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Beilage z« No. SSS der Bautzener Nachrichte«. Freitag, den 21. Oktober 187V. Telegraphische Korrespondenz. Frankfurt a. M., 18. October. (W. T. B.) Die Stadtverord- ^Versammlung bewilligte in ihrer heutigen Sitzung einen Beitrag von 10,000 Gulden für Straßburg. Hamburg, 19. October. Den „Hamburger Nachrichten" wird B Helgoland vom 14.October geschrieben: „Die französische Flotte scheint sich alls Caperei zu legen. Am 12. Oktober, am rage nach ihrer Ankunft, nahm sie einen norddeutschen Schooner und M Brigg. Beide Schiffe wurden ins Schlepptau genommen und güigen Abends mit dem gesummten Geschwader nach Westen. Nachts zwang ein heftiger Südostwind die Flotte weiter seewärts zu gehen. Zie lag am 13. October Nachmittags, als der Wind nachgelaffen hatte, ö Meilen nordwestlich von Helgoland, ebenso die am 12. genommene drigg, der Schooner aber war nirgends zu bemerken. Erstere ist heute Malls verschwunden, vermuthlich wurden beide Schiffe nach Frank- mch geschickt. Allabendlich geht die Flotte nach Westen und kommt gegen lO Uhr früh wieder in Sicht." Hamburg, 19. October. <W. T. B.) Zwei englische Dampfer sind gestern aus Westhartlepool hier eingetroffen. Dieselben sahen in der Nordsee keine Kriegsschiffe. Ein anderes englisches Dampfschiff, welches heute Vormittag aus Westhartlepool hier angetommen ist, sah gestern zehn französische Schiffe außerhalb Helgoland. Die „Bör senhalle" meldet, auch von den Mündungen der Weser sei keinerlei Nachricht vom Erscheinen des Feindes eingerroffen, obgleich ziemlich allgemein angenommen wird, daß die Franzosen dort ihr Glück ver suchen würden. Hamburg, 19. Oct. (W. L. B.) Ärmlicher Mittheilung zufolge sind auch vor den Beobachtungsstationen an der Mündung der Elbe leine feindlichen Schiffe in Sicht gekommen. Hamburg, 19. Oetbr., Abends. (W. T. B.) Die norddeutsche Bars .Madagaskar", von Zanzibar kommend, ist trotz der franzö sischen Flotte heute Nachmittag wohlbehalten in Cuxhaven eingelroffen. Moua, 19. Oct. (W.T.B.) Heute wurde das Grabmat des vor Lü Fahren inWandsbeck verstorbenen und daselbst beerdigten Vaters des Generals von Moltke mit einem Lorbeerkranze geschmückt. Karlsruhe, 19. Oct. Die „Karlsruher Zeitung" schreibt: Nach" richten aus zuverlässiger Oruelle melden, daß Prinz Wilhelm und der Kriegsminister am 13. d. in Epinal, wo sich das Hauptquartier des 11. Armeecorps und der badischen Division befand, eingetroffen sind. Am 15. hatte das Armeecorps seinen Operationsmarsch fort- gesepl. Seit dem 10. ist mit Ausnahme von kleinen Scharmützeln zwischen Abtheilungen unserer Truppen und den feindlichen Mobil garden Nichts vorgefallen. Wie», 19. Oct. (W.T.B.) Zum Schutze von 70 in Marseille anlangenden österreichischen Getreideschiffen entsendete die Regierung auf Requisition des dortigen Generalkonsulates die Korvette „Helgoland" nach Marseille in Station. Prag, 19. Oct. (W.Z.) Der Wahlaufruf des verfassungs treuen Großgrundbesitzes besagt: Der vorzunehmende Wahlact soll die Möglichkeit eröffnen, die Staats- und Landesinteressen zu fördern, insbesondere die unerläßlichen Rücksichten für die Schonung der Steuerträger in wirksamer Weise geltend zu machen, und soll auch die Gelegenheit bieten, die Loyalität, das Verständniß für die ernste Lage des Kaiserstaates und die pflichttreue Beobachtung der Gesetze zu betätigen. — Amtliche Meldungen des „Prager Abendblattes" de- nmitiren die Horzowitzer Landwehrexceffe. Triest, 18. October. (W. All) Das österreichische Levan re- geschwader soll nach der französischen Küste beordert werden. Der Lereinigungspunkt desselben ist Marseille. Die Fregatte „Novara" ist heute nach Nord-Amerika abgegangen. Florenz, 18. Oct. (W. T. B.) Thiers hat heute seine Rückreise nach Tours angetreten. Gestern empfing derselbe den Besuch der Eister Sella utid Lanza. — Der Finanzminister ist nach Rom Florenz, 18. October. (K. V.) Die Garibaldianer gehen 'n zahlreichen Schaaren nach Frankreich. Florenz, l 8. October, Abends. (W.T.B.) Der