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321« Noch heute bildet Wendisch - Soland eine eigene Gemeinde und zwar den Theil des ganzen Ortes, welcher als der ältere anzusehcn ist. Wcndisch- Soland war ohne Zweifel der weitest vorgeschobene Posten der alten wendischen Niederlassungen an der Spree, um welche sich später deutsche Niederlassungen ansctztcn, durch die dann auch das wendische Soland gcrmanisirt wurde. (Forts, folgt.) (Eingesandt.) Für Stratzburft Kaum gicbt es wohl noch Jemand in Deutschland, der nicht hofft, daß das Elsaß, daß die alte deutsche Reichsstadt Straßburg fortan mit Deutschland verbunden bleiben wird. Aber Freude und Schmerz streiten miteinander, wenn wir daran gedenken, um welchen Preis Straßburg wieder gewonnen und welche Leiden durch die Schrecknisse des Krieges über die „wunderschöne Stadt" gekommen sind. Dürfen wir uns wundern, wenn die Herzen ihrer Bewohner dem alten Muttcrlandc nicht zugencigt, ja ab geneigt und feindlich sind? Und doch dürfen wir hoffen, sic zu gewinnen, dürfen hoffen, daß sic wicdcr Deutsche werden in Sprache und Gesinnung. Wohl hat die fast zwcihundertjährigc Verbindung mit Frankreich sie uns fast ganz entfremdet, und besonders seit der großen französischen Staats. Umwälzung zu Ende des vorigen Jahrhunderts ist viel geschehen, um deutsche Sprache und deutsche Sitte zu unterdrücken; ja in den letzten zwanzig Jahren hat man das Deutsche auch aus Kirchc und Schule mehr und mehr zu verdrängen gesucht. Wenn sich dcmohngcachtet noch cin guter, deutscher Kern im Volke findet, so ist das hauptsächlich der evangelischen, der lutherischen Kirchc zu danken; sie hat durch die deutsche Predigt, den deutschen Katechismus und das deutsche Gesangbuch ihre Gemeinden und dadurch das Land über haupt vor „Vcrwälschung" bewahrt; so lange der Landmann noch aus deutschem Gesangbuch „Ein' feste Burg ist unser Gott" sang, konnte das Dcutschthum im Wasgau nicht untergehcn, und oft hörte man in den letzten Jahren im Elsaß die Acußerung: wir wären langc französisch, wcnn die lutherischen Pfarrer nicht wären. Es ist cine Pflicht Deutschlands, die Wunden, die cs durch den Krieg dem wiedergewonnenen Brudcrstamm geschlagen hat, heilen zu helfen, da mit .s auch sein Herz gewinne, und cs ist in hohem Grade erfreulich, daß auch unsere Stadt dieser Pflicht eingedenk ist. Aber es gilt nicht allein zur Linderung der allgemeinen Noth in Straßburg bcizutragcn: uns liegt insbesondere ob, „wohl zu thuu an unscrs Glaubens Genossen" (Gal. 6, 10) und durch thatsächlichc Beweise unsrer Liebe das doppelte Band der Ge meinschaft mit ihnen zu crncucn und zu befestigen. Ist dvch gerade die protestantische Gemeinde Straßburgs und dadurch zugleich die protestantische Kirchc des Elsaß sehr hart betroffen worden. Die größte der protestantischen Kirchen Straßburgs, dieselbe, in welcher einst Tauler gepredigt, das große Chor derselben, welches die Stadtbibliothek enthielt, der daran stoßende Hör saal der ehemaligen protestantischen Universität, in welcher die Bibliothek des protestantischen Prcdigcrseminars ausgestellt war, das protestantische Gymnasium liegen in Trümmern; viele Glieder der protestantischen Ge meinde haben Hab und Gut verloren; bittende Hände strecken sich nach den selbst hart betroffenen protestantischen Geistlichen aus. Und sie sind zu geben und zu helfen bereit, so weit ihre Kraft reicht. So hat z. B. einer von ihnen mit vier andern während der Belagerung wochenlang die Rächte im Keller zugebracht, des Tages zweimal in einem Schulsaal gepredigt, alle Tage die Lazarethe und Kranken besucht, und auf seine Kosten die ganze Zeit hindurch täglich 30—40 der Acrmsten gespeist. Gewiß, ein solches Bild reicht hin, um Herz und Hand zur Hilfeleistung geneigt zu machen und zu zeigen, daß wir unser Scherflcin in keine treuern Hände legen können. Die theologische Facultät in Leipzig (Nr. 262 d. Bl.) und die Redaktion der evangelisch lutherischen Kirchcnzcitung haben sich bereit erklärt, Gaben für die protestantische Gemeinde zu Straßburg in Empfang zu nehmen und seiner Zeit über ihre Verwendung Rechnung abzulegcn. Die Unterzeichneten werden, was ihnen etwa hier zu diesem Zweck anvertraut wird, an dieselben befördern. kost. prim. Kuhn. Prof. Palm. Die Thiitigleit des Lecsl-Hilfs-Vereiues zu Bautzen. Während die Fürsorge des Vereine« für die in das Feld ziehenden Truppen seit dem Monat August d. I. in der Hauptsache und nachdem im Ganzen 79,8)7 Mann mit einem Baaraufwande von 20) Thlr. vcr- pflcgt worden sind, am Bahnhöfe nicht mehr nöthig gewesen, hat der Verein seine Thätigkcit in Hinsicht auf die