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228« längsten- 24. Juli die Hieb- und Stichwaffen, nötigenfalls mittelst Nachschliff, in Stand zu setzen. Bayern. München, 24. Juli. Der Prinz Arnulph, jüngster Sohn des Prinzen Luitpold, welcher erst kürzlich die Großjährigkeit erreicht hat und bei diesem Anlaß vom Könige zum Lieutenant ernannt wurde, ist bereits ins Feld gezogen. Auch die übrigen Prinzen des k. Hauses werden am Kriege Theil nehmen. — Prinz Otto, der Bruder des Königs, ist von Italien, wo er sick zur Heilung eines hartnäckigen Rheumatismus mehrere Monate aufgchalten hatte, nach München zurückgekehrt. Er will sich von seinem königlichen Bruder die Erlaubniß erbitten, an dem Kriege thcilnehmen zu dürfen. — Die bayersche Regierung hat auf schweizerische und öster reichische Reklamationen ihr Ausfuhrverbot auf Bieh und Feld- flüchte gegen diese Länder wieder zurückgenommen und es nur gegen Frankreich auirechterhalten. — Zur Stimmung schreibt man der „N. P. Z.": Von dem hier herrschenden Enthusiasmus ließe sich schwer eine Schilderung geben: es ist kein lodernder, wort- und sangreicher, aber ein tiefernster und darum nachhaltiger, er spricht sich mehr in Erbitterung, als in Jubel aus. Nur die abziehenden Soldaten und die einbcrufenen Rccruten jubeln und singen, sie sind freudigsten Muthes. Aber das Volk ver wünscht den Friedensbrecher und ist im Schmerz über die bedrohte Sicherheit des deutschen Bodens zu allen Opfern entschlossen. Der von Rom zurückgekehrte Erzbischof v. Scherr soll dem Kriegsminister sich als Feldbischof zur Verfügung gestellt haben; das ist die bündigste Verleugnung der 47 ultramontanen Stimmen, die in der Kammer gegen den Krieg votirten. Am Deutlichsten aber kenn zeichnet sich die Stimmung in der großartigen Betheiligung an den Hilfs-Vereinen für verwundete und erkrankte Soldaten, welche trefflich sich organisirt, jeder Zersplitterung der Kräfte vorgebeugt und mit dem Kriegsministerium, welches bereitwilligst entgegenkam, sich in Verbind ung gesetzt haben. Gebe nur Gott all den Anstrengungen seinen Segen, daß wir den Frieden, den dauernden, uns schaffen! Oesterreich. Wien, 26. Juli. Der Neichscanzler Graf Beust wird des aus- gebrochenen Krieges halber die beabsichtigte Urlaubsreise nach Gastein nicht antreten. Der Kaiser hat nun dem Grafen einen Seitenflügel des kaiserlichen Lustschlosses Schönbrunn zum zeitweiligen Sommer aufenthalte angeboten und angewiesen. Es ist dies eine Auszeich nung, die in Oesterreich noch keinem Minister des auswärtigen Amtes und des kaiserlichen Hauses widerfahren ist und die zugleich von wohl wollenden Gesinnungen Sr. Maj. für die Person des Reichscanzlers Zeugniß giebt. — DieKaiserin ist heute Morgens von Schönbrunn nach Neu berg abgereist. Prag, 24. Juli. Der Ausschuß des Verfassungs-Vereins be schloß eine Resolution zu beantragen, des Inhalts, Oesterreich habe so lange Neutralität zu beobachten, als nicht Deutschlands Inter- essen.durch Annexion deutschen Gebietes gefährdet werden. Italien. Der deutsch-französische Conflict übt, wie aller Orten, so auch in Italien auf finanziellem Gebiete sehr verderbliche Wirkung Entwerthung der Staats- und industriellen Papiere, steigendes Dis agio der Landeswährung, Erhöhung des Escomptesatzes von 2 auf 10 pCt., stürmischer Andrang zu den Landes- und Privatcassen Behufs der Einwechslung klingender Münze, alles das gehört zu den Tages- erscheinungen, die durch panische Angst immer von Neuem ge steigert werden. (Oeffentliche Sicherheit in Italien.) Die „Gazz. dell' Emilia" schreibt aus Imola vom 17. d. M.: „Vorgestern sanden hier in der Straße Felice 23 räuberische Anfälle statt. Gestern drangen fünf Straßenräuber in das Haus eines Herrn Bergantini und nahmen ihm 10.000 Francs ab. Auch in der Gegend von Medicina fanden am Sonntag verschiedene Straßenräubereien und Verwundungen statt." Im Neapolitanischen wird ebenfalls über die Zunahme des Bri- gantaggio geklagt. Afrankreich. Paris 25. Juli. Als Probe für die Ansprüche, welche auch die noch am Wenigsten enragirten Franzosen erheben, diene folgende Stelle aus dem gestrigen „Siöcle", einem Blatte, welches bekanntlich den Demonstrationen des Chauvinismus vielfach entgegentrat. Es heißt da: „Daß die