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Nr. 216 Seite (> «tisr tv» uaä Osmvv yäostrsüs 42,1. Nr.TIV L8. Jahrg. Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden, A. IS, Holbeinstratze 4» prompt uuck d«Ui» irt. v. pei-ttet, 1. I'vruspr. 30M, NÄSf d-I nmvllkir ollv. VN L LottscdsIK ! Rolco kokuletnch i t4 vor ?M-> bspspivrso, kk»oh m ILiaI»AoxsIä«n ovb, oin-u. wot». »od VoroillduMI — kokvokvvrlnl« oodlllts vookml.- Paul 8olm kt, 8okUedsnstr.14 ^ atliollvr Oslos. -Oskoo. Dksstsr. nur ttarmutk L. Llo^ksrtk klbom»«iussv.Ll s sollovU u. >fvi » ksrsspr. 11028. . </,w U»p.. 41,. 5 B. S). Jeden». To. !N u. 3 ra« inaen. >/,8 K., o AS»., Mo. u. Di. 6 u. , S H. mit Pr. >i u. Civil. . Pr.. »/,S S. L. u. F. '/.« ». e )r. 418. To. u. l M. u. deutsche S. S. Di. u. Fr. s Sch. . F. '/.S M. «it Fr. S., « S». b. 7 A. W. M SotteSd. M. M. Go. >/,1v M v. H., 11 Lch , Segensandacht , 9 H. u. Dr., t eder Zeit nach enst. Wochentag» So. ». F. '/,7 « it). '/«? Schul. etedenS-A. So. osenkeanz u. A. ) V.S-'/.S An. 5 gehalten, im ;chul>Segen>M. ,. 8 M. Sdorf.l So. u. im Monat u. in EberSbach. ng-M.. au den nachten, Ostern M. ab., S. «. 8. di» 8 ab., S. Sp. v. u. Pr.. nnerSdorf 8 M. ». u. Pr. 8, V. M. l/,U)0. u. Pr > M. «1t P-., .. D 7 n. ihnftenledr, ». -B-. F'. nachm. '/,5 L.. ». 8 >. u. Pr-, dt» Sonnabend, 2V. Sept. ISIS Fernsprecher 2138S Postscheckkonto Leipzig Nr. 147V7 VezunsPretSr Vierteljährlich in der Geschäftsstelle oder von der Post abgcholt Ausgabe 4 4.05 Ausgabe v 8.7S In Dresden und ganz Deutschland srei Haus Ausgabe 4 4.85 Ausgabe » 4.85 — Die Sächsische Beilszeiluiig erscheint an allen Wochentagen nachmittag?. — Sprechstunde der Redaktion: 14 bis 4L Uhr vormittags. 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Aber die Weltanschauungsprobleme haben deshalb um nichts an Bedeutung verloren, die W e l t- a n schau u n g s k ä m p se gehen weiter, selbst wenn sie im Augenblicke, ober auch nur im Augenblicke nicht so an der Oberfläche sich betvegen, es brodelt und brodelt und eines Tages werden und müssen sie mit elementarer Gewalt wieder Hervorbrechen. Es ist ein gutes Zeichen für den Geist, der im deutschen Katholizismus steckt, daß er sich durch nichts davon abhalten läßt, immer und immer wieder auf die Bedeutung der Weltanschmmngskämpfe hinzmveisen. Bannerträger in diesen Weltanschauungstämpfen brauchen wir so nötig wie das tägliche Brot. Bannerträger waren in Friedenszeiten schon die deutschen Katho likentage gewesen. Ein großer Segen ging von ihnen ans. Zum ersten Allgemeinen deutsch-evangelischen Kir chentag, der kürzlich in Dresden stattfand, schrieb Pastor Schwa rtzko Pff-Wustrau in der „Kreuzzeitung" (Ar. 410) 11. a. folgendes: „Die Katholiken haben schon in ihrer einheitlichen, geschlossenen Hierarchie ein Band der Einheit. Daneben dient der Katholikentag in hohem Maße der Verbindung aller katholischen Elemente. Er ist die Stätte, von der jahraus, jahrein die mannigfachsten Anregnng-en auf die Gesamtheit der katholischen Gemeinden ausgehen. Da neben ist er die wirkungsvollste Demonstration für die Macht und Volkstümlichkeit der römisch-katholischen Kirche und die nachdrücklichste Vertretung der römisch katholischen Interessen in der Oeffentlichkeit. Der evange lischen deutschen Christenheit fehlte ein dem ähnliches Or gan bisher gänzlich." Wir sehen daraus, wie hoch die Bedeutung der deutschen Katholikentage auch in evangelischen Krei sen eingeschätzt wurde und noch wird. Mit dem Ausbruche des Krieges mußten diese gewaltigen Kundgebungen, bei denen sich zu vielen Tausenden die Katholiken des ganzen Reiches znsammsnfanden, leider unterbleiben. So wie die Verhältnisse heute liegen, ist in absehbarer Zeit