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Beilage zu No. 271V -er Bautzener Nachrichten. Mittwoch, den 8. November 187V. Ossieiclle Kriegsnachrichten Nr.81. General v. Treskow meldet aus LesErrues bei Fort Bel fort vom 6. November, daß die Division zwischen Colmar und Bel fort in mehreren kleinen Gefechten Franctireurs vertrieben hat, am 2, fanden Gefechte gegen Modilgarden bei Les Errues, bei Rougemont und Petit Magny statt, in letzterem ließ der Feind allein 5 Offiziere Nd 103 Mann todt zurück. Am 3. wurde Belfort cernirt und die Krbindung mit General von Werder hergestellt. Berlin, 8. Novbr. Der „Staatsanz." ist heute in einer Morgen ausgabe erschienen und enthält an der Spitze des Blattes folgenden Artikel : „Am Vorabend der Neuwahlen für das Abgeordneten- hauS kommt es dem preußischen Volke zum klarsten Bewußtsein, daß niemals die Erneuung der Volksvertretung unter außerordentlicheren ßerhältnissen und unter verheißungsvolleren Anzeichen stattgefunden hat. An das Werk eines gewaltigen Krieges, als dessen Frucht Deutsch- Wd die Sicherung seiner nationalen Wiedergeburt, Europa die Krgschaften eines dauernden Friedens erhoffen darf, knüpft sich un mittelbar die Arbeit für die Aufgaben des inneren Verfassungslebens Mr dem Dröhnen des Kriegsdonners soll die Begründung eines nationalen Gemeinwesens sich dort vollenden, wo die deutsche Einig- kit schon ihre thatsächliche Verwirklichung für den heiligen Zweck der Mrlandsvertheldigung gesunden hat: im Lager des deutschen Ober- Merrn. Während die Krieger Preußens den Fahnen ihres Königs von Sieg zu Sieg folgen, schreiten die Wähler des Landes zur Aus- ubung des Rechtes, durch welches ihnen ein verfassungsmäßiger Ein fluß auf die Leitung der östentlichen Angelegenheiten gesichert lst. Mit glkichcm Vertrauen wie an die zum Kriegsdienst verpflichteten Mann- chaslcn ergeht der Ruf des Königs an die in der Heimath zurückge bliebenen Bürger: unter den Waffen, wie am Wahltisch werden die Löhne Preußens das Wohl des Vaterlandes im Herzen tragen und ihre Schuldigkeit thun. Dem siegreichen Vordringen der deutschen Heere ist es zu danken, R der Kriegsschauplatz in weiter Ferne von den vaterländischen Grenzen liegt und daß die Wahlen dem unmittelbaren Waffengeräusch entrückt sind; aber die Mahnungen dieses Krieges schlagen mächtig an alle Herzen und werden nicht ohne Segen für die Friedensarbeiten des Staates verhallen. Ehe noch der Krieg thatsächlich seinen Anfang genommen hatte, feierten Preußen und Deutschland schon einen herrlichen Sieg: den Sieg über die Geister der Zwietracht und Nebenbuhlerschaft; ehe noch der König Wilhelm die Führung der deutschen Heere über nahm, konnte Er mit warmen Dankesworten die patriotische Ein- mithigkcit Seines Volkes, wie den Einklang des deutschen Geistes in der freudigen Erhebung zur Abwehr eines übermüthigen Feindes an- erkmnen. Unter den glückverheißenden Zeichen einigender Begeisterung kämpften und siegten die preußischen Truppen im Verein mit ihren deutschen Waffenbrüdern. Da leuchtete es vor Aller Augen aus, welcher Haien das „Volk in Waffen" fähig ist, wenn Haupt und Glieder von dem Bewußtsein ihrer Pflichten, von dem Verständniß ihrer Aus gaben und vor Allem von dem zuversichtlichen Vertrauen auf einander «füllt sind. Das Gefühl innigster Zusammengehörigkeit und Gemein schaft, welches in Preußen und in Deutschland die Regungen des Parteigeistes und der Stammeseifersucht zum Verstummen brachte, Mspringt ja aus tieferer Quelle, als daß es nur der Noth des Krieges Md nicht auch der inneren Lebensentwickelung des Volkes dienen sollte. Streben aller edleren Geister richtet sich dahin, diese von Waffen- und diplomatischen Erfolgen unabhängige Errungenschaft des lineges als die unentbehrliche Bürgschaft für die Selbstständigkeit und M Wohlfahrt der Nation mit allem Eifer zu behaupten und Früchte kragen zu lassen. Auch bei den bevorstehenden Wahlen wird die neu gefestigte Eintracht — so hoffen wir mit vollem Vertrauen — einen egensreichen Einfluß üben. Die Wähler Preußens wird das Bewußt- sein erfüllen, daß sie vor dem Wahltisch, wie der Krieger vor dem Wndc, im Dienste des Vaterlandes stehen. Wehrpflicht und Wahlrecht: ar gehen bei uns Hand in Hand und sind Gemeingüter des Volkes. Wie die Pflicht des