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L23» zurückzuweisen, ohne davon weitere Kunde zu geben. Heute scheine der Augenblick gekommen, um eine Politik zu demaskiren, welche sich durch sich selbst richtet. Die „Corresp." läßt darauf den Wortlaut des Vertragsentwurfs folgen. Derselbe enthält folgende fünf Artikel: Artikel I. Frankreich anerkennt die von Preußen durch den Krieg gemachten Eroberungen, sowie alle getroffenen oder noch zu treffenden Ar rangements für Herstellung eines Norddeutschen Bundes, und verpflichtet sich, seine Stütze zur Conservirung dieses Werkes zu leihen. Artikel II. Preußen verspricht, Frankreich die Erwerbung Luxemburgs zu erleichtern, zu diesem Zwecke in Verhandlungen mit dem Könige von Holland zu treten, um ihn zur Abtretung Luxemburgs mittelst angemessener Compen- sation auf die eine oder andere Weise zu bestimmen. Zur Erleichterung dieser Transaktion wird Frankreich die allcnfallsigen Geldkosten übernehmen. Artikel IH. Frankreich wird sich einer Union des Norddeutschen Bundes mit den deutschen Südstaaten unter Ausschluß Oesterreichs nicht widersetzen. Diese Union könnte auf ein gemeinsames Parlament basirt werden, dabei solle jedoch die Eouverainetät genannter Staaten angemessen respectirt werden. Artikel IV. Falls Frankreich durch die Umstände veranlaßt wäre, seine Truppen in Belgien cinmarschircn zu lassen oder dasselbe zu erobern, wird Preußen Frankreich mit den Waffen zu Land und Wasser unterstützen gegen jede Macht, welche bei dieser Eventualität Frankreich den Krieg erklären würde. Arti kel V. Zur Sicherung der Ausführung vor stehender Bestimmungen schließen Frankreich und Preußen eine Desensiv- und Offcnsivallianz und garantircn sich gegenseitig ihr Gebiet. — Die „Spener'sche Zeitung" bemerkt: Das Rundschreiben des Herzogs v. Gramont vom 21. Juli liegt jetzt vollständig vor. Die Candidatur des Erbprinzen Leopold wird darin zu einer wahrhaft grausigen Verschwörung, schon seit Jahr und Tag die Ruhe Europas bedrohend, aufgeblasen. Es ist ebenso lächerlich wie verächtlich, wenn man hinzunimmt, daß diese angeblichen Verhandlungen Benedetti s mit unsern Staatsmännern vom Auswärtigen Amte aus dem Jahre 1869 vollständig erlogen sind. Wenn heute ein sranzösischer Staats mann etwas versichert, wo findet er noch Glauben? Fließt doch dies ganze Aktenstück wieder über von fabelhaften Hyperbeln und phanta stischen Erdichtungen! — Der Mittheilung in vor. Nr. d. Bl. gegenüber, daß jeder Soldat ein kleines Pergamenttäfelchen erhält, auf dem sein Name, Geburtsort und Name und Aufenthaltsort seiner Angehörigen vermerkt ist, welche Täfelchen Behufs schneller und correcter Aufstellung der Verlustlisten von den Krankenträgern beim Zusammentragen der Gefallenen dem Commando einzureichen sind, bemerkt die „Sp. Ztg": „Die erwähnten, für die Truppen bestimmten Pergamenttäfelchen haben nicht den angegebenen Zweck, sondern sind vielmehr nach der Instruction über das Sanitätswesen der Armee im Felde nur dazu bestimmt, jedem Verwundeten nach Vollendung des Verbandes von dem Arzte angeheftet zu werden, mit der zur Information des die fernere Behandlung übernehmenden Arztes dienenden Bezeichnung des Grades der Transportfähigkeit, der Art der Verletzung und der ge leisteten Hilfe." — Zur Erklärung des nicht unbemerkt gebliebenen Umstandes, daß der französische Militairbevollmächtigte, Oberst Stoffel, bereits am 19., dem Tage, an welchem die Kriegserklärung Frankreichs hier übergeben wurde, Berlin verlassen hat, ist die „Wes.