auch nicht damit zu rechnen, daß ein allgemeiner deutscher Katholiken tag stattfinden kann. Es war daher ein überaus glücklicher Gedanke von dem Zentralkomitee der deutschen Katho likentage, die Abhaltung von Einzeltagungcn anzu- rcgen. Diese Einzelkatholikentage, diese Landes- oder Pro- t'inzialtagungen sollen und müssen nun ebenfalls Ban nerträger werden, müssen zur Stätte gemacht werden, von der — um mit dem Pastor in der „Krenzzeitnng" zu reden — jahraus, jahrein die mannigfachsten Anregungen auf die Gesamtheit der katholischen Gemeinden ausgehen. Ter Gedanke des Zentralkomitees hat bei den deutschen Katholiken lebhaften Unklang gefunden. Ueberall werden unter größter Beteiligung Tagungen abgehalten. Am letz ten Sonntag fand in Krefeld der Niederrhein i sch e Katholikentag statt. Die Blätter berichten, daß am Lastzug mehr als 16 000 Personen teilgenommen haben, l 0 ciiie glänzende Demonstration des katholischen Glau- ! wslrbrn?. Auch die Versammlungen haben alle Erwar tungen übertroffen und die Lektüre der Berichte beweist, daß viele Anregungen gegeben und Wege für den Auf- und Aus bau des Organisationslebens gewiesen wurden. Mit großer Spannung sieht nun das ganze katholische Volk Sachsens dem kommenden Katholikentag in Dresden entgegen. Mer nicht nur in Sachsen, sondern «>ich anderwärts. Eine Reihe von Zuschriften aus dem Reiche beweist das. So schreibt uns ein Geistlichr aus dem Westen folgendes: „Der Mut, in säMischen Landen mm auch einen ersten Sächsischen Katholikentag zu veran stalten, hat hier am Rhein h ohe* B ew u nd e r u n g geweckt und wird gewiß der Diaspora viele neue Freunde tverhen. Glück auf und Gottes Segen I" Wir zlveifeln kei- vcn Augenblick, daß auch der Sächsische ^Katholikentag Ban nerträger für unsere Sache werden wird. Zu den Bannerträgern für die katholische Sache ge- ! hört gber auch die katholische Press«. Sie steht auf ragendem Posten und ist daher in erster Linie dem Llampf- actümmel ausgesetzt. Sie kann deshalb diesen Posten nur halten, wenn sie im katholischen Volke die nötige Unter stützung findet. Der Freund vom Rhein, von dem wir eben sprachen, äußert sich in seinem Schreiben auch über die katholische Presse. Er, der selbst einst in Sachsen gewirkt hat, sagt dazu folgendes: „Mögen die Katholiken in Sach sen stets treuer und geschlossener zu diesem ihrem auf der Wacht stehenden einsamen Vorposten halten und damit in einem Punkte die Kräfte sammeln, die nottnn, um dem wildbrandenden roten Ansturm siegesfest zu begegnen." Wir haben bereits am letzten Sonnabend in unserem Opferartikel das Nötige zu diesem .Kapitel gesagt. Viele Zuschriften haben sich zu diesen Darlegungen erfreulicher weise zustimmend geäußert. Sie waren alle ans einen durchaus optimistisckwn Ton gestimmt. Möge sich dieser Optimismus rechtfertigen! Wenn das aber der Fall sein soll, dann muß überall von der Theorie zur Praxis geschrit ten werden. Wenn die katholische Presse Bannerträger für die katholische Sache sein soll und sein muß, dann müssen auch die Katholiken Bannerträger für die katholische Presse, in diesen: Falle also für die „Sächsische Volkszei- tnng" sein. Es läßt sich noch viel, sehr viel auf diesem Gebiete im großen und im kleinen tun. Möge nie mand die Zeichen der Zeit verkennen und keiner wegen der nicht vermeidbaren Abonnementspreiserhöhring das Ban ner verlassen. Im Gegenteil! Jeder, der die Zeitung noch nicht oder das Abonnement noch nicht erneuert hat. aber die heutige Nummer zu Gesicht bekommt, nehme den Abonnementszettel, der sich in der Ausgabe be findet, schneide ihn aus, unterschreibe ihn und übergebe ihn der Post oder dem Briefträger. Und wer das Abonnement schon erneuert hat oder die Zeitung