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Beilaae zu Ao. 19 der Bautzener Nachrichten. Dienstag, den 25. Januar 1870. Deutliches. Bautzen. (Schluß des in letzter Nummer abgebrochenen Berichts.) AuS dem vorläufigen Betriebsberichte über die städtische Gasanstalt geht Folgendes hervor: Die Anstalt producirte im Jahre 1869 an Gas 10,297,657 Cubikfuß, gegen das Vorjahr weniger 307,903 Cubikf. Hiervon sind: 5,893,040 Cubikfuß Privatconsum mit einem Erlös von 13,618 Thlr. — Ngr. — Pf-, 2,843,538 Cubikfuß zur Straßenbe leuchtung gegen ein Fixum von 3000Thlr. —Ngr. —Pf. 200,000 Cubikfuß Selbstverbrauch 8,936,578 Cubikfuß 8a. 16,618 Thlr. — Ngr. — Pf. demnach zu Constatirung der Gesammt-Produetion annoch 1,361,079 Cubikfuß Verlust oder circa 13 H, welcher seit Michaelis 1869 mit Vollendung des Umbaues auf das Normalverhältniß zurückgesührt worden ist und daher künftig noch günstigere Resultate erwarten läßt, als womit das frühere Hauptübel der Anstalt als beseitigt anzusehen sein dürfte. Zur Erzeugung des vorbesagten Gasquantum waren erforderlich: an Steinkohlen 11,424Schffl. — 5212Thlr. —Ngr. — M' anCoaks 11,373z - — 2654 Thlr. —Ngr.—Pf' an Reinigungsmasse 66 Thlr. —Ngr. — Ps- mit einem Aufwande von 7932 Thlr. —Ngr. — Pf-, welcher sich jedoch durch die hierbei gewonnenen Nebenproducte an 16,6164 Schffl.Coaks --- 3905Thlr. —Ngr. —Pf, 804Ctnr.Theer -- 573Thlr. —Ngr. —Pf., 68Schffl. Grünkalk 13Thlr. —Ngr. —Pf. wieder um 4491 Thlr. —Ngr. —Pf. bis auf 3441 Tblr. — Ngr. — Pf. reducirt. Außer den etatmäßigen noch der definitiven Feststellung be dürfenden Betriebsausgaben sind im Laufe des Jahres aus dem Betriebe der Anstalt bestritten worden: 3573 Thlr. 6 Ngr. 2 Pf. auf den Umbau, Erneuerung resp. Vermehrung der Apparate, 448 Thlr. 23 Ngr. 5 Pf. auf Vergrößerung des Reinigungs hauses, 1600Thlr. —Ngr. —Pf. aus den Wiederaufbau einer neuen Oesse, 60Thlr. —Ngr. —Pf. eines Schuppens und 136Thlr. —Ngr. —Pf. auf Fortsetzung der Ufermauer, 5817 Thlr. 29 Ngr. 7 Pf. 8a., wozu 3037 Thlr. 26 Ngr. 6 Pf.- aus den früheren Bctriebsiahren reservirte Abschreibungen und Guthaben in Aufrechnung zu bringen gewesen sind, während das Uebrige aus dem Betriebe des laufenden Jahres gedeckt werden konnte, ohne das Bauschulden- Conto weiter zu belasten, womit zugleich die in dieser Beziehung im vorigen Jahresberichte ausgesprochene Ansicht ihre Bestätigung gefunden hat, da nach einer allgemeinen Beurtheilung mit Be stimmtheit angenommen werden kann, daß, abgesehen von den vorgedachten Verwendungen und außer denselben, durch den definitiven Jahresabschluß sich auch noch ein Nettobetriebsüberschuß ergeben wird. Endlich ist dem Berichte aus dem Rechnungsdeparte ment zu entnehmen, daß im Jahre 1869 von den, durchgängig gelegten, städtischen resp. Stiftungsrechnungen 54 Stück Seiten der Calculatur geprüft, und hiervon, so wie von früheren Jahresrechnungen überhaupt 16 - justificirt worden; dagegen 8 - für das pr. 30. Juni 1870 schließende Geschäfts jahr noch in Rest verblieben sind. Bei dem Einquartierungs-Bureau betrug die Zahl der ein quartierten Mannschaften mit Berücksichtigung der Zeitdauer im Jahre 1869 überhaupt 89,976 Köpfe; davon kommen u. A. 11,575 Köpfe auf das Cantonnement und 53,107 Köpfe auf die Massen quartiere mit einem Aufwande von 3841 Thlr. 21 Ngr. 6 Pf. Die Leistung, im Ganzen