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„Etoile" machen sich ein angenehmes Geschäft daraus, zur weiteren Verbreitung derartiger Geschichten behilflich zu sein. Nicht ein Schuß ist bekanntlich an dem Tage gefallen, an welchem die Pariser alle die Heldenthaten ausgeführt haben sollten, von denen der Mauer anschlag i» Valenciennes und nach diesem der „Etoile belge" ein so großartiges Gemälde entwirft. Als ein anderes Euriosum sei eine französische Depesche aus Rouen vvm 29. September erwähnt, welche meldet, die Situation sei eine den Franzosen sehr günstige. Die Anstrengungen des Feindes seien erfolglos, die früher verlorenen Positionen wieder genommen. Einem dem „Nürnb. Corr." mitgetheilten Privatbriefe eines bayeri schen Offiziers, ä. ä. Schloß Malabry (unweit Sceaux), 22. Septbr., entnehmen wir folgende, „nach authentischer Zusammenstellung" gegebene Nachrichten über die Verluste der 3. bayerischen Division in der Schlacht vor Paris vom l 9. September: Im Ganzen sind 5 Offiziere und 35 Mann gefallen, 10 Offiziere und 175 Mann ver wundet, 35 Mann werden vermißt. Der Briefsteller bemerkt übrigens dazu: „Die colossalen Erfolge aber sind mit diesem Verluste gar nicht zu vergleichen." Nach einem ebenfalls dem „Nürnb. Corr." zur Ein sicht vorgelegten Privatbriefe eines Lieutenants vom 14. Inf.-Reg. hat letzteres Regiment in der Schlacht vom l 9. von früh 6 Uhr bis Nach mittags 5 Uhr im heftigsten Gefecht gestanden und an der siegreichen Erstürmung einer Schanze theilgenommen, nach deren Einnahme sich den Siegern ein prachtvoller Blick auf die stolze französische Haupt stadt eröffnete. Vor Metz. Ueber den Ausfall Baza ine's am 27. Sept, berichtet die „Elbers. Ztg": Der Ausfall galt entschieden den bedeuten den Vorräthen, welche in Courcelles aufgcstapelt liegen, und den Heerden von Ochsen, welche auf den Tristen in der Umgegend weiden. Die meisten Franzosen waren jeder mit einem großen leeren Sack und mit Stricken versehen Der Feind kam in drei Abtheilungen hinter den Forts herum, mehrere Ausfall Batterien mit sich führend , von der Festung aus kam ein ganzer Eisenbahnzug bis nach Peltre heran- gebraust, dort seine Mannschaften entladend. Aus der Höhe zwischen Mercy le Haut und Ars-Laguenexy Hal unsere dort in langer Linie haltende Artillerie durch ihr Schnellfeuer dem Feinde große Verluste beigebracht; einzelne Granaten sollen ganze Reihen niedergeschmettert haben. Mercy- le-Haut war von den Franzosen genommen und von den Unsrigen wieder gestürmt worden; vor dem Abzüge steckten die Franzosen das Schloß in Brand. Leider konnte von unserer Seite nicht verhindert werden, daß ein großer Theil eines allzukühn vordringenden und ausschwärmen den Schützenzuges des 55. Infanterie-Regiments vom Feinde umzingelt und gefangen genommen wurde. (Aus einem anderen Berichte ersehen wir, daß es cä. 200 Mann waren.) Auch ist es den Franzosen ge lungen, den größten Theil einer Heerde Ochsen (ca. 40 Stück) mit in die Festung zu nehmen. Aus Arlon vom 27. September schreibt ein Correspondent der „Zndep.: „Am 23. fuhr ich von Corny nach Frouard mit dem Bru der des Herrn I. Favre, welcher drei Tage zuvor Paris verlassen und mit Erlaubniß des preußischen Hauptquartiers eine Reise nach Metz gemacht hatte. Derselbe war versehen mit Vollmachten der Pariser Regierung, um mit dem Marschall Bazaine wegen Anerkenn ung der Republik und der Verhandlungen des provisorischen Gouverne ments zu verhandeln. Am Sonntag-Morgen war er aus Metz wieder abgegangen und hatte eine Unterredung mit dein Prinzen Friedrich Carl, den er schon auf dem Heimwege gesprochen hatte. Herr Favre war zwei Tage in Metz geblieben, aber seine Mission war gescheitert, da Marschall Bazaine noch nicht gewillt war, zu unterhandeln und überhaupt wenig geneigt, die republikanische Regierung anzuerkennen. Der Prinz weiß, daß in den nächsten Wochen der Hunger noch nicht sein Verbündeter gegen Metz ist, sondern eher der schlimme Gesundheits- Zustand, der täglich mehrere Hundert Opfer fordert. Von einer Be lagerung der Festung ist keine Rede, man wird den Gang der Dinge vorParis abwarten, der, Wieman glaubt, in längstens drei Wochen eine Entscheidung bringen wird." "" Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin hat in Folge seiner nunmehr durch allerhöchsten Erlaß erfolgten Ernennung zum General-Gouverneur zu Reims (vergl. „Kriegsschauplatz" in Nr. 239) unterm 27. September eine Proclamation erlassen, m welcher es heißt: „Durchdrungen von der Schwierigkeit meiner Aufgabe, hm ich entschlossen, dieselbe mit Festigkeit und Wohlwollen durchzusikhren. Um aber die Wohlfahrt der Bewohner dieser Lande so viel als möglich mit de» Aufgaben der Verwaltung in Einklang bringen zu können, wünsche ich auf die Mitwirkung aller Classen der Bevöl. kerung rechnen zu dürfen." — Als Civilcommissare sind der Prinz Carl zu Hohenlohe und Gras Tauffkirchen, im Civilgouver- nement der LegationS-Rath Oertzen (Schwerin), Canzlei-Rath Faull (Schwerin) und Cassier P l e ß m a n n (Schwerin) angestellt. Auch ein amtlicher Anzeiger für das General-Gouvernement wird erscheinen. Die deutschen Heere haben in der kurzen Zeit von zwei Mo. naten unter den französischen Festungen und befestigten Städten schon tüchtig aufgeräumt. Es wurden belagert und genommen.- Straß- bürg, Toul, Lützelstein, Lichtenberg ; mit Sturm genommen: Weißen burg; nach kurzem Widerstand übergeben: Marsal, Sedan, Laon, Vitry le Franyais. Zusammen neun feste Plätze. Dagegen wurden belagert und haben noch nicht capitulirt: Metz, Paris, Pfalzburg, Meziores, Thionville, Bitsch, MontmSdy. Nicht belagert, sondern nur beobachtet, resp. cernirt sind: Verdun, Schlettstadt, Neubreisach, Longwy, Soissons, Carignan. Im Osten (Elsaß und Lothringen) ist nur noch Belfort völlig unbehelligt. Die große Anzahl kleiner Festungen, die der Nordosten Frankreichs noch besitzt, kommen meist nicht in Frage. Jndeß sind doch als solche, die noch gar nicht in das Bereich der deutschen Occupation fallen, aber wohl demnächst hineingezogen wer den könnten, folgende zu nennen: Lille, Arras, Besanyon, AuxoiM l Ham, le Ouesny, Maubeuge, Landrecies, Avesnes, la Pore, Lendeuil, I Havre de grace, Dieppe, Calais, Boulogne, Bapaume, Chaumont I Montbeliard, Dünkirchen, Gravelines, Douai, Abbeville, St. Omer, l Amiens, Valenciennes, Rocroy, Aire, Hesdin, Bethune, CambrU I Peronne, St. Quentin. Wiesbaden, 30. September. Wie die „Mittelrh.Ztg." erfährt I ist die Nachricht von dem Eintreffen des Marschalls Mac Mahon I hierselbst unbegründet. Derselbe werde kaum vor einem Monat I transportabel sein. Einer Meldung aus Kork vom 28. Sept, zufolge ist General. I Lieutenant v. Werder erster, der badensche Oberst Krauß zweiter D Kommandant von Straßburg. Der „Oberrh. Courier" meldet aus Breisach, 26. Sept.: Är > Neu-Breisach sahen wir heute durch Fernröhre ungefähr 5--W z Mann französisches Militair campiren, nachdem am Vormittag ein I weiteres Bataillon, in der Richtung von Mühlhausen kommend, in I die Festung eingezogcn war, auch das Fort Mortier erhielt heute einen Zn. R wachs von 20—30 Mann. Die Besatzung der Festung beträgt M I etwa 5000 Mann. Stadtbibliot-ek aus dem Rathhause 2 Treppen. ErpeditionS»U MNmch von 2 bis 4 Uhr Städtische« AlterthumSmuseum im alten Bürgerschulaebäude Zimm« Nr. 7. Geöffnet jeden Mittwoch, Nachmittag« von 2 bis 4 Uhr, Eintrittsgeld 1 Ngr. Besucher zu anderer Zeit muffen sich vorher beim Custos (Buchhändler Nösger) melden. Der Braunbier-Gchank ist bei Frau verw. Seibt, Heringsgasse. DsS nächste Braunbier kommt zu Hrn.Fischer, Kornaash. Der Weißbier-Schank ist bet Frl. Schneider, Schülergasie DaS nächste Weißbier kommt zu Herrn Igel, Wendischestrabe. Meteorologische Station Bautzen. »inb, Den ».Oktober sr« 8V. Octbr. »t-abe, Barometer auf 0° ii. »«ducir». »eter. Thermo- metrograph. NUatm«»!. Dunft- gehalt. Aegeuhöpe a, d. Norgninchitt M t. Nm. 2. 28Z. 0,»,L. t 1-2,o JnderNacht 58 Ab. 10. 28Z. 0,-2 L. t 5,. s. 1.-2. 96 2. Früh 6. 28g. 0,««k. * 2,. 4- 2.o 91 Nm. 2. 28 Z. 0,«>L. 11,» JnderNacht 49 Ab. 10. 27 Z. 11,9. L. t 5,. v. 2.-3. 87 3. Frübk 27Z.11,«»L. 4 4,. ^4,o 88 Königliches Hoftheater. M Repertoire Dienstag: Prinz ffriedrich von Homburg. Schauspiel MM Acten, von Heinrich von Kleist Musik vom Kapellmeister Marschner. (N- e-i M j Mittwoch: Die Schwäbin. Der Winkelschreiber. — Donnerstag: Die »'M Dame. — Freitag: DaS laute Gehtimniß. Das Schwert de« Damokle». - «'M abend: Don Juan. Nedaction, Druck und Verlag Von E. M. Monse in Bautzen.