direkt von der Geschäfts stelle erhält, der werbe mit dem Zettel bei seinen Be kannten und Freunden für die „Sächsische Volkszeitung". Wir sind unermüdlich bestrebt, das Organ der Katho- liken Sachsens anszu bauen. Wir beabsichtigen, um allen Interessen gerecht zu werden, inr Laufe des kommen den Quartals allmonatlich eine eigene Frauenbeilage und eine besondere L i t e rat n rb e i l ag e heranszugeben, falls das die Papierverhältnisse nur irgendwie gestat ten. Aber wir möchten doch nicht verfehlen, nochmals zu be tonen, daß das Interesse der Katholiken Sachsens für ihr Blatt sich nicht nur auf das Abonnement erstrecken darf, sondern daß nach Kräften auch der katholische Preß- verein und die Saxonia-Buchdruckerei geför dert werden müssen. Auch die Katholiken, die am nächsten Sonntag nicht nach Dresden kommen können, werden sicher im Geiste bei der Tagung weilen. Sie alle werden von dem Gedanken er füllt sein, daß heute jeder katholische Mann und jede katho lische Frau an der Front stehen und sich um das heilige Banner der katholischen Kirche in diesem Welt- anschauungskaiiipfe scharen müssen. Dann wird auch in Sachsen der Unglaube ans einen unüberwindlichen Wall stoßen. Inst. Guillsttne Der Münchner Geiselmord hat seine Sühne gefunden. Entsetzliche Bilder haben sich in den zwölf Tagen der Verhandlungen vor dem Volksgericht in München abgespielt. Der Papiermangel, unter den: auch heute ans Grund der Weisheit der immer noch bestehenden Kriegswirtschaftsstelle ein Teil der Presse noch zu leiden hat, ließ eine ausführliöh Bericksterstattnng nicht z». Tie Szenen, die sich einst in München abgespielt haben und die jetzt vor dem Volksgericht in unglaublicher Ausführlichkeit noch einmal abgerollt wurden, waren jedoch so abschreckend, daß kein Leser etwas versäumt hat, nachdem wir ja seiner Zeit sclroir eingehend über den Geiselmord selbst berichtet haben. 1013 schrieb anläßlich der Jahrhundertfeier der Be freiungskriege Gerhardt Hanptmann für die Breslauer Jahrhrrnderthalle ein Festspiel, das mit Recht und aus verschiedensten Gründen sehr viel angegriffen wurde. Ein Szen« gab auch ein Bild von der großen Revolution in Frankreich. ?l^ da in dem Theater der 10 000 in einer der Wirklichkeit tatsächlich nachgelanschtcn Weise Hunderte und Merhnnderte von Jakobinern durch die Halle rasten, das Fallbeil anfrichteken und den Hexensabbat der Revoln- tion aufführten, glaubte man Geschichte zu sehen und hielt eine Wiederholung in dem soviel gepriesenen Jahrhundert der Kultur für eine Unviöglichkeit. Nachdem uns nun ein Krieg, ein Morden, wie es die Weltgoschiclste noch niemals gesehen, nicht erspart geblieben ist, wurden Nur auch von der Revolution heimgesucht. Ihr fast unblutiger Verlauf am Anfang hat uns nicht Heimsuchungen erspart, di« sich mit der französischen Revolution leider in hohem Maße vergleichen lassen. Wir erinnern an die blutigen Kämpfe in Berlin, an die bestialische Dresdner Tat vom 12. April und an die schrecklichen Vorkommnisse in München. Das Schlimmste aber von allem mir der Geiselmord in Münchn. Tie Räterevnblik in München bestand in einer Schreckensherrschaft sondergleichen. Gewiß, man hat inr Jahre 1910 keine Guillotine mehr ausgeriästet — dafür hat inan die Opfer im Keller schmachten lassen und dann an die Wand gestellt und erschossen. Tie Leute, die da in der schrecklichen Zeit in München „regiert" haben, waren so wohl Phantasten, aber perverse Phantasten, als auch vor züglich Verbrecher, die, auch von ihrem Standpunkte aus gesehen, ganz unschuldige Opfer in den Keller geworfen, dann, als sie ihre Herrschaft bedroht sähen, erschossen und schließlich noch ansgeranbt haben. Es sträubt sich die Feder, Einzelheiten