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«»»«ad« > mit Dresden und tn Oesterreich A»»«ad« » Dresden und tn Oesterreich »10 In et Hau« »,ki» .entag» erschi mUtagrstundl Bezug-Pret», Betlage X. ' blerteltadrltch l.8«^ In " Hau« »,»» mmer IO «. bterteliahrl aan, Deutschland frei. «.07 K. - «tni-l-Num eint die Zeitung regelmäßig in den ersten en.- Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit A»»«t««»> Annahme don leschäft-anzeigen dt« lO UHr, don gamtlien- anzeigen bl« 1« Uhr. Preis stk die Petit-Spaltzeil- »O «. «m R-Nameteil «O 1 Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus. gegebene Anzeigen kdnnen wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit de« Leite» nicht übernehmen. RedaktionS-Sprechstunde: IO bi« 11 Uhr vormittag«. ichtfich die Redaktion wenn Rückporto bet- wortSporto bctzusügen. Rr. 169 BeschSstsstelle u«L Revattto» Dresden» A. 16, Holbeinftrah« «6 Dienstag den 27. Juli 1915 Fernsprecher 21S66 14. Jahrg. Am Warschau MWMWW Die Herzogin don Braunschweig in Potsdam Gmunden, 27. Juli. Die Herzogin von Braun schweig ist heute nach Potsdam abgereist. Sie kehrt nach einigen Tagen wieder hierher zurück. General Candore gefallen Nom, 27. Juli. (W. T. B.) „Giornale d'Jtalia" meldet, daß General Candore, dessen Truppen Ala besetzt haben, in der Schlacht am Carso getötet worden ist. Dir Kämpfe am Kaukasus P e t e r s b n r g, 27. Juli. (W. T. B.) Der General stab der Kaukasusarmee teilt mit: In der Gegend der Küste wiesen wir eine türkische Teiloffensive gegen unsere rechte Flanke zurück. In der Richtung auf Much sind auf breiter Front Kämpfe im Gange. Auf den übrigen Teilen der Front keine Kämpfe. Der französische Tagesbericht Paris, 27. Juli. (W. T. B.) Der amtliche Kriegs bericht vom Montag nachmittag lautet: Im Laufe der Nacht Artilleriekänrpfe zwischen Aix-Noulette und Souchez und im Gebiete von Soissons. Im Walde von Ailly Kampf mit Handgranaten. Am Hartmannsweilerkopf Beschießung. Unsere Flugzeuge warfen Granaten und 90 Flicgerpfeilc über den Militärbahnhof von Natillois. Französische Kundgebung Paris, 26. Juli. Die von der Negierung und dem Parlament wegen des Jahrestages der Kriegserklärung geplante Kundgebung wird am 4. August im Senat und der Kammer stattfinden. Beide werden durch ihre Präsidenten und die Regierung durch den Minister- Präsidenten der Tapferkeit der Armee huldigen und von Neuem den Willen der Nation verkünden, die heilige Einig keit aller ihrer Kinder anfrcchtzuerhalten, welche ent schlossen seien, vor keinem Opfer zurückzuschrccken und die Sache Frankreichs, welche die Sache des Rechtes, der Frei- heit und der Zivilisation sei, endgültig zum Triumph zu führen. Der türkische Bericht Konstantinopel, 26. Juli. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: Heute vormittag 8 Uhr haben wir das französische Unterseeboot „Mariotte" in der Meerenge zum Sinken gebracht. 