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Frankenderger Erzähler Wird jeder Sonntag»-, Mittwoch», «vd Frtttag»-Rumm« ohne PreiLerhöhsng de» Hanptblattr» bÄgegche». 14 Der Fügerkurm dm Hrzmzsl Roman aus dem -rotzen Krieg von Kurt Matull. Die jagten jetzt in vollstem Lauf auf den vordersten Schützengraben zu, in dem die russischen Soldaten gleichfalls durcheinander liefen und ratlos rückwärts starrten, weil sie der Meinung waren, datz dort «in feindlicher Ueberfall statt fand und sie von den Ihrigen abgeschnitten seien. Bevor sie noch Zeit zur Besinnui^ bekamen, jagt« es aus der Nacht gegen sie heran. Knallten ihnen Karabiner kugeln um die Ohren, erscholl «in brüllendes Hurra, und in fluchtartiger Bewegung warfen diejenigen, gegen welche die Ulanen anritt«», die Waffen fort und brachten d« andern, welche an Verteidigung denken wollten, in Verwirrung. Als sie sich endlich gesammelt hatten, war der für sie furchtbar« Spuk, der ihnen das Blut gefrieren machte, in der Nacht verschwunden. Aber überall wurde es bei den von der Ulanenpatrouille durchbrochenen russischen Linien lebendig. Bon allen Seiten ertönten Signale, denn man glaubt« tatsächlich, datz ein grötzerer Sturmangriff der Oesterreicher stattfircken würde. Aus der österreichischen Seite aber hatten di« Mannschaf ten im vordersten Schützengraben gleichfalls erschrocken zu den Gewehren gegriffen, als drüben das Feuern begann, und sie rüsteten sich, den vermeintlichen Sturmangriff der Russen zu empfangen. Da sahen ihr« Poften di« jetzt auf Befehl des 'Rittmeisters ganz langsam heranr«itend«n Fremden. . Was war das? Warum ritten die so langsam? Halt! wer da? Der Rittmeister war d«r erste an dem österreichischen Schützengraben, stieg vom Pferd« und rief: „Nicht schieben, Leut«. Kameraden von der deutschen Seite. Kommen mitten durch die Russen." Da liefen auch schon österreichische Offiziere herbei und starrten mit verwunderten Augen aus das ihnen fast unglaub lich Erscheinende, auf di« durch di« russischen Reihen gebroche nen deutschen Ulanen. Dann aber brach ein Jubel los. Von überrall streckten sich ihnen Hände entgegen mit Zigaretten und Zigarren, Vie kecdne Wegrmleidr Eines deutschen Kindes Wunsch: Wieder bittet das Vaterland: Habt offen das Herz und offen die Hand! Es geht um Deutschlands heiliges Glück! Es gibt nur ein Vorwärts und kein Zurück! So viele opfern Leben und Blut! Und ihr wollt nicht opfern das bißchen Gut? Es sei eines jeden Wahlspruch und Sinn: „Für Deutschland geb' ich mein Letztes hin!" Lieb' Vater, lieb' Mutter, drum höret mich an: Ich bitte für Deutschland, so sehr ich kann! Lasset uns geben, wär' es auch klein! Und wisset, es soll nur geliehen sein! O, jede Mark kämpfet und schafft! Mit jeder Mark wächst unser« Kraft! Denn viele Wenig geben ein Viel, Und Deutschland, Deutschland kommt an sein Ziel! Es mutz durch Schlimmes und Schweres gehn, So wird's das Schlimmste und Schwerste bestehn! Lieb' Vater, lieb' Mutter, drum bitte ich fem: Auch wir wollen Helfer zum Siege sein! Reinhold Braun. Ein Arzt mutzte kommenund die Verwundung Stephans untersuchen und neu verbinden. „In einer Woche wieder gehellt," war dessen Bescheid. „Mussen aber Arm in Binde tragen." „Gott sei