alten f r a n z ö sils ch e n (!) Städte Landau und Saarlouis mit den anliegenden Gebietstheilen und damit die Schlüssel zum Elsaß und zu Lothringen an Frank reich wiedererstattet werden, ist das Minimum dessen, was wir zu fordern die Pflicht haben, ehe wir den Degen, der nun einmal gezogen ist, wieder in die Scheide senken. Anbelangend den Rest der deutschen Provinzen des linken Rheinufers, so wünschen die in verständiger Weise patriotischen Franzosen seine Annection nicht. (Wie grossmüthig!) Es würde das bei seiner Anfügung an Frankreichs Flanke ein anderes Venetien sein. Aber das National-Interesse er heischt zum Allerwenigsten eine Neutralisation jener Provinzen, ! welche ebenso wie Belgiens und Luxemburgs Neutralität unter Garantie der europäischen Mächte zu stellen wäre. Wir wissen nicht, was die kaiserliche Regierung will, aber wenn der Krieg für sie nicht ein rein dynastisches Unternehmen ist, so hat sie die Pflicht sich auszusprechen und sich nicht länger in ihren officiellen Kundgebungen mit jener' spanischen Chicane aufzuhalten, die kindisch erscheint, und um welche die Nation, die ihr bestes Blut opfern soll, sich niemals Sorge ge macht hat." — lieber die Frage der Neutralisirung der Ostsee läßt sich der „Moniteur" folgendermaßen vernehmen: „In verschiedenen Blättern war von einem Vorschläge die Rede, womit die Neutralisirung der Ostsee bezweckt wurde. Ein solcher Vorschlag wäre, wenn anders, waS wir bezweifeln, er überhaupt gemacht worden ist, durchaus unzulässig. Es versteht sich, daß, wenn während des gegenwärtigen Krieges der Ostsee-Weg eine große Rolle spielen soll, der bloße Vorschlag, um den es sich handelt, einer feindlichen Handlung gegen Frankreich gleichkäme." — Camillo Rousset, der Konservator der Kriegsarchive, Ver fasser eines Geschichtswerks über Louvois und eines anderen über die Freiwilligen von 1792, wird dem kaiserlichen Hauptquartier als osfi- cieller Historiograph des Feldzuges folgen. sDürre.j Einem Privatbrief aus Bordeaux entnimmt die „N. P Z" Folgendes: Vorige Woche hat es hier seit 5 Monaten zum ersten Mal geregnet. Die Bäume und Sträucher sind fast kahl wie im Spätherbst. Gemüse giebt es fast gar nicht, sehr theuer. Alle Rasen sind gelb und trocken, die Wiesen ebenso; dazu herrschen die Pocken im ganzen südlichen Frankreich sehr, auch hier in Bordeaux sterben ganze Häuser aus. Wer sind auch Atte geimpft. Dazu dieses ganz ungewöhnliche Hitze, 30° im Schatten will schon etwas sagen ! Mitunter sind kühlere Tage, sonst bliebe man auch kein Mensch. Unser Haus ist ganz dunkel, nur kleine Nltzchen lassen wir auf, den durch ist es erträglich, die Hitze macht so schlaff. Denkt nur: ein halbes Jahr ohne einen Tropfen Regen! es ist auch großer Wassers mangel; wir haben hier auf dem Gute eine Filtrirmaschine, womo wir uns das lehmige Flußwasser brauchbar machen. Amerika. Washington, 22. Juli. Mit den Indianer - Angelegenheit« steht es bedenklich. Dem Berichte des Generals Sheridan zufolge P ein Ueberfall durch die Wilden stattgefunden, welcher einen allgt meinen Krieg befürchten läßt, während es an groben GewaltthaM auf der andern Seite auch nicht fehlt. Die in Washington verwend baren Truppen sind schleunigst nach dem Westen gesandt Word« Nichts könnte störender wirken, als ein Indianer-Krieg, und hoffentlit wird es noch gelingen, ihn zu vermeiden. Jedenfalls hat der Besni der Häuptlinge die gehoffte Wirkung nicht gehabt. Das Erste, man von Red Cloud bei seiner Heimkehr hört, ist, daß er sich zu'" Kriege bereit macht. — Zustände nicht angenehmer Art herrschen in einen' Theile Nord-Carolina's. Den Erklärungen des Gouverneurs Holden zufolge fanden in einem District binnen Jahresfrist 14 pol'' , tische Mordthaten, 300 Auspeitschungen und unzählige andere Ge waltthaten statt. Der Gouverneur hat zwei Milizregimenter, auf deren ; Loyalität er sich verlassen kann, organisirt und der Präsident stellt ihr» sür den Nothfatt eine Anzahl Truppen zur Verfügung. (Hierzu eine Beilage-) Gedruckt bei E. M. Monse in Bautzen. webe die r «roß' Kesi' Kat«' die/ assA, brück gesch Mg> MIM Oers Lies'! Aar wass Pa< in ' n^d vert resie rvar Fes der ber 'M kleü circ neb Letz seit fan un! der mH Ni sie lin der zu Ei -n hü Oi vo M B Ai gr vc 8 „1 D L