zurückgebliebenen Familien der ausgerückten Truppen bcgonncn und ist darüber Folgendes zu berichten Von den bisher cingcgangcnen 120 verschiedenen Gesuchen um Unter stützung haben, nachdem jedes einzelne derselben einer sorgfältigen und gewissenhaften Prüfung durch die Ausschußmitgliedcr unterworfen und. nachdem von denselben persönliche Erkundigungen über die Verhältnisse jedes Bittstellers eingczogcn worden sind, überhaupt )05 Berücksichtigung gefunden, während 15 derselben theils für immer, thcils zur Zeit ab- gewicscn worden sind. Je nach der Bedürftigkeit der Ansuchenden und je nachdem dieselben von Angehörigen unterstützt werden können, odcr im Stande sind, sich Etwas zu verdienen, sind die voin Vereine gewährten Unterstützungen in ganz verschiedener Weise und Höhe bemessen worden. Der Verein gewährt zur Zeit an 80 Personen, bezichendlich Familien wöchentliche Unterstützungen und zwar in Beträgen zu 7 Ngr. 5 Pf. an 2, zu 10 Ngr. an 27, zu 12 Ngr. 5 Pf. an 8, zu 15 Ngr. an 24, zu 17 Ngr. 5 Pf. an 4, zu 20 Ngr. an 8, zu 25 Ngr. an 2 und zu l Thlr. an 5 Personen. Monatliche Unterstützungen wurden verausgabt je 20 Ngr. an 1, je 1 Thlr. an 16 und je 1 Thlr. 10 Ngr. an 1 Person. Außerdem sind in Krankheitsfällen, bei Geburten und sonstigen besonderen Fällen außerordentliche Unterstützungen gewährt worden nach Höhe von l Thlr. in 2, nach Höhe von 1 Thlr. 15 Ngr. in 2, nach Höhe von 2 Thlr. in 3, nach Höhe von 3 Thlr. in 3 Fällen, nach Höhe von 4 Thlr. und 5 Thlr. in je einem Falle. Zwei der regelmäßig gewährten Beträge sind, der eine wegen Todes des unterstützten Kindes, der andere wegen Rückkehr des einbcrufenen Soldaten, in Wegfall gekommen. N erfordern somit die regelmäßig zugcbilligten Unterstützungen jedc AM einen Aufwand von 39 Thlrn. )7 Ngr. 5 Pf. und jeden Monat, ein schließlich der monatlich zu zahlenden Beihilfen, eine Gesammtausgabe von circa C o n c e r t. Mit freudigster Erwartung sahen nach langer Entbehrung die Abon-! nentcn zu den Soireen des Mcdefind'schen Quartett-Verbandes dem ersten Conccrtabend, am 2. d. M., entgegen, und die volle Befriedigung sollte, um es gleich hier zu sagen, nicht ausbleiben. Die echte deutsche Kunst aut der bessern Zeit, mit Vcrständniß, wirklichem Können und ganzer Hingabe! geübt, feierte wieder ihren unausbleiblichen Triumph. Die vorgeführlm Quartetts waren so glücklich gewählt, daß sic, namentlich die bcidcn ersten, Haydn vp. 54 v-äur und Mozart uo. 1 6-ckur, mit ihren kindlich heilem naturwüchsigen Melodieen wie zu einander gehörig erschienen, bis zum SW der Herrscher in diesem Reich der Töne, Beethoven, in seinem op. 18 no. t 0-moII bei aller Gefälligkeit und Leichtigkeit der Erfindung doch die Ahn ung eines Höheren, bis jctzt noch nicht wicdcr Erreichten erwecken sollte. Die Klangwirkung der Instrumente war cine ganz besonders günstige, zm Theil wohl durch vorthcilhastcre Stellung des Podiums und durch Las Her-! vorziehen der Bratsche vor das Cello veranlaßt, das Zusammenspiel der Instrumente aber mit nicht genug zu lobender Vermeidung alles virtuos«^ Hervortrclens des Einzelnen ein geradezu vorzügliches. In Herrn Kamnnl- musikcr Meinel, der an Stelle seines Kollegen Ackermann die Bratsche über nommen hatte, während Letzterer zur zweiten Geige übcrgcgangen i« lernten wir eine gerade für dieses Instrument sehr annehmbare, ihren M in jeder Beziehung vortrefflich ausfüllendc Kraft kennen. Der flüssig Ab« Ton der mit meisterhafter Bogcnsührung gehandhabten ersten Geige, secuM von dem nicht minder gediegenen Spiel der zweiten, ebenso die Dccenz und durchaus geschmackvolle Ausführung, welche wir an Karasowski bei Wiedergabe seiner Celloparticen wohl zu schätzen grbr^ haben, erzielten im Verein mit der Bratsche, die unter kunstgeübter Halst einen ganz besonders ansprechenden Ton entwickelte, eine durchschlagende, j« sichtlichen und hörbaren Befriedigung beider Theile führende Wirkung. N liegt etwas Erhebendes in einem so schönen Gelingen; dessen ist sich jeder der zahlreichen Zuhörer zu seiner Freude und innersten Befriedigt bewußt geworden. Möge das von unseren werthen Gästen noch zu wartende einen gleich günstigen Erfolg Habens 175 Thalern 1 8 Ncugroschen, ohne die außerordentlichen Gaben, welche bisher zusammen 28 Lhlr. oe-, tragen haben und sich voraussichtlich im Winter häufen werden, in An- ! schlag zu bringen. Möchte diese Zusammenstellung das Interesse für die segensreiche Thätigkcit dcs Vereines von Neuem wecken und ihm für seinen großen Bedarf weitere Spenden zuführcn. Adv. vr. Höckner, Schriftführer. Redaktion, Druck und Verlag von E. Bt. Monse in Bautzen.