31 Mann der Besatzung sind gefangen worden. Bei Art Burnu haben wir am 24. Juli Bomben geworfen und einen Brand in den feindlichen Schützengräben verursacht. Am 26. Juli hat unsere Artillerie einen Teil der feindlichen Gräben und Drahthindernisse gegenüber unserem linken Flügel zer stört. Sie hat die Stellungen und rückwärtigen Verbin dungen des Feindes beschossen und ihm erhebliche Verluste beigebracht. Bei Seddul-Bahr war Jnfanterie- scuer und Geschützkampf mit Unterbrechungen. Die feind liche Artillerie verwendet weiter Stickgasbomben. Ain 26. Juli nahm bei Seddul-Bahr eine kleine türkische Er kundungsabteilung des linken Flügels einen Teil der feind lichen Schützengräben fort, vernichtete die Verteidiger und erbeutete 400 Gewehre mit Munition sowie Säcke voller Bomben. Unsere Küstenbatterien beschossen die Stellungen und das Lager des Feindes an der Küste von Seddul- Bahr mit Erfolg. Der Feind erwiderte ohne Wirkung. Feindliche Flieger haben Bomben auf das Lazarett von Halil Pascha geworfen, obgleich das Zeichen des Roten Halbmondes wagerecht über dem Lazarett ausgespannt und deutlich sichtbar war. An den anderen Fronten war nichts Bemerkenswertes. Drei Kinder getötet Das „Berl. Tagebl." meldet aus Königsberg: In Tilsit wurden drei Kinder bei der Explosion einer gefun denen Bombe getötet, ein Kind wurde schwer und ein anderes leicht verletzt. Die Kriegslage im Osten wird von Tag zu Tag für die Zentralmächte günstiger. Unsere Truppen und die unserer Verbündeten rücken ständig vor, sodaß die Einschließung Warschaus bedeutende Fort schritte macht. Wir stellten gestern fest, daß seit Anfang Juli 120 000 Russen gefangen genommen wurden. Die Verluste an Toten und Verwundeten sind bei den Russen dementsprechend und ebenso die Verluste an sonstiger Kriegsbeute. Ter gestrige deutsche Kriegsbericht stellt nun fest, daß die Armee des Generals v. Below nördlich voin Njemen die Gegend von Poswol und Poniewitz erreichte. Ueberall wurde der Gegner geschlagen. An der Narewfront wurde von unseren Truppen auch oberhalb Ostrolenka der Uebergang erzwungen und unterhalb drängten sie den Gegner gegen den Bug. Der russische Widerstand soll nicht gering gewesen sein, aber er hat für sie viel Opfer gekostet. Mehrere tausend Gefangene wurden gemacht und 40 Ma schinengewehre erbeutet. Von der Einschließung der Festung Warschau heißt es, daß sich die Einschließungstruppen immer näher heranschieben. Ueberhaupt wird der Raum um das russische Festungsviereck, ans dem das russische Heer zurück- gedrängt wird, immer enger. Die Russen sind sich der Ge fahr, vollständig abgespcrrt zu werden, wohl bewußt, wes halb sie sich aus ihren Stellungen westlich der Weichsel zu rückziehen. Die Entscheidung liegt zwischen Weichsel und Bug. An der unteren Buglinie bereiten sich die Russen ans einen ernsten Zusammenstoß vor, damit die Deutschen sich nicht des wichtigen Knotenpunktes von 6 Straßen bemäch tigen. Die nächsten Tage bringen demnach wichtige Ent scheidungen. Auch in dem kleinen Stück von Galizien, das die Russen noch im Besitz haben, ist die Lage recht kritisch geworden. Der Tag der Befreiung Galiziens von der Knutenhcrrschaft steht ebenso nahe bevor, wie der Tag des Falles von Warschau. Beide Ereignisse werden den wich tigsten Knotenpunkt in der Kriegsgeschichte bilden. An dem glücklichen Ausgang zweifeln Nur nicht. X Der Kamps um Warschau Während der gewaltigen Karpathenkämpfe, welche einen großen Teil der Gesamtstreitkräfte beiderseits fest hielten, war es vor Warschau, mit dessen Bedrohung die Verbündeten bereits im Oktober ernst machten, still gewor den, während jetzt bei der großen Doppeloffensive sich im Rahmen der gewaltigsten Kämpfe der Weltgeschichte — die russischen Truppen sind bereits in die Festung Jwangorod zurückgeworfen, und die Vrückenkopfftellnng bei Warschau ist hart bedrängt — auch das Schicksal von Polens Haupt stadt den sichersten Anzeichen nach zu erfüllen anschickt. Die Schuld daran, daß es zur vorerwähnten Zeit vor Warschau stiller und stiller wurde, trug zum Teil das Tauwetter des Vorfrühlings, durch welches die Wege Polens in große unwegsame Sümpfe verwandelt worden waren. Das Schncewetter allein hätte allerdings ein Vor dringen noch nicht unmöglich gemacht, wie ja die Wintcr- schlacht in Masuren zeigte, in der deutsche Truppen manch mal bis zu den Schultern im Schnee watend, durchgedrungen sind. Aber der Vorfrühling ließ alle Operartionen in Polen zum Stillstand kommen. Wiederholt haben die Russen während des eigentlichen Winters Versuche gemacht, irgendwo auf der fast 1000 Kilometer langen Front durch zubrechen. Schon im Januar und Februar haben sie mehr mals versucht, gegen Posen und Ostpreußen vorzudringen. Nachdem die große russische Offensive gegen Posen durch die Niederlage bei Woclawec am 13. und 14. November, bei Kutno am 16. November, bei Drzesiny am 24. und 26. No vember gebrochen war, mußten die Russen am 6. Dezember Lodz ausgeben und sich zurückziehen. Das deutsche Heer hatte 120 000 Gefangene gemacht und gelangte auf seiner Gegenoffensive an dem Bzura-Abschnitt 60 .Kilometer vor Warschau. Hier kam es anfangs Januar zu der Schlacht an den Flüssen Bsura, Nawka, Such« und Pilica, in deren Mittelpunkt Lodz gelegen ist. Bei Beginn des Jahres hatten die Deutschen einen weiteren Fortschritt durch die Eroberung des Stützpunktes Borzimow gemacht, einer festen Stellung zur Deckung Warschaus östlich der Rawka zwischen Lowicz und Sochaczew. Dann kam der Vorfrühling, der einem weiteren Vordnngcn sein Ziel setzte und dem Stel lungskrieg seine Rechte einräumte. Mit dem Vordringen der Verbündeten auf Lnblin- Cholm begann sichs auch an der Front vor Warschau wieder zu regen. Ms eine Folge der großen Offensivoperationen > wurde das angriffSweisc Vorgehen auf Warschau aufgc- I nommcn, und wir sahen am 20. d. M. die Verbündeten — denn auch österreichisch-ungarische Hecresteile kämpfen vor Warschau, — sich ans Monte und Grojcz heranschieben, sehen heute bereits die Brllckenkopsstellung bei Warschau hart be drängt und die Russen in die Festung Jwangorod zurück geworfen. Die Belagerung der größten russischen Festung an der Westfront hat somit ihren Anfang genommen. Die Festung Warschau ist ein doppelter Brückenkopf, der mit seinem Gürtel die Stadt War schau, welche mit ihrem Hauptteil am linken, mit der Vor stadt Praga am rechten Weichselufer liegt, umschließt. War schau ist ein bedeutender Bahnknotenpunkt. Aus Ruß land laufen hier 3 doppelgleisige Bahnen zusammen: von hier weg führen nach Westen die gleichfalls doppelgleisigen Bahnen nach Mlawa, Ostpreußen und nach Posen oder Krakau. Weiter konzentrieren sich hier wegen der genannten Weichfelbrücken alle anderen Verkehrslinien. Zudem kommt die schiffbare Weichsel als Verkehrslinie,, anderseits als starkes Hindernis in Betracht. Das Terrain ist besonders zwischen der Weichsel und Nowo Georgiewsk für die Be wegung und die Belagerungsarbeiten ungünstig. Es ist stark versumpft, bewaldet oder mit ausgedehntem Buschwerk