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3S3S fort jur Ader gelassen. Kein Wunder, daß eS Lanza nicht gelang, ein Ministerium zu bilden, und daß Italien sich noch immer auf dem Schmerzenslager windet. — In Neapel, wo angeblich eine große Demonstration gegen das römische Concil beabsichtigt wird, circulirt auch ein Protest gegen das sogen. Anti-Con eil, von zahlreichen Bewohnern der Stadt unterzeichnet, und gleich zeitig wird dem Papste eine Summe von 22,200 Lire übersendet. Rom, 8. Dccbr. (K. V.) Am vergangenen Freitag fand eine Zusammenkunft der hier anwesenden spanischen Bischöfe statt, an der auch die Prälaten von Südamerika Theil nahmen. Das Thema, welches verhandelt wurde, war das der Unfehl barkeits-Erklärung. Alle anwesenden Bischöfe sprachen sich zu Gunsten der Frage aus. Eine ähnliche Zusammenkunft fand Tags darauf von Seiten der italienischen Bischöfe statt, welche allesammt die Ansichten der spanischen Bischöfe ihciltcn. Auch in einer Versammlung der größeren Anzahl der hier anwesenden französischen Bischöfe, bei welcher einige französisch- schweizerische und belgische sich betheiligten, war man für die Unfehlbarkeits-Erklärung. Vielleicht ist in den nächsten Tagen von einer Versammlung von Bischöfen zu berichten, in welcher nicht die Frage selbst, sondern nur deren Opportunität be handelt werden dürste; Msgr. Dupanloup wird an der Spitze dieser Versammlung stehen. — Anderweitige Mittheilungen heben die Schwierigkeit hervor, welche das Concil finden würde, sich in der lateinischen Sprache zu verständigen. Seit den Zeiten des Tridentiner Con- cils, wo dies ohne Anstand geschehen sei, habe die Bekanntschaft der Prälaten mit dieser Sprache wesentlich abgenommen. In einer Vorversammlung der Bischöfe sei diese Schwierigkeit in der Weise hcrvorgetreten, daß die amerikanischen Bischöfe ange fangen hätten, sich der französischen Sprache zu bedienen, was jedoch von andrer Seite als ungehörig für eine kirchliche Ver sammlung zurückgewiesen worden sei. Frankreich. Paris, 9. Dccbr. Der Minister des Innern, Forcade de la Roquette, hat in der gestrigen Sitzung der Kammer zum ersten Male das Wort ergriffen, und cs herrscht nur eine Stimme darüber, daß seine Rede eine der gelungensten ist, die er je gehalten hat. Der Vorwand war die Wahl eines officiellcn Candidaten in der Gironde; aber der eigentliche Zweck des Hrn. Forcade war, einige bedeutsame Stellen der Thronrede zu erklären und nochmals auszusprechen, daß die Negierung aufrichtig ent schlossen sei, die Freiheit in Frankreich zu gründen, und daß sie fest überzeugt davon sei, dasvorgcsteckteZiclzu erreichen. Dem Beifall, den diese Erklärungen aus allen Seiten des Hauses fan den, dem glücklichen Eindruck, den sie hervorbrachten, verdankt der betreffende Kandidat, Hr. Dreolle, vielleicht, daß eine Majo rität zu seinen Gunsten gestimmt hat — obgleich die Einwendungen gegen seine Wahl und die Beschuldigungen, welche gegen das Verfahren des Präfecten der Gironde erhoben wurden, von der Art waren, daß selbst der Minister eine persönliche Verantwort lichkeit nicht übernehmen mochte. — Die Sprache der kleinen Schand blätter gegen die Kaiserin wird immer maßloser; aber auch dem Kaiser geht es nicht besser, durfte doch der rothe Rochefort heute in offenerKammcrsitzung sagen: Er verbitte sich das ironische Lächeln des Ministers, das sei aufgekommen in der Kammereröffnungs- Sitzung, in welcher der „Herr Staatsches" auch ironisch gelächelt habe, als sein (Rocheforts) Name genannt worden sei; er sei aber noch lange nicht so lächerlich, als ein Mann, der mit einem Adler auf der Schulter und Speck im Hute bei Boulogne einst ans Land gestiegen sei. (Die Veranlassung zu