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Eine von C. Erxleben in Berlin con? struirte, durch da- kgl. Preuß. Ministerium empfohlene Sicherheit — Berlin, 9. Dec. Eine schauerliche Scene ereignete der Bibliothek überwiesen, sich in der Nacht zum Montag in einem Hause der Oranienburger- st—< Bericht über die 101. Versammlung des landwirthschaftlichm Zweig-Vereins zu Bautzen am 2. December 1868. Die Sitzung wird durch Herrn Förster mit Begrüßung der zahl- reich erschienenen Gäste eröffnet. Die neu angemeldcten Mitglieder, Herren Rittergut-Pachter Edler von Querfurth auf Jeßnitz, Ritter gut-Pachter Mittag auf Preititz, Hausbesitzer Fickenwirth, Kunstgärt ner Bulnhcim, Buchhändler Reichel von hier, Gutsbesitzer Zieschank, Kaufmann Simon und Pomolog, Kirchschullehrer Ritscher von Post witz werden ausgenommen und soweit sie anwesend, bewillkommnet. Eingegangen ist ein Preiscourant von Just in Aschersleben und wird straße. Eine am Kindbettfieber darniederliegende junge Frau, erzählt der „Publ.", erhob sich gegen 12 Uhr von ihrem Lager und nur mit H-md und Jacke bekleidet, begab sie sich an da- Fenster, öffnete dasselbe und stieg auf da- Fensterbret. In diesem Augenblicke er- wachte die im Zimmer anwesende Krankenwärterin. Hilfe rufend stürzte sie an da- Fenster, und ergriff gerade in dem Moment die Fieberkranke an Jacke und Hemd, al- dieselbe sich auf den Hof hinab, stürzen wollte. Mit übermenschlicher Kraft hielt die Wärterin die Kranke fest, durch ihr Hilferufen die Hausbewohner aus dem Schlafe schreckend. Da ließ Hemd und Jacke nach, das Zeug zerriß und die Unglückliche stürzte auf den Hof hinab. Glücklicherweise stand unter dem Fenster ein mit Heu und Stroh beladener Wagen, so daß die Kranke ohne jede äußere Verletzung davonkam, dennoch ist ihr Zu stand hoffnungslos. — Ein bedeutender Betrug hat' zu Frankfurt a. M. statt- gefunden. Ein dort sich aufhaltender Fremder suchte bei einem Ju welier einen Schmuck im Werthe von 12,000 Fl. für sich aus und ließ sich diesen in das Hotel bringen, „um Zahlung zu leisten." Als der Schmuck ankam, nahm der Schwindler ihn dem Träger ab, an geblich um ihn seiner Frau zu zeigen, verschwand aber spurlos. — Paris, 8. Dec. Die Verhandlungen im Processe Le- surqueS, deren Wiederaufnahme wir in Nr. 284 d. Bl. gemeldet, find bereits geschlossen. Die Publikation des Erkenntnisses wird je doch erst in acht Tagen erfolgen und zwar ist für diesen feierlichen Act der Ehrenrettung eine- unschuldig Verurtheilten der nämliche Saal des JustizpalasteS au-gewählt, in welchem LesurqueS vor 73 Jahren sein TodeSurtheil hören mußte. — sAu« Ungarn.) Räuber JuhLß, so lange der Schre cken der Somogy und wiederholt allen Verfolgungen glücklich entron- neu, soll übereinstimmenden Nachrichten zufolge in Karos in dem Stalle ein s dortigen Bürgers Namens Lakatos von diesem selbst und dessen zwei Brüdern durch Beilhiebe und Heugabelstiche getödtet worden sein. Juhüß hatte zwei Doppelflinten und meh ere Revolver bei sich, war jedoch aus dem Grunde nicht im Stande, sich zu weh ren, weil er sich in vollständig betrunkenem Zustande befand. — sEin Curiosum aus Hannovers Graf Bremer, langjähriger Mitglied des Bremervördener Jagd-VereinS, ist aus dem selben auSgeschieden, weil — ein preußischer Militair von einem andern BereinSmitgliede zur letzten Jagd eingeladen war. — Ncw - Uork Ein Meteorschauer fand bei vollständig klarem, sternenhellen Himmel in den Nächten auf den 14. und 15. November hier statt. Am stärksten war derselbe in der Nacht auf den 15. November, wo sich zwischen 1 und 2 Uhr nickt weniger als tausend verschiedene, zum Theil sehr glänzende, mit Schweifen ver- sehene Meteore in der Richtung von Norden nach Süden bewegten; man schätzt die Gesammtzahl derer, die allein in New-Uork und dessen nächster Umgebung sichtbar waren, auf mindestens 7000. Auf der Sternwarte in Washington angestellten wissenschaftlichen Be obachtungen zufolge hatte man in einem Zeiträume von 5 Stunden ca. 2500 Meteore per Stunde verzeichnet. Dasselbe Phänomen wurde im ganzen Lande beobachtet, da überall ein äußerst klares Firmament die Beobachtung begünstigte. Pr»dutte«-Börs« Marktpreise der Stadt Görlitz, 10. Dccbr. Weizen 2.20. bis 2. 