bedeckt. Der tiefsandige Boden erschwert das Fortkommen. Die Flußufer sind brüchig und flach, die Flußbreite beträgt 600—700 Meter, die Tiefe 2—6 Meter. Gelegentliche Ueber- schwemmungen bedecken die ganze Niederung und lassen Sandmassen, Tümpel, Wasseradern und Sümpfe zurück. Die Befestigungen bestehen am linken Ufer aus der Alexander- Zitadelle, dem Noyan und dem beiderseitigen Gürtel. Der Zitadelle sind 6 Vorwerke vorgelagert, die für Geschütz- Verteidigung eingerichtet sind. Das 1866 errichtete Noyau besteht aus 6 Haupt- und 3 Zwischcnwcrken mit doppelten Wallwerkcn für Infanterie und Artillerie. Die Zwischen werke sind Halbrcdontcn und auch für beide Hanptwaffen eingerichtet. Der Gürtel besteht aus zahlreichen Gürtel- nnd Zwischenwerkcn. Die neuen Werke, die 1908 erbaut wurden, haben glacisartigen Wall von niedrigem Aufzuge, frontal bestrichene Wassergräben und Traditionengeschütze in den Kehlkoffern. Die Gürtelwerke der Festung sind durch Gürtelstraßen verbunden. Zahlreiche Anstalten ver vollständigen die Ausrüstung der Festung, deren Ge schütz p a r k mit zirka 1 4 0 0 Geschützen angegeben wird. Der Umfang der Festung beträgt 47 Kilometer. Im allgemeinen kann angenommen werden, daß die dermalige fortisikatorischo Ausgestaltung mit der modernen Artillerie wirkung nicht gleichen Schritt gehalten haben dürste. Im übrigen kommt es stets darauf an, wie der Gegner be schaffen ist, der eine Festung angreift, und wer sie ver teidigt. Die Bilanz des abgelaufenen kriegsjahres. Ein volles Jahr des Weltkrieges erreicht sein Ende, und wir stehen an einem Markstein, der uns von selbst gemahnt, den Blick nach der überwundenen Strecke zurück zu lenken und Rückschau zu halten auf die schwere Bahn, in die der Wille des Schicksals Staaten und Völker gezwungen. Schon ein inhaltsschweres langes Jahr schlägt sich der „Treubund" der zentralen Kaiserstaaten und wahrt mit scharfem Schwerte seine heiligsten Güter gegen eine Ucberzahl von Gegnern. Ueberall kämpfen die deutschen und östcrreichisch-ungarischen Haupthecre auf feindlichem Gebiete und nur mit einem ge ringen Teile ihrer Streitkräfte stehen die Gegner noch auf unseren! Boden. Die Bilanz des Kriegsjahres ergibt somit, daß die Waf fen der Zentralmächte Galizien und die Bukowina bis auf ein Zehntel zurückerobern konnten, während die Größe des besetzten russischen Gebietes beiläufig der der österreichischen Sudetenländer gleichkommt. Die Zcntralmachte, die gegen eine erdrückende Uebermacht anfzukommen batten, haben den vereinigten Feinden ein Gebiet von 141 000 Quadrat kilometer mit ihren Kräften besetzt, während die Entente sich mit der Errungenschaft von nur 12 000 Ouadratkilo- meter begnügen muß. Die Franzosen eroberten im Elsaß ein Gebiet von etwa 1000 Quadratkilometer. Demgegen über halten die Deutschen in Belgien 28 300 Quadratkilo meter besetzt: von dem gegen 29 000 Quadratkilometer be tragenden Gebiete Belgiens bleiben also nur 700 im Be sitze der Verbündeten. In Frankreich sind 10 Departements ganz oder teilweise in deutschen Händen. Ihr Gesamt ausmaß beträgt 26 000 Quadratkilometer: in Belgien und Frankreich zusammen haben die Deutschen ein Gebiet von 63 000 Quadratkilometern ini Besike. Dagegen nimmt sich das von den Italienern besetzte österreichische Gebiet ver schwindend klein aus.