Volltext Seite (XML)
Auffassung der Dinge von dem Londoner Cabinete aetheilt werde. Kurz, es wird viel hin und her gesprochen und den Alarmisten wird es nicht an Stoff fehlen. — Prinz Napoleon ist nach Cherbourg abgereist, von wo er einen Ausflug an die Küsten von Norwegen unternehmen will. Er wird erst Anfangs August wieder in Paris eintreffen. — Nächsten Sonnabend steht Degouv^'s Petition für Zurück erstattung der Orleanistischen Güter auf der Tagesordnung der Kammer. — Der „Constitutionnel" erklärt die Erzählung des „Univers" über die Zusammenkunft Olliviers und einer Anzahl Deputirten für unrichtig. Namentlich habe Ollivier niemals gesagt, daß die Mit glieder der Minorität des Episcopates die Räumung Roms ver langt haben. Kein Bischof habe der Regierung diesen Rath ertheilt. — In der letzten Woche starben an den Blattern 210 Personen, 28 weniger als in der vorletzten. — Der Pariser Banquier A. Drye hat unlängst das Weite gesucht. Das Deficit, welches er hinterläßt, beträgt ungefähr 2 Millionen. — Im Lot- und Garonne-Departement haben große Wald brände 2000 Hectaren Nadelholz und eine große Zahl von Woh nungen in Asche gelegt. China. Aus China gehen englischen Blättern beunruhigende Nach richten zu. So berichtet „Pall-Mall-Gaz." von einem Briefe aus Schanghai, der ernste Unruhen im Westen und Norden des himm lischen Reiches signalisirt. Dieses Mal ist cs die muhamedani sche Bevölkerung, die sich gegen die Negierung erhebt. Der Herd des Aufstandes soll in der Provinz Mnnan sein und Verstärkung dem selben aus Ostturkestan zugeführt werden. Die chinesischen Behörden scheinen ernsthaft beunruhigt und haben ihre besten Generäle den In surgenten entgegengeschickt, welche den Weg nach Peking zu sorciren beabsichtigen sollen. (Bgl. telegr. Nachr.) Amerika. Der Senat von Washington hat am 4. die Sumner'sche Naturalisations-Bill angenommen mit einem Amendement, welches Neger zur Erwerbung des Bürgerrechts zuläßt, dagegen Chinesen und Indianer von demselben ausschließt. — Der Finanzausschuß des Senats hat sich in seinem Bericht gegen die Bill, betreffend die Staatsschuldentilgung, ausgesprochen und ist in Folge dessen eine ge meinsame Sitzung beider Häuser angeordnet. Die Comite's für die auswärtigen Angelegenheiten beider Häuser haben sich dahin ausge sprochen, daß Schritte geschehen möchten, um die Republik Venezuela anzuhalten, die Ansprüche, welche die Unionsstaaten an dieselbe hätten, zu regeln. Wie man sich erinnert, ist die gegenwärtige Regierung von Venezuela auch in Schwierigkeiten mit Holland verwickelt wegen Be leidigung des niederländischen Gesandten. fDie Indianers Nach einer dem Congrcß eingeschickten Mit- theilung des Kommissars Parker beträgt die Zahl der in den Ver einigten Staaten lebenden Indianer 378,577. Von diesen kommen 75.000 auf Alaska. Die Abnahme der Jndiancrbevölkerung ist eine stetige. Die Cherokees 14,000, die Creeks 12,294, die Choctaws 12,500 und die Chickasaws 4500, welche das Indianer-Territorium bewohnen und sich in Folge der von ihnen angenommenen civilisirten Lebensart in guten Umständen befinden, unterscheiden sich von den von der Jagd lebenden Indianern nur darin, daß ihre Abnahme nicht mit derselben Schnelligkeit vor sich geht, wie die der wilden Indianer. Die Tage der Indianer in den Vereinigten Staaten sind offenbar ge zählt. Trotz der neuen Stämme, die durch Erwerbung von Texas, Neu-Merico, Kalifornien und Alaska zu den Vereinigten Staaten ge schlagen sind, ist die Gesammtzahl der Indianer jetzt nicht größer, als die der im Jahre 1845 in dem damaligen Gebiet der Vereinigten Staaten lebenden. Australien. lieber die Niederlage, welche der gefürchtete Maori-Häuptling Te Kuti in Neuseeland von den im Auftrage der Regierung ihn verfolgenden Eingeborenen erlitten, verlautet mit den eben eingelaufenen Posten, daß 20 Mann von dem Gefolge des gehetzten Häuptlings ihren Tod fanden, während die Gefangenen sich auf 350 Mann beliefen. Es wies sich nachträglich aus, daß die meisten sich nur gezwungen dem Te Kuti angeschlossen hatten, die Negierung ließ sie daher alsbald ziehen und hielt nur etwa 30 Mann von der eigentlichen Bande des Häuptlings fest. Der Te Kuti befindet sich auf der Flucht und soll an Allem Mangel leiden. Die verfolgenden Eingeborenen sind zum größten Theil in die Winterquartiere zurückgekehrt und nur ein Theil setzt die Jagd fort. vermischtes. — Die diesjährige Versammlung der