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und Verhandlungen aller Art; ü) der Abdruck von Reden, welche bei den Verhandlungen vor Gerichte, der politischen, kommunalen und kirchlichen Vertretungen, sowie der politischen und ähnlichen Versammlungen gehalten werden. — 8 7 wird mit folgenden Amendements der Abag. vr. Oetker und Lasker genehmigt: Satz a: Hinter „UnterrichtSgevrauch" tinzuschalten: oder zu einem eigen- thümlichen literarischen Zwecke, und den Satz d so zu ändern : Der Abdruck einzelner Artikel auS Tage- und Wochenblättern, so fern nicht der Abdruck an der Spitze des Blattes oder des Artikels untersagt ist; jedoch unter Angabe der Quelle; die Worte „vor ausgesetzt, daß die Quelle angegeben ist" zu streichen. — Die 8§ 9 bis 11 gelangen ohne Diskussion zur Annahme. 8 12 wird in folgender Fassung der Commission genehmigt: Die erst nach dem Tode des Urhebers erschienenen Wette werden 30 Jahre lang vom Tode des Urhebers an gerechnet gegen Nachdruck geschützt. Hier wird die Sitzung um 4 Uhr geschlossen. Der Prä sident beraumt die nächste Sitzung auf Donnerstag an und setzt auf die Tagesordnung: Gesetzentwurf, betr. die Beseitigung der Doppelbesteuerung, Fortsetzung der Berathung über das Autoren recht, Gesetz über den Schutz der Photographieen und Gesetzentwurf, betr. den Unterstützungswohnsitz. Vermischtes. — Liegnitz, 9. Mai. Ein interessante r und wich tiger Fund, welcher nicht verfehlen wird, in den Kreisen der Fachgenossen Aufmerksamkeit zu erregen, ist am letzten Sonnabend hier gemacht worden. Daß unsere Petro - Paulinische Kirchenbibliothek mancherlei alte, werthvolle Bücher und Handschriften besitzt, war bekannt, nicht so, daß sie auch ein Manuskript des Livius aufjuwcisen hat, und gedenkt der vorhandene, sonst treffliche Katalog dieses seltenen Schatzes nicht, vr. Kraffert, Oberlehrer am Gymnasium, welcher nach einer Anführung in einem Verzeichnisse von 1604 da- Nochvorhandensein desselben schon längst vermuthcte, hat nun mit Hilfe des zeitigen Biblio thekars, Ober-Diaconus Penzig, diese Handschrift aufgefunden; schon «in Blick in dieselbe läßt erkennen, daß diese Entdeckung für die Wissen schaft von erheblichem Gewinn und der Liegnitzcr Liviuscodex, welcher die vierte Dekade fast vollständig enthält, noch eine Rolle in der ge lehrten Welt zu spielen berufen sein dürft«. — Hirschberg, 10. Mai. Wie der „Bote" erfährt, ist von einem hochgestellten Herrn, welcher bei dem flüchtigen Bankier Schau fuß große Verluste erlitten hat, an den Bundeskanzler die Bitte gestellt worden, di« Verfolgung des re. Schaufuß zu veranlassen, und soll Graf Bismarck die sämmtlichcn Bundesconsulate angewiesen haben, denselben, wenn irgend möglich, ausfindig zu machen, zu verhaften und auszuliefern. — Grünberg, 8. Mai. Am 2. d. M. haben die Tuch machergesellen «ine Versammlung abgehalten, in welcher sie sieben Personen zu einem sogenannten Einigungsamte wählten, welches den Zweck hat, bei Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern im Wege der Güte eine Einigung zu vermitteln. Von Seiten der Arbeitgeber soll ebenfalls eine gleiche Zahl Meister für das Amt gewählt werden. — Werden, 5. Mai. Gestern feierte die Gemeinde Heifingen ein Fest, welches zu den Seltenheiten gehört Der dort wohnende Zechcnschmied, Herr Peter Janzen, erreichte an diesem Tage das Alter von hundert Jahren. Der Jubelgreis wurde am 4. Mai 1770 in Linnep geboren, hatte 16 Geschwister und lernte noch in seinem 25. Jahre das Schmiedehandwerk. Am diesjährigen Osterfeste kam er noch zu Fuß nach Werden zu seiner Pfarrkirche, um das h. Abend mahl zu empfangen, und kehrte eben so dann nach Hause zurück, eine Wegestrecke von mindestens zwei Stunden. — Hannover, 6. Mai. Schon seit vier Wochen wird die Stadt durch ein wunderliches Vorkommniß in Bcsorgniß er halten. In den ersten Tagen des Aprils sand man nämlich in den Anlagen de- Georgengartrns, ganz nahe bei der Stadt, Theile eines menschlichen Körpers, einen Ober- und Man glaubte zunächst an einen schlechten Scherz, «inen Unterschenkel den sich vielleicht