-Z " in der Lage, folgende aus guter Quelle stammende Mittheilung zu machen. Nach dem der französische Geschäftsträger Mr. Le Sourd dem Grasen Bismarck die Kriegserklärung übergeben hatte, bemerkte derselbe, er habe noch eine Bitte, nämlich die, daß cs dem Mr. Stoffel gestattet sein möge, noch einige Tage in „persönlichen Angelegenheiten" hier zu bleiben. Graf Bismarck lehnte die Bitte entschieden ab, mit dem Zusatze, das übrige Personal der Botschaft habe noch 24 Stunden Zeit zur Abreise; Mr. Stoffel aber müsse noch an demselben Tage abreisen, sonst würde er denselben als Kriegsgefangenen bchaüdeln. Die Zumuthung, dem französischen Militairbevollmächtigten einen weitern Aufenthalt hier zu gestatten, richtet sich selbst. Die dem Mr. Stoffel zu Theil gewordene Behandlung — nebenbei war es dem Herrn gelungen, durch die zur Schau getragene anti-bonapartistische und sriedcnsschwärmerische Gesinnung sogar einige Mitglieder der Volksvertretung zu dupiren — erklärt sich zur Genüge durch den zweifellosen Einfluß, welchen die Berichte des Militairbevollmächtigten auf die französische Politik aus geübt haben. Mr. Stoffel hat unter Anderm nach Paris berichtet, wenn die kaiserliche Regierung einen Krieg mit Preußen überhaupt beabsichtige, so müsse sie die nächsten 9 Monate benutzen; nach Ablauf dieser Frist werde die Umänderung und Verbesserung der Zündnadel- gewehre vollendet sein, so daß die Chassepots mit denselben keine Concurrcnz aushalten könnten. Mr. Stoffel hat nur den einen Fehler begangen, daß er nicht hinzufügte, die französische Regierung müsse aber noch drei Monate warten, um den Krieg gerade in dem Augenblicke zu beginnen, wo die Umänderung des Zündnadclgewehrs in vollstem Gange gewesen sein würde (die Umänderung bezieht sich bekanntlich auch auf die Patronen). In diesem Augenblicke ist die Ver besserung des Zündnadelgewhrs bei einer so kleinen Zahl von Ge wehren in Angriff genommen, daß dieselbe bei dem bevorstehenden Kampfe ganz irrelevant sein wird. — Die „Kreuzztg." bemerkt sehr zutreffend: „Der Uebermuth kommt vor dem Fall, sagt das Sprüchwort, und die Franzosen haben es-an frevelhaftem Uebermuth nicht fehlen lassen, im Großen wie im Kleinen, am Ministertisch, im diplomatischen Verkehr wie in der Presse. Recht aus der Fülle französischen Ucbermuths heraus ließ Girardin, welcher stets die große Trommel des Chauvinismus rührt, das freche Wort vernehmen, daß, wenn die Preußen auch diesmal — um des Friedens willen — die Politik Bismarck opferten, nichts übrig bliebe, als „sie mit Kolbenstößen in den Rücken über den Rhein zu jagen." Und ebenso schrieb der „Constitutionnel", das Regierungsorgan, aus die Kunde der Emser Vorgänge, indem er die der Unverschämtheit des Herzogs v. Gramont widerfahrene Zurück weisung als „Grobheit" gualisicirte: „Preußen folgte darin seinen Uebcrlieferungen; wir werden den unsrigen folgen. Preußen beschimpft uns; gehen wir über den Rhein! Die Soldaten von Jena sind bereit" Seitdem ist eine Woche vergangen, und viel Wasser ist den Rhein hinunter geflossen. Kein Franzose hat ihn über schritten; aber „die Wacht am Rhein" ist bereit, sie zu