katholischen Vere ine Deutsch land« findet vom 12. bis >6. September in Regensburg statt. — Aus Berlin schreibt man uns unterm 6. Juli: Ich habe bisher geflissentlich vermieden, Ihre Leser von den Ausschreitungen einzelner Soldaten der hiesigen Garnison zu unterhalten, die leider nur zu ost durch den brutalen Gebrauch des Seitengewehrs die bedauerlichsten Folgen nach sich ziehen. Ein Vorfall aber, der am Sonntag Abend in einem der VolkSlheater, der Walhalla, die allgemeinste Entrüstung wachrief, beleuchtet das Capitel der Militaircxcesse in so ungünstigem Lichte, daß er der Er wähnung werth scheint. Sechs junge Herren in sehr gehobener Stimmung hatten eine Loge genommen und betrugen sich dort so ungebührlich, daß nach mehrfachen Verweisungen zur Ruhe und nachdem die wiedcrholie Aufforderung zum Verlassen des LocalS vergeblich, die Entfernung der Tumultuanten mit Gewalt nothwendig wurde. Bei dem entstehenden Handgemenge stieß einer der Angetrunkenen wie rasend mit einem Messer um sich und traf dabei einen der Kellner so unglücklich an den Kopf, daß die Messerspitze abbrach und in der Schädelhaut stecken blieb, aus der sie ein schnell herbeigerufencr Arzt nur mittels einer schwierigen Operation entfernen konnte. Die Ex- cedcntcn waren, wie sich herausstellte, Offiziere, und gehört der Thätcr der Potsdamer Garnison an. Hoffentlich entgeht er nicht der verdienten Sühne, welche um so härter ausfaven müßte, als der Scandal ganz muth- willig von den jungen Leuten hcivorgcrufen worden war. Was soll man von den ungebildeten Recruten verlangen, wenn die „Blüthe der Nation" sich in so unverantwortlicher Weise bloßstellt? ^obiooso obligo! — 66. Die So eialdemok raten von der Linie Bebel-Liebknecht, die mit ihren Schweitzer'schen Namensvettern den großen Jammer über den unzureichenden Verdienst unter dem Drucke der liberalen Bourgeoisie gemein haben, wollen am 7. August in München ein Arbeiter-Verbrüderungs- fest feiern, wozu die ganze Sippe aus allen Gauen Demschlands cingeladen ist, trotzdem erst vor wenigen Tagen auf dem Kongresse in Stuttgart das Lrudcrband durch einige fulminante Resolutionen neu geschürzt worden, die in den Spalien des „Volksstaat" selber als eine kostspielige Thorheit be zeichnet werden. — Berlin. Vor der 111. Deputation des Criminalgerichts wurde eine Anklage wegen Freiheitsberaubung, Erpressung und Mißhand- lung eines Menschen verhandelt, welcher Vergehen sich der Commis Wollstein schuldig gemacht haben soll Wollstein ist Geschäftsführer einer Kleiderhand lung am Mühlendamm, in welche am 8. Mai einem Sonntage, drei Personen traten, von denen der Schuhmachergeselle Zimmanka ein Jaquet kaufen wollte: ein solcher wurde ihm von dem Verkäufer vorgelegt, cs paßte und das Handelsgeschäft begann. Als nach längerem Feilschen Leide über die Kaufsumme sich geeinigt hatten und Wöllstein das Jaquet emballirte, wollte Zimmanka dasselbe nicht nehmen. Wollstein verschloß nun die Thüre und entließ den Käufer nicht eher, als bis er das Jaquet wirklich kaufte. Zimmanka hatte hierauf bei der Polizei über diesen Vorfall Anzeige gemacht und Wollstein wurde wegen Freiheitsberaubung zu 3 Monaten Gcfängniß verurtheilt. — Wegen Thierquälerei wurden hier in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni o. 14 Personen mit Strafen bis zu 10 Thlr. be züglich siebentägigem Gesängniß belegt. — jOrkan.j Die „Laib. Ztg." meldet: Am 2. Juli gegen 2 Uhr Nachmittags wüthete in Teisenberg und Umgebung ein fürchterlicher Orkan. Nicht genug, daß Bäume ohne Unterschied entwurzelt, die dicksten Stämme ogar in der Mitte abgebrochen wurden, so stellte sich noch außerdem ein j>agel in taubcneigroßen Körnern ein, der die Verwüstung vollendete. Von vielen Häusern wurden die Dächer, ob aus Ziegeln oder aus Schindeln, ganz oder zum Theil abgetragen. In den Weingärten ist Alle- der Erde gleichgemacht. Der Schaden ist unermeßlich. Das Ganze war ein Werk von zehn Minuten. — sEine Wolkenbruchkatastrophe.j Am 19. Juni begaben ich der Dorfrichter, einige Geschworene und andere Insassen aus Valeny, einer zur Gemeinde Homorod gehörigen Ortschaft, welche am rechten Maros- Ufer in einer schmalen Bergschlucht liegt, nach dem Gottesdienste in das Gemeindewirthshaus. Kurz darauf entlud sich auf das entwaldete, oberhalb der Gemeinde gelegene Gebirge ein Wolkenbruch, welcher in grimmiger Fluth Gerolle und Steinblöcke mit sich führend, das Wirth-hau-, auf dessen Boden