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1142 — Au- Anhalt, 9. April. Die bei dem Krei-gericht« in Magdeburg schwebende groß« Untersuchung gegen etwa 20 Schaffner und 2 Cassirer der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn wegen Veruntreuungen im ungefähren Betrage von 16,000 Thlr. hat sich auch auf in Anhalt wohnende Schaffner der gedachten Eisenbahn ausgedehnt. Es find nämlich kürzlich 4 in Köthen wohnende Schaffner nach Magdeburg geladen und zur Haft gebracht worden. — Berlin. Die Verlagsbuchhandlung von Ör. van Muyd e n hat den Verlag der bekannten, in 25,000 Exemplaren verbreiteten Modezeitung „Victoria" angekaust und bereit« Anstalten getroffen, um die bisher schon sehr gediegene Ausstattung im literarischen In halt und der Kupfer noch zu erweitern. — OL. Bor einigen Monaten ging durch die Zeitungen die Mittheilung, daß die junge Tochter einer polnischen gräf lichen Familie in der Provinz Posen mit dem Koch ihrer Eltern flüchtig geworden sei. Später kam die Meldung, die Flücht linge feien ergriffen und der Verführer sei dem Gerichte überliefert worden. Der letzte Act de« Drama'« hat sich nun in Berlin abge- spielt. Die Gräfin hatte mit ihrer Tochter dort Wohnung genommen, und die letztere ward bald nach ihrem Einzüge entbunden. Zwei Tage nach der Geburt starb da« Kind und acht Tage später die unglückliche junge Mutter. Ihr« Leiche wurde unter der Aufficht eine« Bruder- per Eisenbahn nach der Provinz Posen gebracht und dort auf dem Stammgute der Familie beigesetzt. — Magdeburg, 12. April. Auf eine eigenthümliche Art sollte, der „Magdeb. Ztg." zufolge, am letzten Freitag Abend in Burg ein Diebstahl au-zeführt werden. Mit dem Abend- von hier nach Berlin abgehenden Zuge trifft in Burg «ine Frau mit einer schweren Kiste ein, nimmt zwei Dienstleute an und begiebt sich mit denselben zu einem dortigen Lotterie Collecteur mit der Bitte, den Kasten bi- zum anderen Tage in Verwahrung zu nehmen, wa« aber von diesem abgelehnt wird. Hierauf begiebt sich die Frau zu einem dortigen Kaufmann mit derselben Bitte, und dieser, nicht- Böse- ahnend, nimmt den Kasten in Verwahrung und stellt denselben in einen Raum neben seinem Laden. Nach Schluß de- Geschäfte- pflegte der Kaufmann in seinem Laden noch eine Weile die Zeitung zu lesen, und wie er so allein und still eine Zeit lang gesessen hatte, vernahm er mit einem Ma'e in dem Kasten ein Geräusch, wie ein Rücken und Schieben. Aufgeregt und nichts Gute« ahnend, ließ er die Polizei holen, welche den Kasten, der mit einer Gummischnur umwunden und, wie sich nachher zeigte, von Innen zu öffnen war, aufbrechen ließ. Wie erstaunte man, als in demselben ein Mann liegend gefunden wurde, welcher zwei Dolche und ein geladene- Doppel- terzerol bei sich führte. Derselbe wurde verhaftet und soll von hier gebürtig sein. Hoffentlich gelingt e-, bald Nähere- über diese interessante Diebe-geschichic mitzutheilen. — sEisenbahnunfallj Ein Unfall hat auf der Ver- bindung-bahn von St. Michael nach Leoben vor einigen Tagen, als der Postzug von Villach gegen Leoben noch vor der Leßmarwand vorbeisauste, stattgefunden. Ein FelSstück löste sich vom Berge ab, zertrümmerte den Puffer vor der Maschine, sowie die unten befind lichen Dampfröhren, den Aschenkasten re. Der Dampf strömte so gleich au- und der Zug kam glücklicher Weise bald zum Stehen. Hätte eine Entgleisung stattgefunden, so wäre der ganze Zug über den drei Klaftern hohen Damm in die Mur gestürzt. Glücklicher Weise ist dabei kein weiterer Unfall zu beklagen; selbst Maschinenführer und Heizer kamen mit dem Schrecken davon. — sRevolte unter Sträflingen.j Unter den im Prager Provinzialstrafhause verwahrten Sträflingen ist es am 7. und 8. d. wieder zu argen Au-schreitungen gekommen. Eine Abtheilung Sträf linge war am ersten Tage Mittag- mit dem ihnen vorgesetzten Linsen gericht« unzufrieden und wie- dasseibe zurück. Die Jnhastirten be gannen alsdann an den Thüren, Betten, Sesseln und tergl. herum- zuschlagen und drohten den Tracteur umzubringen, Fall- er ihnen zu Gesichte käme. Doch gelang e« dem Gefangenaufficht-Personale, di« Ruhe vorläufig wieder herzuflell«n Al- jedoch am zweiten Tage früh (Ei Mactio setzender schäften gesunden werden, theaterS Hosschau c ! tag bei