empfangen... Freilich, das paßte nicht zu den Napoleonischen Traditionen, daß Frankreich in einen Krieg gegen Preußen gehen soll, für welchen Preußen Allianzen gefunden hat. Es paßt am Allerwenigsten zu den Napoleonischen Traditionen, daß Preußen diese Allianzen in Deutschland gefunden; denn die Napoleonischen Traditionen knüpfen an ein zerrissenes, von widerstrebenden Interessen beherrschtes und darum dem Griff des Eroberers Preis gegebenes Deutschland an — und der Hauptzweck des Krieges sollte ja eben sein, Deutschland daran zu hindern, daß cs ein, unter Preußens Führung einiges Deutsch land werde. Aber Deutschland hat das Gedächtniß der Franzoscnzeit nicht verloren; die Erinnerung daran hat sich von den Vätern auf die Söhne fortgcerbt, und so grauenvoll ist diese Erinnerung, daß die Franzosen nur die alten Traditionen wach zu rufen brauchen, um Deutschland einig zu machen. . . Und hat das zweite Kaiserthum, nachdem es ihm gelungen war, die „verdammten Vertrüge" stückweise zu zerreißen, jetzt die letzte Maske sallcn lassen, um die Welt von Neuem zu belehren, daß der Bonapartismus unverträglich ist mit der Selbstständigkeit der Staaten, also unverträglich mit dem Frieden Ler Welt, — so wird sich die Welt auch erinnern, daß es einst ein europäisches Gesetz gab, welches den Bonapartismus von allen Thronen Europas ausschloß." —' Der officiösen „N. A. Z." vom 27. d. ist Nachstehendes zum Abdruck zugegangen: „Bei dem hohen Grade von Patriotismus, welchen die hiesige Tages - presse in der französischen Frage durchweg bewährt hat, ist es zu be klagen, daß einzelne Blätter in ihren Spalten nicht selten Combinationen aufnehmen, welche geeignet sind, den Landesfeind auf angebliche Schwächen und Lücken in unserer Bertheidigung aufmerksam zu machen, ja wohl gar ihm die Mittel und Wege anzuzeigen, wie er hieraus den besten Nutzen ziehen kann. Dergleichen Artikel, mögen sie nun hypothetisch oder katego- risch gehalten sein, find bei dem notorischen Mangel an geographischem Sinn, welcher in Frankreich herrscht, in dem gegenwärtigen Kriege ganz besonders bedenklich, und erfüllen, will man einmal von diesem Gesichts punkte abfihen, jedenfalls die Bewohner der bcthciligten LandeSstrcckcn mit unnöthigcr Besorgnjß. Da die generellen Abmahnungen des Herrn Ministers des Innern und des Herrn Polizei-Präsidenten nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben, sind in diesen Tagen verschiedene Nedactcure spccicll auf die begangenen Verstöße aufmerksam gemacht, und heute früh ist die hiesige „Tribüne" wegen eines ähnlichen Artikels mit Beschlag belegt worden. Es ist kaum nöthig hinzuzufügen, Laß damit irgend welcher Vorwurf gegen die Gcsammthaltung dieses Blattes und gegen die Integrität oder den Patrio tismus seiner Nedacteure nicht hat ausgedrückt werden sollen. Die Maß regel ist vielmehr als das einzige Mittel angeschu, die Verbreitung der auf- gestell einen theiler reich Wach welche halt schien nügei berge, gegen fundc gar das! erste schrc letzter könne Publ theil, Bild stischc kreis lande stehen den r deutn sie in währ , Bcriä ausgc ! lichte, j Das Krieg Wisser ein 9 der b getrau tigcn wohn nur n Ende mee < tive z Schla Cone, und Arbei gebest die n lvürti sollen geblie liehe richte, vorftc dürfe mark Kope festhe scheu Word, Haft türlicl mache sehen des ff Seitei