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^tr. 40, Seite 4 Freitcig den 17. Februar >922 Plauener Spitzen »Trütz Gott!" geneigter Leser und »Heil" vorher! Nicht wahr: „Zwischen Lipp" und Kelchesrand"; aber jo lomml es! Wir. die wir ui S so gern zurückiräumen in die alte gute Zeit und oslmals u»S Nünjchcn. in dieser geruhigen Zeit zu leben, wir sind doch so abhängig von all den Crruirgenschasten des mo dernen Lebens, dag wir uns ganz unbehaglich fühlen, wenn einmal eine solche Einrichtung versagt. Ich verweise hierbei aus das Märchen Andersens ..Die Ga oschen des Glückes" und den darin vorkouimcnde» Justizrat Knop, der doch von der so von ihm geliebten guten al'en Zeit enttäuscht ist, weil darin so ziem lich alles fehlt, was ihm zur Behaglichkeit des Lebens »öt'g dünkt, als da sind: gute Straßen, ausreichende Beleuchtung, bequeme Fahrgelegenheit usw. Als ich die letzten Plauener Spitzen nach Dresden sandte, da funktionierte noch alles; wahr scheinlich sind sie aber unterwegs vom Schicksal erfaßt worden, das sie hinderte, ihren Bestimmungsort zu erreichen (vergl. Briefe, die ihn nicht erreichten). ober cs wird schon geschehe». Aber das Ereignis, das Ihr Scharfsinn, geneigtester Leser, schon längst herauSgefunden hat. ist der Streik der Eisenbahner. Ja. so ein Streik hat schwerlastende Fo'arn; h möchte vor allem die hervrrhcben, daß meine Leser — vor allen meine ich natürll 7» die Plauener, wobei ich die anderen, die etwa auch Zeit baden, sich mein Mustersortiment Plauener Spitzen anzusehen, böflichst bitte, mir diese Hervorhebung nicht übel nehmen zu wollen — aber daß meine Leser am Sonnrag de» 5 Februar nicht den sebnlichst erwarteten Spitzenartikel (Tatsache??) erhielten und daß meine Augen nickt in befried! zier Auterenenelkeit (man soll nämlich sein Licht, wie !ck ganz belcke:den nur zu bemerken er laube. nicht unter den Scheffel stellen> über den Bericht hin- laufen konnten. Nehmen Sie es, bockigesckühtcr Leser, nicht krumm; aber cö ist schon so. wenn man hochkommcn will, muß man etwas aus sich machen. (Sollte hier nickt ein wcnig Flun kerei von mir dabei sein? Denn ick bin doch tatsächlich weiter nichts als ein ganz schlichter, namenloser Skribent, der weder am journaüsli'cken iwck am >iierari'cken Bimmel ein Sier» erster Größe werden wird, sondern unter all den zahllosen Bericht erstattern lebt wie ei» namenloser Stern unter den Mnriaden der Milchstraße.) Jedenfalls ist das Schicksal meines fünften Sortiments nickt das, das ich mir bei Abfassung desselben dachte. Denn wenn auch die Plauener Spitzen mit dem Leipzr- ger Allerlei und dem Tüdlausitzer Bericht im Laufe der Woche eiwa erscheinen sollte», so haben sic dock in etwas ihren Zweck verfehlt, alldieweil man sie viel behaglicher durchmustert, wenn ) Sächsische Lolk-ieitua» man die Gewißheit vor sich hat: Heute ist Sonntag, heute hast du mal Zeit! »Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein," wenn ich etwa m §er Mittagspause eines arbeitsreichen Tages die Spitzen flüchtig betrachte, um »ach kurzem Mustern mit be rufliche» Gedanken avg. iilli wwdor an die Arbeit zu stürzen! Und so mochte ich den Faust nochmals zitieren und niit dem Bürger sprechen, der natürlich die Plauener Spitzen nicht meint: »Nichts besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, als ein Gespräch . . und sei es auch nur durch diese Spitzen, geneig- tcr Leser, zwischen Ihnen und mir! (Ich muß hier bemerke!,, daß Goethe mit Plauen sehr wohl Beziehungen hatte, wenn auch nicht gerade mit unserer l. katholische» Bürgerschule (siehe