der Taten dieser Unmenschen niederzuschreiben. Die unfaiibersten Elemente haben eine der größten Städte Deutschlands terrorisiert, geführt von einigen russisch» Bolschewisten, die sich znm größten Teil noch rechtzeitig aus dem Staub gemacht haben. Das ist ja überhaupt das Bezeichnende an diesen Leuten, daß Tapferkeit ihr schwäch ster Teil ist und daß sie, für die Grit und Blut anderer Heknba ist, eifrigst besorgt sind, möglichst ihre höchsteigene Person in Sicherheit zu bringen. Und auch die Angeklagten im Münchner Geiselmordprozeß haben eine sehr klägliche Nolle gespielt. Sie, die kaltlächelnd ihre Opfer an dre Wand stellten, haben vor dein Volksgericht geweint und ge zittert und sich gegenseitig die Schuld zngeschoben. Die Münchner Vorgänge schreien geradezu znni Him mel, und mit allein Recht verlangt das Enrpfinden jedes normal denkenden Menschen nach Sühne für diese grauen volle Tat, die gezeigt hat. zu welclM Zuständen der Sozia lismus nni> die Revolution führen, wenn sie zu Ende ge dacht tverden. Selbst der „Vorwärts " schreibt: „Das Schuldurteil gegen die Münchner Geiselmördcr besteht zu recht. Ihre Tat, ihr Treiben ist vor den Augen aller an ständig Denkenden — gleich welcher Partei — gerichtet." Aber derselbe „Vorwärts" spricht in derselben Nummer und im nämlichen Artikel den Wunsch ans, „daß das sechs fach Todesurteil gegen die Houptangeklagtcn nicht voll zogen werde." Merkt das Blatt nicht, wie cS sich selbst widerspricht? Es begründet seine .Haltung mit der prin zipiellen Gegnerschaft der Todesstrafe. Wir wollen selbst verständlich heute nicht in eine Erörterung über die Frage der Abschaffung der Todesstrafe eintreten. Aber wenn dem Wunsche des „Vonrstrts" in diesem Falle e-ftsprochn wor den tvärc, — inzwischen ist ja das Urteil bereits vollstreckt worden — so wäre das sicher bis sehr weit in die sozial demokratischen Kreise hinein einfach nicht verstanden wor den. Der „Vortvärts" schlägt sich übrigens mit seinen eigenen Waffen. Er erinnert dam», daß seinerzeit di«; Berliner Arbeiterschaft wegen der Erschießung Levinös in einen Proteststreik eiiigetreten sei. Gestern nun muß das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bekennen: /.Hätte die Berliner Arbeiterschaft damals ge wußt, daß Lcvinä selber ein Mann war, der kaltblütig lächelnd über die Leichen seiner Mitmenschen hinwegschritt, sie hätte die Kunde von seiner Erschießung mit weit weni ger Erregung ausgenommen und wobl schwerlich für diesen Mann gestreift." Tie Erkenntnis kommt recht spät, denn daß Vorgänge, wie die Geiselerfchictznng, ein Produkt der Nätediktatnr und des Näteterrors nach russisch - bolsche wistischem Muster sind, wußte man gemeinhin doch schon vor dem Geiselmordprozeß. Jedenfalls sollte die Sozialdemokratie endlich einmal auch zu der Erkenntnis kommen, daß all diese Er- scheinnngen Ausflüsse einer jahrzehntelan gen Auspeitschung der Volksleidenschaften sind, die nun in ihren letzten Konsequenzen ihre Orgien feiern und auch heute noch von unabhängigen Blättern be schönigt und von kommunistischen Organen direkt in Schutz genommen werben. Mit Schrecken und Abscheu in gleichem Maße wendet man sich von. dem I a l l b'e i l p r i n z i p der Münchner Nätediktatnr. Der „Vorwärts" meint, die organisierte so zialdemokratische Arbeiterschaft kämpfe „nicht niit den: Rüst zeug der Barbaren, sie vertrant ans bes Geistes Macht und des Rechts Panier". Das sind fahr scljöne Worte, aber weiter nichts. Mit diesen Worten allein ist nichts anzil- fangen. Gewiß, die alte Sozialdemokratie will keine Guillotine ckiifstellen, um Menschen körperlich zu mor den. Sie steht aber — wenn sie die Macht hat — zum mindesten nicht davon ab, eine geistige