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400 auSeinandersetzen, welche die Regierung zu jener Zustimmung veranlaßt haben. Vermischte». — Görlitz, 14. Februar. lG. A.) Wie uns mitgetheilt wird, soll di« fünfte Versammlung der deutschen Turn lehrer in diesem Jahr« im Laus« der Sommerferien in unserer Stadt abgehalten werden. Die vierte Versammlung fand bekanntlich im Jahr« 1867 in Stuttgart statt und hatte sich der ganz beson deren Aufmerksamkeit der dortigen Regierung zu erfreuen. Hier hat sich auf Veranlassung des Fünfer-Ausschusses der deutschen Turnleh rer ein Local-Comitö zu diesem Zwecke bereits gebildet. — Bei Würzburg im Guttenberger Walde fand am 7. Febr. «in Pistolen duell statt zwischen einem Offizier und einem RechtS- practicanten, wobei der letztere lebensgefährlich verwundet wurde. — Weimar, 12. Febr. (D I.) Die Untersuchungen wegen des neulichen Postdiebstahl- lim Betrage von circa 4000 Thlr., vergl. Nummer 31 diese- Blatte-) haben jetzt wenigsten- zu dem Re sultate geführt, daß man in der Nähe de- Bahnhof- den Bricfbeutel, in welchem sich da- Geld befunden, aufgcsunden hat. In demselben entdeckte man noch die sämmtlichen mitentwendeten Wechsel, nament lich diejenigen der Weimar'schcn Bank, welche 50,000 Thlr. betrugen. Auf dem Briefbeutel befand sich ein Zettel befestigt mit den Worten: „Kogel ldie- ist der Name de- Postbeamten, unter dessen Amtirung da- Geld gestohlen und der sofort inhastirt wurde) ist unschuldig/' Von dem entwendeten Geld« hat man noch keine Spur. — Mitglieder der Direktion und de- VerwaltungSrathes der Berlin-Stettiner Eisenbahn machten unlängst von Stettin au- in je einem Waggon erster bi- vierter Classe, die mit Dampf geheizt waren, eine Probefahrt nach Angermünde, deren Resultat in jeder Beziehung zufrieden gestellt haben soll — Aus Aberdare sin Schottland, Grafschaft Fife) wird unterm 10. d. eine Kohlengruben-Explosion gemeldet, durch welche drei Bergleute getödtet und acht schwer verwundet wurden. Von den Letzter» werden zwei schwerlich aufkommen. — AuS Falmouth meldet der Telegraph, daß mehrere Schiffe den Hasen verlassen hatten, um wo möglich diejenigen von den Schiff brüchigen, welche noch seit der bereits in Nr. 34 und 36 d. Bl. ge- meld'ten Collifion zwischen dem „Kalkutta" und der preußischen Barte „Emma" vermißt werden, zu retten. Bekanntlich gelang e- 8 Mann von der Mannschaft der „Calcutta", die Küste zu erreichen, ein anderes Boot des Schiffe« wurde jedoch leer, nur mit einigen Kleidern, auf den Strand geschleudert. Kurz nachher traf die griechische Brigg „Chrissopighi" mit 5 von der Mannschaft und 3 Kabelarbeitern von der „Calcutta" und 4 Mann von der „Emma" ein. Ein Rettungs boot aus der Nachbarschaft brachte einen Midshipman und 7 Matro sen an« Land und ein fcanzöfischer Lugger langte fast gleichzeitig mit dem zweiten Offizier und 5 Seeleuten an. Der Capitain, der. erste Offizier, der erste Maschinist, ein Midshipman, der Koch, der Steward und 4 Seeleute fanden ihren Tod, ebenso wie zwei von den Kabel- arbeitern. Da« Schiff trug einen Theil de« Kabel- für den persischen Golf und 120 Meilen davon wurden über Bord geworfen, ehe man e« unrettbar verließ. — sAu- Paris.) Ein kürzlich hier erschienenes Werk giebt interessante Daten über die Bewegung der Bevölkerung von Paris. Die Anzahl der 1,800,000 Menschen, welche hier auf einen Raum von 7800 Hektaren zusammengedrängt find, nimmt um neun mal mehr zu, als die Bevölkerung im übrigen Frankreich. Es ist aber nicht die Menge der Geburten, welche diese Vermehrung bewirkt, sondern die Einwanderung, welche die Auswanderung und die Todes- fälle so bedeutend übertrifft. Paris schickt den dritten Theil seiner Neugeborenen in die Provinzen, um kaum ein Drittel derselben wieder kommen zu sehen! Aber mit einem Alter von 10 bis 15 Jahren bei Knaben und von 15 bis 20 bei den Mädchen beginnt aus den Provinzen ebensowohl als aus den benachbarten Ländern eine Ein- Wanderung,' welche sich auf das Alter über fünfundzwanzig hinaus ge meiniglich nicht zu erstrecken pflegt. Es sind dadurch die Bewohner der