wartet ! meinst« Wund« Frage haben. Lausitz Meiste' Mn fic die Aewich Erfolg« Landwi Hand; lennen tzre All «nicht in) 8< ! eine au F! «heueren Laat n ein Wu in Belg maßen wendet lich ab« W gang- l mangelh dazu ui« doch gen sein, wc in sämn der haue ländliche düse Abtheilung Sträflinge nach den Arb«it-fälen geführt wurde, be< gegnet« sie auf dem Corridor «iner anderen Abtheilung, welche di, Linsen gegessen hatte, und e- kam zu einem Handgemenge, dai leichi gefährliche Dimenfiouen hätte annehmen können. E« mußte deshalb eine Compagnie Infanterie requirirt werden, welche bei ihrem Eia. treffen, ohne daß e« zu Verwundungen gekommen wäre, die Ordnung wieder -erstellte. Achtzig der ärgsten Schreier wurden hierauf sepach« und mit DiSciplinarstrafen belegt. — sEin Monstreproceß.j Vor den Asfisen zu Parma wird gegen 70 Individuen, die seiner Zeit die Durchführung du Mahlsteuergesetze- in gewaltsamer Weise verhindern wollten, nächst», di« öffentliche Verhandlung stattfinden, wobei die Geschwornen üb« 1400 Fragen zu beantworten haben werden. — Der berühmte Violinist Charle- de Böriot ist in der Nach« vom 9. zum 10. d. in Brüssel nach langer Krankheit gestorbjn. Er war >802 in Löwen geboren. — Freunde der Himmel-kunde, welche im Besitz von st,», röhren find, macht die „Bre-l. Ztg." darauf ausmerksam, daß Wn< wärtig die S onnenobe r fläche eine so starke und seltene FUll,n. Entwickelung zeigt, daß dieselbe mit zahlreichen Gruppen n>i« überstreut erscheint. Eine Gruppe der nördlichen Eonnenhalbluz«! ist so groß, daß dieselbe (wa- sonst sehr selten der Fall ist) ahn, alle Mühe mit bloßem Auge erkannt werden kann, wenn man ßch eine- farbigen oder geschwärzten Glase« bedient. Dieselbe erschein« al- ein dunkler Punkt in der oberen Hälfte der SonnensteiU und dürfte, weil gegenwärtig noch unweit drr Mitte, noch mehren lag, hindurch sichtbar bleiben, ehe dieselbe vermöge der 25tägigen Rotation der Sonn« am Westrand« verschwindet. — (Die Luft und ihre Einwirkung auf Wund,n.j Professor Tyndall, dessen Vorträge über da- Vorhandensein von Kraul- heit-keimen in der atmosphärischen Luft in der wissenschaftlich«! Mit viel Aufsehen erregt hat, stellten einer Zuschrift an die „linuS" eitlen neuen Bewci- für seine Theorie aut. Dieser beruht auf ter von Prof. Lister in Edinburg und anderen Chirurgen gemachten Erfahrung, daß, wenn ein Lungenflügel durch die Spitze einer nach einwärts z<- drückten und gebrochenen Rippe verletzt wird, n e Eiterung «intiitt, trotzdem die Luft au- ter Brusthöhle mit dem Blute in Birührunz komme. Da- erkläre sich einfach daraus, wcl diese Lust tur-h den AthmungSproceß der Lungen bereits vollständig gereinigt sei Daraut zieht er den Schluß, daß nicht die reine atmosphärische Luft, sondern die mit Krankhettskeimen geschwängerte e« sei, vor deren Zutritt za offenen Wunden oder Geschwüren der Arzt sich zu hüten hab«. N« praktische Anwendung hiervon ist bereit- von dem oben genannt«» Professor, und zwar mit gutem Erfolge, gemacht worden. Er bM die Wunden seiner Patienten mit sorgfältig gereinigter Baumwol«, nachdem er die Wunde selbst auf da- Beste gereinigt hat, und g«- stattet dadurch nur vollkommen purificirter Luft den Zutritt, buch welche der HeilungSproceß beschleunigt wird. (Eingesandt.) Flachsbau und Leinen-Industrie. (Schluß.) Redner — welcher zum Schluß etwas breit wird, weshalb wir ihm nicht mehr wörtlich folgen, um nicht zu ermüden — komm« nm darauf zu sprechen, wie endlich — nach dem Beispiele Englands - auch in Deutschland mit bedeutenden Kapitalien Flachs-Maschim- Spinnereien gebaut worden wären, welche auch durch günstig« juncturen und namentlich durch den amerikanischen SeccssionsW — der bekanntlich den Baumwollcnbau in Amerika auf Zeit voll« zum Stillstände brachte — zur Prosperität kamen; frage man ab« was dies ansehnliche Capital eigentlich gcthan habe, um dem vbcrst« Grundsatz jeder gesunden Industrie zu huldigen, nämlich dem« „dal eine Industrie nur da kerngesund ist, wo das Rohmaterial auf eigen«« Boden erzeugt wird", so müsse man leider bekennen, wenig Erspri« liches! — Nur erst eingetretenc' Mißverhältnisse, nach welchen dai Rohn selbst, trag bracht der in I österre nahm wodur nerei Flachs Flachs Indus und f D-HS s «scher an die ! als os i nvmnn