genommen, hat dem städtischen Privat grundbesitze hiernach eine Ausgabe von circa 4500 Thlr. verursacht. Das Zeugniß redlicher, eifriger, treuer Amtsführung und Pflichterfüllung dürste, wie aus dem Vorgetragenen sich ergiebt, den städtischen Collegien nicht wohl zu versagen sein. Ist nicht Alles vollendet worden, so ist doch Vieles vorbereitet worden, was angestrebt wird und zu erreichen ist. Lassen Sie uns darum guten Muthes, mit allseitigem Ver trauen und in der Hoffnung auf Gottes Hilfe und Beistand im neu begonnenen Jahre an unser gemeinsames Werk gehen, damit dasselbe gelinge zum Segen unserer theuern Stadt und Gemeinde, die Gott fort und fort in seinen gnädigen Schutz nehmen wolle! Laudtagsverhandlungen. ff Dresden, 22. Januar. Unter allen Sitzungen dieser Session bot unstreitig heut die Verhandlung der Ersten Kammer das meiste Interesse, was gewissermaßen von vorn herein aus der Thatsache hervorging, daß im buchstäblichen Sinne des Wortes alle Räume des Hauses üb er füllt iparen. Die beiden ersten Gegenstände der Tagesordnung waren bald erledigt, indem die Kammer bezüglich des Barth'schen Antrages wegen Auflösung der Commission Behufs der Wahl der Friedensrichter- Candidaten dem Beschluß der Zweiten Kammer beitrat (Abgabe an die Staatsregierung zur Erwägung) und den Beeg'schen Antrag wegen unentgeldlicher Ueberlaffung des Gesetzblattes an die Landgemeinden auf sich beruhen ließ. — Darauf folgte nun als dritter Gegenstand der Tages-Ordnung der Antrag des Abgeordneten Map-Polenz und Gen., den Militair- aufwand des Norddeutschen Bundes, sowie die Anstrebung einer allgemeinen Abrüstung betr. Die Zweite Kammer hatte bekanntlich beschlossen: die k. Staatsregierung zu ersuchen, beim Bunde dahin zu wirken, daß a) der Aufwand für die Militair- verwaltung des Norddeutschen Bundes entsprechend abgeändert, d) eine allgemeine Abrüstung erstrebt und möglichst bald durch geführt, zu dem Ende aber bei dem Bundespräsidium das Vor gehen auf diplomatischem Wege angeregt werde. — Die Majorität der diesseitigen Deputation, Res. v. Engel, schlug der Kammer vor, diesen Antrag auf sich beruhen zu lassen, während die Mi norität, Referent v. d. Planitz, den Beitritt zum Beschluß der Zweiten Kammer empsahl. — Darüber entwickelte sich nun fol gende Debatte: Abg. v. Rochow: Von jeher habe dieses Haus gern zur Erhaltung der Wehrkraft des Vaterlandes beigetragen und auch heut empfehle er den Beitritt zum Vorschläge der Maj., da das Minoritätsvotum leicht Mißtrauen erwecken könnte. Zu unserer Regierung dürften wir doch wohl das Vertrauen haben, daß sie nach Möglichkeit eine Verringerung der Militairlast an- strebcn werde, ohne dazu besonders aufgefordert zu sein. Wenn inan einerseits über Steuer- und Geschäftsdruck klage, so verweise er andererseits auf das Wohlleben und den Luxus, welcher in allen Kreisen des Volkes zunehme; auch die Stockung in Handel und Gewerbe lasse sich nicht lediglich auf die Militairlast zurück- führen, da hierbei mancherlei andere Factoren mit in Rechnung kämen. Hauptsächlich solle aber das Gute nicht unerwogen blei ben, was die heutige Militairverfassung dem Lande eingebracht: sie sei eine Schule der Zucht und Ordnung und eine Einrichtung, der wir die Vermehrung unserer höheren Bildungsanstalten ver ldanken. Nicht die Tapferkeit allein genüge, um bei Kämpfen