolutionären Elementen angezündetz besonders solche, die groß« Kornvprräte hatten. ' Im Busulusker Bezirk sind amtliche Mühlen abgebrannt. Der Schaden wird auf Hunderte von Millionen Pud berechnet. Die Arbeitergruppe des Zenkalkriegsinduskiekomitees wendet sich an die Arbeiter mit der Aufforderung, das Geschehene zu vergessen und unverzüglich an die Drehbänke zurückzukehren. Es wäre ein Verbrechen gegen die Arbeiterschaft, im gegen wärtigen Moment die Kräfte, zu zersplittern. MM Besten stehe, daß es im russischen Volke über seine wahre Lage zu tagen beginnt. Die gestrigen Nachrichten, die bereits von einem allgemeinen Volksaufruhr berichteten, werden grell beleuchtet durch die heute morgen eingelaufene verbürgte Mel dung über eine Revolution. Die heimgesandten Dumamit- - -glieder haben demnach dey Machthabern der Regierung sich nicht mehr gefügt, sondern unterstützt durch das Volk und ge tragen auch vom Vertrauen der Garnison die Regierung ge stürzt und die Minister kurzerhand ins Gefängnis gesetzt. Ein zwölsgliedriger Ausschuß führt jetzt in Petersburg die Regierungsgeschäfte. Wie es in Moskau aussehen mag, wird schwer zu erfahren sein, viel besser als in der Hauptstadt sicher nicht. Welche Wege die neuen Männer, die sich ans Ruder gesetzt haben, gehen werden, steht dahin. Wir haben vorläufig kein«; ' Ursache, über die Petersburger Vorgänge in ein großes Froh locken und in unangebrachten Jubel zu verfallen, aber wir * brauchen uns auch der Tatsache nicht zu verschließen, daß die Dinge in Rußland arg bergab treiben, und daß die revolutio näre Bewegung England und seinen Vasallen nicht gleichgültig sein kann, sondern deren unter der Einwirkung des verschärften Unterseebootkrieges ohnedies nicht gerade günstigeLage weiter zu verschlechtern geeignet ist. Der englische Machthaber in Pe tersburg, Sir Buchanan, der die Männer der gestürzten Ä russischen Regierung nach seinem Willen beeinflußte und sie . Ät!auf ein« schiefe Ebene trieb, hat sich bereits in Finnland Asyl ' Lugesichert. Es scheint ihm also in Petersburg, der Boden unter Ä: den Füßen zu brennen und es wäre ein hoher Gewinn für ganz Rußland, wenn es sich von englischer Bevormundung frei machte. - . ' DK in letzter Zeit aus Rußland durchg«sickerten Nach- - genannten Speicher der Lady Buchanan, wo englische Spenden richten ließen erkennen, daß es in des Zaren Hauptstadt nicht gesammelt werden, um an die Fronten zu gehen. Das Vermal- zum Besten stehe, daß es im russischen Volke über seine wahre tungspersonal flüchtete, der Speicher wurde zerti Seefisch-Verkauf. »reitaa, den L«. d. Mt»., gelangen in den Filchbandlungen von Wt» Miillrr, Winkl«' -rahr und O. Haubold, «hemuttzer Straße, an di« Brwohner de» 1. Bezirk» von Rr. «St-Gchlnß verschieden« Sorten SEch« »um Verkauf. — E» erbält «in Haushalt bi» zu 3 Köpfen 1 Pfund und ein solcher m't mehr Köpfen 2 Pfund A sch«. Flelschanswmsknrte» stad vorrnle^n. Stadtrat Frankenberg, den 15. März 1917. erzählt«, daß er nur sogen Bezahlung einer bedeutenden Summe am letzten Donnerstag von Moskau mach Peters burg mit dem Militärzug habe «Kreisen können. D«r ganz« privat« Eisenbahnverkehr ist eingestellt. Am vergang«n«n Sonnabend war Petersburg der Schauplatz ernster Unruhen. In den Straßen waren Schützengräben aufgeworfen und , - . „ - .. . - . - Barrikaden errichtet. land aufs trefft« treffen mußte, da Großbritannien nach «mein l Petersburg, 15. März. Am letzten Donnerstag hatte Worte des ersten^ Seelords der Admiralität, < Sir John sich auf dem Alerander-Newski-Prospekt eine ungeheure Volks- Jellrcoe, ohne Handelsmarine überhaupt nicht «ristwren Tann. - - —. G^ch schwere Bedenken äußert auch die französische Fachkritik. General zur Linden vergleicht den Unterseeboot krieg mit den Kämpfen zu Lande und kommt zu dem Schluß, daß die Torpedierung eines Schiffes häufig «ine ernstere Angelegenheit sei, als der Verlust etlicher Kilometer Petersburg, 14 Mörz. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) In Petersburg ist Revolution ausgebrochen. Ein ans zwölf Dumamitglwdern bestehender Exekutivansfchuß ist im Besitze der Macht. Alle Minister sind ins Gefängnis gefetzt. Die Garvifo« der Hauptstadt» 30000 Mann, hat sich mit den Revolutionären veremrgt. Am Donnerstas (Mittwoch?), dem dritten Tage der Revolution, war die Ordnung m der Hauptstadt wieder hergestellt. Der Deputierte Engelhardt ist vom Ausschuß zum Kommandante« von Petersburg ernannt worden. wH Je schneller Rußland Frieden schließen würde, desto besser wäre es für das große Reich. Jeder Tag früher be deutet einen unermeßlichen Gewinn für. das russische Volk. Was wäre Rußland alles erspart geblieben, wenn es im Vor- . fahre seine. Absicht, Sonderfrieden zu schließen, zur Ausfüh rung gebracht hätte, statt sich von . England das Konzept verderben zu lassen, und welche Unannehmlichkeiten hätte dieRe- gierung vermieden, wenn sie statt der vom England diktierten höhnenden prahlerischen Ablehnung des deutschen Friedens angebotes im Dezember zugegriffen und in die dargebotene Friedenshand eingeschlagen hätte. Vielleicht inacht sich in Petersburg eine von englischer Irreführung und törichter Verblendung ungetrübte bessere Ein sicht Platz. Deutschlands Friedensliebe und Friedenswillen ist heute kotz aller weiteren Erfolge genau so stark und ehrlich, wie am 12. Dezember vorigen Jahres und wenn Rußland beteil ist zü einem den Verhältnissen entsprechenden ehrlichen ' Frieden, soll es nicht umsonst bei uns anklopfen. So wenig ' mäst sich Mit einer Revolution im allgemeinen einverstanden erklären kann, so verabscheuungswürdig an sich «ine Kata- - strophe, wie sie in Petersburg sich abspielte, ist, so ist es doch menschlich begreiflich, wenn das unter fremdem Einfluß irre- " geleitete und dem Rand des Abgrunds nahegebrachte Volk die Dinge nicht mehr nehmen will, wie sie von Englands Gnaden sind, sondern sich aufrafft, um sein Schicksal selbst ' O die Hand zu nehmen und zu retten, was noch zu retten »st. , , Wenn «in Auf ichbesinnen und eine bessere den Dingen nackt in» Gesicht schauende Einsicht das Ergebnis der Volks- mchrbuna sein. sollt«, dann könnte man als Ausnahmefall vom , Mmschlichkeitsstandpunkt aus selbst di« Vorgänge in Peters burg gutheißen. Denn wk wiederholen: Jeder Tag eines frü- - herdn Friedensschlusses, sei er auch nur im Osten, bedeutet einen unermeßlichen Gewinn-sticht nur für das allem Anschein nach furchtbar leidende russische Volk, sindern für die gesamte Menschheit. Auch tztMN Eng band gerichtet? Eine über Kopenhagen kommende Meldung besagt: l Die Petersburger Unruhen kehren sich in scharfer Weise guch gegen. Engkrnd. Vor der «Mischen Botschaft fanden „ läute Krawalle statt,zahk«iche Scheiben wurden «ingeschla- , gchk Sin« tausend köpfte Meng« sammelte sich vor dem so- Amtsblatt str die Kbmgl.Amtshmchtmamschast WA, das MG. Amtsgericht and dm Stadtrat zu Frankenberg ' ' - - ' » . « ... -vrankenbera i Sa. — Druck und »erlag von «.». Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Framenoerg >- «u- vk fieicdrbsarler über Nie innere fioiiüt Berlin, 14. März. Im Abgeordnetenhaus führt« heute Ministerpräsident Dr. von Bethmann-Hollweg d«i der Be ratung des Haushaltsetats des Herrenhauses aus: Ihr« Dr-