dem gerügten Lächeln bot der von Raspail und Rochefort eingcbrachte Gesetz entwurf, in welchem u. A. verlangt wird, daß die Soldaten ihre Offiziere selbst wählen und daß im Falle eines Krieges die com- mandirenden Generale vom Corps lögislatif ernannt werden sollen.) — Bei den Wahlprüfungen im gesetzgebenden Körper finden fortdauernd gereizte Debatten statt. — Dem „Temps" zufolge ist der Wachtposten am Palais Bourbon (Legislative) verdoppelt worden. Der Kaiser scheint seine Bürgschaft für die Ordnung wahr halten zu wollen. — Der „Gaulois" vernimmt, der päpstliche Nuntius Chigi mache bedeutende Anstrengungen, um den Kaiser zu bewegen, daß er die Kaiserin doch noch während der Concils - Dauer nach Rom reisen lasse. Der „Gaulois" nimmt an, daß diese Reise, Falls Chigi durchdringt, in der ersten Januar-Hälfte statl- sinden werde. — Der Erzbischof von Mecheln, Msgr. Dechamps, ver öffentlicht in den Vcuillot'schen Organen von Rom aus ein Schreiben an Msgr. Dupanloup, worin er die Aussprüche desselben über die I »fall ibilität des Papstes und die ttn- gelegenheit, dieselbe jetzt als Dogma festzustelle», zu widerlegen sucht. Seine ganze Argumentation ist im Grunde die folgende: der Papst ist -die höchste und letzte Autorität in der Kirche, also unfehlbar; erhebt er seine Unfehlbarkeit zum Dogma, so ist dieses Dogma verpflichtend, weil der Papst unfehlbar ist. Am Schluffe ertheilt der Erzbischof von Mecheln dem Bischof von Orleans den eindringlichen Rath, seine die Inopportunität der Unfehlbarkeits- erklärung behauptenden Schriftstücke zu widerrufen. —' Das „Memorial diplomatique" und andere Journale analysiren eine hier erschienene, die Frage der rumänischen Israeliten behandelnde Broschüre. Die Blätter bemerken, daß diese Frage in der Broschüre klar beleuchtet und die rumä nische Negierung von den gegen sie erhobenen Anklagen voll ständig gerechtfertigt erscheint. Großbritannien. Eine Demonstration gegen das Concil wurde am Er öffnungstage von der Anglo-Continental-Society in London ver anstaltet, um „die Grundsätze der Reformation auf dem Conti- nent zu fördern". Der Bischof von Lincoln beantragte, vom schottischen Primas unterstützt, die erste Resolution, daß die Ein heit der christlichen Kirche nur durch Rückkehr zu den Grundsätzen der ersten Christen, nicht aber durch die Unfehlbarkeits-Erklärung eines einzigen Oberhauptes zu erzielen sei. Der Bischof von New-Port' schlug in der zweiten Resolution vor, die sämmtlichen christlichen Kirchen möchten eng vereint den Angriffen der katho lischen Kirche sich entgegenstcllen. Beide Beschlüsse wurden ein stimmig angenommen. Irland wird nicht nur von den Agitationen der Fenier, sondern auch von denen der sic bekämpfenden Oran giften fort dauernd in Auflegung erhalten. Wegen einer bevorstehenden Orangisten-Demonstration hat sich die Regierung genöthigt ge sehen, in einem Theile derGrasschaftLondonderry den Belagerungs zustand zu erklären. Spauieu. Die letzten Nachrichten über den Aufstand auf Cuba sind den Insurgenten nicht günstig; sie haben keine einzige Stadt mehr in ihrem Besitze, und mußten selbst Guaimaro, den Sitz der provisorischen Regierung, aufgcben. Es verlautet, daß der Insurgenten-General Jordan auf Antrieb seiner Truppen, die aus nordamerikanischen Freiwilligen bestehen und angeblich ge zwungen wurden, in jeder Schlacht die Front zu bilden, vor wenigen Monaten den spanischen Behörden den Vorschlag zur Capitulation machte, und daß nur die Cubancr, die ihn zum Stab des Cespedes versetzten, ihn an der Ausführung seines Planes verhinderten. Landtagsverhandlungen. sj Dresden, 11. Decbr. Bei der heut fortgesetzten Be- rathung der Ersten Kammer über Abtheilung I des Bud.