zweiter Brief), und daß höchstwahrscheinlich der Schauplatz seines „Hermann und Dorothea"' in Plauens Nachbarschaft „Adorf" zu suchen ist!) Aber nun ernsthaft gesprochen! Die Folgen des Streiks machen sich tatsächlich so bemerkbar, daß alle eine Beendigung des Streiks herbeisehnen. De» ersten Teil meiner „Plauener Spitzen" verfaßte ich, als es hieß, der Betrieb würde am Mon tag oder Dienstag wieder ausgenommen werden; mittlerweile sind, drei Tage vergangen, und es ist immer noch beim Alten geblieben! Ich habe keine Gewähr, daß dieser Bericht zur rech ten Zeit nach Dresden kommt; denn daß die Post ihn im Staatsauto befördern wird, wage ich füglich zu bezweifeln; da muß ick »cimlich sagen, für den Breis von zwei Mark, alldiowe'l ein Platz im Staatsauto bis Chemnitz 300 Mark, bis Leipzig aber 360 Mark kostet. Dabei war das Auto so besetzt, daß meh rere Fahrgäste mit einem Stehplatz vorlieb nehmen mussten l Ja. wenn das Wasser bis an den Hals bezw. bis an den Mund reicht, dann . . . Infolge Kohlenmangels wurden secks Schulen in Plauen geschloffen! Die OtaSsnerre ist am 6. Februar verschärft worden, die Entnahme von' elektrischem Lickt bedeutend eingeschränkt. Planen hat nun auch ein Theaterskan-dälchen. Während der Troubadour-Ausführung am Sonntaa nackmittag hat ein Ovcrnsänaer des Stadttheatcrs den Musikkritiker der „VolkS- zcitiing für Siidwestsachsen" tätlich mis'.bandelt. Die Presse ver langt mit Neckt, daß im Theater die Sicherheit ihrer Mitglieder gewährleistet wird. Heute wird mir berichtet, daß das geschehen soll» die Sache ist beendet. Feine NcEen haben die Plauener! Sie werden in dieser Bezieh»,,« bald mit einem anderen freund lichen Stadecken unseres Vaterlandes in Wettbewerb treten kön nen. Der Verein IlnitaS hatte nämlich sein Stiftungsfest ans den 7. Februar angesagt. Fast wäre eine Verlegung des Feste? ui» der Trauer um den verstorbenen Heil. Vater nötig geworden. aber der Vorstand sagte sich, bis dahin ist ei» neuer Papst ge wählt! Und richtig, die Väter des Vereins haben recht geraten! Unsere Kirche hat einen neuen Oberhirte», die Fahne am Kirch turm weht nicht mehr halbmast, sondern flattert lustig i» die klare Wiiileriust hinaus, »nscre Freude allen, die nach unserem Kirchturm sehen — und den sicht man ziemlich weit —» zu ver künde». Da der Verkehr stockt, ist jede Stadt wieder ein Gemein- wesen ganz für sich geworden. Die hiesigen Zeitungen sind recht schmächtig geworden, und von unserer Volkszeitung haben wir innerhalb acht Tage» ßrge und schreibe eine Nummer erhaltenI Dock den Mut nicht sinken lassen, „der Mensck hofft iinnier auf Verbesserung". Und siehe da, innerhalb drei S um den kommt die Nackricht der Streik ist beendet. Mit um so größerer Freude beende ich meinen Brief und laffe ihn i» die Tiefen des Brief kastens versinken mit dem Bewußtsein, die Sache klappt wieder! Die große Kälte dauert an. die Damen laufen mehr oder weni ger in Pelzen vermummt durch die Straßen, ich habe aber noch keinen Pelz aus Katerfellen, die in Berlin große Mode sein solle», hier gesehen! Die Gründe könnten sein einesteils die lange Leitung bis Berlin, andernieils der Gegensatz zu „det Jebirn von Deutschland"! Wie gebt es Ihnen, verehrtest«: Leser? DaS nächste Mal mehr, die Sendung ist gefüllt! Gott befohlen in alter Treuel Ihr Sch. Leier-H. Theater und Musik --- Dresden. Zentral-Theater Sonntag, den Ist d. MtS.. nackmittag» Uhr gelangt .Der Zigeunerprimas'» Operette in drei Akten von J»li„» Wilhelm "»d Fritz St cün- bäum, Mustk von Emmrick KLlmLn zur Anffilbrung. In de« .