Dank," erwiderte Stephan Andraski, „ich fürchtete schon, länger« Zett dienstuntauglich zu sein." Dann wurde ihm ein Auto zur Verfügung gestellt, denn für ihn hietz es jetzt höchst« Eile, um die Briefschaften des Kaisers zum Oberkommando zu bringen. Bis dorHin waren aber noch 50 bis 60 Meilen Fahrt zu machen. Am Nachmittag traf Stephan Andraski im Hauptquartier «in und wurde sofort zum Erzherzog geführt, dem er per sönlich des Kaisers Briefschaften übergeben mutzte. Noch zweistündigem Warten wurde «r zur Abendtafel des Erzherzogs besohlen. Dort mutzte er nun berichten, wie er sich gerettet hatten und das kühn« Reiterstückchen der deutschen Ulanenpatrouille erzählen. Der Erzherzog lietz die Weingläser füllen, erhob sich und sagte: „Meine lieben Kameraden, der deutsche Rittmeister und seine Mannschaften von der Hindenburgarmee, sie leben hoch!" Und während drautzen die gewaltigen Summen der Ge schütze dröhnten und ihren Widerhall bis in chas «^herzoglich« Hauptquartier trugen, mischte sich in derrn Musik das jubelnde Hurra an der Tafelrund« des Erzherzogs für den General feldmarschall Histdenburg und seine Ulanen. 11. Kapitel. Die Mutter Stephan Andraskis war an dem Abend, als sie die vermeintlich« Trauerbotschaft aus der Zeitung er fuhr, nicht nach Haus gegangen, sondern Hedwig hatte die silte Dame bei sich im Zimmer behalten und ihr dort ein Lager zurechtgemacht, damit sie mit ihrem grenzenlosen Schmerz nicht allein sei und sie ihr Trost geben konnte. Als der Mor gen kam, hatten die alten Herrschaften und selbst Hedwig wenig geschlafen. Zu so früher Tagesstunde — gegen 8 Uhr — war man im Hause des Domrendanten nicht gewohnt, aufzustehen, aber heut« war jeder froh, dem Alleinsein mit seinen Gedanken in der Dunkelhett zu entrinnen. Run sahen sie mit über nächtigten Gesichtern um den Frühftückstisch, fröstelnd, weil die Oefen noch nicht genügend Wärme gaben und sie auch innerlich durchkältet waren. Dazu war üb« Nacht «in plötzlicher Frost eingetreten, und jetzt gegen Morgen fegt« dichtes Schneeslockentreiben über Wien. Der Dezember setzt« mit dem ersten winterlichen Weih rin. ! i . « 14. Mär) 1V17 Wein und Ehwaren, und die Mannschaften wutzten -ar nicht, wo sie. all die Liebesgaben ihr« österreichisch«, Kameraden unterbringen sollten. Dazu funkten die Russen jetzt in einem mörderlichen ' Tempo, gahen aus ihren Schützengräben ununterbrochen Schnellfeuer, sodatz der Aufenthalt im vorderen Graben un- , gemütlich wurde, trotzdem das hügelige Gelände den Pferden der Ulanen und ihnen selbst «inen vorzüglichen Schutz bot. Nach halbstündiger Pause, nachdem die Pferde getränkt und abgefütt«rt waren, stiegen sie wieder in den Sattel. ' Stephan Andraski war so glücklich, datz er den deutschen ' Kameraden am liebsten umarmt hätte. , Ohne dessen Reiterstückchen sähe « jetzt noch in dem gal* zischen Bauernhaus und hätte Nur die Aussicht, von den Russe« erschossen oder gefangen genommen zu werden. ' i Als der Morgen kam, waren sie bereits bei der Kom- I mandostelle angelangt, und der auf diesem Punkt der öster reichischen Front befehlende kleine, alte General lud den deut- ' schen Rittmeister und den österreichischen Oberleutnant Stephan ! Andraski Lim Frühstück. "