ein Jünger de- Aetkulap gemacht habe, und einigen Tagen ein zweiter ähnlicher Fund hielt daran fest, in einem andern als nach Theile de» Georgengarten« gemacht wurde. Vor Kurzem find nun aber wiederum Körpertheile, diesmal in Leinwand eingenäht, m einem Dorfe bei der Stadt ausgefunden worden, und da die verschiedenen Funde zusammen zu gehören scheinen, so fängt man an, ernstlich an ein Verbrechen zu glauben, obgleich cs der Polizei bis jetzt nicht gelungen ist, irgend eine Spur aufzufindcn. Heute erläßt der Kronanwalt eine Ausfor derung in den Zeitungen, Mitthrilungen, welche Licht in die Sache bringen könnten, an ihn gelangen zu lassen, da der Verdacht oor- liege, daß ein Verbrechen begangen worden sei und der Leichnam stück weise beseitigt werden solle. Nach den Untersuchungen, welche mit den aufgesundenen Körpertheilcn angestellt worden, scheinen dieselben einem männlichen Individuum über 20 Jahre angehört zu haben. — Hannover, 9. Mai. Der „Hann. C." meldet: Sonn abend, Morgens gegen 11 Uhr, brach im Dachstuhle des vom General v. Voigts-Rhetz bewohnten Ernst-August-Palais, Adolfstraße Nr. 2, Feuer aus, das, wahrscheinlich in Folge mangelhafter Schornstein- Anlage entstanden, das Dach vollständig zerstörte und auch die Decken der zweiten Etage durchbranntc. Das Haus hat mehr als durch das Feuer durch die WassermassrN gelitten, ebenso sind die Mobilien rc. fast ausschließlich beim Transporte beschädigt worden. General v. Voigts-Rhetz, welcher beim Ausbruche de- Feuers außerhalb ter Stadt Truppen inspicirte, nahm mit seiner Gemahlin zunächst in der Siadt- commandantur Wohnung. — Stuttgart, 9. Mai. Die seit einem Jahre hier herrschend« Pocken.Epidemie scheint nunmehr ihren Höhepunkt hinter sich zu haben und wieder im Zurückschreiten begriffen zu sein. Im Monat April erkrankten 279 Personen an den Pocken, oder l auf etwa M Einwohner (gegen 360 oder 1 auf etwa 230 Einwohner im Monat März, also 81 Personen weniger). Gestorben sind bi« jetzt an der Krankheit 101 Personen, hierunter 66 Kinder unter 7 Jahren und 35 Erwachsene im Alter von mehr als 2l Jahren; in der Altersstufe von 7—21 Jahren trat kein einziger Todesfall ein. — Wien, 9. Mai. Bei dem Baue des Bahnhofes der Franz- Joscphs-Bahn in der Roßau wurden 12 menschliche Gerippe aus- gegraben, welche von der Türkenbelagerung herrühren dürsten. — Wie bereits in Nr. 104 d. Bl. kurz mitgetheilt worden, sind in der Nacht zum 6. d. während der Abwesenheit des gräflich Clam-Gallas'schen Revierjägcrs Neumann in Ne undorf bei Kratzau Diebe in dessen Wohnung eingebrochen und haben daselbst nicht nur Alles ausgeraubt, sondern auch seine Frau durch mehrere Stiche in die Brust ermordet, ihren Leichnam sodann mit Stroh bedeckt und hierauf das Wohnhaus angezündct. Als bewunderungswürdig erwähnt der Bericht die Treue und Aufmerksamkeit eine« im Hause zurück gebliebenen Hundes, der, als die Feuersgefahr ausbrach, auf den Dachboden sich begab, um die daselbst schlafenden zwei Personen, einen Mann und einen Knaben, durch Kratzen mit seinen Pfoten zu wecken, sonst wären diese unausweichlich mit verbrannt. — Christiania, 4. Mai. In der Nacht zum 23. April hat in der Nähe von Drontheim ein Erdrutsch mit traurigen Folgen stattgefunden. Außer der Wohnung, worin der Verwalter der dort belegenen Eisengruben „Meröen' wohnte, ist eine Arbeiterwohnung nebst mehreren kleinen Hütten ins Meer hinabgcstürzt. Drei kleine Kinder hat man als Leichen wicdergcfundcn, ein Arbeitsmann, dessen Frau und Kind fehlen noch und sind wahrscheinlich ebenfalls umgckommcn. — sVom süditalicnischen Brigantaggio.j Der Bri- gantaggio macht sich im Neapolitanischen wieder in bedenklicher Weise fühlbar. Wir meldeten in Nr. 105 d. Bl., daß der berüchtigte Räuber Fuoco wieder mit einem Menschenraub hervorgetreten sei; Gleiches wird aus Capactio in Principato Citeriore gemeldet, wo für die Freilassung eine- geraubten jungen Mannes nicht weniger als 85,000 Lire an Lösegeld unter der Drohung gefordert werden, daß der Ge raubte, falls die Ranzion nicht baldigst erledigt werde, sterben müsse.