^aiipt,ollen sind beschäftigt, die Damen: Mariha Bulch-Kolmar, Elisabeth Friedrich und Tina Sehboldt sowie die Herren: Robert Brake. Ka»l Eicknrt Hardt, Fran, Köckel. Ott» Marl 6, F>edh Musch an »nd Fritz Petz old- Musikalisch« Leitung: Kapellmeisier Fritz Schmid. Unsere heutige Nummer umfaßt 4 Seiten Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Rudolf Linzen; für den Inseratenteil: Josef Fobmann. — Druck und Ver lag der „Saxonia-Buchdruckerei G. m. b. H. in Dresden. Unnto rnoi-j-sn !) I7kr vvrnisrk oicob lcur^n-r Xr»i,klickt im -1>lsr van 10 llnkren x»»« unvrwcuiot unsor tzckwbt-r 8olin, Kiuckvr »all kSokks bomlswriüt. ckco l-ittkoükwlisn Nowinnrs in Uiciitesu Sie trsuenntsii Litern, Lesobinister unil Aiwernrmiltsn. llreiiten-K., llosophivonstikt, OrvLo Vlnnonsoho 8lr. 16, »lou 15. b'vhlno.r 1023. Uoi-airun?: »m 18. b'sbriur nsclimiitaß;» 2 Cbr snk 6«m iiuüsrer, katstialisohon h'noclkak. 863 Oott dom Herrn link »8 »skcklso, «an 15. k"vbr. 1022 NQ8»>,en liobon tiiaSZvnbruclsr »u» clsm bUitilivj-s «sillvs luckons in »in iisesvrllii ä»n5oi>n ndrnrukoa. ln trsusm Oockonkvi, 8sino KIsssonbkülloi' (Isßrgsng 1917—24) >. /I. Tosopb VVois. Liutren, Kurl». Lomiaor. 860 Vckrvmili liil ilz8 KIIisIiAiie üeMllriiü Freitag den IV. Februar im Gcsellenhause Einlaß 7 Uhr. Anfang V,8 Uhr. — Eintritt 2.28 Mmk — »7 Karten bei Beck, Tiümper nnb den Vertrauensleuten. Xlleiimklll „vseilis" lllöckli-IigliM. Freitag ven 17. Februar abends 7 Uhr im BatthauS-Saale, Bnutzuer Straße 88 6emesn6s-^ben6. reulrum (6dri5ll.VoIk8psrlei) L-LkpLkg. - fi-küsy lisn 17. ^sbk'UNi' sdenos 6 Ulir im kstkoUscktzn LeseUenkause, ^ io LNllc -ists 23. Herr ZtscHveiokllneler Liclmsnn tzidt 6!NS Kommunslpollttscke Lepickienstsriung. Dsr Vvrstunä. Oskeikr. IiUnnü l. k. ll. I. Sonntag den 18. Februar abends V,8 Uhr im katholische^ AereinShalis« 861 VsrrKmmIunZ. 1 SeneckU.tXV. plus XI. 2 veriedt ilder «Ua Lcduikroga. Alte tath. Pfnrrgemcindemitglieder sind herzlichst etngeiaden. 661 Der Geschäftsführer. Nrklsrung! Kack k?ück8pracke mit 6em kanäesvorsitsenclen 6er 8äck8i8cken ^enlrumZparte! bin ick ermäcktiZt, kolZenäes ru erklären: Ick >veiü mick äarnack in voller ^Ieberein8lim- mun§ mit cler Leitung cler 8äck8i8cken 2entrum8- psrtei, wenn ick versickere, 6a6 ick meine Politik im 8äck8i8cken I^snäts^e in äer8elden picktunA kortsetren weräe wie bi8ker. Paul tteMskn ^ lVlitZslieä 6e8 Läcksi^cken kanätsL-s Die nock 8ckwekenclsn, äa8 politi8cke 6ebiet nickt derüklenäen prägen bilclen sur 2eit clen Oegen8tanä von Verkantungen, äeren Prgebni8 äemnäck8t äem ksnäe8vorstanä 6er 8äcl»8i8cken 2entrum8partei vor gelegt weräen wir6. vi-. KsrI ttittv kan6e8vor8it2enäer lMglieä 6e8 8äck8i8cken ban6tsg8 Suade für meine Tochter. 16 Jahre, welche die Handelsschule besucht, zum 1. April als lernenile Kontoristin. Off. an I. Sockel, Dresden, Prießnitzstraße 58 85S M 0,ui1sii-t.. 5el>silbelgurs 1- lonSglieliei' «Msgrllivli au mLkixvn kroisen. 1k. Kulmdscker Uirrt. b"rs»n<1lioti« k"r«m<lonrimmvr. Lloiovr OosolwoksktssaKl. VvrvinsLimmvr. ^ kiriei. HiiMiigili L Kolli-. Sülii»'-. Oogvnstklaclo koukt lankvacl Atlidsl, IIisM-1 h» ö. frsusnltii'ok» 2V, I. iw Unusv <ls» l-iokton d»io«r Li»rp»l»«t»» k"«rn8pr«ok»r 143t 7 8«»vhLl1,r»It »o» 9 4 vkr 8trvn^8tv vietcrotion Aal tziunsod Komma ru Itinoal I vresrlen, Oürllirer LlraVo 4 uns b DLirlieli Lonntegs auch '/,4 Otir Vnollv Voi»»tvII»ng i SL"" /lllsindsksisller: WeraerL tlerir r««i «sggons Sov«svdo LV dillioo Kro-ss feinste üksuekenuksrei, aus eigene!» ttsuekenel fernspr. 21034. 2973k Vi-vsilnen fisvkksllvn, «vkvngasss 17, Loks Kuergssso