Wehrdienstes zugleich das höchste Ehrenrecht in sich schließt, so liegt dem Wahlrecht die Förderung des Gesammtwohls als nothwendige und unumstößliche Bürgerpflicht zu Grunde. Möge denn der Geist der Eintracht, der unsere Heere mit Sieges zuversicht in die Schlachten führte, auch bei den Wahlen seinen patrio tischen Ausdruck finden. Dann werden die Männer, welche die Stimme der Nation in den Landtag beruft, vor Allem zur Erfüllung jener königlichen Verheißung mirwirken, daß aus der blutigen Saat des Krieges eine von Gott gesegnete Ernte sprießen werde." Aus dem königl. Hauptquartier Versailles bringt der „Staatsanz." einen längeren Bericht über das Gefecht von Le Bour get, dem Folgendes zu entnehmen: „Das Regiment Königin Augusta war in Le Bourget angelangt. Eine Abtheilung wollte eben in ein Haus eindringen, als der Oberst Graf Walderfee seinen Leuten be fahl, Halt zu machen, da aus den Fenstern jenes Hauses mit weißen Tüchern das Zeichen freiwilliger Uebergabe gegeben wurde. Graf Walderfee, Commandeur des Regiments, erst vor 10 Tagen von seiner bei Gravelotte erhaltenen Verwundung soweit hergestellt, daß er zu seinem Regiment hatte zurückkehren können, war gegen das Haus vor- gesprcngt, um selbst mit den Bewohnern zu sprechen. Indem er vor anritt, traf ihn aus den Fenstern desselben Hauses eine Kugel, die ihn sofort tödtete. Ein Offizier eilte hinzu, um den gefallenen Führer in seinen Armen aufzusangen, als ihn dasselbe Geschick ereilte; auch er wurde erschossen. Als die Truppen dies sahen, ergriff sie die äußerste Erbitterung, und der Feind wurde jetzt an allen Stellen durch die Gewalt ihres Angriffes zurückgeworfen. Die Resultate sind bekannt: über 1200 unverwundete französische Gefangene, 30 Offiziere. Unserer seits sind die Verluste am Beträchtlichsten bei der mittleren Colonne, für die der Kampf am Schwersten war. Die Regimenter Augusta und Elisabeth verloren zusammen 30 Offiziere todt und verwundet; bei den Mannschaften beläuft sich die Zahl im Ganzen aus 400. Es ist kaum zu bezweifeln, daß der Feind die Absicht hatte, sich in Le Bourget festzusetzen und ein passageres Befestigungswerk zu erbauen. Auf diesen Zweck deutet die Maßregel, daß am Tage vorher auf der Eisenbahn, die von Paris nach Soissons führt, große Massen von Proviant, ausschließlich aus Brot bestehend, bis zu den Vortruppen südlich von Le Bourget hcrantransportirt worden waren. Das ganze Depot ist in unsere Hände gefallen. Dein Feinde war nur Zeit ge blieben, die leeren Waggons in die Stadt zurückzusahren. Die große Zahl der Gefangenen zeigt, daß die französischen Ausfallstruppen auch bei dieser Gelegenheit wieder eng umschlossen werden konnten." Leipzig, Dienstag 8. Novbr. König!, sächs. Staatspapiere v. 1855 3 z 71z G., do. v. 1847 4jj 89 G„ do. v. 1852 dis 1868 4;; größere 86; G., do. v. 1852 dis 1868 48 kleinere 88 G., do. v. 186V 4 z 84z G., do. v. 1870 86Z G.. do. v. 1867 5- 100; G. vorm. sächs.-schles. Eiscnbahnactien 4z 94z G., Landrentcnbriefe 3z z 80z G. — Eisendabnactien; Leipz.-Dresdner 213j Ä., Löbau-Zittauer 73z G., Magdb.-Lpz. 190; 6»., Thüring. 135 <8. — Bank- u. Lreditactienr Allg. deutsche Lredi,-Anstalt 1I7Z N., Leipzg. 122 B., sächs. Bank 1304 G.; Diener Banknoten 83; G. s16 Ngr. 6; Pf ) Die sächsische» Fetddiakoneu. „Der Thäligkeit unserer sächsischen Felddiakoncn wird das unum schränkteste Lob alter Bethciligten gespendet." So schreibt der Berichterstatter des Daheim in der eben erschienenen neuesten Nummer. Und wahrlich, sie haben solches Lob verdient. Es ist ihnen beschieden gewesen, in besonders schwere Arbeit cintreten zu müssen und sic haben es überall gern gcthan. Nachdem der erste Zug, der am 15. August Dresden verließ, mehrere Tage in Saarbrücken thätig gewesen, ging er nach Mars-la-Tour und leistete dort bei der Einrichtung der Feldlazarethe hilfreiche Hank, während Prediger Hickmann in Gemeinschaft mit einem Prediger aus der Rheinprovinz als Seelsorger thätig war. Bon dort wendeten sie sich nach St. Maric und widmclen ihre Thätigkcit den dortigen sächsischen Fcldtaza- rethen. Schon dort thcilten sic auch einen Theil der mitgenommenen Schriften aus; denn sehnlich verlangten Lie Verwundeten nach geistiger Nahrung. Prediger Hickmann sorgte namentlich auch für Errichtung von Kreuzen