27, «., Roggen 2. 2. 6. bis 2. 7. «- Gerste 1. 27. 6. bi- L 2. 6., Hafer 1. 7. 6. bis 1. 12. 8., Erbsen 2. 15. bi- 2.22 6., Kar toffeln 20. bis 24., Strob » Schock 10. bis 11., He« » LenMer 1. 10. bis 1. 15., Butter a Pfund 11. bis 12. k. «erltner Getreidrbericbr vom 10. December. Weizen loco nach Qual. 58 a 68 tblr. Roggen loco nach Oual. 49 a 51 thlr„ 81-82 pst. 494 » 504 tblr., feine Waare 51j tblr. ab Bahn be»., pr. Derbe. 49j a üOj » 50» thlr. »ez., pr. »pril-Mai 49j a 49Z » 49j thlr. bez., pr. Mai-Jmii lampe für Ställe rc. wird vorgezeigt, aber al« nicht praktisch befunden. Der Kreisverein ladet zu seiner am 16. d. M. Vormittag« 10 Uhr im Saale der Weintraube hier abzuhaltenden 47. Sitzung ein. Herr Graf zur Lippe auf Thum hält sodann einen Vortrag über die wis senschaftlichen Epochen in der Landwirthschaft von 1768—1868. Nach einigen einleitenden Worten wird da- Wirken Schubert- von Kleefeld, de- ersten Vorkämpfer- gegen den Feudalismus und Ein führers de« Klee- und Hackfruchtbaue« in Deutschland, vorgeführt, da« Adeln der Landwirthschaft durch die eigenhändige Führung eine« Pfluge« durch Kaiser Joseph am 19. August 1769 und die Verwen dung von 24 Millionen zu Zwecken der Landwirthschaft unter Friedrich dem Großen erwähnt. Weiter wird die Thätigkeit ThaerS (1752—1820), Le« Reformator- in der Landwirthschaft, de- Förde rer- de- Fruchtwechsels, der Tiefcultur, der Schafzucht, des GründerS der ersten landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Möglin, geschildert. Die Entwickelungen der Agriculturchemie weiden eingehend beleuchtet und find daraus folgende Momente hervorzuheben. Ein Holländer, von Hellmong, 17. Jahrhundert, lehrte, daß da- Wasser die einzige Nahrungsquelle der Pflanze sei, eine Lehre, welche erst nach circa 50 Jahren der Sachse vr. Külbel verwarf und auch den Humu- al- Pflanzennährquelle hinstellte, während 1789 Rückert in Ingelfingen neben dem Humu- auch Mineralstoffe als Ernährer der Pflanzen hinstellte. Ein Schwede, Valerius, wie- zuerst auf die organischen Stoffe als Nährmittel der Pflanze hin, betrachtete sie aber, wie z. B. den Kalk, als bloße Reizmittel. Thaer betrachtete den Humus in Verbindung mit Wasser als einzigen Ernährer der Pflanze, hatte aber von der Bedeutung der Kohlensäure auf die Vegetation noch keine Ahnung. Ein Engländer, Ludon, legte neben dem Sauerstoff, dem Wasser, dem Humus noch der Kohlensäure und selbst dem Stick stoffe Wichtigkeit bei dem pflanzlichen ErnährungSprocesse bei. Ein Schweizer, Theodor von Saußure, 1776—1845, wie- zuerst die hohe Bedeutung der Kohlensäure für die Pflanzen nach, glaubte aber, daß die Pflanze den Kohlenstoff zum größten Theile au- dem Humu- ziehe. Sein Schüler Carl Sprengel bildete den Uebergang von der Humus- zu der Mineral-Theorie, glaubte aber noch, daß in der Pflanze sich das Kali zu Kalk verwandle. Erst Justus von Liebig, geboren am 12. Mai 1803 zu Darmstadt, verwarf die HumuS-Theorie und begründete den Lehrsatz: „Die Pflanze nährt sich nur von Mine- ralstoffen." Er wies die Gleichwerthigkeit der Nährstoffe nach und ent deckte die Flächenattraction uud Absorptionsfähigkeit des Bodens. Nachdem Herr Graf zur Lippe seinen Vortrag mit einigen geflügelten Worten geschlossen hatte, erhebt sich aus Anregung des Vorsitzenden die Versammlung zum Zeichen de« Danke« von ihren Plätzen. Den Rest der Sitzung füllte die Neuwahl de« Direktor« aus und find, da Herr Walther im Vorau« jede Wiederwahl ablehnte, zum stellvertre tenden Secretair Herr Kaiser und zum Bibliothekar Herr Jähne sun. gewählt worden, während alle andern Aemter durch die vorigen In haber weiter verwaltet werden. Nachdem noch Bestellungen aus Propstei-Hafer und -Gerste entgegen genommen worden waren, wurde eine im Fragckasten vorgefundene Frage über die zweckmäßigste Be handlung de« Düngers auf dem Felde in jetziger Jahreszeit der für Beantwortung landwirthschastlicher Fragen eingesetzten Deputation zur Begutachtung für die nächste Versammlung überwiesen und so dann die Sitzung geschlossen. .Advocat vr. Hoeckner, d. Z. Secretair.