Minister- iräsident ist nach Turin gereist, um dem Könige die Decrete, wzüglich der dem Papste zu gebenden Garantier» und des Zu- ämmentrittes der Kammern im November, zur Unterschrift zu unter- weiten. Florenz, 19. October. (W. T. B.) Von officiöser Seite wird das hier verbreitete Gerücht, Preußen habe wegen der Abreise von Garibaldianern nach Frankreich Vorstellungen bei der italienischen Regierung erhoben, als unbegründet bezeichnet. Rom, 19. October. „Osservatore Romano" bestätigt, daß der Papst keinesfalls gesonnen sei, nach Innsbruck zu gehen. — Dem genannten Blatte zufolge ist der Gesundheitszustand des Papstes ein vortrefflicher. Brüssel, >7. October. Der „Etoile beige" veröffentlicht eine De pesche aus Marienburg, 16, October, welche meldet: Um 7 Uhr Morgens ist ein Luftballon mit vier Reisenden und zwei Säcken Depeschen von Paris abgegangen und um ! Uhr bei Marienburg zeruntcrgegangen. Der Ballon wurde von Godard Sohn dirigirt. Paris ist fortdauernd heldenmüthig. Gestern sand unter den Mauern von Paris eine Schlacht statt, 3000 Preußen sollen getödtet wor den sein Brüssel, 18. October, Abends. (W. T.B.) Die hier eingetroffene „Gazette de France" bringt einen Artikel über die zunehmende Schwächung Ler Autorität der französischen Regierung. Das Blatt ägl: Wenn die Regierung die Constituante nicht einberust, so wird das Land Ler Zerstückelung durch die Rothen znsehen müssen, ohne die Macht zu haben, dagegen anzukämpfen. Brüssel, 19. October. (W. T. B) Die hier eingetroffene „Libertä" beklagt sich über die von der französischen Regierung er- undenen Siegesnachrichten. Die Regierung folge hierin den Tradi- äonen der früheren Cabinete. Die officiellen Depeschen hätten seit drei Monaten stets von Siegen berichtet, so herzzerreißend auch der wirkliche Stand der Dinge war. „Haben wir wenigstens die Ehrlich keit, die Wahrheit nicht zu verheimlichen." — Aus Tours meldet ein Berichterstatter des genannten Blattes, daß die Regierung entschlossen ei, im Falle einer Belagerung der Stadt weder nach Bordeaux noch nach Toulouse zu übersiedeln. Die bereits aus Paris gemeldete Er- 'chießung von Castelbajac und Cartier erfolgte kraft ttrtheits des Militairgerichtshofes wegen Einverständnisses mit dem Feinde. Brüssel, 19. October. «W.T.B.) Ungefähr 500 Deutsche, zumeist Frauen und Kinder, welche aus Dreur ausgewiesen worden sind, werden nach Herbesthal gebracht. BAN Kriegsschauplätze. Die neueste Berliner officiöse „Provinzial-Korrespondenz" bringt nachstehende Mittheilungen über die Lage der Dinge auf dem Kriegsschauplätze: „Vor Paris sind die umfassenden Vor bereitungen zum Bombardement der Forts ihrem Ende zugeführt. Die Pariser haben es nicht mehr gewagt, unsere Arbeite« durch einen Ausfall zu stören, zum besten Beweise, daß die 500,000 Mann, welche zur Vertheidigung der Hauptstadt bereit stehen sollen, entweder in solcher Zahl bei Weitem nicht vorhanden sind, oder daß man zu ihrer militairischen Tüchtigkeit nur ein sehr geringes Vertrauen hat. ... Inzwischen dürften die Belagerungsgeschütze trotz aller Schwierigkeiten des Transports vollständig vor Paris eingetroffen sein, und die be vorstehende Woche wird kaum vergeben, ohne daß die deutsche Artillerie ihr gewaltiges Werk in voller Ausdehnung begonnen hat. — Die Gerüchte von Friedensvermittelungen, welche im königlichen Hauptquartiere Seitens neutraler Mächte neuerdings versucht sein sollen, sind mit größter Vorsicht auszunehmen. Jedenfalls werden alle etwaigen Friedensversuche zunächst darauf gerichtet sein müssen, die Franzosen selbst zum vollen Bewußtsein ihrer Friedensbedürftigkeit und zum vorläufigen Anerkenntniß der unerläßlichen Grundlagen des möglichen Friedens zu bringen. — Vor einigen Tagen ist ein vom Marschall Bazaine abgesandter General im Hauptquartier eingetroffen und hat mehrere Besprechungen mit dem Bundescanzler Grasen von Bismarck gehabt. Ob diese Verhandlungen jedoch die Kapitulation von Metz zum Gegenstände und Ziele haben, bleibt abzuwarten. —