Hauptstadt zu zwei Dritteln Provinziale und Fremde. Durch den Abgang der Neugeborenen einerseits und durch den Zuzug junger Leute und Erwachsener andererseits ergiebt sich eine Bevölkerung, welche gegen das übrige Frankreich verhältnißmäßig die wenigsten Kinder und die meisten Erwachsenen und unter diesen die wenigsten Verheiratheten hat. Die Anzahl der Männer überwiegt weit diejenige der Frauen. Geburten finden im Seincdepartement — Paris und Umgegend — fünfmal weniger statt, als in den anderen Departements, und der vierte Theil der Kinder sind illegitim, deren doppelt so viel sterben, als legitime. Die Sterblichkeit der Kinder überhaupt erreicht den dritten Theil derselben. Während durchschnittlich die wahrscheinliche Lebens dauer eines Menschen in ganz Frankreich auf achtunddreißig Jahre angenommen wird, beträgt dieselbe für Pariser Kinder nur fünf Jahre. Den Grund hat man zum Theil in der Sendung der Säuglinge in die Provinz zu suchen. Die Nachkommenschaft der geborenen Pariser vermindert sich mit jeder neuen Generation um zwei Fünftel. So bezahlt Paris seine fieberhafte Lust, sein sinnenbestrickendes Leben! Doch möge auch der Thätigkeit gedacht werden, der so viele Pariser Gelehrte sich zur Förderung der Gewerbe und der Wissenschaften hin geben. Einige der Letzteren haben neuerdings wieder zur Beantwort ung der ost ventilirten Frage, ob das Fleisch kranker, besonders brandiger Thiere innerlich dem Menschen schädlich sei, eingehende Untersuchungen angestellt und in Folge derselben diese Frage verneint, öbald das Fleisch gut gekocht und nicht mehr blutig sei. Einen dar auf bezüglichen Versuch hat ein schon älterer Naturforscher, Boitard, gemacht. Er hatte einen kleinen Kreis von Freunden um sich ver- ämmelt. Als das Diner aufgetragcn wurde, scrvirte man ihm be- önders einen prächtig aussehenden Schöpsenbraten und ein'Fläschchen einer gelben Flüssigkeit, von der er, trotz aller Bitten, die Gäste nichts osten ließ. Sie hielten sich am übrigen Weine schadlos, und ent behrten bei den reichlich vorhandenen Gerichten auch den Schöpsen braten nicht. Nach Tisch führte der Wirth seine Freunde in den Garten. Das Erste, was sie erblickten, war ein Hammel, ganz mit Brandblattern bedeckt, dem eine Keule fehlte. Dies, meine Lieben, prach Boitard, ist der Hammel, der mir heute Mittag den trefflichen Braten geliefert hat. — Johann, fügte er hinzu, faß den Cadavcr mit möglichster Vorsicht an, nachdem Du Handschuhe aufgezogen hast und wirf ihn in das tiefe Loch, welches Du hast graben müssen. Vergiß aber nicht, die Handschuhe ihm nachzuwerfen. Nun sollt Ihr auch den Weinstock kennen lernen, der mir mein Getränk geliefert hat, ühr er zu den Freunden gewandt fort. Dabei nahm er den Deckel von einer Tonne, auf deren Boden sich an dreißig Vipern schlängel ten. Da seht Ihr, sprach er, das Resultat meiner letzten Jagd im Walde von Fontainebleau. Jede dieser Nattern hat, während ich sie mit wohlversicherter Hand festhielt, in einen eisernen Stab beißen müs- en; dabei hat sich ihr Gift als Tropfen ergossen, und ist dann von mir in jene Phiole, die Ihr bei meinem Couvert saht, gefüllt worden. Neulich wolltet Ihr mir nicht glauben, daß die thierischen Gifte Lem Menschen innerlich unschädlich seien, nun habt ihr den Beweis! — dem steigenden Modeluxus stellt sich eine immer wachsende Reactlon entgegen. Mit Recht haben sich viele junge Damen vorgenommen, gegen das Ueberhandnehmen des schlechten Geschmackes zu kämpfen und besonders eine Grenze zu ziehen zwischen der eleganten Toilette der wirklichen Dame und dem aufsehenmachenden Putze der Abenteurerin. Zunächst soll der bisherige Kopfputz eine gründliche Umgestaltung erfahren. Die Parole ist: Abschaffung des falschen Haares und alles Gold- und Flitterwcrks, welches dazu dient die falschen Haare als ölche möglichst zu verbergen. Falsches Haar, jetzt der hauptsächlichste, wenn nicht der einzige Schmuck so manches Damenhauptes, soll nur in gewissen äußersten Fällen, als Detail gewissermaßen berechtigt sein. (N.A.Z) ' Gedruckt bei E. M. Monse in Bautzen. (Hierzu eine Beilage.)